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Der Skandal um die Jenaer Christnachttragödie von 1715, bei der zwei Schatzsucher und zwei Totenwächter ums Leben kamen, markiert die ersten Regungen der Frühaufklärung, die sich gegen den alten Dämonen- und Hexenglauben wandte.<ref name="Dillinger2011" />
 
Der Skandal um die Jenaer Christnachttragödie von 1715, bei der zwei Schatzsucher und zwei Totenwächter ums Leben kamen, markiert die ersten Regungen der Frühaufklärung, die sich gegen den alten Dämonen- und Hexenglauben wandte.<ref name="Dillinger2011" />
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=== Schatzzauber und Schatzsagen ===
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== Schatzzauber und Schatzsagen ==
 
Schätze spielen schon in der altnordischen Literatur und in der mittelalterlichen Heldenepik eine wichtige Rolle, wie der Drachenhort im Beowulf oder der Nibelungenhort in der Völsunga saga und im Nibelungenlied. Manche Sagas beschreiben die Plünderung von Hügelgräbern. Bei diesen Schätzen handelt es sich um fluchbeladene magisch-mythische Objekte und die „Suche“ nach ihnen besteht nur darin, den bereits bekannten Schatzhüter zu überwinden. Diese sind ebenfalls magisch-mythische Wesen, wie Zwerge oder Drachen, zuweilen der verstorbene Eigentümer, ein Draugr. Die erste literarische Figur, die den Hort, anders als die vorherigen Besitzer, nicht mehr als rein magisches Objekt betrachtet, sondern ganz „modern“ als eine bloße Ansammlung von Wertgegenständen, mit denen man sich Macht erkaufen kann, statt sie nur symbolisch zu repräsentieren, ist Kriemhild.
 
Schätze spielen schon in der altnordischen Literatur und in der mittelalterlichen Heldenepik eine wichtige Rolle, wie der Drachenhort im Beowulf oder der Nibelungenhort in der Völsunga saga und im Nibelungenlied. Manche Sagas beschreiben die Plünderung von Hügelgräbern. Bei diesen Schätzen handelt es sich um fluchbeladene magisch-mythische Objekte und die „Suche“ nach ihnen besteht nur darin, den bereits bekannten Schatzhüter zu überwinden. Diese sind ebenfalls magisch-mythische Wesen, wie Zwerge oder Drachen, zuweilen der verstorbene Eigentümer, ein Draugr. Die erste literarische Figur, die den Hort, anders als die vorherigen Besitzer, nicht mehr als rein magisches Objekt betrachtet, sondern ganz „modern“ als eine bloße Ansammlung von Wertgegenständen, mit denen man sich Macht erkaufen kann, statt sie nur symbolisch zu repräsentieren, ist Kriemhild.
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Die Faszination der Schatzsuche, die sich in dem umfangreichen Sagenmaterial spiegelt, kann nicht durch verstärkte Funde in der frühen Neuzeit erklärt werden. Schatzfunde waren zu allen Zeiten sehr selten. Der Kulturhistoriker Johannes Dillinger erklärt sie mit dem ''Limited-Good''-Modell des Ethnologen Robert Redfield: Die damalige, noch weitgehend agrarische Ständegesellschaft habe sich so verhalten, als ob alle Güter nur in einer begrenzten, nie zu steigernden Menge zur Verfügung stünden. Die Wirtschaft wurde wie ein Nullsummenspiel betrachtet: des einen Gewinn ist des anderen Verlust. Ein Schatzfund stellte aber, wie der Gewinn in der Lotterie, keinen Schaden für andere dar und wurde daher nicht als Bedrohung des gesellschaftlichen Gleichgewichts empfunden.<ref name="Dillinger2011" />
 
Die Faszination der Schatzsuche, die sich in dem umfangreichen Sagenmaterial spiegelt, kann nicht durch verstärkte Funde in der frühen Neuzeit erklärt werden. Schatzfunde waren zu allen Zeiten sehr selten. Der Kulturhistoriker Johannes Dillinger erklärt sie mit dem ''Limited-Good''-Modell des Ethnologen Robert Redfield: Die damalige, noch weitgehend agrarische Ständegesellschaft habe sich so verhalten, als ob alle Güter nur in einer begrenzten, nie zu steigernden Menge zur Verfügung stünden. Die Wirtschaft wurde wie ein Nullsummenspiel betrachtet: des einen Gewinn ist des anderen Verlust. Ein Schatzfund stellte aber, wie der Gewinn in der Lotterie, keinen Schaden für andere dar und wurde daher nicht als Bedrohung des gesellschaftlichen Gleichgewichts empfunden.<ref name="Dillinger2011" />
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=== Schatzgräberprozesse ===
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== Schatzgräberprozesse ==
 
Anders als [[Hexe]]rei war die Schatzsucherei kein völlig imaginäres Phänomen. Während niemals eine Frau wirklich auf einem Besen zum Hexensabbat geritten ist, hat es durchaus Menschen gegeben, die zur Erlangung von Schätzen vermeintlich magische Praktiken angewandt haben. Während sich mit vorgeblichen Hexen aber ganze Zweige der Theologie und Jurisprudenz befassten, interessierten sich die Gelehrten der Frühen Neuzeit nur wenig für Schatzsucher. Wenn ein Fall von unlizenzierter Schatzsucherei zur Anklage kam, gab es für die Behörden drei mögliche Vorgehensweisen:
 
Anders als [[Hexe]]rei war die Schatzsucherei kein völlig imaginäres Phänomen. Während niemals eine Frau wirklich auf einem Besen zum Hexensabbat geritten ist, hat es durchaus Menschen gegeben, die zur Erlangung von Schätzen vermeintlich magische Praktiken angewandt haben. Während sich mit vorgeblichen Hexen aber ganze Zweige der Theologie und Jurisprudenz befassten, interessierten sich die Gelehrten der Frühen Neuzeit nur wenig für Schatzsucher. Wenn ein Fall von unlizenzierter Schatzsucherei zur Anklage kam, gab es für die Behörden drei mögliche Vorgehensweisen:
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Die Wünschelrute wandelte sich vom Zauberstab zu einem pseudo-technischen Instrument. Ihre Benutzung setzt aber immer noch eine besondere persönliche Begabung voraus („Strahlenfühligkeit“). Kommerzielle Unternehmen bieten die Dienstleistungen von Rutengängern zur Auffindung von Wasser, Erzadern und Erdöl an. 1911 wurde in Deutschland der ''Verband zur Klärung der Wünschelrutenfrage'' gegründet. Anders als der Name nahelegt, handelte es sich dabei um einen Lobby-Verband von Rutengängern. Vor dem Ersten Weltkrieg bot sich der Verband an, für die Regierung in den Wüsten Deutsch-Südwestafrikas nach Wasser zu suchen, während des Krieges nach „verborgenen Hartgeldvorräten“ in der Heimat. Auch im Zweiten Weltkrieg stellten Rutengänger ihre vermeintlichen Künste in den Dienst des Reiches. Die Forschungsgemeinschaft Deutsches Ahnenerbe trainierte Mitarbeiter zur Suche von Wasser auf dem Balkan, aber auch zur Suche nach Sprengstoff. Der der Esoterik zugeneigte Heinrich Himmler entsandte Rutengänger für die Suche nach Eisenlagerstätten, aber vor allem nach dem Ursprung des Rheingolds.<ref name="Dillinger2011" />
 
Die Wünschelrute wandelte sich vom Zauberstab zu einem pseudo-technischen Instrument. Ihre Benutzung setzt aber immer noch eine besondere persönliche Begabung voraus („Strahlenfühligkeit“). Kommerzielle Unternehmen bieten die Dienstleistungen von Rutengängern zur Auffindung von Wasser, Erzadern und Erdöl an. 1911 wurde in Deutschland der ''Verband zur Klärung der Wünschelrutenfrage'' gegründet. Anders als der Name nahelegt, handelte es sich dabei um einen Lobby-Verband von Rutengängern. Vor dem Ersten Weltkrieg bot sich der Verband an, für die Regierung in den Wüsten Deutsch-Südwestafrikas nach Wasser zu suchen, während des Krieges nach „verborgenen Hartgeldvorräten“ in der Heimat. Auch im Zweiten Weltkrieg stellten Rutengänger ihre vermeintlichen Künste in den Dienst des Reiches. Die Forschungsgemeinschaft Deutsches Ahnenerbe trainierte Mitarbeiter zur Suche von Wasser auf dem Balkan, aber auch zur Suche nach Sprengstoff. Der der Esoterik zugeneigte Heinrich Himmler entsandte Rutengänger für die Suche nach Eisenlagerstätten, aber vor allem nach dem Ursprung des Rheingolds.<ref name="Dillinger2011" />
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=== Wandel der Schatzsuche in der Neuen Welt ===
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== Wandel der Schatzsuche in der Neuen Welt ==
 
Nord- und mitteleuropäische Siedler nahmen ihren Schatzglauben mit nach Amerika. So arbeitete Joseph Smith, der Begründer der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, wie seine Eltern vor ihm, schon als Kind gelegentlich als Schatzsucher. Hierbei bediente er sich zweier „Peepstones“ („Gucksteine“) in seinem Hut. Sobald er hineinschaute, behauptete er, verborgene Schätze sehen zu können.<ref>D. Michael Quinn: ''Early Mormonism and the Magic World View.'' 2. Auflage. Signature Books, Salt Lake City 1998, ISBN 1-56085-089-2, S. 43–44, 136.</ref> Die von Smith beschriebene Auffindung und Entzifferung des Buches Mormon weist ebenfalls deutliche Anklänge an alte Schatzsuchergeschichten auf: Das Buch ist auf massiven goldenen Tafeln geschrieben, stellt also einen großen materiellen Wert dar. Seine Lage wird ihm von einem Geistwesen namens Moroni offenbart, wie in den Reliquien- und Schatzsagen, entweder ein Engel oder ein Totengeist. Die ''Peepstones'' benutzt er in diesem Zusammenhang aber nicht mehr als mantisches Hilfsmittel, um das Buch zu lokalisieren, sondern um den Text zu übersetzen. Der eigentliche Schatz ist also nicht mehr das Gold (das Moroni auch Stück für Stück wieder an sich nimmt), sondern die neue Lehre. Smiths Zeitgenossen standen dieser Darstellung größtenteils sehr skeptisch gegenüber und frühe Missionare der neuen Kirche bemühten sich deshalb, Smith eher wie einen Archäologen und Sprachforscher erscheinen zu lassen, statt wie einen Schatzmagier.
 
Nord- und mitteleuropäische Siedler nahmen ihren Schatzglauben mit nach Amerika. So arbeitete Joseph Smith, der Begründer der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, wie seine Eltern vor ihm, schon als Kind gelegentlich als Schatzsucher. Hierbei bediente er sich zweier „Peepstones“ („Gucksteine“) in seinem Hut. Sobald er hineinschaute, behauptete er, verborgene Schätze sehen zu können.<ref>D. Michael Quinn: ''Early Mormonism and the Magic World View.'' 2. Auflage. Signature Books, Salt Lake City 1998, ISBN 1-56085-089-2, S. 43–44, 136.</ref> Die von Smith beschriebene Auffindung und Entzifferung des Buches Mormon weist ebenfalls deutliche Anklänge an alte Schatzsuchergeschichten auf: Das Buch ist auf massiven goldenen Tafeln geschrieben, stellt also einen großen materiellen Wert dar. Seine Lage wird ihm von einem Geistwesen namens Moroni offenbart, wie in den Reliquien- und Schatzsagen, entweder ein Engel oder ein Totengeist. Die ''Peepstones'' benutzt er in diesem Zusammenhang aber nicht mehr als mantisches Hilfsmittel, um das Buch zu lokalisieren, sondern um den Text zu übersetzen. Der eigentliche Schatz ist also nicht mehr das Gold (das Moroni auch Stück für Stück wieder an sich nimmt), sondern die neue Lehre. Smiths Zeitgenossen standen dieser Darstellung größtenteils sehr skeptisch gegenüber und frühe Missionare der neuen Kirche bemühten sich deshalb, Smith eher wie einen Archäologen und Sprachforscher erscheinen zu lassen, statt wie einen Schatzmagier.
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Den Wandel in der Wahrnehmung der Schatzsuche seit der Frühen Neuzeit führt Dillinger auf den gleichzeitigen Wandel der herrschenden wirtschaftlichen Bedingungen zurück. In der modernen Gesellschaft gilt der Wettbewerb und die Konkurrenz nicht mehr als schädlich, sondern ganz im Gegenteil, als Pflicht. Während die Schatzsuche früher auf der Hoffnung beruhte, zu Wohlstand zu kommen, ohne die Nachbarn vor den Kopf zu stoßen, verspricht sie heute den Ausweg aus den Zwängen der kapitalistischen Leistungsgesellschaft.<ref name="Dillinger2011" />
 
Den Wandel in der Wahrnehmung der Schatzsuche seit der Frühen Neuzeit führt Dillinger auf den gleichzeitigen Wandel der herrschenden wirtschaftlichen Bedingungen zurück. In der modernen Gesellschaft gilt der Wettbewerb und die Konkurrenz nicht mehr als schädlich, sondern ganz im Gegenteil, als Pflicht. Während die Schatzsuche früher auf der Hoffnung beruhte, zu Wohlstand zu kommen, ohne die Nachbarn vor den Kopf zu stoßen, verspricht sie heute den Ausweg aus den Zwängen der kapitalistischen Leistungsgesellschaft.<ref name="Dillinger2011" />
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=== Sondengänger ===
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== Sondengänger ==
 
{{Hauptartikel|Sondengänger}}
 
{{Hauptartikel|Sondengänger}}
 
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[[Datei:Schatzsucher juergen.jpg|mini|Moderner Schatzsucher - ein Sondengänger]]
 
Sondengänger suchen mit einem [[Metalldetektor]] gezielt nach metallischen Gegenständen im Boden, im militärischen Bereich nach Minen und Munition, im zivilen Bereich nach verlorenen Wertsachen, wie Antiquitäten.<ref name="DO">DIGS-Online: [http://www.digs-online.de/ Deutsche Interessengemeinschaft der Sondengänger]</ref> Sie können sowohl auf eigene Rechnung, als auch im Auftrag von Behörden oder Privatleuten arbeiten. Zu ihren Tätigkeiten gehört neben der Schatzsuche (auch unter Wasser) die Bergung von gefallenen Soldaten (anhand der Erkennungsmarke) und Militaria, die Suche nach Nuggets in Seifenlagerstätten oder nach Meteoriten oder von Strandgut.
 
Sondengänger suchen mit einem [[Metalldetektor]] gezielt nach metallischen Gegenständen im Boden, im militärischen Bereich nach Minen und Munition, im zivilen Bereich nach verlorenen Wertsachen, wie Antiquitäten.<ref name="DO">DIGS-Online: [http://www.digs-online.de/ Deutsche Interessengemeinschaft der Sondengänger]</ref> Sie können sowohl auf eigene Rechnung, als auch im Auftrag von Behörden oder Privatleuten arbeiten. Zu ihren Tätigkeiten gehört neben der Schatzsuche (auch unter Wasser) die Bergung von gefallenen Soldaten (anhand der Erkennungsmarke) und Militaria, die Suche nach Nuggets in Seifenlagerstätten oder nach Meteoriten oder von Strandgut.
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Amtsarchäologen kritisieren besonders die oft mangelhafte Dokumentation der Funde durch sogenannte [[Raubgrabung|Raubgräber]], die vorrangig am Verkauf von Antiquitäten interessiert seien, oder an ihrer privaten Sammlung, und nicht an der historischen Forschung. Durch die Zerstörung der Fundsituation werde das historische Verständnis der Funde zusätzlich erschwert. Sondengänger mit einer Genehmigung können hingegen durch die Meldung von unbekannten Bodendenkmalen und das Erbringen neuer Erkenntnisse zu bekannten Bodendenkmalen wertvolle ehrenamtliche Arbeit in der Denkmalpflege leisten. Andererseits gibt es Sondengänger, die ihre Funde ungemeldet hauptsächlich über den Internethandel vermarkten und damit zur Antikenhehlerei beitragen. Der bislang bekannteste Fall von Raubgräberei mit Hilfe von Metalldetektoren ist jener der Himmelsscheibe von Nebra.
 
Amtsarchäologen kritisieren besonders die oft mangelhafte Dokumentation der Funde durch sogenannte [[Raubgrabung|Raubgräber]], die vorrangig am Verkauf von Antiquitäten interessiert seien, oder an ihrer privaten Sammlung, und nicht an der historischen Forschung. Durch die Zerstörung der Fundsituation werde das historische Verständnis der Funde zusätzlich erschwert. Sondengänger mit einer Genehmigung können hingegen durch die Meldung von unbekannten Bodendenkmalen und das Erbringen neuer Erkenntnisse zu bekannten Bodendenkmalen wertvolle ehrenamtliche Arbeit in der Denkmalpflege leisten. Andererseits gibt es Sondengänger, die ihre Funde ungemeldet hauptsächlich über den Internethandel vermarkten und damit zur Antikenhehlerei beitragen. Der bislang bekannteste Fall von Raubgräberei mit Hilfe von Metalldetektoren ist jener der Himmelsscheibe von Nebra.
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=== Schatzsuche als Freizeitbeschäftigung ===
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== Schatzsuche als Freizeitbeschäftigung ==
 
Auch wenn gelegentlich noch größere archäologische Funde von Sondengängern gemacht werden, wie 2009 der Schatz von Staffordshire,<ref>[http://www.dailymail.co.uk/sciencetech/article-1215723/Staffordshire-hoard-Amateur-treasure-hunter-finds-Britains-biggest-haul-Anglo-Saxon-gold.html ''The field of gold: How jobless treasure hunter unearthed greatest ever haul of Saxon artefacts with £2.50 metal detector''] [[Daily Mail]] vom 27. September 2009.</ref> so betreiben die meisten von ihnen die „Schatzsuche“ nicht aus Gewinnstreben, sondern als gleichermaßen spannenden, wie entspannenden Natursport.
 
Auch wenn gelegentlich noch größere archäologische Funde von Sondengängern gemacht werden, wie 2009 der Schatz von Staffordshire,<ref>[http://www.dailymail.co.uk/sciencetech/article-1215723/Staffordshire-hoard-Amateur-treasure-hunter-finds-Britains-biggest-haul-Anglo-Saxon-gold.html ''The field of gold: How jobless treasure hunter unearthed greatest ever haul of Saxon artefacts with £2.50 metal detector''] [[Daily Mail]] vom 27. September 2009.</ref> so betreiben die meisten von ihnen die „Schatzsuche“ nicht aus Gewinnstreben, sondern als gleichermaßen spannenden, wie entspannenden Natursport.
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Beim Geocaching, einer elektronischen Form der Schnitzeljagd, ist das Profitinteresse völlig geschwunden. Die versteckten Gegenstände sind selbst materiell weitgehend wertlos. Dieses Hobby pflegen größtenteils technikaffine Männer in gesicherten Verhältnissen, die oft zusammen mit ihrer Familie und Freunden Ausflüge zu landschaftlichen Sehenswürdigkeiten unternehmen.<ref>Daniel Telaar: ''Geocaching – Eine kontextuelle Untersuchung der deutschsprachigen Geocaching-Community.'' Diplomarbeit, [[Westfälische Wilhelms-Universität]] zu Münster, 2007. ([http://da-geocaching.dtelaar.de/ PDF-Datei])</ref> Von der „Schatzsuche“ ist nur noch der Aspekt der Suche geblieben, die kleine Flucht aus dem Alltag.<ref name="Dillinger2011" />
 
Beim Geocaching, einer elektronischen Form der Schnitzeljagd, ist das Profitinteresse völlig geschwunden. Die versteckten Gegenstände sind selbst materiell weitgehend wertlos. Dieses Hobby pflegen größtenteils technikaffine Männer in gesicherten Verhältnissen, die oft zusammen mit ihrer Familie und Freunden Ausflüge zu landschaftlichen Sehenswürdigkeiten unternehmen.<ref>Daniel Telaar: ''Geocaching – Eine kontextuelle Untersuchung der deutschsprachigen Geocaching-Community.'' Diplomarbeit, [[Westfälische Wilhelms-Universität]] zu Münster, 2007. ([http://da-geocaching.dtelaar.de/ PDF-Datei])</ref> Von der „Schatzsuche“ ist nur noch der Aspekt der Suche geblieben, die kleine Flucht aus dem Alltag.<ref name="Dillinger2011" />
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=== Kommerzielle Schatzsuche ===
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== Kommerzielle Schatzsuche ==
 
Verbesserte Ortungsverfahren und neuartige Bergungstechniken haben dazu geführt, dass bisher unentdeckte Schätze, insbesondere auf See, geborgen werden können. Professionelle Schatzsucher arbeiten systematisch an der Ortung und Bergung derartiger Schätze.
 
Verbesserte Ortungsverfahren und neuartige Bergungstechniken haben dazu geführt, dass bisher unentdeckte Schätze, insbesondere auf See, geborgen werden können. Professionelle Schatzsucher arbeiten systematisch an der Ortung und Bergung derartiger Schätze.
    
Für die Wissenschaft der Archäologie stellen Schatzsucher ein enormes Problem dar, da sie in der Regel am materiellen Wert interessiert sind und die Spurensicherung am Fundort zunichtemachen. Schatzsucher vernichten damit in hohem Grade historisches Wissen.
 
Für die Wissenschaft der Archäologie stellen Schatzsucher ein enormes Problem dar, da sie in der Regel am materiellen Wert interessiert sind und die Spurensicherung am Fundort zunichtemachen. Schatzsucher vernichten damit in hohem Grade historisches Wissen.
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==== Rechtsfragen ====
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== Rechtsfragen ==
 
Dabei sind meist mehrere Staaten involviert (Land des Bergungsunternehmens, Land des versunkenen Schiffs und ggf. Staat, zu dem das Bergungsgebiet gehört), so dass es zu kollidierenden Rechtssystemen kommen kann. Bei Funden auf hoher See sind Seerecht und Internationales Privatrecht anzuwenden. Im Seerecht gibt es eine „Doktrin staatlicher Immunität“, wonach bei Schiffen in Dienst auf nichtkommerziellen Fahrten deren Wracks im Eigentum der Länder bleiben, die ihnen den Auftrag erteilt hatten. Das internationale Privatrecht wird anwendbar, wenn Schätze außerhalb der 12-Meilen-Zone von einer Küste entfernt liegen. Auch ein UNESCO-Abkommen regelt, dass Schiffswracks unabhängig vom Fundort dem Herkunftsland der Schiffe gehören.
 
Dabei sind meist mehrere Staaten involviert (Land des Bergungsunternehmens, Land des versunkenen Schiffs und ggf. Staat, zu dem das Bergungsgebiet gehört), so dass es zu kollidierenden Rechtssystemen kommen kann. Bei Funden auf hoher See sind Seerecht und Internationales Privatrecht anzuwenden. Im Seerecht gibt es eine „Doktrin staatlicher Immunität“, wonach bei Schiffen in Dienst auf nichtkommerziellen Fahrten deren Wracks im Eigentum der Länder bleiben, die ihnen den Auftrag erteilt hatten. Das internationale Privatrecht wird anwendbar, wenn Schätze außerhalb der 12-Meilen-Zone von einer Küste entfernt liegen. Auch ein UNESCO-Abkommen regelt, dass Schiffswracks unabhängig vom Fundort dem Herkunftsland der Schiffe gehören.
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==== Spektakuläre Einzelfälle ====
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== Spektakuläre Einzelfälle ==
 
Im Mai 2007 fanden professionelle Schatzsucher des amerikanischen Unternehmens ''Odyssey Marine Exploration''<ref>weltweit führend in Tiefseebergungen</ref> im Atlantik einen Schatz von 17 Tonnen Gewicht, der sich auf der am 5. Oktober 1804 von der britischen Marine versenkten spanischen Fregatte ''Nuestra Señora de las Mercedes'' befand. Das Wrack lag in 518 Metern Tiefe, beinhaltete einen Schatz mit einem Wert von 500 Millionen US-$ und gehörte nach internationalem Recht Spanien, so hatte als letzte Instanz im Februar 2012 ein US-Berufungsgericht entschieden.<ref>[http://news.discovery.com/history/archaeology/black-swan-treasure-122402.htm News Discovery vom ''Black Swan Shipwreck Ordeal Comes to an End''] 24. Februar 2012.</ref> ''Odyssey Marine Exploration'' hatte 2,6 Millionen US-$ für die Bergung ausgegeben; die spanische Küstenwache hatte am 12. Juli 2007 deren Schiff ''Ocean Alert'' beschlagnahmt.
 
Im Mai 2007 fanden professionelle Schatzsucher des amerikanischen Unternehmens ''Odyssey Marine Exploration''<ref>weltweit führend in Tiefseebergungen</ref> im Atlantik einen Schatz von 17 Tonnen Gewicht, der sich auf der am 5. Oktober 1804 von der britischen Marine versenkten spanischen Fregatte ''Nuestra Señora de las Mercedes'' befand. Das Wrack lag in 518 Metern Tiefe, beinhaltete einen Schatz mit einem Wert von 500 Millionen US-$ und gehörte nach internationalem Recht Spanien, so hatte als letzte Instanz im Februar 2012 ein US-Berufungsgericht entschieden.<ref>[http://news.discovery.com/history/archaeology/black-swan-treasure-122402.htm News Discovery vom ''Black Swan Shipwreck Ordeal Comes to an End''] 24. Februar 2012.</ref> ''Odyssey Marine Exploration'' hatte 2,6 Millionen US-$ für die Bergung ausgegeben; die spanische Küstenwache hatte am 12. Juli 2007 deren Schiff ''Ocean Alert'' beschlagnahmt.
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Der ''High Court'' von Singapur hatte am 24. Oktober 1974 den Fall des deutschen U-Boots U 859 zu entscheiden, das am 23. September 1944 in der Straße von Malakka durch ein britisches U-Boot versenkt worden war. Er kam zu dem Ergebnis, dass die Bundesrepublik Deutschland Eigentümerin des U-Boots und dessen wertvoller Ladung (mehrere Tonnen Quecksilber) sei.<ref>[http://www.zaoerv.de/35_1975/35_1975_2_t_364_374.pdf Georg Ress: ''Die Bergung kriegsversenkter Schiffe im Lichte der Rechtslage Deutschlands'', Bemerkungen zu einem Urteil des High Court von Singapur vom 24. Oktober 1974, S. 372 f.] (PDF; 1,1&nbsp;MB)</ref>
 
Der ''High Court'' von Singapur hatte am 24. Oktober 1974 den Fall des deutschen U-Boots U 859 zu entscheiden, das am 23. September 1944 in der Straße von Malakka durch ein britisches U-Boot versenkt worden war. Er kam zu dem Ergebnis, dass die Bundesrepublik Deutschland Eigentümerin des U-Boots und dessen wertvoller Ladung (mehrere Tonnen Quecksilber) sei.<ref>[http://www.zaoerv.de/35_1975/35_1975_2_t_364_374.pdf Georg Ress: ''Die Bergung kriegsversenkter Schiffe im Lichte der Rechtslage Deutschlands'', Bemerkungen zu einem Urteil des High Court von Singapur vom 24. Oktober 1974, S. 372 f.] (PDF; 1,1&nbsp;MB)</ref>
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=== Schatzsuche in der Literatur ===
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== Schatzsuche in der Literatur ==
 
Die Suche nach Schätzen fand immer wieder Eingang in die Literatur, besonders in die Abenteuerliteratur. In orientalischen Abenteuermärchen ist das Motiv der Schatzsuche häufig zu finden, so in den Erzählungen über Aladin, Ali Baba und Sindbad. Johann Wolfgang von Goethe griff das Thema in seiner Ballade ''Der Schatzgräber'' (1797) auf. In zahlreichen Schauerromanen wie ''Der Mönch'' von Matthew Gregory Lewis (1796) und ''Melmoth der Wanderer'' (1820) von Charles Robert Maturin werden unterirdische Schatzgewölbe durchquert. In seiner Novelle ''Die Höhle von Steenfoll'' berichtet Wilhelm Hauff nach einer schottischen Erzählung von der Schatzsuche in einer Höhle an der Atlantikküste. In Achim von Arnims Roman ''Die Kronenwächter'' (1817) ist die alte deutsche Kaiserkrone der gesuchte Schatz. In Eduard Mörikes Novelle ''Der Schatz'' (1835) liegt der Fluch des Bösen auf einer Goldkette. In ''Der Graf von Monte Christo'' (1844–1846) von Alexandre Dumas nutzt der Held einen riesigen Schatz, um seine Rachepläne auszuführen. In John Retcliffes ''Puebla'' (1865–67) geht es um einen Indianerschatz.
 
Die Suche nach Schätzen fand immer wieder Eingang in die Literatur, besonders in die Abenteuerliteratur. In orientalischen Abenteuermärchen ist das Motiv der Schatzsuche häufig zu finden, so in den Erzählungen über Aladin, Ali Baba und Sindbad. Johann Wolfgang von Goethe griff das Thema in seiner Ballade ''Der Schatzgräber'' (1797) auf. In zahlreichen Schauerromanen wie ''Der Mönch'' von Matthew Gregory Lewis (1796) und ''Melmoth der Wanderer'' (1820) von Charles Robert Maturin werden unterirdische Schatzgewölbe durchquert. In seiner Novelle ''Die Höhle von Steenfoll'' berichtet Wilhelm Hauff nach einer schottischen Erzählung von der Schatzsuche in einer Höhle an der Atlantikküste. In Achim von Arnims Roman ''Die Kronenwächter'' (1817) ist die alte deutsche Kaiserkrone der gesuchte Schatz. In Eduard Mörikes Novelle ''Der Schatz'' (1835) liegt der Fluch des Bösen auf einer Goldkette. In ''Der Graf von Monte Christo'' (1844–1846) von Alexandre Dumas nutzt der Held einen riesigen Schatz, um seine Rachepläne auszuführen. In John Retcliffes ''Puebla'' (1865–67) geht es um einen Indianerschatz.
  

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