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== Sprache ==
 
== Sprache ==
{{Hauptartikel|Keltische Sprachen}}
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Die keltischen Sprachen werden der westlichen Gruppe der [[Indogermanische Sprachen|indogermanischen Sprachen]] zugerechnet. Eine [[urkeltisch]]e Sprache ist nicht überliefert. Zu den ältesten als keltisch eingestuften Sprachdokumenten zählen solche in lepontischer Sprache aus dem 6. Jahrhundert v. Chr. Neben meist kurzen Inschriften aus nicht-vergänglichem Material (Stein, Blei) ist insbesondere der gallischsprachige lunisolare [[Kalender von Coligny]] überliefert, der direkt Einblicke in nicht-materielle Aspekte der keltischen Glaubenskultur und des Alltagslebens erlaubt. Bemerkenswerte längere Schriftstücke in keltiberischer Sprache und iberischer Schrift sind zudem die [[Tafeln von Botorrita]] aus dem 2. und 1. Jahrhundert v. Chr.
 
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ie keltischen Sprachen werden der westlichen Gruppe der [[Indogermanische Sprachen|indogermanischen Sprachen]] zugerechnet. Eine [[urkeltisch]]e Sprache ist nicht überliefert. Zu den ältesten als keltisch eingestuften Sprachdokumenten zählen solche in lepontischer Sprache aus dem 6. Jahrhundert v. Chr. Neben meist kurzen Inschriften aus nicht-vergänglichem Material (Stein, Blei) ist insbesondere der gallischsprachige lunisolare [[Kalender von Coligny]] überliefert, der direkt Einblicke in nicht-materielle Aspekte der keltischen Glaubenskultur und des Alltagslebens erlaubt. Bemerkenswerte längere Schriftstücke in keltiberischer Sprache und iberischer Schrift sind zudem die [[Tafeln von Botorrita]] aus dem 2. und 1. Jahrhundert v. Chr.
      
Die [[festlandkeltisch]]en Sprachen sind durchwegs ausgestorben. Auf der Iberischen Halbinsel wurde [[Keltiberische Sprache|Keltiberisch]] gesprochen, das wie das Gallische und Lepontische im Zuge der Romanisierung unterging. In Kleinasien war die schlecht dokumentierte galatische Sprache in der Antike noch anzutreffen.
 
Die [[festlandkeltisch]]en Sprachen sind durchwegs ausgestorben. Auf der Iberischen Halbinsel wurde [[Keltiberische Sprache|Keltiberisch]] gesprochen, das wie das Gallische und Lepontische im Zuge der Romanisierung unterging. In Kleinasien war die schlecht dokumentierte galatische Sprache in der Antike noch anzutreffen.
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== Geschichte ==
 
== Geschichte ==
 
=== Hallstatt-Kultur ===
 
=== Hallstatt-Kultur ===
{{Hauptartikel|Hallstattzeit}}
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Die Nennung der Kelten und deren Lokalisierung fällt mit der eisenzeitlichen Späthallstattkultur in Mitteleuropa zusammen. Diese Kultur hatte sich seit etwa 800/750 v. Chr. in einer Region zwischen Ostfrankreich und Österreich mit seinen angrenzenden Ländern aus den ansässigen spätbronzezeitlichen Urnenfelderkulturen entwickelt.
 
Die Nennung der Kelten und deren Lokalisierung fällt mit der eisenzeitlichen Späthallstattkultur in Mitteleuropa zusammen. Diese Kultur hatte sich seit etwa 800/750 v. Chr. in einer Region zwischen Ostfrankreich und Österreich mit seinen angrenzenden Ländern aus den ansässigen spätbronzezeitlichen Urnenfelderkulturen entwickelt.
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=== Latène-Kultur ===
 
=== Latène-Kultur ===
{{Hauptartikel|Latènezeit}}
   
Der Hallstattkultur folgt die Latène-Kultur (ab ca. 480 v. Chr. bis 40/41 v. Chr., je nach Region), deren Kunststile durch mediterrane und osteuropäische Vorbilder (etruskische, griechische und skythische Einflüsse) geprägt sind. Die Latènezeit stellt die letzte Blüteperiode keltischer Kultur dar.
 
Der Hallstattkultur folgt die Latène-Kultur (ab ca. 480 v. Chr. bis 40/41 v. Chr., je nach Region), deren Kunststile durch mediterrane und osteuropäische Vorbilder (etruskische, griechische und skythische Einflüsse) geprägt sind. Die Latènezeit stellt die letzte Blüteperiode keltischer Kultur dar.
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Nicht nur die Zahl, sondern auch die Art der Funde unterscheiden sich stark von denen der Frühlatènezeit: Fürstengräber und große befestigte Höhensiedlungen verschwinden fast vollständig. An ihre Stelle treten vergleichsweise einfache, fast ärmlich ausgestattete Gräber und kleinere, wenig strukturierte Siedlungen. Dabei ist in Regionen, in denen Gräber vorhanden sind, immer noch eine örtliche oder regionale Oberschicht nachweisbar, die jetzt jedoch nur noch unscheinbare Teile ihres Besitzes mit in die Gräber bekommt ([[Pars pro toto|Pars-pro-toto]]-Sitte).
 
Nicht nur die Zahl, sondern auch die Art der Funde unterscheiden sich stark von denen der Frühlatènezeit: Fürstengräber und große befestigte Höhensiedlungen verschwinden fast vollständig. An ihre Stelle treten vergleichsweise einfache, fast ärmlich ausgestattete Gräber und kleinere, wenig strukturierte Siedlungen. Dabei ist in Regionen, in denen Gräber vorhanden sind, immer noch eine örtliche oder regionale Oberschicht nachweisbar, die jetzt jedoch nur noch unscheinbare Teile ihres Besitzes mit in die Gräber bekommt ([[Pars pro toto|Pars-pro-toto]]-Sitte).
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{{Hauptartikel|Keltische Südwanderungen}}
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Gegen Ende der Mittleren Latènezeit setzt eine Rückwanderung von keltisch geprägten Bevölkerungsteilen in die Regionen nördlich der Alpen ein. Wahrscheinliche Ursache hierfür sind vernichtende Siege der zu den Alpen vordringenden Römer über verschiedene keltische Stämme in Oberitalien. Einige Forscher nehmen an, dass die nachfolgende Kultur der Spätlatènezeit von keltischen Rückwanderern aus Oberitalien entscheidend beeinflusst wurde. Diese hatten mehrere Generationen lang in Oberitalien gelebt und waren dort mit der hochentwickelten [[Stadt]]<nowiki/>kultur der späten Etrusker, griechischen Einflüssen und der sich auf dieser Basis neu formierenden frührömischen Kultur in Kontakt gekommen. Gleichzeitig sind seit der späten Mittellatènezeit auch keltische Einflüsse auf die römische Kultur, wie im Bereich der Waffentechnik und im Wagenbau, nachweisbar.
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Gegen Ende der Mittleren Latènezeit setzt eine Rückwanderung von keltisch geprägten Bevölkerungsteilen in die Regionen nördlich der Alpen ein. Wahrscheinliche Ursache hierfür sind vernichtende Siege der zu den Alpen vordringenden Römer über verschiedene keltische Stämme in Oberitalien. Einige Forscher nehmen an, dass die nachfolgende Kultur der Spätlatènezeit von keltischen Rückwanderern aus Oberitalien entscheidend beeinflusst wurde. Diese hatten mehrere Generationen lang in Oberitalien gelebt und waren dort mit der hochentwickelten [[Stadt]]<nowiki/>kultur der späten Etrusker, griechischen Einflüssen und der sich auf dieser Basis neu formierenden frührömischen Kultur in Kontakt gekommen. Gleichzeitig sind seit der späten Mittellatènezeit auch keltische Einflüsse auf die römische Kultur, wie im Bereich der Waffentechnik und im Wagenbau, nachweisbar.
      
==== Spätlatène – Oppidakultur ====
 
==== Spätlatène – Oppidakultur ====
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==== Kelten und Römer – gallorömische und norisch-pannonische Kultur ====
 
==== Kelten und Römer – gallorömische und norisch-pannonische Kultur ====
{{Anker|keltoromanisch}}
   
Völlig anders gestaltet sich die Situation im römischen Einflussbereich. Nach Eroberung des nördlichen Voralpenraums und Galliens durch die Römer unter [[Gaius Iulius Caesar|Caesar]] (in Gallien) bzw. unter [[Augustus]] (in Rätien) lebten zunächst große Teile der keltischen Kultur in [[Gallien]], zu dem das heutige [[Saarland]] und die linksrheinischen Gebiete von [[Rheinland-Pfalz]] gehörten, und südlich der [[Donau]] in den nun römischen Provinzen [[Rätien]], [[Noricum]] und [[Pannonien]] sowie in einer Übergangszone zwischen römischem und germanischem Einflussbereich, die vom [[Taunus]] und der unteren [[Lahn]] über das nördliche [[Hessen]] bis ins nördliche [[Bayern]] reichte, fort. In den von den Römern eroberten Gebieten verschmolzen nach der Zeitenwende mit zunehmender [[Romanisierung]] keltische und römische Kulturelemente zur relativ eigenständigen [[Gallorömische Kultur|gallorömischen Kultur]] im Westen und der [[Norisch-pannonische Kultur|norisch-pannonischen Kultur]] im Osten. Einzelne Elemente der keltischen Kultur lebten dort bis in die Spätantike fort.
 
Völlig anders gestaltet sich die Situation im römischen Einflussbereich. Nach Eroberung des nördlichen Voralpenraums und Galliens durch die Römer unter [[Gaius Iulius Caesar|Caesar]] (in Gallien) bzw. unter [[Augustus]] (in Rätien) lebten zunächst große Teile der keltischen Kultur in [[Gallien]], zu dem das heutige [[Saarland]] und die linksrheinischen Gebiete von [[Rheinland-Pfalz]] gehörten, und südlich der [[Donau]] in den nun römischen Provinzen [[Rätien]], [[Noricum]] und [[Pannonien]] sowie in einer Übergangszone zwischen römischem und germanischem Einflussbereich, die vom [[Taunus]] und der unteren [[Lahn]] über das nördliche [[Hessen]] bis ins nördliche [[Bayern]] reichte, fort. In den von den Römern eroberten Gebieten verschmolzen nach der Zeitenwende mit zunehmender [[Romanisierung]] keltische und römische Kulturelemente zur relativ eigenständigen [[Gallorömische Kultur|gallorömischen Kultur]] im Westen und der [[Norisch-pannonische Kultur|norisch-pannonischen Kultur]] im Osten. Einzelne Elemente der keltischen Kultur lebten dort bis in die Spätantike fort.
    
==== Das Ende der gallorömischen und norisch-pannonischen Kultur ====
 
==== Das Ende der gallorömischen und norisch-pannonischen Kultur ====
{{Mehrere Bilder
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| Fußzeile = Rekonstruktionen von Latènesiedlungen in der [[Altburg (Burg)|Altburg]] bei [[Bundenbach]], im slowakischen [[Havránok]] und im [[Sanok]] am [[San (Fluss)|San]]
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| Breite  = 200
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| Bild1    = Bund-ro-altburg.jpg
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| Bild2    = Celtic settlement-Open-Air Archaeological Museum Liptovska Mara - Havranok, Slovakia 1.jpg
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| Bild3    = 02018 0319 Eine Eisenzeit-Hütte im keltischen Dorf am San in Sanok, Skansen.jpg
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Mit dem Einsetzen von Einfällen germanischer Stämme in die nordalpinen Provinzen des Römischen Reiches ab Beginn des 3.&nbsp;Jahrhunderts n.&nbsp;Chr. verdrängen östlich des Rheins und südlich der Donau germanische Einflüsse mehr und mehr die gallorömische und norisch-pannonische Kultur. Durch die nachfolgende weitgehende Übertragung der Verteidigung der nördlichen Reichsgrenze des Imperiums an germanische Söldner, die schrittweise Evakuierung der norisch-pannonischen Bevölkerung Richtung Italien und Byzanz sowie die zunehmende Ausbreitung germanischer Stämme bis nach Italien, Spanien und über die Grenzen des oströmischen Reiches hinaus geht noch vor dem Ende des weströmischen Reiches 476 n.&nbsp;Chr. die norisch-pannonische Kultur weitgehend in der Kultur der von Norden vorrückenden Germanenstämme auf. Im Bereich der Provinz [[Pannonien]] können sich letzte Reste der norisch-pannonischen Kultur noch für wenige Jahre erhalten, verschwinden jedoch spätestens zu Beginn des 5.&nbsp;Jahrhunderts mit der endgültigen Einnahme der römischen Provinz Pannonien durch die [[Hunnen]].
 
Mit dem Einsetzen von Einfällen germanischer Stämme in die nordalpinen Provinzen des Römischen Reiches ab Beginn des 3.&nbsp;Jahrhunderts n.&nbsp;Chr. verdrängen östlich des Rheins und südlich der Donau germanische Einflüsse mehr und mehr die gallorömische und norisch-pannonische Kultur. Durch die nachfolgende weitgehende Übertragung der Verteidigung der nördlichen Reichsgrenze des Imperiums an germanische Söldner, die schrittweise Evakuierung der norisch-pannonischen Bevölkerung Richtung Italien und Byzanz sowie die zunehmende Ausbreitung germanischer Stämme bis nach Italien, Spanien und über die Grenzen des oströmischen Reiches hinaus geht noch vor dem Ende des weströmischen Reiches 476 n.&nbsp;Chr. die norisch-pannonische Kultur weitgehend in der Kultur der von Norden vorrückenden Germanenstämme auf. Im Bereich der Provinz [[Pannonien]] können sich letzte Reste der norisch-pannonischen Kultur noch für wenige Jahre erhalten, verschwinden jedoch spätestens zu Beginn des 5.&nbsp;Jahrhunderts mit der endgültigen Einnahme der römischen Provinz Pannonien durch die [[Hunnen]].
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=== Druiden ===
 
=== Druiden ===
{{Hauptartikel|Druide}}
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Durch spätantike Autoren sind mehrere geistige und spirituelle Führer belegt, die den oberen Gesellschaftsschichten entstammten. Diese Personen werden als Druiden bezeichnet. Sie bildeten nach antiken Autoren den keltischen Priesterstand. Um das historische Druidentum nicht mit dem [[Neuzeitliche Druiden|neuzeitlichen Druidentum]] zu verwechseln, soll hier Caesars Originaltext verwendet werden. Er schrieb: „Den Druiden obliegen die Angelegenheiten des Kultus, sie richten die öffentlichen und privaten Opfer aus und interpretieren die religiösen Vorschriften. Eine große Zahl von jungen Männern sammelt sich bei ihnen zum Unterricht, und sie stehen bei den [[Gallier]]n in großen Ehren.“<ref>Caesar: ''De bello gallico'', VI, 13</ref> Überhaupt spielten der Kult und religiöse Rücksichten laut Caesar bei den Galliern eine große Rolle.<ref>Caesar: ''De bello gallico'', VI, 16</ref>
 
Durch spätantike Autoren sind mehrere geistige und spirituelle Führer belegt, die den oberen Gesellschaftsschichten entstammten. Diese Personen werden als Druiden bezeichnet. Sie bildeten nach antiken Autoren den keltischen Priesterstand. Um das historische Druidentum nicht mit dem [[Neuzeitliche Druiden|neuzeitlichen Druidentum]] zu verwechseln, soll hier Caesars Originaltext verwendet werden. Er schrieb: „Den Druiden obliegen die Angelegenheiten des Kultus, sie richten die öffentlichen und privaten Opfer aus und interpretieren die religiösen Vorschriften. Eine große Zahl von jungen Männern sammelt sich bei ihnen zum Unterricht, und sie stehen bei den [[Gallier]]n in großen Ehren.“<ref>Caesar: ''De bello gallico'', VI, 13</ref> Überhaupt spielten der Kult und religiöse Rücksichten laut Caesar bei den Galliern eine große Rolle.<ref>Caesar: ''De bello gallico'', VI, 16</ref>
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=== Die Rolle der Frau ===
 
=== Die Rolle der Frau ===
{{Hauptartikel|Keltische Frauen}}
   
Obwohl Frauen in hohem Ansehen standen und – wenn auch selten – Führungspositionen einnehmen konnten, war die keltische Gesellschaft insgesamt [[Patriarchat (Soziologie)|patriarchal]] organisiert. Die bekanntesten von antiken Autoren genannte Keltinnen waren [[Boudicca]], Anführerin der [[Icener]] (Britannien, [[Norfolk]]), die den [[Boudicca-Aufstand|Aufstand gegen die römische Besatzung]] in den Jahren 60/61 n.&nbsp;Chr. anführte, sowie [[Cartimandua]], „Königin“ der [[Briganten]], die 77 n.&nbsp;Chr. von [[Gnaeus Iulius Agricola|Agricola]] besiegt wurden.
 
Obwohl Frauen in hohem Ansehen standen und – wenn auch selten – Führungspositionen einnehmen konnten, war die keltische Gesellschaft insgesamt [[Patriarchat (Soziologie)|patriarchal]] organisiert. Die bekanntesten von antiken Autoren genannte Keltinnen waren [[Boudicca]], Anführerin der [[Icener]] (Britannien, [[Norfolk]]), die den [[Boudicca-Aufstand|Aufstand gegen die römische Besatzung]] in den Jahren 60/61 n.&nbsp;Chr. anführte, sowie [[Cartimandua]], „Königin“ der [[Briganten]], die 77 n.&nbsp;Chr. von [[Gnaeus Iulius Agricola|Agricola]] besiegt wurden.
    
=== Religion ===
 
=== Religion ===
{{Hauptartikel|Keltische Religion}}
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Es sind kaum antike Belege zum Glauben der Kelten bekannt. Überdies glichen antike Autoren nach der üblichen [[Interpretatio Romana]] die keltischen Götter und Kulte den eigenen römischen an und ordneten den keltischen Göttern je nach ihrer Zuständigkeit römische Interpretationen und Götternamen zu. Somit sind Aussagen zur ursprünglichen Funktion, Mythos und Kult der keltischen Götterwelt schwierig. Beispiele für Gleichsetzungen: [[Teutates]] wurde [[Mercurius]], [[Cernunnos]] dem [[Jupiter (Mythologie)|Jupiter]], [[Grannus]] dem [[Apollon|Apollo]] und [[Lenus]] dem [[Mars (Mythologie)|Mars]] gleichgeordnet.
 
Es sind kaum antike Belege zum Glauben der Kelten bekannt. Überdies glichen antike Autoren nach der üblichen [[Interpretatio Romana]] die keltischen Götter und Kulte den eigenen römischen an und ordneten den keltischen Göttern je nach ihrer Zuständigkeit römische Interpretationen und Götternamen zu. Somit sind Aussagen zur ursprünglichen Funktion, Mythos und Kult der keltischen Götterwelt schwierig. Beispiele für Gleichsetzungen: [[Teutates]] wurde [[Mercurius]], [[Cernunnos]] dem [[Jupiter (Mythologie)|Jupiter]], [[Grannus]] dem [[Apollon|Apollo]] und [[Lenus]] dem [[Mars (Mythologie)|Mars]] gleichgeordnet.
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== Handel ==
 
== Handel ==
{{Hauptartikel|Keltisches Münzwesen}}
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Grabfunde belegen den ausgedehnten Handel der Kelten mit allen Völkern des antiken [[Europa]]. Exportiert wurden [[Eisen]], [[Zinn]], [[Speisesalz|Salz]], [[Holz]], [[Flachsfaser|Flachs]], [[Wolle]], Waffen, Werkzeuge, [[Prunkwagen]], [[Textilien]], [[Schuhe]]. Importiert wurden vor allem [[Glas]], [[Wein]] und andere Luxusgüter aus dem [[Mittelmeerraum]] und dem [[Naher Osten|Nahen Osten]].
 
Grabfunde belegen den ausgedehnten Handel der Kelten mit allen Völkern des antiken [[Europa]]. Exportiert wurden [[Eisen]], [[Zinn]], [[Speisesalz|Salz]], [[Holz]], [[Flachsfaser|Flachs]], [[Wolle]], Waffen, Werkzeuge, [[Prunkwagen]], [[Textilien]], [[Schuhe]]. Importiert wurden vor allem [[Glas]], [[Wein]] und andere Luxusgüter aus dem [[Mittelmeerraum]] und dem [[Naher Osten|Nahen Osten]].
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== Kunst und Kultur ==
 
== Kunst und Kultur ==
 
=== Bildende Kunst ===
 
=== Bildende Kunst ===
{{Hauptartikel|Keltische Kunst}}
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Als uneingeschränkt keltisch, d.&nbsp;h. auf die historisch belegten Kelten zurückzuführen, gelten die Kunststile der Latènezeit, deren Erforschung besonders mit den Namen der beiden Archäologen [[Paul Jacobsthal]] und [[Otto-Herman Frey]] verbunden ist. Die Kunststile entwickelten sich ab Beginn des 5.&nbsp;Jahrhunderts v.&nbsp;Chr. aus [[mediterran]]en Vorbildern, die von den keltischen Kunstschaffenden relativ frei interpretiert, zerlegt und zu einem ganz eigenen Form- und Kunstausdruck synthetisiert wurden. Ein Einfluss der [[Kimmerer]] und [[Skythen]] könnte bestanden haben. Die deutlichsten Vorbilder sind aber in der orientalisierenden Kunst der Griechen und Etrusker zu finden, die ihrerseits Vorbilder im Orient, wie im Iran, gehabt zu haben scheinen.
 
Als uneingeschränkt keltisch, d.&nbsp;h. auf die historisch belegten Kelten zurückzuführen, gelten die Kunststile der Latènezeit, deren Erforschung besonders mit den Namen der beiden Archäologen [[Paul Jacobsthal]] und [[Otto-Herman Frey]] verbunden ist. Die Kunststile entwickelten sich ab Beginn des 5.&nbsp;Jahrhunderts v.&nbsp;Chr. aus [[mediterran]]en Vorbildern, die von den keltischen Kunstschaffenden relativ frei interpretiert, zerlegt und zu einem ganz eigenen Form- und Kunstausdruck synthetisiert wurden. Ein Einfluss der [[Kimmerer]] und [[Skythen]] könnte bestanden haben. Die deutlichsten Vorbilder sind aber in der orientalisierenden Kunst der Griechen und Etrusker zu finden, die ihrerseits Vorbilder im Orient, wie im Iran, gehabt zu haben scheinen.
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== Keltische Stämme ==
 
== Keltische Stämme ==
{{Hauptartikel|Liste keltischer Stämme}}
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Aus verschiedenen antiken Quellen sind mehrere keltische Stammesnamen und deren ungefähres Siedlungsgebiet überliefert. Die wichtigsten antiken Quellen keltischer Stammesnamen stellen die Beschreibungen keltischer Stämme in Julius Caesars ''[[De bello gallico]]'' (Gallischer Krieg) dar. Eine genaue Lokalisierung der Stämme und Eingrenzung des antiken Siedlungsgebietes der Kelten ist jedoch aufgrund der häufig verwirrenden Ortsangaben und meist völlig ungenügenden Sachkenntnisse der meist aus dem Mittelmeerraum stammenden antiken Autoren schwierig. So hat sich die von Caesar durchgeführte Trennung in Germanen östlich des Rheins und Kelten bzw. Gallier westlich des Rheins aufgrund archäologischer Erkenntnisse als völlig unzutreffend erwiesen. Zahlreiche in der Literatur genannte angeblich keltische Stammesnamen, die aufgrund von angeblichen Namensbestandteilen in Orts- und Flussnamen mit „keltischen“ Wörtern rekonstruiert wurden, sind jedoch Erfindungen des 19. Jahrhunderts, als vor allem in Frankreich eine wahre „Gallomanie“ ausbrach und jede Stadt plötzlich auf die Gründung durch einen keltischen Stamm zurückgehen wollte.
 
Aus verschiedenen antiken Quellen sind mehrere keltische Stammesnamen und deren ungefähres Siedlungsgebiet überliefert. Die wichtigsten antiken Quellen keltischer Stammesnamen stellen die Beschreibungen keltischer Stämme in Julius Caesars ''[[De bello gallico]]'' (Gallischer Krieg) dar. Eine genaue Lokalisierung der Stämme und Eingrenzung des antiken Siedlungsgebietes der Kelten ist jedoch aufgrund der häufig verwirrenden Ortsangaben und meist völlig ungenügenden Sachkenntnisse der meist aus dem Mittelmeerraum stammenden antiken Autoren schwierig. So hat sich die von Caesar durchgeführte Trennung in Germanen östlich des Rheins und Kelten bzw. Gallier westlich des Rheins aufgrund archäologischer Erkenntnisse als völlig unzutreffend erwiesen. Zahlreiche in der Literatur genannte angeblich keltische Stammesnamen, die aufgrund von angeblichen Namensbestandteilen in Orts- und Flussnamen mit „keltischen“ Wörtern rekonstruiert wurden, sind jedoch Erfindungen des 19. Jahrhunderts, als vor allem in Frankreich eine wahre „Gallomanie“ ausbrach und jede Stadt plötzlich auf die Gründung durch einen keltischen Stamm zurückgehen wollte.
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=== Comics: ''Asterix und Obelix'' ===
 
=== Comics: ''Asterix und Obelix'' ===
{{Hauptartikel|Asterix}}
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Die Asterix-[[Comic]]geschichten handeln überwiegend vom Konflikt der Gallier mit den Römern. Dabei werden nicht historische Tatsachen geschildert, vielmehr bilden Erinnerungen aus dem Latein- und Geschichtsunterricht – zuallererst Caesars ''De bello Gallico'' und der [[Freiheitskampf]] der Gallier unter der Führung von [[Vercingetorix]] – ebenso wie (schein-)historische Legenden und [[Klischee]]s – so die von keltischen [[Barde]]n und Druiden – lediglich Anknüpfungspunkte für [[Fiktion|fiktive]] Abenteuer in „komischer“ Absicht, mit alltäglichen ([[Comedy|Situationskomik]], [[Klamauk]]) ebenso wie mit aktuellen oder geschichtlichen Gegenständen, die eben [[Karikatur|karikiert]] werden. Das mythisch-keltische Motiv kommt stets im Dorfdruiden [[Miraculix]] zum Ausdruck, der seinen Stammesgenossen durch einen [[Magie|Zaubertrank]] übermenschliche Kräfte für die Dauer einer Prügelei verleiht (eine Karikatur von [[Superman]]), und das letzte Bild einer jeden Episode zeigt ein Festmahl des letzten freien gallischen Dorfs zu Ehren seiner Helden [[Figuren aus Asterix#Asterix|Asterix]] und [[Obelix]],<ref>Die keltische Endsilbe „-rix“ steht laut Artikel ''[[Asterix]]'' für „König“.</ref> wobei man sich vor der „Kunst“ des Dorfbarden [[Troubadix]] schützt, indem man ihn fesselt und knebelt. Bildnisse des Vercingetorix als „ur-französischem Nationalheld“ bzw. ein römischer [[Denarius|Denar]] von 48 v.&nbsp;Chr., der einen Gallier, vermutlich Vercingetorix, zeigt, sind Vorlage für die Haar- und Barttracht der „komischen“ Gallier.
 
Die Asterix-[[Comic]]geschichten handeln überwiegend vom Konflikt der Gallier mit den Römern. Dabei werden nicht historische Tatsachen geschildert, vielmehr bilden Erinnerungen aus dem Latein- und Geschichtsunterricht – zuallererst Caesars ''De bello Gallico'' und der [[Freiheitskampf]] der Gallier unter der Führung von [[Vercingetorix]] – ebenso wie (schein-)historische Legenden und [[Klischee]]s – so die von keltischen [[Barde]]n und Druiden – lediglich Anknüpfungspunkte für [[Fiktion|fiktive]] Abenteuer in „komischer“ Absicht, mit alltäglichen ([[Comedy|Situationskomik]], [[Klamauk]]) ebenso wie mit aktuellen oder geschichtlichen Gegenständen, die eben [[Karikatur|karikiert]] werden. Das mythisch-keltische Motiv kommt stets im Dorfdruiden [[Miraculix]] zum Ausdruck, der seinen Stammesgenossen durch einen [[Magie|Zaubertrank]] übermenschliche Kräfte für die Dauer einer Prügelei verleiht (eine Karikatur von [[Superman]]), und das letzte Bild einer jeden Episode zeigt ein Festmahl des letzten freien gallischen Dorfs zu Ehren seiner Helden [[Figuren aus Asterix#Asterix|Asterix]] und [[Obelix]],<ref>Die keltische Endsilbe „-rix“ steht laut Artikel ''[[Asterix]]'' für „König“.</ref> wobei man sich vor der „Kunst“ des Dorfbarden [[Troubadix]] schützt, indem man ihn fesselt und knebelt. Bildnisse des Vercingetorix als „ur-französischem Nationalheld“ bzw. ein römischer [[Denarius|Denar]] von 48 v.&nbsp;Chr., der einen Gallier, vermutlich Vercingetorix, zeigt, sind Vorlage für die Haar- und Barttracht der „komischen“ Gallier.
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== Weblinks ==
 
== Weblinks ==
{{Wiktionary}}
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{{Commons|Celts|Kelten}}
   
* [http://www.antikefan.de/kulturen/kelten.html Die Kelten] auf [http://www.antikefan.de/index.php Antikefan.de]
 
* [http://www.antikefan.de/kulturen/kelten.html Die Kelten] auf [http://www.antikefan.de/index.php Antikefan.de]
 
* {{HLS|8016|Kelten|Autor= [[Gilbert Kaenel]]}}
 
* {{HLS|8016|Kelten|Autor= [[Gilbert Kaenel]]}}
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== Einzelnachweise ==
 
== Einzelnachweise ==
 
<references responsive />
 
<references responsive />
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{{Lesenswert|14. August 2005|8407332}}
      
[[Kategorie:Kelten| ]]
 
[[Kategorie:Kelten| ]]
 
[[Kategorie:Historische europäische Ethnie]]
 
[[Kategorie:Historische europäische Ethnie]]
 
[[Kategorie:Antike Ethnie]]
 
[[Kategorie:Antike Ethnie]]

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