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'''Frühmittelalter''' oder '''frühes Mittelalter''' ist eine moderne Bezeichnung für den ersten der drei großen Abschnitte des [[Mittelalter]]s, bezogen auf [[Europa]] und den [[Mittelmeerraum]] für die Zeit von ca. 500 bis 1050. Dem Frühmittelalter voran geht die [[Spätantike]] (ca. 300 bis 600), die bereits eine [[Transformation (Politikwissenschaft)|Transformationszeit]] darstellt und sich teils mit dem beginnenden Frühmittelalter überschneidet. Die beiden auf das Frühmittelalter folgenden Zeitabschnitte sind das [[Hochmittelalter|Hoch-]] und das [[Spätmittelalter]].
 
'''Frühmittelalter''' oder '''frühes Mittelalter''' ist eine moderne Bezeichnung für den ersten der drei großen Abschnitte des [[Mittelalter]]s, bezogen auf [[Europa]] und den [[Mittelmeerraum]] für die Zeit von ca. 500 bis 1050. Dem Frühmittelalter voran geht die [[Spätantike]] (ca. 300 bis 600), die bereits eine [[Transformation (Politikwissenschaft)|Transformationszeit]] darstellt und sich teils mit dem beginnenden Frühmittelalter überschneidet. Die beiden auf das Frühmittelalter folgenden Zeitabschnitte sind das [[Hochmittelalter|Hoch-]] und das [[Spätmittelalter]].
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Das Frühmittelalter ist als Übergang von der [[Antike]] zum Mittelalter sowie als eigenständige Epoche von Bedeutung. Beginn und Ende werden in der historischen Forschung unterschiedlich datiert, so dass verschieden breite Übergangszeiträume betrachtet werden. Entgegen der älteren Deutung als „dunkle“ oder „rückständige“ Epoche wird das Frühmittelalter in der modernen Forschung wesentlich differenzierter betrachtet. Es ist sowohl von Kontinuitäten als auch vom Wandel im politischen, kulturellen und gesellschaftlichen Bereich gekennzeichnet, was Auswirkungen bis in die Moderne hat. So begann die fortdauernde Teilung Europas und des Mittelmeerraums in einen christlichen und einen [[islam]]ischen Teil sowie des christlichen Teils in einen [[Lateinische Kirche|lateinischen]] und einen [[Orthodoxe Kirchen|orthodoxen]], der den Kulturkreis von [[Byzantinisches Reich|Byzanz]] umfasste. Mehrere der im Frühmittelalter entstandenen Reiche bildeten außerdem die Grundlage für heute noch existierende Staaten.
 
Das Frühmittelalter ist als Übergang von der [[Antike]] zum Mittelalter sowie als eigenständige Epoche von Bedeutung. Beginn und Ende werden in der historischen Forschung unterschiedlich datiert, so dass verschieden breite Übergangszeiträume betrachtet werden. Entgegen der älteren Deutung als „dunkle“ oder „rückständige“ Epoche wird das Frühmittelalter in der modernen Forschung wesentlich differenzierter betrachtet. Es ist sowohl von Kontinuitäten als auch vom Wandel im politischen, kulturellen und gesellschaftlichen Bereich gekennzeichnet, was Auswirkungen bis in die Moderne hat. So begann die fortdauernde Teilung Europas und des Mittelmeerraums in einen christlichen und einen [[islam]]ischen Teil sowie des christlichen Teils in einen [[Lateinische Kirche|lateinischen]] und einen [[Orthodoxe Kirchen|orthodoxen]], der den Kulturkreis von [[Byzantinisches Reich|Byzanz]] umfasste. Mehrere der im Frühmittelalter entstandenen Reiche bildeten außerdem die Grundlage für heute noch existierende Staaten.
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Die sogenannte Völkerwanderung (ca. 375 bis 568) bildet ein Bindeglied zwischen der Spätantike und dem Beginn des europäischen Frühmittelalters.<ref>Die umfassendste Darstellung auf Grundlage der aktuellen Forschung bietet [[Mischa Meier]]: ''Geschichte der Völkerwanderung. Europa, Asien und Afrika vom 3. bis zum 8. Jahrhundert.'' München 2019. Des Weiteren siehe Guy Halsall: ''Barbarian Migrations and the Roman West, 376–568.'' Cambridge 2007; [[Walter Pohl]]: ''Die Völkerwanderung.'' 2. Auflage, Stuttgart u.&nbsp;a. 2005; [[Peter J. Heather]]: ''Empires and Barbarians: Migration, Development and the Birth of Europe.'' London 2009; [[Verena Postel]]: ''Die Ursprünge Europas. Migration und Integration im frühen Mittelalter.'' Stuttgart 2004; [[Herwig Wolfram]]: ''Das Römerreich und seine Germanen: Eine Erzählung von Herkunft und Ankunft.'' Wien/Köln/Weimar 2018. Reich illustriert und mit zahlreichen (knappen) Fachbeiträgen ausgestattet ist der Ausstellungskatalog ''Rom und die Barbaren. Europa zur Zeit der Völkerwanderung.'' München 2008.</ref> Die zunehmend schwach verteidigten weströmischen Grenzen wurden nun verstärkt von Plünderern germanischer Stämme aus dem [[Barbaricum]] überschritten, während im Inneren des Reiches Kriegerverbände (sehr oft mit Familien) umherzogen. ''[[Foederaten|Foederati]]'' (aufgrund von Verträgen in römischen Diensten stehende reichsfremde Kriegergruppen mit eigenen Befehlshabern) wurden insbesondere in die internen Kämpfe verwickelt, die in Westrom jahrzehntelang andauerten.<ref>Siehe dazu [[Henning Börm]]: ''Westrom. Von Honorius bis Justinian.'' Stuttgart 2013 (2. Auflage 2018).</ref> Teils im Zusammenspiel und durch Verträge ''(foedera)'' mit den römischen Behörden, teils mit militärischer Gewalt gewannen ihre Anführer die Kontrolle über immer größere Teile des Imperiums, indem sie oft das Machtvakuum füllten, das die fortschreitende Desintegration der kaiserlichen Herrschaft geschaffen hatte. Auf diese Weise trugen sie umgekehrt zu einer Destabilisierung des [[Weströmisches Reich|Weströmischen Reiches]] bei. Der Auflösungsprozess, verbunden mit dem sukzessiven Verlust der Westprovinzen (vor allem ''Africa'' und Gallien), schritt bis zur Mitte des 5. Jahrhunderts rasch voran und endete im Jahr 476 mit der Absetzung des letzten Kaisers in Italien, während sich Ostrom behaupten konnte.
 
Die sogenannte Völkerwanderung (ca. 375 bis 568) bildet ein Bindeglied zwischen der Spätantike und dem Beginn des europäischen Frühmittelalters.<ref>Die umfassendste Darstellung auf Grundlage der aktuellen Forschung bietet [[Mischa Meier]]: ''Geschichte der Völkerwanderung. Europa, Asien und Afrika vom 3. bis zum 8. Jahrhundert.'' München 2019. Des Weiteren siehe Guy Halsall: ''Barbarian Migrations and the Roman West, 376–568.'' Cambridge 2007; [[Walter Pohl]]: ''Die Völkerwanderung.'' 2. Auflage, Stuttgart u.&nbsp;a. 2005; [[Peter J. Heather]]: ''Empires and Barbarians: Migration, Development and the Birth of Europe.'' London 2009; [[Verena Postel]]: ''Die Ursprünge Europas. Migration und Integration im frühen Mittelalter.'' Stuttgart 2004; [[Herwig Wolfram]]: ''Das Römerreich und seine Germanen: Eine Erzählung von Herkunft und Ankunft.'' Wien/Köln/Weimar 2018. Reich illustriert und mit zahlreichen (knappen) Fachbeiträgen ausgestattet ist der Ausstellungskatalog ''Rom und die Barbaren. Europa zur Zeit der Völkerwanderung.'' München 2008.</ref> Die zunehmend schwach verteidigten weströmischen Grenzen wurden nun verstärkt von Plünderern germanischer Stämme aus dem [[Barbaricum]] überschritten, während im Inneren des Reiches Kriegerverbände (sehr oft mit Familien) umherzogen. ''[[Foederaten|Foederati]]'' (aufgrund von Verträgen in römischen Diensten stehende reichsfremde Kriegergruppen mit eigenen Befehlshabern) wurden insbesondere in die internen Kämpfe verwickelt, die in Westrom jahrzehntelang andauerten.<ref>Siehe dazu [[Henning Börm]]: ''Westrom. Von Honorius bis Justinian.'' Stuttgart 2013 (2. Auflage 2018).</ref> Teils im Zusammenspiel und durch Verträge ''(foedera)'' mit den römischen Behörden, teils mit militärischer Gewalt gewannen ihre Anführer die Kontrolle über immer größere Teile des Imperiums, indem sie oft das Machtvakuum füllten, das die fortschreitende Desintegration der kaiserlichen Herrschaft geschaffen hatte. Auf diese Weise trugen sie umgekehrt zu einer Destabilisierung des [[Weströmisches Reich|Weströmischen Reiches]] bei. Der Auflösungsprozess, verbunden mit dem sukzessiven Verlust der Westprovinzen (vor allem ''Africa'' und Gallien), schritt bis zur Mitte des 5. Jahrhunderts rasch voran und endete im Jahr 476 mit der Absetzung des letzten Kaisers in Italien, während sich Ostrom behaupten konnte.
 
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Ihren Anfang nahm diese Entwicklung gemäß traditioneller Ansicht bereits im 4. Jahrhundert: Im Jahr 376 baten [[Goten]] an der Donau auf der Flucht vor den [[Hunnen]] um Aufnahme im Osten des Imperiums. Die Römer warben die Krieger als Söldner an. Bald auftretende Spannungen führten jedoch zu einer Meuterei und 378 zur [[Schlacht von Adrianopel (378)|Schlacht von Adrianopel]], in der der oströmische Kaiser [[Valens]] und ein Großteil seines Heeres fielen. In den folgenden Jahrzehnten agierten diese gotischen Gruppen im Imperium manchmal als ''foederati'' und manchmal als Gegner Roms. Unter ihrem Anführer [[Alarich I.|Alarich]] forderten gotische ''foederati'' vom Westkaiser [[Flavius Honorius]] seit 395 zunehmend verzweifelt Versorgung ''(annona militaris)''; als es zu keiner Einigung kam, [[Plünderung Roms (410)|plünderten sie 410 Rom]], das längst nicht mehr kaiserliche Residenz, aber doch ein wichtiges Symbol des Imperiums war. In den Jahren 416/18 wurden die Krieger schließlich in [[Aquitanien]] angesiedelt. Sie agierten in der folgenden Zeit als römische ''foederati'' und kämpften etwa unter dem mächtigen weströmischen Heermeister [[Flavius Aëtius]] 451 gegen die Hunnen. Der westgotische ''rex'' [[Eurich]] (II.) brach bald nach seinem Regierungsantritt 466 den Vertrag mit dem geschwächten Westreich und betrieb eine expansive Politik in [[Gallien]] und [[Hispanien]]. Aus diesen Eroberungen entstand das neue [[Westgotenreich]], das bis zum Jahr 507 weite Teile Hispaniens und den Südwesten Galliens umfasste.<ref>Vgl. mit weiterer Literatur: Gerd Kampers: ''Geschichte der Westgoten''. Paderborn 2008; Roger Collins: ''Visigothic Spain 409–711.'' Oxford 2004.</ref>
 
Ihren Anfang nahm diese Entwicklung gemäß traditioneller Ansicht bereits im 4. Jahrhundert: Im Jahr 376 baten [[Goten]] an der Donau auf der Flucht vor den [[Hunnen]] um Aufnahme im Osten des Imperiums. Die Römer warben die Krieger als Söldner an. Bald auftretende Spannungen führten jedoch zu einer Meuterei und 378 zur [[Schlacht von Adrianopel (378)|Schlacht von Adrianopel]], in der der oströmische Kaiser [[Valens]] und ein Großteil seines Heeres fielen. In den folgenden Jahrzehnten agierten diese gotischen Gruppen im Imperium manchmal als ''foederati'' und manchmal als Gegner Roms. Unter ihrem Anführer [[Alarich I.|Alarich]] forderten gotische ''foederati'' vom Westkaiser [[Flavius Honorius]] seit 395 zunehmend verzweifelt Versorgung ''(annona militaris)''; als es zu keiner Einigung kam, [[Plünderung Roms (410)|plünderten sie 410 Rom]], das längst nicht mehr kaiserliche Residenz, aber doch ein wichtiges Symbol des Imperiums war. In den Jahren 416/18 wurden die Krieger schließlich in [[Aquitanien]] angesiedelt. Sie agierten in der folgenden Zeit als römische ''foederati'' und kämpften etwa unter dem mächtigen weströmischen Heermeister [[Flavius Aëtius]] 451 gegen die Hunnen. Der westgotische ''rex'' [[Eurich]] (II.) brach bald nach seinem Regierungsantritt 466 den Vertrag mit dem geschwächten Westreich und betrieb eine expansive Politik in [[Gallien]] und [[Hispanien]]. Aus diesen Eroberungen entstand das neue [[Westgotenreich]], das bis zum Jahr 507 weite Teile Hispaniens und den Südwesten Galliens umfasste.<ref>Vgl. mit weiterer Literatur: Gerd Kampers: ''Geschichte der Westgoten''. Paderborn 2008; Roger Collins: ''Visigothic Spain 409–711.'' Oxford 2004.</ref>
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486/487 eroberte Chlodwig das Reich des Syagrius. 507 wurden die Westgoten in der [[Schlacht von Vouillé]] besiegt und faktisch aus Gallien verdrängt. Gegen die [[Alamannen]] ging Chlodwig ebenfalls vor, während es mit den Burgunden zu einer vorläufigen Annäherung kam. Der ursprünglich pagane Chlodwig trat zu einem nicht näher bestimmten Zeitpunkt (wahrscheinlich eher gegen Ende seiner Herrschaft) zum Christentum über. Entscheidend war, dass er sich für das katholische Bekenntnis entschied und somit Probleme vermied, die sich bisweilen in den anderen germanisch-romanischen Reichen zwischen den Eroberern und der römischen Bevölkerung ergaben. Das geschickte und gleichzeitig skrupellose Vorgehen Chlodwigs sicherte den Franken eine beherrschende Stellung in Gallien.
 
486/487 eroberte Chlodwig das Reich des Syagrius. 507 wurden die Westgoten in der [[Schlacht von Vouillé]] besiegt und faktisch aus Gallien verdrängt. Gegen die [[Alamannen]] ging Chlodwig ebenfalls vor, während es mit den Burgunden zu einer vorläufigen Annäherung kam. Der ursprünglich pagane Chlodwig trat zu einem nicht näher bestimmten Zeitpunkt (wahrscheinlich eher gegen Ende seiner Herrschaft) zum Christentum über. Entscheidend war, dass er sich für das katholische Bekenntnis entschied und somit Probleme vermied, die sich bisweilen in den anderen germanisch-romanischen Reichen zwischen den Eroberern und der römischen Bevölkerung ergaben. Das geschickte und gleichzeitig skrupellose Vorgehen Chlodwigs sicherte den Franken eine beherrschende Stellung in Gallien.
 
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Das Frankenreich wurde nach dem Tod Chlodwigs im Jahr 511 unter seinen vier Söhnen [[Theuderich I.|Theuderich]], [[Chlodomer]], [[Childebert I.|Childebert]] und [[Chlothar I.|Chlotar]] aufgeteilt, wobei jeder einen Anteil an dem fränkischen Stammland in Nordgallien und den eroberten Gebieten im Süden erhielt.<ref>Zum Folgenden siehe Eugen Ewig: ''Die Merowinger und das Frankenreich''. 5. Aufl., Stuttgart 2006, S. 31ff.; Ian N. Wood: ''The Merovingian Kingdoms''. London 1994, S. 88ff.; Sebastian Scholz: ''Die Merowinger.'' Stuttgart 2015, S. 35ff.</ref> Die verbreitete Praxis unter den Franken, den Herrschaftsbesitz nach dem Tod eines Königs unter den Söhnen zu teilen, sorgte für eine Zersplitterung der königlichen Zentralgewalt. Thronstreitigkeiten waren nicht selten, zumal die meisten Merowinger kein hohes Alter erreichten und oft Kinder von mehreren Frauen hatten, was die Nachfolgeregelung erschwerte. Für Verwaltungsaufgaben hatte bereits Chlodwig die gallorömische Oberschicht und hierbei speziell die Bischöfe (wie [[Gregor von Tours]], dessen Geschichtswerk die wichtigste Quelle zur fränkischen Geschichte des 6. Jahrhunderts ist) herangezogen.<ref>Vgl. dazu auch [[Karl Friedrich Stroheker]]: ''Der senatorische Adel im spätantiken Gallien.'' Tübingen 1948 (ND Darmstadt 1970).</ref> Er hatte außerdem das System der vor allem in Südgallien verbreiteten römischen ''[[civitates]]'' genutzt, wo der [[Gallorömischer Senatsadel|gallorömisch-senatorische Adel]] (deren Vorfahren einst römische Staatsämter bekleidet hatten und nun als lokale und vor allem kirchliche Würdenträger fungierten) noch längere Zeit nachweisbar ist. Die Verwaltung orientierte sich zunächst noch weitgehend an spätrömischen Institutionen, bevor diese verschwanden und zunehmend Grafen ''(comites)'' und Herzöge ''(duces)'' an Einfluss gewannen.
 
Das Frankenreich wurde nach dem Tod Chlodwigs im Jahr 511 unter seinen vier Söhnen [[Theuderich I.|Theuderich]], [[Chlodomer]], [[Childebert I.|Childebert]] und [[Chlothar I.|Chlotar]] aufgeteilt, wobei jeder einen Anteil an dem fränkischen Stammland in Nordgallien und den eroberten Gebieten im Süden erhielt.<ref>Zum Folgenden siehe Eugen Ewig: ''Die Merowinger und das Frankenreich''. 5. Aufl., Stuttgart 2006, S. 31ff.; Ian N. Wood: ''The Merovingian Kingdoms''. London 1994, S. 88ff.; Sebastian Scholz: ''Die Merowinger.'' Stuttgart 2015, S. 35ff.</ref> Die verbreitete Praxis unter den Franken, den Herrschaftsbesitz nach dem Tod eines Königs unter den Söhnen zu teilen, sorgte für eine Zersplitterung der königlichen Zentralgewalt. Thronstreitigkeiten waren nicht selten, zumal die meisten Merowinger kein hohes Alter erreichten und oft Kinder von mehreren Frauen hatten, was die Nachfolgeregelung erschwerte. Für Verwaltungsaufgaben hatte bereits Chlodwig die gallorömische Oberschicht und hierbei speziell die Bischöfe (wie [[Gregor von Tours]], dessen Geschichtswerk die wichtigste Quelle zur fränkischen Geschichte des 6. Jahrhunderts ist) herangezogen.<ref>Vgl. dazu auch [[Karl Friedrich Stroheker]]: ''Der senatorische Adel im spätantiken Gallien.'' Tübingen 1948 (ND Darmstadt 1970).</ref> Er hatte außerdem das System der vor allem in Südgallien verbreiteten römischen ''[[civitates]]'' genutzt, wo der [[Gallorömischer Senatsadel|gallorömisch-senatorische Adel]] (deren Vorfahren einst römische Staatsämter bekleidet hatten und nun als lokale und vor allem kirchliche Würdenträger fungierten) noch längere Zeit nachweisbar ist. Die Verwaltung orientierte sich zunächst noch weitgehend an spätrömischen Institutionen, bevor diese verschwanden und zunehmend Grafen ''(comites)'' und Herzöge ''(duces)'' an Einfluss gewannen.
  

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