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== Wortherkunft ==
 
== Wortherkunft ==
 
Die Herkunft des Wortes ''Gral'' ist nicht restlos geklärt: Am wahrscheinlichsten ist die Herleitung aus [[Okzitanische Sprache|okzitanisch]] ''grazal'', [[Altfranzösische Sprache|altfranzösisch]] ''graal'' ‚Gefäß‘, ‚Schüssel‘, das vermutlich [[etymologisch]] auf [[Griechische Sprache#Geschichte|griechisch]] ''[[Krater (Gefäß)|krater]]'' ‚Mischgefäß‘ über [[latein]]isch ''cratalis/ gradalis'' zurückgeht. Im [[Altspanisch]]en ist ''grial'' ebenso wie im [[Portugiesische Sprache#Geschichtliche Entwicklung|Altportugiesischen]] ''gral'' ein gängiger Begriff für einen ''[[Mörser (Werkzeug)|Mörser]]'' oder ein ''mörserförmiges Trinkgefäß''.
 
Die Herkunft des Wortes ''Gral'' ist nicht restlos geklärt: Am wahrscheinlichsten ist die Herleitung aus [[Okzitanische Sprache|okzitanisch]] ''grazal'', [[Altfranzösische Sprache|altfranzösisch]] ''graal'' ‚Gefäß‘, ‚Schüssel‘, das vermutlich [[etymologisch]] auf [[Griechische Sprache#Geschichte|griechisch]] ''[[Krater (Gefäß)|krater]]'' ‚Mischgefäß‘ über [[latein]]isch ''cratalis/ gradalis'' zurückgeht. Im [[Altspanisch]]en ist ''grial'' ebenso wie im [[Portugiesische Sprache#Geschichtliche Entwicklung|Altportugiesischen]] ''gral'' ein gängiger Begriff für einen ''[[Mörser (Werkzeug)|Mörser]]'' oder ein ''mörserförmiges Trinkgefäß''.
[[Datei:King Arthur and the Knights of the Round Table.jpg|mini|Der Gral in der Mitte von Artus’ [[Tafelrunde]], französische [[Manuskript|Handschrift]] des 14. Jahrhunderts.]] Frühere Herleitungen (etwa von ''sang real'', ‚Blut des Königs‘, oder ''le Saing-réal'', ‚das wirkliche Blut‘)<ref>[[Anton Hungari]] (Hrsg.): ''Osterglöcklein. Erbauliche Unterhaltungen für den Osterfestkreis im katholischen Kirchenjahre.'' J. D. Sauerländer, Frankfurt am Main 1862, S. 238–250 (''Der heilige Graal''); hier: S. 238 f.</ref> sind wenig wahrscheinlich.
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Frühere Herleitungen (etwa von ''sang real'', ‚Blut des Königs‘, oder ''le Saing-réal'', ‚das wirkliche Blut‘)<ref>[[Anton Hungari]] (Hrsg.): ''Osterglöcklein. Erbauliche Unterhaltungen für den Osterfestkreis im katholischen Kirchenjahre.'' J. D. Sauerländer, Frankfurt am Main 1862, S. 238–250 (''Der heilige Graal''); hier: S. 238 f.</ref> sind wenig wahrscheinlich.
    
== Die Legende der Gralssuche ==
 
== Die Legende der Gralssuche ==
[[Datei:Wolfram von Eschenbach3.jpg|mini|hochkant|Der Burggraf von Patelamunt reitet [[Gahmuret]], den er am Wappen erkannt hat, entgegen (UB Heidelberg, [[Codex Palatinus Germanicus|Cod. Pal. germ.]] 339, Blatt 34r)]]
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[[Datei:Wolfram von Eschenbach2.jpg|mini|hochkant|Gahmuret verlässt seine Heimat mit einem Begleiter (UB Heidelberg, Cod. Pal. germ. 339, Blatt 5v)]]
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Alle Überlieferungen beschreiben den Gral als ein wundertätiges Gefäß in Form einer Schale, eines [[Kelch (Gefäß)|Kelchs]] oder eines Steines (''lapis''). Zusammen mit einer blutenden [[Lanze]] wird er in einer unzugänglichen Burg von Gralskönig und Gralsrittern bewacht. Er soll Glückseligkeit, ewige Jugend und Speisen in unendlicher Fülle bieten.
 
Alle Überlieferungen beschreiben den Gral als ein wundertätiges Gefäß in Form einer Schale, eines [[Kelch (Gefäß)|Kelchs]] oder eines Steines (''lapis''). Zusammen mit einer blutenden [[Lanze]] wird er in einer unzugänglichen Burg von Gralskönig und Gralsrittern bewacht. Er soll Glückseligkeit, ewige Jugend und Speisen in unendlicher Fülle bieten.
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=== Chrétien de Troyes ===
 
=== Chrétien de Troyes ===
 
Die älteste bekannte Gralserzählung ist der unvollendete mystisch-religiöse [[Li Contes del Graal|Perceval]]-Versroman (''Le Conte du Graal'') des französischen Dichters [[Chrétien de Troyes]] (vor 1150 – um 1190), für den Grafenhof von Flandern zwischen 1179 und 1191 abgefasst. Auf welche Vorformen der Sage er sich stützen konnte, ist unbekannt, sicher ist nur, dass sich Chrétien auf eine zuvor existierende Quelle, ein ''Buch'' in der Bibliothek des Grafen von Flandern, beruft. So kann man auch nur mutmaßen, ob schon vor Chrétien der Gral mit der Figur des Perceval und der Artussage verbunden war oder ob Chrétien diese Bausteine selbständig zusammenfügte. Chrétien und seine Zeitgenossen kannten die [[Artus]]legenden, die die so genannte „Matière de Bretagne“, den britannischen [[Sagenkreis]], bildeten. Die Legenden dieses Sagenkreises waren durchwoben von Begegnungen mit dem Übernatürlichen und mit magischen und mystischen Mächten. Es wird vermutet, dass Chrétien auch die irischen ''echtrai'' oder Aventüren, die ersten von Flüchtlingen auf das europäische Festland mitgebrachten keltischen Legenden, kennenlernte.
 
Die älteste bekannte Gralserzählung ist der unvollendete mystisch-religiöse [[Li Contes del Graal|Perceval]]-Versroman (''Le Conte du Graal'') des französischen Dichters [[Chrétien de Troyes]] (vor 1150 – um 1190), für den Grafenhof von Flandern zwischen 1179 und 1191 abgefasst. Auf welche Vorformen der Sage er sich stützen konnte, ist unbekannt, sicher ist nur, dass sich Chrétien auf eine zuvor existierende Quelle, ein ''Buch'' in der Bibliothek des Grafen von Flandern, beruft. So kann man auch nur mutmaßen, ob schon vor Chrétien der Gral mit der Figur des Perceval und der Artussage verbunden war oder ob Chrétien diese Bausteine selbständig zusammenfügte. Chrétien und seine Zeitgenossen kannten die [[Artus]]legenden, die die so genannte „Matière de Bretagne“, den britannischen [[Sagenkreis]], bildeten. Die Legenden dieses Sagenkreises waren durchwoben von Begegnungen mit dem Übernatürlichen und mit magischen und mystischen Mächten. Es wird vermutet, dass Chrétien auch die irischen ''echtrai'' oder Aventüren, die ersten von Flüchtlingen auf das europäische Festland mitgebrachten keltischen Legenden, kennenlernte.
[[Datei:Parziv cgm19 50v.jpg|mini|hochkant|Der Gral wird von Repanse de Schoye auf einem Tuch präsentiert, Bildausschnitt aus einer ''Parzival''-Handschrift des 13. Jahrhunderts.]]
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Bei Chrétien ist der Gral eine mit kostbaren Edelsteinen verzierte Goldschale, in der dem Vater des leidenden Gralskönigs (er wird ''Roi Pêcheur'', der ''[[Anfortas|Fischerkönig]]'', genannt) in einer feierlichen Prozession eine geweihte Hostie zugetragen wird, die seine einzige Nahrung darstellt. Perceval soll seinen Onkel, den [[Lahmer König|gelähmten Gralskönig]], durch eine bestimmte Frage erlösen. Aus Unkenntnis unterlässt er es jedoch, die Frage zu stellen, und scheitert; der Roman bricht ab.
 
Bei Chrétien ist der Gral eine mit kostbaren Edelsteinen verzierte Goldschale, in der dem Vater des leidenden Gralskönigs (er wird ''Roi Pêcheur'', der ''[[Anfortas|Fischerkönig]]'', genannt) in einer feierlichen Prozession eine geweihte Hostie zugetragen wird, die seine einzige Nahrung darstellt. Perceval soll seinen Onkel, den [[Lahmer König|gelähmten Gralskönig]], durch eine bestimmte Frage erlösen. Aus Unkenntnis unterlässt er es jedoch, die Frage zu stellen, und scheitert; der Roman bricht ab.
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=== Der Gral als Schale ===
 
=== Der Gral als Schale ===
[[Datei:Cáliz de Doña-Urraca.jpg|mini|hochkant|Kelch der Doña Urraca, Basilika San Isidoro, León]]
   
In einer anderen Interpretation ist der Gral eine Schale, die durch göttliche Fügung in der Ära von König [[David]] in einer Höhle unter dem Kreuzigungshügel [[Golgota]] versteckt wurde. Sie soll Blutstropfen, die vom Kreuz Jesu hinuntergefallen sind, aufgefangen haben. Eine solche, einst als Gral ausgegebene antike [[Achatschale]] wird in der [[Schatzkammer (Wien)|Schatzkammer]] der [[Hofburg]] in [[Wien]] aufbewahrt.
 
In einer anderen Interpretation ist der Gral eine Schale, die durch göttliche Fügung in der Ära von König [[David]] in einer Höhle unter dem Kreuzigungshügel [[Golgota]] versteckt wurde. Sie soll Blutstropfen, die vom Kreuz Jesu hinuntergefallen sind, aufgefangen haben. Eine solche, einst als Gral ausgegebene antike [[Achatschale]] wird in der [[Schatzkammer (Wien)|Schatzkammer]] der [[Hofburg]] in [[Wien]] aufbewahrt.
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* [[Wolfram von Eschenbach]] nennt die Gralsburg ''Munsalvaesche'' (okzitan. ''Montsalvasch'', ‚Heilsberg‘, oder ''Montsauvage'', ‚Wilder Berg‘). Es ist nicht zu klären, ob dies ein Ort in den [[Spanien|spanischen]] Pyrenäen sein soll.
 
* [[Wolfram von Eschenbach]] nennt die Gralsburg ''Munsalvaesche'' (okzitan. ''Montsalvasch'', ‚Heilsberg‘, oder ''Montsauvage'', ‚Wilder Berg‘). Es ist nicht zu klären, ob dies ein Ort in den [[Spanien|spanischen]] Pyrenäen sein soll.
 
* Weitgehend als gesichert gilt, dass Wolfram von Eschenbach seine Grals-Erzählung [[Parzival]] teilweise auf der [[Burg Wertheim#Niederschrift des Parzival|Burg Wertheim]] und der [[Burg Wildenberg (Kirchzell)#Niederschrift des Parzival|Burg Wildenberg]] im [[Odenwald]] schrieb. Die beiden Orte nennt er in den Kapiteln 4 und 5.  
 
* Weitgehend als gesichert gilt, dass Wolfram von Eschenbach seine Grals-Erzählung [[Parzival]] teilweise auf der [[Burg Wertheim#Niederschrift des Parzival|Burg Wertheim]] und der [[Burg Wildenberg (Kirchzell)#Niederschrift des Parzival|Burg Wildenberg]] im [[Odenwald]] schrieb. Die beiden Orte nennt er in den Kapiteln 4 und 5.  
[[Datei:Felsenkloster San Juan de la Pena.jpg|mini|San Juan de la Peña, wo laut Legende der Heilige Gral aufbewahrt wurde]]
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* ''Munsalvaesche'' ist auch mit der [[Burgruine Montsalvens]] im schweizerischen [[Greyerzbezirk|Greyerzerland]] in Verbindung gebracht worden.<ref>[[Eduard Studer]]: ''Von mancherlei Schwierigkeiten, den Gral zu finden.'' Abschiedsvorlesung, gehalten an der Universität Freiburg Schweiz am 22. Juni 1988. Universitätsverlag, Freiburg im [[Üechtland]] 1989, ISBN 3-7278-0639-7, S. 34.</ref>
 
* ''Munsalvaesche'' ist auch mit der [[Burgruine Montsalvens]] im schweizerischen [[Greyerzbezirk|Greyerzerland]] in Verbindung gebracht worden.<ref>[[Eduard Studer]]: ''Von mancherlei Schwierigkeiten, den Gral zu finden.'' Abschiedsvorlesung, gehalten an der Universität Freiburg Schweiz am 22. Juni 1988. Universitätsverlag, Freiburg im [[Üechtland]] 1989, ISBN 3-7278-0639-7, S. 34.</ref>
 
* [[Kloster San Juan de la Peña|San Juan de la Peña]], ein Kloster in den spanischen [[Pyrenäen]], das versteckt unter riesigen überhängenden Felsen am Boden eines tief eingeschnittenen Flusstales liegt. Laut den Klosterurkunden, deren älteste aus dem Jahre 1134 stammt, verehrten dort im Mittelalter Pilger die Reliquie des ''Santo Cáliz'' (heute in [[Valencia]]) als den Heiligen Gral. Wie [[Hans-Wilhelm Schäfer]] in ''Kelch und Stein'' und [[Michael Hesemann]] in ''Die Entdeckung des Heiligen Grals'' aufzeigen, gibt es Parallelen zwischen den Beschreibungen der Gralsburg und San Juan de la Peña, das zu Füßen des ''Mons Salvatoris'' liegt, der in der okzitanischen Landessprache Aragons auch ''Mont Salvatge'' hieß. Auch den Gralskönig [[Amfortas]] gibt es hier in Gestalt des aragonischen Königs [[Alfons_I._(Aragón)|Alfons I.]] „el Batallador“, in der Landessprache ''Anforts'' genannt, der 1134 zum Sterben in das Kloster gebracht wurde. Sein treuester Gefährte war der französische Ritter [[Rotrou_III._(Perche)|''Rotrou Perche de Val'']], den Michael Hesemann als den historischen ''Perceval'' identifizierte.
 
* [[Kloster San Juan de la Peña|San Juan de la Peña]], ein Kloster in den spanischen [[Pyrenäen]], das versteckt unter riesigen überhängenden Felsen am Boden eines tief eingeschnittenen Flusstales liegt. Laut den Klosterurkunden, deren älteste aus dem Jahre 1134 stammt, verehrten dort im Mittelalter Pilger die Reliquie des ''Santo Cáliz'' (heute in [[Valencia]]) als den Heiligen Gral. Wie [[Hans-Wilhelm Schäfer]] in ''Kelch und Stein'' und [[Michael Hesemann]] in ''Die Entdeckung des Heiligen Grals'' aufzeigen, gibt es Parallelen zwischen den Beschreibungen der Gralsburg und San Juan de la Peña, das zu Füßen des ''Mons Salvatoris'' liegt, der in der okzitanischen Landessprache Aragons auch ''Mont Salvatge'' hieß. Auch den Gralskönig [[Amfortas]] gibt es hier in Gestalt des aragonischen Königs [[Alfons_I._(Aragón)|Alfons I.]] „el Batallador“, in der Landessprache ''Anforts'' genannt, der 1134 zum Sterben in das Kloster gebracht wurde. Sein treuester Gefährte war der französische Ritter [[Rotrou_III._(Perche)|''Rotrou Perche de Val'']], den Michael Hesemann als den historischen ''Perceval'' identifizierte.
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=== Bildende Kunst ===
 
=== Bildende Kunst ===
[[Datei:Gralsucher an der Polizeiinspektion Apolda.JPG|mini|Gralsucher (2002) von Anne-Katrin Altwein<ref>{{Internetquelle |autor= |url=http://www.anne-katrin-altwein.de/BronzeGralsucher.htm |titel=Anne-Katrin Altwein |werk= |hrsg= |datum= |abruf=2020-12-19 |sprache=}}</ref> als Bronzeplastik vor der Polizei-Inspektion im thüringischen [[Apolda]]]]
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=== Film ===
 
=== Film ===
 
In zahlreichen Filmen begeben sich die Helden auf die Suche nach dem Gral oder dessen Entsprechung. Eine Auswahl:
 
In zahlreichen Filmen begeben sich die Helden auf die Suche nach dem Gral oder dessen Entsprechung. Eine Auswahl:
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* Parodien:
 
* Parodien:
** [[Monty Python]]s ''[[Die Ritter der Kokosnuß]]'' (Großbritannien 1975)
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**[[Monty Python]]s ''[[Die Ritter der Kokosnuß]]'' (Großbritannien 1975)
 
** [[Sven Unterwaldt]]s ''[[U-900]]'' (Deutschland 2008)
 
** [[Sven Unterwaldt]]s ''[[U-900]]'' (Deutschland 2008)
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|artikeldatum = 2004-05-13
 
|artikeldatum = 2004-05-13
 
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{{Normdaten|TYP=s|GND=4021799-1|REMARK=Begriff: „Gral“.}}
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[[Kategorie:Artusepik]]
 
[[Kategorie:Artusepik]]
 
[[Kategorie:Christliche Mythologie]]
 
[[Kategorie:Christliche Mythologie]]

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