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{{Weiterleitungshinweis|Römer|Weitere jeweilige Bedeutungen sind unter [[Römisches Reich (Begriffsklärung)]] und [[Römer (Begriffsklärung)]] aufgeführt.}}
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Das '''Römische Reich''' war das von den Römern, der Stadt [[Rom]] bzw. dem römischen Staat beherrschte Gebiet zwischen dem [[8. Jahrhundert v. Chr.]] und dem [[7. Jahrhundert|7. Jahrhundert n. Chr.]], wobei eine eindeutige Abgrenzung weder zur vorrömischen Epoche noch zum [[Byzantinisches Reich|Byzantinischen Reich]] möglich ist. Die Bezeichnung ''Imperium Romanum'' für den römischen Machtbereich ist seit der Zeit [[Cicero]]s belegt. Die [[antike]] staatsrechtliche Bezeichnung lautete [[S.P.Q.R.|''{{lang|la|Senatus Populusque Romanus}}'' (S.P.Q.R.)]] – „Der [[Römischer Senat|Senat]] und das Volk von Rom“.
 
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{{:Werbung-Allgemein}}
[[Datei:Capitoline she-wolf Musei Capitolini MC1181.jpg|mini|hochkant=1.4|Roms [[Gründungsmythos]]: ''Die [[kapitolinische Wölfin]] säugt [[Romulus und Remus]]'', 13. Jahrhundert. Die beiden Knaben stammen aus dem 15. Jahrhundert.]]
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Die Herrschaftsform wandelte sich im Laufe der Zeit von einer (unsicher belegten) [[Monarchie|Königsherrschaft]] zur [[Republik]] und schließlich zum [[Kaiserreich|Kaisertum]]. Die Geschichte des Römischen Reiches lässt sich traditionell grob in vier Phasen gliedern, für die folgende – historisch nicht immer gesicherten – Zeiträume gelten:  
[[Datei:Roman Republic Empire map.gif|mini|hochkant=1.4|Aufstieg und Niedergang des Römischen Reiches. ([[Graphics Interchange Format#Animationen|GIF-Animation]] der Territorien der Jahre 510 v. Chr. bis 530 n. Chr.)
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{{Farblegende|#c46c5c|[[Römische Republik]] (509 v. Chr. bis 27 v. Chr.)}}
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{{Farblegende|#9c649c|[[Römische Kaiserzeit]] (27 v. Chr. bis 395)}}
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{{Farblegende|#5ca4cc|[[Weströmisches Reich]] (395 bis 476/480)}}
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{{Farblegende|#bcc45c|[[Byzantinisches Reich|Oströmisches Reich]] (395 bis 1453)}}]]
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[[Datei:Roman provinces trajan.svg|mini|hochkant=1.4|Das Römische Reich und seine [[Römische Provinz|Provinzen]] zur Zeit seiner größten Ausdehnung unter Kaiser [[Trajan]] in den Jahren 115–117]]
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[[Datei:Roman Empire.JPG|mini|hochkant=1.4|Das Römische Reich und seine Provinzen zur Zeit seiner größten Ausdehnung unter Kaiser Trajan im Jahre 117 (''[[Herders Conversations-Lexikon]]'', 1907)]]
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[[Datei:Roman Empire 125 de.svg|mini|hochkant=1.4|Übersicht des Straßennetzes im Römischen Reich im Jahre [[125|125 n. Chr.]] (siehe auch [[Liste der Römerstraßen]]) unter Kaiser [[Hadrian (Kaiser)|Hadrian]]:{{Farblegende|#FF4C00|[[Römerstraße]]}} {{Farblegende|#11FFFF|Grenze des Imperium romanum}} {{Farblegende|#AA11AA|[[Römisches Militärlager]] (Legionslager)}}{{Farblegende|#111111|[[Römische Stadt]]}}]]
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[[Datei:Rom Umgebung.jpg|mini|hochkant=1.4|Umgebung von Rom im Altertum ([[Gustav Droysen]]: ''[[Allgemeiner Historischer Handatlas]]'', 1886)]]
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[[Datei:Spqrstone.jpg|mini|[[S.P.Q.R.]] ('''''S'''enatus '''P'''opulus'''q'''ue '''R'''omanus'' „Senat und Volk von Rom“), das Hoheitszeichen der Römischen Republik]]
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Das '''Römische Reich''' ({{laS|'''Imperium Romanum'''}}) war das von den Römern, der Stadt [[Rom]] bzw. dem römischen Staat beherrschte Gebiet zwischen dem [[8. Jahrhundert v. Chr.]] und dem [[7. Jahrhundert|7. Jahrhundert n. Chr.]], wobei eine eindeutige Abgrenzung weder zur vorrömischen Epoche noch zum [[Byzantinisches Reich|Byzantinischen Reich]] möglich ist. Die Bezeichnung ''Imperium Romanum'' für den römischen Machtbereich ist seit der Zeit [[Cicero]]s belegt. Die [[antike]] staatsrechtliche Bezeichnung lautete [[S.P.Q.R.|''{{lang|la|Senatus Populusque Romanus}}'' (S.P.Q.R.)]] – „Der [[Römischer Senat|Senat]] und das Volk von Rom“.
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Die Herrschaftsform wandelte sich im Laufe der Zeit von einer (unsicher belegten) [[Monarchie|Königsherrschaft]] zur [[Republik]] und schließlich zum [[Kaiserreich|Kaisertum]]. Die Geschichte des Römischen Reiches lässt sich traditionell grob in vier Phasen gliedern, für die folgende – historisch nicht immer gesicherten – Zeiträume gelten:
      
# [[Römische Königszeit]]: [[753 v. Chr.]] bis [[509 v. Chr.]]
 
# [[Römische Königszeit]]: [[753 v. Chr.]] bis [[509 v. Chr.]]
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Im [[Zweiter Punischer Krieg|Zweiten Punischen Krieg]] (218–201 v. Chr.) gelang es dem karthagischen Strategen [[Hannibal]] beinahe, Rom in die Knie zu zwingen, wobei als Kriegsgrund die Belagerung und Eroberung der griechischen Kolonie [[Saguntum]] durch Hannibal diente, die mit Rom „verbündet“ war. Nach dem Fall Saguntums und der Weigerung der Regierung in Karthago, Hannibal auszuliefern, folgte die römische Kriegserklärung. Hannibal nahm den Landweg durch das südliche [[Gallien]], überquerte die [[Alpen]] und fiel mit einem Heer in Italien ein, wobei er mehrere römische Armeen nacheinander vernichtete. Besonders die Niederlage bei [[Schlacht von Cannae|Cannae]] (216 v. Chr.) war schmerzhaft für die Römer: Es handelte sich um die schwerste Niederlage in der römischen Geschichte, doch gelang es Hannibal nicht, das Bündnissystem Roms in Italien zu zerstören, sodass Hannibal trotz seiner Siege weitgehend isoliert blieb. Der römische Feldherr [[Publius Cornelius Scipio Africanus|Scipio]] setzte 204 v. Chr. nach Afrika über und besiegte Hannibal 202 v. Chr. bei [[Schlacht von Zama|Zama]]. Karthago verlor alle außerafrikanischen Besitzungen und seine Flotte. Damit war es als Machtfaktor ausgeschaltet, während Rom mit seiner neuen Provinz [[Hispanien]] zunehmend an Einfluss gewann.
 
Im [[Zweiter Punischer Krieg|Zweiten Punischen Krieg]] (218–201 v. Chr.) gelang es dem karthagischen Strategen [[Hannibal]] beinahe, Rom in die Knie zu zwingen, wobei als Kriegsgrund die Belagerung und Eroberung der griechischen Kolonie [[Saguntum]] durch Hannibal diente, die mit Rom „verbündet“ war. Nach dem Fall Saguntums und der Weigerung der Regierung in Karthago, Hannibal auszuliefern, folgte die römische Kriegserklärung. Hannibal nahm den Landweg durch das südliche [[Gallien]], überquerte die [[Alpen]] und fiel mit einem Heer in Italien ein, wobei er mehrere römische Armeen nacheinander vernichtete. Besonders die Niederlage bei [[Schlacht von Cannae|Cannae]] (216 v. Chr.) war schmerzhaft für die Römer: Es handelte sich um die schwerste Niederlage in der römischen Geschichte, doch gelang es Hannibal nicht, das Bündnissystem Roms in Italien zu zerstören, sodass Hannibal trotz seiner Siege weitgehend isoliert blieb. Der römische Feldherr [[Publius Cornelius Scipio Africanus|Scipio]] setzte 204 v. Chr. nach Afrika über und besiegte Hannibal 202 v. Chr. bei [[Schlacht von Zama|Zama]]. Karthago verlor alle außerafrikanischen Besitzungen und seine Flotte. Damit war es als Machtfaktor ausgeschaltet, während Rom mit seiner neuen Provinz [[Hispanien]] zunehmend an Einfluss gewann.
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[[Datei:Diadochenreichen nach dem Ende der Diadochenkriege.png|mini|hochkant=1.4|Die [[Hellenismus|hellenistischen]] Großreiche um 200 v. Chr.]]
      
Der Sieg über [[Karthago]] im 1. und 2. [[Punische Kriege|Punischen Krieg]] sicherte Roms Vormachtstellung im westlichen [[Mittelmeer]]. Neben seiner neuen Rolle als Seemacht trugen auch die eroberten Silberminen in Hispanien und die gewaltigen Reparationen, die Karthago zu leisten hatte, zu Roms neuem Reichtum bei. In die Zeit ab 200 v. Chr. fiel auch die Einmischung Roms in das Machtspiel der [[Hellenismus|hellenistischen]] Großreiche: Dort waren die Großmächte nicht in der Lage gewesen, ein friedliches Zusammenleben zu erreichen. Es folgten Konflikte mit den [[Antigoniden]], wobei Rom 200 bis 197 v. Chr. in [[Griechenland]] gegen [[Philipp V. (Makedonien)|Philipp V.]] intervenierte, um den makedonischen Einfluss in Griechenland zurückzudrängen.
 
Der Sieg über [[Karthago]] im 1. und 2. [[Punische Kriege|Punischen Krieg]] sicherte Roms Vormachtstellung im westlichen [[Mittelmeer]]. Neben seiner neuen Rolle als Seemacht trugen auch die eroberten Silberminen in Hispanien und die gewaltigen Reparationen, die Karthago zu leisten hatte, zu Roms neuem Reichtum bei. In die Zeit ab 200 v. Chr. fiel auch die Einmischung Roms in das Machtspiel der [[Hellenismus|hellenistischen]] Großreiche: Dort waren die Großmächte nicht in der Lage gewesen, ein friedliches Zusammenleben zu erreichen. Es folgten Konflikte mit den [[Antigoniden]], wobei Rom 200 bis 197 v. Chr. in [[Griechenland]] gegen [[Philipp V. (Makedonien)|Philipp V.]] intervenierte, um den makedonischen Einfluss in Griechenland zurückzudrängen.
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Andere Gruppen von Plebejern, die im Handel zu Reichtum gekommen waren, verlangten nach mehr Rechten. Die nach den Brüdern [[Tiberius Sempronius Gracchus]] und [[Gaius Sempronius Gracchus]] benannte [[Gracchische Reform]] sollte die Grundbesitzverhältnisse reformieren und den ärmeren Schichten der Bevölkerung zu Land und Einkommen verhelfen. Die Reform scheiterte allerdings am Widerstand der konservativen Senatskreise, der zugrundeliegende Konflikt blieb weiter bestehen: die [[Popularen]], die Vertreter der Plebejer und Kleinbauern, und die [[Optimaten]], die konservative Adelspartei, bekämpften sich gegenseitig, um ihre jeweilige Politik durchzusetzen. Tiberius Gracchus wurde ermordet, sein Bruder Gaius sah keinen Ausweg und nahm sich 121 v. Chr. das Leben. Straßenkämpfe und politische Morde standen an der Tagesordnung. Auch machten sich innere Spannungen im Bündnissystem Roms bemerkbar, so dass es 91 bis 89 v. Chr. zum sogenannten [[Bundesgenossenkrieg (Rom)|Bundesgenossenkrieg]] kam. Am Ende wurde das römische Bürgerrecht auch den Bundesgenossen verliehen. Im Anschluss daran kam es 88 v. Chr. zur berüchtigten [[Vesper von Ephesus]]: Nach der Ermordung Zehntausender römischer Siedler in [[Kleinasien]] zog Rom in den Krieg gegen [[Mithridates VI. (Pontos)|Mithridates]] von [[Königreich Pontos|Pontos]] und besiegte ihn nach mehrjährigen Kämpfen.
 
Andere Gruppen von Plebejern, die im Handel zu Reichtum gekommen waren, verlangten nach mehr Rechten. Die nach den Brüdern [[Tiberius Sempronius Gracchus]] und [[Gaius Sempronius Gracchus]] benannte [[Gracchische Reform]] sollte die Grundbesitzverhältnisse reformieren und den ärmeren Schichten der Bevölkerung zu Land und Einkommen verhelfen. Die Reform scheiterte allerdings am Widerstand der konservativen Senatskreise, der zugrundeliegende Konflikt blieb weiter bestehen: die [[Popularen]], die Vertreter der Plebejer und Kleinbauern, und die [[Optimaten]], die konservative Adelspartei, bekämpften sich gegenseitig, um ihre jeweilige Politik durchzusetzen. Tiberius Gracchus wurde ermordet, sein Bruder Gaius sah keinen Ausweg und nahm sich 121 v. Chr. das Leben. Straßenkämpfe und politische Morde standen an der Tagesordnung. Auch machten sich innere Spannungen im Bündnissystem Roms bemerkbar, so dass es 91 bis 89 v. Chr. zum sogenannten [[Bundesgenossenkrieg (Rom)|Bundesgenossenkrieg]] kam. Am Ende wurde das römische Bürgerrecht auch den Bundesgenossen verliehen. Im Anschluss daran kam es 88 v. Chr. zur berüchtigten [[Vesper von Ephesus]]: Nach der Ermordung Zehntausender römischer Siedler in [[Kleinasien]] zog Rom in den Krieg gegen [[Mithridates VI. (Pontos)|Mithridates]] von [[Königreich Pontos|Pontos]] und besiegte ihn nach mehrjährigen Kämpfen.
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[[Datei:Bust of Gaius Iulius Caesar in Naples.jpg|mini|Büste [[Gaius Iulius Caesar]]s, trajanische Kopie eines Originals von 50 v. Chr. ([[Archäologisches Nationalmuseum Neapel]])]]
      
Diesen Ereignissen folgte der Beginn des römischen Bürgerkriegs, in dem sich wieder Popularen und Optimaten gegenüberstanden ([[Gaius Marius|Marius]], [[Lucius Cornelius Cinna|Cinna]], [[Lucius Cornelius Sulla Felix|Sulla]]), die sich gegenseitig in blutigen Pogromen und durch formelle [[Proskription]]en bekämpften. Sulla blieb siegreich und errichtete die Diktatur, um die republikanische Senatsherrschaft wieder zu festigen. Doch hatte diese Lösung keinen wirklichen Bestand, zumal Sulla bald zurücktrat und die alten Kräfte sich wieder bekämpften. Die Nachwirkungen der Rechtsbrüche führten zu einer permanenten inneren Schwächung der Republik, die gleichzeitig in der Außenpolitik aber auch grandiose Erfolge erzielte, insbesondere mit der Annexion des Seleukidenreichs und der Neuordnung des Ostens durch [[Gnaeus Pompeius Magnus]]. Um diese Zeit ist in den Quellen erstmals vom ''Imperium Romanum'' die Rede.
 
Diesen Ereignissen folgte der Beginn des römischen Bürgerkriegs, in dem sich wieder Popularen und Optimaten gegenüberstanden ([[Gaius Marius|Marius]], [[Lucius Cornelius Cinna|Cinna]], [[Lucius Cornelius Sulla Felix|Sulla]]), die sich gegenseitig in blutigen Pogromen und durch formelle [[Proskription]]en bekämpften. Sulla blieb siegreich und errichtete die Diktatur, um die republikanische Senatsherrschaft wieder zu festigen. Doch hatte diese Lösung keinen wirklichen Bestand, zumal Sulla bald zurücktrat und die alten Kräfte sich wieder bekämpften. Die Nachwirkungen der Rechtsbrüche führten zu einer permanenten inneren Schwächung der Republik, die gleichzeitig in der Außenpolitik aber auch grandiose Erfolge erzielte, insbesondere mit der Annexion des Seleukidenreichs und der Neuordnung des Ostens durch [[Gnaeus Pompeius Magnus]]. Um diese Zeit ist in den Quellen erstmals vom ''Imperium Romanum'' die Rede.
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=== Die frühe Kaiserzeit (Prinzipat) ===
 
=== Die frühe Kaiserzeit (Prinzipat) ===
{{Anker|Frühe Kaiserzeit}}
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[[Datei:Statue-Augustus.jpg|mini|[[Augustus von Primaporta]], Panzerstatue des ersten römischen Kaisers [[Augustus]], Marmorkopie eines Bronzeoriginals um 20 v. Chr.]]
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Octavian zielte wie Caesar auf eine Alleinherrschaft. Doch anders als Caesar versuchte Octavian dieses Ziel nicht durch das Mittel einer außerordentlichen [[Diktatur]] zu erreichen. Octavian ließ vielmehr die alte republikanische Verfassung formal in Kraft und sicherte seine Position durch die Übernahme verschiedener Ämter, durch die Übertragung von Sondervollmachten und vor allem durch die Übernahme eines mehrjährigen Kommandos über wichtige Provinzen mit zahlreichen [[Römische Legion|Legionen]]. Den alten [[Römischer Senat|senatorischen]] [[Adel]] konnte Octavian zu einer Anerkennung seiner Herrschaft bewegen, zumal die wichtigsten republikanisch gesinnten Familien bereits ausgeschaltet waren. Der Senat sah in Octavian den „Princeps“, den „Ersten Bürger des Staates“. Die von Octavian begründete Herrschaftsstruktur mit einer Verfassung, die sich in wesentlichen Punkten von der alten republikanischen Verfassung unterschied, wird deshalb auch „[[Prinzipat]]“ genannt. Octavian erhielt im Jahre 27 v. Chr. vom Senat den Titel [[Augustus (Titel)|„Augustus“]] („der Erhabene“) verliehen.
 
Octavian zielte wie Caesar auf eine Alleinherrschaft. Doch anders als Caesar versuchte Octavian dieses Ziel nicht durch das Mittel einer außerordentlichen [[Diktatur]] zu erreichen. Octavian ließ vielmehr die alte republikanische Verfassung formal in Kraft und sicherte seine Position durch die Übernahme verschiedener Ämter, durch die Übertragung von Sondervollmachten und vor allem durch die Übernahme eines mehrjährigen Kommandos über wichtige Provinzen mit zahlreichen [[Römische Legion|Legionen]]. Den alten [[Römischer Senat|senatorischen]] [[Adel]] konnte Octavian zu einer Anerkennung seiner Herrschaft bewegen, zumal die wichtigsten republikanisch gesinnten Familien bereits ausgeschaltet waren. Der Senat sah in Octavian den „Princeps“, den „Ersten Bürger des Staates“. Die von Octavian begründete Herrschaftsstruktur mit einer Verfassung, die sich in wesentlichen Punkten von der alten republikanischen Verfassung unterschied, wird deshalb auch „[[Prinzipat]]“ genannt. Octavian erhielt im Jahre 27 v. Chr. vom Senat den Titel [[Augustus (Titel)|„Augustus“]] („der Erhabene“) verliehen.
[[Datei:Roman-Empire-Augustus.png|mini|Das Römische Reich unter [[Augustus (Titel)|Augustus]] (Imperator [[31 v. Chr.]] bis [[14|14 n. Chr.]]):{{Farblegende|#6FF271|Italien und die römischen Provinzen}}{{Farblegende|#A6F6A6|abhängige Gebiete und Klientelstaaten}}{{Farblegende|#DFFFDC|Provinz Germania Magna}}]]
      
Auch in der Kaiserzeit blieben viele Einrichtungen der res publica erhalten: etwa der [[cursus honorum]] (Ämterlaufbahn), der Senat, die Provinzverwaltung und die Priestertümer ([[Pontifex Maximus|„Pontifex maximus“]] war jedoch der Kaiser). Allerdings wurden diese Ämter von politischen Entscheidungspositionen mehr oder weniger zu reinen [[Verwaltung]]sämtern. Die Gesellschaftsordnung der Republik begann sich zu verändern, indem seit Augustus Angehörige neuer Schichten, besonders aus Italien und den Provinzen, in die nach wie vor herausgehobenen Stände der Senatoren und besonders der Ritter ''([[Eques|equites]])'' aufstiegen. Die Kaiser hatten das Recht, Ritter zu ernennen, was eine gewisse Durchlässigkeit der sozialen Schranken bewirkte. (Sie konnten auch den ehrenvollen Rang eines Patriziers an plebejische Senatoren vergeben.) Daneben war es nun auch für Nichtbürger Roms einfacher, das Bürgerrecht zu erlangen.
 
Auch in der Kaiserzeit blieben viele Einrichtungen der res publica erhalten: etwa der [[cursus honorum]] (Ämterlaufbahn), der Senat, die Provinzverwaltung und die Priestertümer ([[Pontifex Maximus|„Pontifex maximus“]] war jedoch der Kaiser). Allerdings wurden diese Ämter von politischen Entscheidungspositionen mehr oder weniger zu reinen [[Verwaltung]]sämtern. Die Gesellschaftsordnung der Republik begann sich zu verändern, indem seit Augustus Angehörige neuer Schichten, besonders aus Italien und den Provinzen, in die nach wie vor herausgehobenen Stände der Senatoren und besonders der Ritter ''([[Eques|equites]])'' aufstiegen. Die Kaiser hatten das Recht, Ritter zu ernennen, was eine gewisse Durchlässigkeit der sozialen Schranken bewirkte. (Sie konnten auch den ehrenvollen Rang eines Patriziers an plebejische Senatoren vergeben.) Daneben war es nun auch für Nichtbürger Roms einfacher, das Bürgerrecht zu erlangen.
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=== Die hohe Kaiserzeit ===
 
=== Die hohe Kaiserzeit ===
 
{{Anker|Hohe Kaiserzeit}}
 
{{Anker|Hohe Kaiserzeit}}
[[Datei:Colosseum in Rome-April 2007-1- copie 2B.jpg|mini|Das [[Kolosseum]] in Rom, erbaut zwischen 72 und 80 n. Chr.]]
      
Nach den Wirren des [[Vierkaiserjahr]]es traten die insgesamt erfolgreich regierenden [[Flavier]] die Herrschaft an, wobei Kaiser [[Vespasian]] im Jahre 70 einen Aufstand in [[Judäa]] durch seinen Sohn [[Titus]] niederschlagen ließ. Vespasian sanierte die Staatsfinanzen und sicherte die Grenze im Osten gegen die Parther ab. Als Vespasian, der auf eine insgesamt erfolgreiche Regierungszeit zurückblicken konnte, im Jahr 79 starb, folgte ihm Titus nach, dem allerdings nur eine sehr kurze Regierungszeit vergönnt war, in der es zu mehreren Katastrophen kam (Ausbruch des [[Vesuv]] sowie eine Seuchenepidemie). Titus tat, was in seiner Macht stand, um deren Folgen zu bewältigen. Titus’ Bruder [[Domitian]] trat 81 seine Nachfolge an. Er wird in den Quellen, beispielsweise bei [[Tacitus]] und [[Sueton]], in düsteren Farben gezeichnet, da sein Verhältnis zum Senat gestört war, konnte aber durchaus Erfolge verbuchen und die Verwaltung effizienter gestalten. 96 brachte ihn jedoch eine Hofintrige zu Fall.
 
Nach den Wirren des [[Vierkaiserjahr]]es traten die insgesamt erfolgreich regierenden [[Flavier]] die Herrschaft an, wobei Kaiser [[Vespasian]] im Jahre 70 einen Aufstand in [[Judäa]] durch seinen Sohn [[Titus]] niederschlagen ließ. Vespasian sanierte die Staatsfinanzen und sicherte die Grenze im Osten gegen die Parther ab. Als Vespasian, der auf eine insgesamt erfolgreiche Regierungszeit zurückblicken konnte, im Jahr 79 starb, folgte ihm Titus nach, dem allerdings nur eine sehr kurze Regierungszeit vergönnt war, in der es zu mehreren Katastrophen kam (Ausbruch des [[Vesuv]] sowie eine Seuchenepidemie). Titus tat, was in seiner Macht stand, um deren Folgen zu bewältigen. Titus’ Bruder [[Domitian]] trat 81 seine Nachfolge an. Er wird in den Quellen, beispielsweise bei [[Tacitus]] und [[Sueton]], in düsteren Farben gezeichnet, da sein Verhältnis zum Senat gestört war, konnte aber durchaus Erfolge verbuchen und die Verwaltung effizienter gestalten. 96 brachte ihn jedoch eine Hofintrige zu Fall.
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[[Datei:Colonna traiana, veduta notturna 01.JPG|mini|Die [[Trajanssäule]] in Rom mit Darstellungen aus den [[Dakerkriege]]n]]
      
Die nachfolgende Zeit der [[Adoptivkaiser]], die mit [[Nerva]] begann, wird allgemein als die Glanzzeit des Imperiums verstanden, sowohl kulturell als auch in Bezug auf die Machtstellung Roms. Die Kaiser nahmen meist Rücksicht auf die Befindlichkeit des Senats und hielten in der Regel an der Staatsordnung des Prinzipats fest. Seine größte Ausdehnung erreichte das Römische Reich unter Nervas Nachfolger [[Trajan]] im Jahre 117, wobei Trajan, der als erster Kaiser nicht aus Italien, sondern aus den Provinzen stammte (aus Hispanien), als ''optimus princeps'' gefeiert wurde, als „bester Kaiser“. Das Imperium erstreckte sich nach Trajans [[Dakerkriege]]n und den Feldzügen von [[Schottland]] bis nach [[Nubien]] in Nord-Süd-Richtung und von [[Portugal]] bis nach [[Mesopotamien]] in West-Ost-Ausrichtung; allerdings mussten die Eroberungen östlich des [[Euphrat]]s nach sehr kurzer Zeit wieder aufgegeben werden, da sie nicht zu halten waren. Unter dem gebildeten und hellenophilen [[Hadrian (Kaiser)|Hadrian]] kam es nun zu einer inneren Konsolidierung des Reiches und zu einer zivilisatorischen, kulturellen und technischen Blüte, die die Ausbreitung des damals noch jungen, schon stark angewachsenen [[Christentum]]s begünstigte. Er verlegte sich vor allem auf den Aufbau von effizienten Grenzbefestigungen (zum Beispiel der [[Hadrianswall]] in Britannien, oder die Befestigung und Begradigung der Ostgrenze). Allerdings werfen einige moderne Historiker dem Kaiser vor, die Reichsfinanzen zu stark belastet zu haben. In der Tat lassen sich Vorboten einer Wirtschaftskrise erkennen, die aber noch keine dramatischen Ausmaße annahm.
 
Die nachfolgende Zeit der [[Adoptivkaiser]], die mit [[Nerva]] begann, wird allgemein als die Glanzzeit des Imperiums verstanden, sowohl kulturell als auch in Bezug auf die Machtstellung Roms. Die Kaiser nahmen meist Rücksicht auf die Befindlichkeit des Senats und hielten in der Regel an der Staatsordnung des Prinzipats fest. Seine größte Ausdehnung erreichte das Römische Reich unter Nervas Nachfolger [[Trajan]] im Jahre 117, wobei Trajan, der als erster Kaiser nicht aus Italien, sondern aus den Provinzen stammte (aus Hispanien), als ''optimus princeps'' gefeiert wurde, als „bester Kaiser“. Das Imperium erstreckte sich nach Trajans [[Dakerkriege]]n und den Feldzügen von [[Schottland]] bis nach [[Nubien]] in Nord-Süd-Richtung und von [[Portugal]] bis nach [[Mesopotamien]] in West-Ost-Ausrichtung; allerdings mussten die Eroberungen östlich des [[Euphrat]]s nach sehr kurzer Zeit wieder aufgegeben werden, da sie nicht zu halten waren. Unter dem gebildeten und hellenophilen [[Hadrian (Kaiser)|Hadrian]] kam es nun zu einer inneren Konsolidierung des Reiches und zu einer zivilisatorischen, kulturellen und technischen Blüte, die die Ausbreitung des damals noch jungen, schon stark angewachsenen [[Christentum]]s begünstigte. Er verlegte sich vor allem auf den Aufbau von effizienten Grenzbefestigungen (zum Beispiel der [[Hadrianswall]] in Britannien, oder die Befestigung und Begradigung der Ostgrenze). Allerdings werfen einige moderne Historiker dem Kaiser vor, die Reichsfinanzen zu stark belastet zu haben. In der Tat lassen sich Vorboten einer Wirtschaftskrise erkennen, die aber noch keine dramatischen Ausmaße annahm.
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[[Datei:Empire romain en150.png|mini|hochkant=1.4|Das Römische Reich und seine [[Römische Provinz|Provinzen]] um [[150|150 n. Chr.]]]]
      
Um die Mitte des 2. Jahrhunderts, mit Beginn der [[Antonine|Antoninischen Dynastie]], schien das Imperium unter [[Antoninus Pius]] auf seinem Höhepunkt angelangt zu sein, doch traten unter dem „Philosophenkaiser“ [[Mark Aurel]] (161 bis 180) bereits die ersten Probleme auf. Es kam zu erbitterten Kämpfen mit verschiedenen [[Germanen|germanischen]] Stämmen, besonders mit den [[Markomannen]] – wobei die Kämpfe mehrmals wieder ausbrachen, siehe [[Markomannenkriege]] –, während im Osten 161 die [[Partherreich|Parther]] angriffen; zudem schleppten die 166 siegreich aus dem Osten zurückkehrenden römischen Truppen eine Seuche in das Imperium ein, die sogenannte „[[Antoninische Pest]]“. Neben der ernsthaften äußeren Bedrohung, welche die Ressourcen des Reiches bis an die Grenzen des Machbaren beanspruchte, machten sich im Inneren erste Zerfallserscheinungen bemerkbar. Nach dem Tod Mark Aurels, der gerade im Bereich der nördlichen Grenze vorläufige Erfolge verbuchen konnte, jedoch innere Reformen versäumte, kam es zu einer Reihe von weiteren Krisenereignissen, zumal sein Sohn [[Commodus]] offenbar nicht in der Lage war, dem Reich Sicherheit zu geben. Als er 192 ermordet wurde, folgte ein Bürgerkrieg.
 
Um die Mitte des 2. Jahrhunderts, mit Beginn der [[Antonine|Antoninischen Dynastie]], schien das Imperium unter [[Antoninus Pius]] auf seinem Höhepunkt angelangt zu sein, doch traten unter dem „Philosophenkaiser“ [[Mark Aurel]] (161 bis 180) bereits die ersten Probleme auf. Es kam zu erbitterten Kämpfen mit verschiedenen [[Germanen|germanischen]] Stämmen, besonders mit den [[Markomannen]] – wobei die Kämpfe mehrmals wieder ausbrachen, siehe [[Markomannenkriege]] –, während im Osten 161 die [[Partherreich|Parther]] angriffen; zudem schleppten die 166 siegreich aus dem Osten zurückkehrenden römischen Truppen eine Seuche in das Imperium ein, die sogenannte „[[Antoninische Pest]]“. Neben der ernsthaften äußeren Bedrohung, welche die Ressourcen des Reiches bis an die Grenzen des Machbaren beanspruchte, machten sich im Inneren erste Zerfallserscheinungen bemerkbar. Nach dem Tod Mark Aurels, der gerade im Bereich der nördlichen Grenze vorläufige Erfolge verbuchen konnte, jedoch innere Reformen versäumte, kam es zu einer Reihe von weiteren Krisenereignissen, zumal sein Sohn [[Commodus]] offenbar nicht in der Lage war, dem Reich Sicherheit zu geben. Als er 192 ermordet wurde, folgte ein Bürgerkrieg.
    
Zu Beginn des 3. Jahrhunderts konnten die [[Severer]] die Lage stabilisieren; [[Septimius Severus]], der sich 193 im Kampf um die Macht durchsetzte, war auch der erste aus [[Africa]] stammende Kaiser. Er konnte im Krieg gegen die Parther einige Erfolge verbuchen (Einrichtung der römischen Provinz Mesopotamien), im Inneren wuchs derweil die Macht der Militärs. Unter [[Caracalla]] wurde allen freien Bewohnern des Reiches, außer den „[[dediticii]]“ (den militärisch Unterworfenen, die in einem besonderen Rechtsverhältnis zu Rom standen), das [[Römisches Bürgerrecht|römische Bürgerrecht]] verliehen ([[Constitutio Antoniniana]]), was eine markante Zäsur in der Gliederung des römischen Staatswesens darstellte. Caracalla, der bei Volk und Heer beliebt war, jedoch innerhalb des Senats und auch seiner eigenen Familie Feinde hatte, fiel während seines Partherfeldzugs einem Attentat zum Opfer. Nach einer kurzen Zwischenzeit bestieg [[Elagabal]] den Thron, dessen Regierungszeit vom letztendlich gescheiterten Versuch geprägt war, die gleichnamige orientalische Gottheit zum Staatsgott zu erheben. 222 wurde der unbeliebte Elagabal ermordet und [[Severus Alexander]] versuchte vergeblich, sich im Krieg im Osten gegen die [[Sassaniden]] (siehe unten) und am Rhein gegen die Germanen zu bewähren. 235 wurde er von unzufriedenen Soldaten ermordet.
 
Zu Beginn des 3. Jahrhunderts konnten die [[Severer]] die Lage stabilisieren; [[Septimius Severus]], der sich 193 im Kampf um die Macht durchsetzte, war auch der erste aus [[Africa]] stammende Kaiser. Er konnte im Krieg gegen die Parther einige Erfolge verbuchen (Einrichtung der römischen Provinz Mesopotamien), im Inneren wuchs derweil die Macht der Militärs. Unter [[Caracalla]] wurde allen freien Bewohnern des Reiches, außer den „[[dediticii]]“ (den militärisch Unterworfenen, die in einem besonderen Rechtsverhältnis zu Rom standen), das [[Römisches Bürgerrecht|römische Bürgerrecht]] verliehen ([[Constitutio Antoniniana]]), was eine markante Zäsur in der Gliederung des römischen Staatswesens darstellte. Caracalla, der bei Volk und Heer beliebt war, jedoch innerhalb des Senats und auch seiner eigenen Familie Feinde hatte, fiel während seines Partherfeldzugs einem Attentat zum Opfer. Nach einer kurzen Zwischenzeit bestieg [[Elagabal]] den Thron, dessen Regierungszeit vom letztendlich gescheiterten Versuch geprägt war, die gleichnamige orientalische Gottheit zum Staatsgott zu erheben. 222 wurde der unbeliebte Elagabal ermordet und [[Severus Alexander]] versuchte vergeblich, sich im Krieg im Osten gegen die [[Sassaniden]] (siehe unten) und am Rhein gegen die Germanen zu bewähren. 235 wurde er von unzufriedenen Soldaten ermordet.
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[[Datei:Römerturm, Auf dem Gaulskopf.jpg|mini|[[Gaulskopf (Taunus)#Römerturm|Wachturm]] am Limes ([[Rekonstruktion (Architektur)|Rekonstruktion]])]]
      
Es folgte nach dem eher unrühmlichen Ende der Severer die sogenannte [[Reichskrise des 3. Jahrhunderts]], in welcher sich die [[Soldatenkaiser]] dem Ansturm plündernder Germanen an Rhein und Donau (besonders der [[Alamannen]] und der [[Goten]]) ausgesetzt sahen. Umstritten ist dabei, ob die inneren Wirren im Reich eher Anlass oder eher Folge der außenpolitischen Probleme waren. 259/60 musste jedenfalls im Rahmen des [[Limesfall]]s der Obergermanisch-Raetische Limes geräumt werden. Vor allem aber kam es an der Ostgrenze zu schweren Kämpfen mit dem ''Neupersischen Reich'' der Sassaniden (seit 224), welche die Dynastie der parthischen [[Arsakiden]] gestürzt hatten (siehe dazu [[Römisch-Persische Kriege]]). Die Sassaniden sollten sich als ein gefährlicherer Gegner Roms erweisen, als es die Parther je gewesen waren: Der bedeutende Sassanidenkönig [[Schapur I.]] fiel mehrmals plündernd in Syrien ein und konnte dabei mehrere römische Heere besiegen. 260 fiel sogar Kaiser [[Valerian]] in seine Hand, welcher sein Leben in der Gefangenschaft beschloss – eine unvergleichliche Blamage für Rom. Sein eigentliches Ziel, die Rückeroberung des um 200 von Septimius Severus annektierten Nordmesopotamien, konnte der Sassanidenkönig aber nicht erreichen.
 
Es folgte nach dem eher unrühmlichen Ende der Severer die sogenannte [[Reichskrise des 3. Jahrhunderts]], in welcher sich die [[Soldatenkaiser]] dem Ansturm plündernder Germanen an Rhein und Donau (besonders der [[Alamannen]] und der [[Goten]]) ausgesetzt sahen. Umstritten ist dabei, ob die inneren Wirren im Reich eher Anlass oder eher Folge der außenpolitischen Probleme waren. 259/60 musste jedenfalls im Rahmen des [[Limesfall]]s der Obergermanisch-Raetische Limes geräumt werden. Vor allem aber kam es an der Ostgrenze zu schweren Kämpfen mit dem ''Neupersischen Reich'' der Sassaniden (seit 224), welche die Dynastie der parthischen [[Arsakiden]] gestürzt hatten (siehe dazu [[Römisch-Persische Kriege]]). Die Sassaniden sollten sich als ein gefährlicherer Gegner Roms erweisen, als es die Parther je gewesen waren: Der bedeutende Sassanidenkönig [[Schapur I.]] fiel mehrmals plündernd in Syrien ein und konnte dabei mehrere römische Heere besiegen. 260 fiel sogar Kaiser [[Valerian]] in seine Hand, welcher sein Leben in der Gefangenschaft beschloss – eine unvergleichliche Blamage für Rom. Sein eigentliches Ziel, die Rückeroberung des um 200 von Septimius Severus annektierten Nordmesopotamien, konnte der Sassanidenkönig aber nicht erreichen.
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Die Idee der Teilung des Kaisertums war nicht völlig neu, doch wurde sie nun konsequenter umgesetzt. Allerdings wurde der Gedanke der Reichseinheit jetzt und später nicht aufgegeben. Rom blieb der ideelle Mittelpunkt des Reiches, auch wenn die Kaiser ihre Residenzen nun in die Nähe der Grenzen, so etwa nach [[Augusta Treverorum]] (aus dem das heutige [[Trier]] hervorging), verlegten.
 
Die Idee der Teilung des Kaisertums war nicht völlig neu, doch wurde sie nun konsequenter umgesetzt. Allerdings wurde der Gedanke der Reichseinheit jetzt und später nicht aufgegeben. Rom blieb der ideelle Mittelpunkt des Reiches, auch wenn die Kaiser ihre Residenzen nun in die Nähe der Grenzen, so etwa nach [[Augusta Treverorum]] (aus dem das heutige [[Trier]] hervorging), verlegten.
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[[Datei:Colossal statue of Constantine - Palazzo dei Conservatori - Musei Capitolini - Rome 2016.jpg|mini|Kopf der [[Kolossalstatue]] [[Konstantin der Große|Konstantins des Großen]] ([[Kapitolinische Museen]], [[Rom]])]]
      
[[Konstantin der Große]], dessen Vater [[Constantius I.]] nach dem Rücktritt von Diokletian und dessen Mitkaiser [[Maximian]] das Amt des „Senior Augustus“ im Westen übernommen hatte, wurde 306 von seinen Soldaten zum Kaiser ausgerufen, und der nun ranghöchste Kaiser [[Galerius]] erkannte ihn widerwillig als Mitherrscher an. Konstantin gab sich damit nicht zufrieden. Er beseitigte nach und nach seine Rivalen und sorgte so für die [[Auflösung der römischen Tetrarchie]]. Bereits seit 312 herrschte er im Westen und etablierte 324 die Alleinherrschaft über das gesamte Imperium. Bedeutend wurde seine Regierungszeit vor allem aus zwei Gründen: Zum einen wegen der Privilegierung des [[Christentum]]s, die die [[konstantinische Wende]] einleitete, und zum anderen wegen der Gründung von [[Konstantinopel]], das von nun an als neue Hauptstadt diente. Der Blick des Reiches wandte sich mehr und mehr gen Osten.
 
[[Konstantin der Große]], dessen Vater [[Constantius I.]] nach dem Rücktritt von Diokletian und dessen Mitkaiser [[Maximian]] das Amt des „Senior Augustus“ im Westen übernommen hatte, wurde 306 von seinen Soldaten zum Kaiser ausgerufen, und der nun ranghöchste Kaiser [[Galerius]] erkannte ihn widerwillig als Mitherrscher an. Konstantin gab sich damit nicht zufrieden. Er beseitigte nach und nach seine Rivalen und sorgte so für die [[Auflösung der römischen Tetrarchie]]. Bereits seit 312 herrschte er im Westen und etablierte 324 die Alleinherrschaft über das gesamte Imperium. Bedeutend wurde seine Regierungszeit vor allem aus zwei Gründen: Zum einen wegen der Privilegierung des [[Christentum]]s, die die [[konstantinische Wende]] einleitete, und zum anderen wegen der Gründung von [[Konstantinopel]], das von nun an als neue Hauptstadt diente. Der Blick des Reiches wandte sich mehr und mehr gen Osten.
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Anders war die Lage im Osten: Der Ostteil des Reiches war wirtschaftlich erfolgreicher, konnte Bürgerkriege weitgehend vermeiden, verfügte über die größeren strategischen Reserven und betrieb auch die geschicktere Diplomatie. Vor allem das Hochland Anatoliens mit dem [[Taurusgebirge]] und die [[Propontis]] bildeten natürliche Barrieren gegen das Vordringen feindlicher Truppen. Zudem war es Hunnen und Germanen nie gelungen, den [[Hellespont]] zu überqueren; daher blieben die reichen Provinzen Kleinasiens, Syriens und Ägyptens weitgehend unbehelligt. Die oftmals „barbarischen“ Militärs, deren Machtstreben mit zum Untergang Westroms beigetragen hatte, wurden noch im 5. Jahrhundert vom Kaiserhof zurückgedrängt und zu Beginn des 6. Jahrhunderts zum größten Teil ausgeschaltet. Fortan blieb das Militär unter Kontrolle. Und obwohl es zu schweren Kämpfen mit [[Hunnen]] und [[Sassaniden]] kam, blieb das Ostreich intakt.
 
Anders war die Lage im Osten: Der Ostteil des Reiches war wirtschaftlich erfolgreicher, konnte Bürgerkriege weitgehend vermeiden, verfügte über die größeren strategischen Reserven und betrieb auch die geschicktere Diplomatie. Vor allem das Hochland Anatoliens mit dem [[Taurusgebirge]] und die [[Propontis]] bildeten natürliche Barrieren gegen das Vordringen feindlicher Truppen. Zudem war es Hunnen und Germanen nie gelungen, den [[Hellespont]] zu überqueren; daher blieben die reichen Provinzen Kleinasiens, Syriens und Ägyptens weitgehend unbehelligt. Die oftmals „barbarischen“ Militärs, deren Machtstreben mit zum Untergang Westroms beigetragen hatte, wurden noch im 5. Jahrhundert vom Kaiserhof zurückgedrängt und zu Beginn des 6. Jahrhunderts zum größten Teil ausgeschaltet. Fortan blieb das Militär unter Kontrolle. Und obwohl es zu schweren Kämpfen mit [[Hunnen]] und [[Sassaniden]] kam, blieb das Ostreich intakt.
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[[Datei:Justinian mosaik ravenna.jpg|mini|Kaiser Justinian mit Gefolge, [[Mosaik]]bild aus [[San Vitale]] in Ravenna, 6. Jahrhundert]]
      
Unter [[Justinian I.|Justinian]], dem letzten römischen Kaiser, dessen Muttersprache Latein war, und seinem Feldherren [[Belisar]] konnten die Oströmer große Teile des Westens (Nordafrika, Italien, Südspanien) zurückerobern, während sie im Orient unter großen Anstrengungen die Grenzen gegen die Perser halten konnten. Allerdings wurden die Angriffe der Sassaniden seit der Thronbesteigung [[Chosrau I.|Chosraus I.]] immer heftiger und es bestand die Absicht, den gesamten römischen Osten zu erobern. Damit endete die Phase der Koexistenz der beiden Großreiche, und eine Serie von verheerenden Kriegen begann. Der (ost)römische Kaiser war noch einmal der mit Abstand mächtigste Herrscher im Mittelmeerraum, und Ostrom beherrschte den größten Teil des alten Reichsgebietes (mit Ausnahme [[Britannien]]s, [[Gallien]]s und Nordspaniens). Die zurückeroberten Gebiete erwiesen sich nach Justinians Tod (565) allerdings vielfach als auf Dauer unhaltbar. So fiel etwa Südspanien nach einigen Jahren wieder an die [[Westgoten]] und Italien ab 568 großteils an die [[Langobarden]].
 
Unter [[Justinian I.|Justinian]], dem letzten römischen Kaiser, dessen Muttersprache Latein war, und seinem Feldherren [[Belisar]] konnten die Oströmer große Teile des Westens (Nordafrika, Italien, Südspanien) zurückerobern, während sie im Orient unter großen Anstrengungen die Grenzen gegen die Perser halten konnten. Allerdings wurden die Angriffe der Sassaniden seit der Thronbesteigung [[Chosrau I.|Chosraus I.]] immer heftiger und es bestand die Absicht, den gesamten römischen Osten zu erobern. Damit endete die Phase der Koexistenz der beiden Großreiche, und eine Serie von verheerenden Kriegen begann. Der (ost)römische Kaiser war noch einmal der mit Abstand mächtigste Herrscher im Mittelmeerraum, und Ostrom beherrschte den größten Teil des alten Reichsgebietes (mit Ausnahme [[Britannien]]s, [[Gallien]]s und Nordspaniens). Die zurückeroberten Gebiete erwiesen sich nach Justinians Tod (565) allerdings vielfach als auf Dauer unhaltbar. So fiel etwa Südspanien nach einigen Jahren wieder an die [[Westgoten]] und Italien ab 568 großteils an die [[Langobarden]].
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Im Inneren des Oströmischen Reiches gärte es, religiöse Streitigkeiten zwischen christlichen Gruppen ([[Monophysiten]] gegen Orthodoxe) und die hohe Steuerlast wegen der ständigen Kriege förderten die Unzufriedenheit von Teilen der Bevölkerung, etwa in [[Syrien]] und [[Ägypten]]; dies bewirkte eine deutliche Schwächung des Loyalitätsempfindens. Am Anfang des 7. Jahrhunderts wurden dann zunächst weite Teile des Reiches zeitweilig von den [[Sassaniden]] erobert. Dabei stießen die persischen Truppen unter [[Chosrau II.]] zweimal bis Byzanz vor und entführten das [[Heiliges Kreuz|Heilige Kreuz]], das angeblich Helena, die Mutter Konstantins, gefunden hatte und das den „größten Schatz“ des Reiches darstellte, aus Jerusalem. Nachdem Kaiser [[Herakleios]] den langen Krieg schließlich mit großer Mühe siegreich beendet hatte, konnte das erschöpfte Reich dem Angriff der islamischen Araber ([[arabische Expansion]]) kaum widerstehen und verlor ganz Syrien und Afrika. Besonders der Verlust des reichen Ägypten schwächte Ostrom substanziell. Herakleios brach mit der römischen Tradition, indem er statt des Titels „Imperator“ den alten griechischen Königstitel „Basileus“ annahm und Griechisch zur einzigen Amtssprache machte. Das Reich verlor nun seinen römisch-antiken Charakter. Das Oströmische Reich mit seiner Hauptstadt [[Konstantinopel]] blieb zwar staatsrechtlich noch bis in das 15. Jahrhundert erhalten – aber die inneren Strukturen veränderten sich nach etwa 640 so grundlegend, dass es gerechtfertigt erscheint, von dieser Zeit an vom [[Byzantinisches Reich|Byzantinischen Reich]] zu sprechen. Auch im Osten begann damit das [[Mittelalter]].
 
Im Inneren des Oströmischen Reiches gärte es, religiöse Streitigkeiten zwischen christlichen Gruppen ([[Monophysiten]] gegen Orthodoxe) und die hohe Steuerlast wegen der ständigen Kriege förderten die Unzufriedenheit von Teilen der Bevölkerung, etwa in [[Syrien]] und [[Ägypten]]; dies bewirkte eine deutliche Schwächung des Loyalitätsempfindens. Am Anfang des 7. Jahrhunderts wurden dann zunächst weite Teile des Reiches zeitweilig von den [[Sassaniden]] erobert. Dabei stießen die persischen Truppen unter [[Chosrau II.]] zweimal bis Byzanz vor und entführten das [[Heiliges Kreuz|Heilige Kreuz]], das angeblich Helena, die Mutter Konstantins, gefunden hatte und das den „größten Schatz“ des Reiches darstellte, aus Jerusalem. Nachdem Kaiser [[Herakleios]] den langen Krieg schließlich mit großer Mühe siegreich beendet hatte, konnte das erschöpfte Reich dem Angriff der islamischen Araber ([[arabische Expansion]]) kaum widerstehen und verlor ganz Syrien und Afrika. Besonders der Verlust des reichen Ägypten schwächte Ostrom substanziell. Herakleios brach mit der römischen Tradition, indem er statt des Titels „Imperator“ den alten griechischen Königstitel „Basileus“ annahm und Griechisch zur einzigen Amtssprache machte. Das Reich verlor nun seinen römisch-antiken Charakter. Das Oströmische Reich mit seiner Hauptstadt [[Konstantinopel]] blieb zwar staatsrechtlich noch bis in das 15. Jahrhundert erhalten – aber die inneren Strukturen veränderten sich nach etwa 640 so grundlegend, dass es gerechtfertigt erscheint, von dieser Zeit an vom [[Byzantinisches Reich|Byzantinischen Reich]] zu sprechen. Auch im Osten begann damit das [[Mittelalter]].
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[[Datei:Byzantine Empire animated.gif|mini|Die Gebietsveränderungen des Byzantinischen Reiches{{Farblegende|#EC9494|Byzantinisches Reich}}{{Farblegende|#ACCCA4|zurückeroberte Provinzen des ehemaligen weströmischen Reiches}}]]
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abei muss allerdings beachtet werden, dass es sich beim Begriff „Byzantiner“ um einen von Historikern des 19. Jahrhunderts geprägten Begriff ohne historische Tradition handelt. Der griechische Osten betrachtete das gesamte Römische Reich weiterhin bis 1453 als eine Einheit, deren Kontinuität lediglich durch fremde Besatzung aus dem Norden lokal beeinträchtigt wurde. Der Westen bevorzugte die Bezeichnung „Reich der Griechen“, um dem Römischen Reich nach der Hinwendung der römischen Kaiser nach Konstantinopel nachträglich die Legitimität abzusprechen. Die fränkischen und später die römisch-deutschen Könige beanspruchten seit dem 9. Jahrhundert die [[Reichsidee]] für sich. Sprach hingegen ein Byzantiner selbst von den „Griechen“ (Ἕλλην), waren fast ausschließlich die vorchristlichen Griechen der Antike gemeint. Wie bei den Byzantinern selbst war auch bei den Einwohnern der mittelalterlichen muslimischen Reiche stets der Name „Römisches Reich“ (''Rum'') üblich, wenn das Byzantinische Reich gemeint war. Das ''Imperium Romanum'' blieb so als Idee und Bezugspunkt über das [[Ende der Antike]] hinaus wirkmächtig.
 
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Dabei muss allerdings beachtet werden, dass es sich beim Begriff „Byzantiner“ um einen von Historikern des 19. Jahrhunderts geprägten Begriff ohne historische Tradition handelt. Der griechische Osten betrachtete das gesamte Römische Reich weiterhin bis 1453 als eine Einheit, deren Kontinuität lediglich durch fremde Besatzung aus dem Norden lokal beeinträchtigt wurde. Der Westen bevorzugte die Bezeichnung „Reich der Griechen“, um dem Römischen Reich nach der Hinwendung der römischen Kaiser nach Konstantinopel nachträglich die Legitimität abzusprechen. Die fränkischen und später die römisch-deutschen Könige beanspruchten seit dem 9. Jahrhundert die [[Reichsidee]] für sich. Sprach hingegen ein Byzantiner selbst von den „Griechen“ (Ἕλλην), waren fast ausschließlich die vorchristlichen Griechen der Antike gemeint. Wie bei den Byzantinern selbst war auch bei den Einwohnern der mittelalterlichen muslimischen Reiche stets der Name „Römisches Reich“ (''Rum'') üblich, wenn das Byzantinische Reich gemeint war. Das ''Imperium Romanum'' blieb so als Idee und Bezugspunkt über das [[Ende der Antike]] hinaus wirkmächtig.
      
=== Historische Anknüpfung ===
 
=== Historische Anknüpfung ===
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== Verwaltung ==
 
== Verwaltung ==
[[Datei:RomanEmpire 117 de.svg|mini|hochkant=1.4|Römische Provinzen unter [[Trajan]] (117 n. Chr.)]]
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Das Reich war bis in die [[Spätantike]] in [[Provinz]]en unterteilt, seit die Römer im 3. Jahrhundert vor Chr. begonnen hatten, ihre Macht über das Festland hinaus auszuweiten (die erste Provinz war [[Sizilien]]). In der Kaiserzeit wurde die Provinzeinteilung des Reiches mehrfach geändert und reformiert. [[Augustus]] teilte die Provinzen in [[Kaiserliche Provinz|kaiserliche]] und [[Senatorische Provinz|senatorische]] ein. Unter Kaiser [[Diokletian]] wurde die [[Liste der römischen Provinzen bis Diokletian|bis dahin bestehende Gliederung des Römischen Reiches in ''Provinzen'']] durch eine neue [[Liste der römischen Provinzen ab Diokletian|zweistufige Gliederung in ''Diözesen'' und ''Provinzen'']] abgelöst, in die jetzt auch die italienische Halbinsel einbezogen wurde.
 
Das Reich war bis in die [[Spätantike]] in [[Provinz]]en unterteilt, seit die Römer im 3. Jahrhundert vor Chr. begonnen hatten, ihre Macht über das Festland hinaus auszuweiten (die erste Provinz war [[Sizilien]]). In der Kaiserzeit wurde die Provinzeinteilung des Reiches mehrfach geändert und reformiert. [[Augustus]] teilte die Provinzen in [[Kaiserliche Provinz|kaiserliche]] und [[Senatorische Provinz|senatorische]] ein. Unter Kaiser [[Diokletian]] wurde die [[Liste der römischen Provinzen bis Diokletian|bis dahin bestehende Gliederung des Römischen Reiches in ''Provinzen'']] durch eine neue [[Liste der römischen Provinzen ab Diokletian|zweistufige Gliederung in ''Diözesen'' und ''Provinzen'']] abgelöst, in die jetzt auch die italienische Halbinsel einbezogen wurde.
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== Wirtschaft ==
 
== Wirtschaft ==
{{Hauptartikel|Wirtschaft im Römischen Reich}}
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Der relative Frieden (''[[pax romana]]'') an den Grenzen und im Inneren, eine weitgehende demographische Stabilität, die allen Bürgern gewährte Freizügigkeit und ein allgemein akzeptiertes und verbreitetes [[Römische Währung|Währungssystem]] waren Grundlagen für das Funktionieren einer reichsweiten Ökonomie. Wenn auch die Landwirtschaft mit der [[Latifundien]]­wirtschaft die Grundlage der römischen Wirtschaft war, nahmen Handel und Handwerk doch ebenfalls eine wichtige Position ein. Ein grundlegendes Element der Wirtschaft war die Sklaverei (siehe [[Sklaverei im Römischen Reich]]).
 
Der relative Frieden (''[[pax romana]]'') an den Grenzen und im Inneren, eine weitgehende demographische Stabilität, die allen Bürgern gewährte Freizügigkeit und ein allgemein akzeptiertes und verbreitetes [[Römische Währung|Währungssystem]] waren Grundlagen für das Funktionieren einer reichsweiten Ökonomie. Wenn auch die Landwirtschaft mit der [[Latifundien]]­wirtschaft die Grundlage der römischen Wirtschaft war, nahmen Handel und Handwerk doch ebenfalls eine wichtige Position ein. Ein grundlegendes Element der Wirtschaft war die Sklaverei (siehe [[Sklaverei im Römischen Reich]]).
    
== Kunst und Kultur ==
 
== Kunst und Kultur ==
 
{{Hauptartikel|Römische Kunst|Römische Kultur}}
 
{{Hauptartikel|Römische Kunst|Römische Kultur}}
[[Datei:Boscoreale fresco woman kithara.jpg|mini|[[Römische Wandmalerei]] aus einer Villa in [[Boscoreale]]]]
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[[Datei:Casale Bikini modified ShiftN.jpg|mini|Mädchen beim Sport im Bikini, [[Villa Romana del Casale|Villa del Casale]], Sizilien]]
      
Künste und Kultur erreichten während der Zeit des Römischen Reiches, vor allem in der Kaiserzeit, in Teilen seines Gebietes eine Hochblüte, die damalige Lebensqualität und der entsprechende Bevölkerungsstand sollten in Europa und Nordafrika erst viele Jahrhunderte später wieder erreicht werden.
 
Künste und Kultur erreichten während der Zeit des Römischen Reiches, vor allem in der Kaiserzeit, in Teilen seines Gebietes eine Hochblüte, die damalige Lebensqualität und der entsprechende Bevölkerungsstand sollten in Europa und Nordafrika erst viele Jahrhunderte später wieder erreicht werden.
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Rom übte während seiner Herrschaft in Kunst und Kultur vor allem nach Norden und Westen einen großen Einfluss auf die von ihm unterworfenen Gebiete aus. Auch die Kulturen jenseits seiner Grenzen wurden z. B. durch regen Handelsverkehr nachhaltig beeinflusst. In der östlichen Hälfte des Reiches mischte sich die Ausstrahlung des [[Kunststil|Stils]] mit bestehenden [[Antikes Griechenland|griechisch]]-[[Hellenismus|hellenistischen]] und [[orient]]alischen Elementen.
 
Rom übte während seiner Herrschaft in Kunst und Kultur vor allem nach Norden und Westen einen großen Einfluss auf die von ihm unterworfenen Gebiete aus. Auch die Kulturen jenseits seiner Grenzen wurden z. B. durch regen Handelsverkehr nachhaltig beeinflusst. In der östlichen Hälfte des Reiches mischte sich die Ausstrahlung des [[Kunststil|Stils]] mit bestehenden [[Antikes Griechenland|griechisch]]-[[Hellenismus|hellenistischen]] und [[orient]]alischen Elementen.
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[[Datei:Herkulaneischer Meister 002b.jpg|mini|Frau mit Wachstablett (Fresko aus [[Pompeji]])]]
      
Eine umfassende Vorstellung zu Kunst, Kultur und des sozialen Zusammenlebens zur ''hohen'' [[Römische Kaiserzeit|römischen Kaiserzeit]] bieten heute die [[Ausgrabung]]en in [[Herculaneum]] und der damals bedeutenden [[Römische Stadt|römischen Stadt]] [[Pompeji]] in [[Kampanien]]. Durch die Katastrophe des plötzlichen [[Vulkan]]ausbruchs durch den [[Vesuv]] im Jahr [[79]] n. Chr. wurden sie mit einer etwa 20 Meter hohen Ascheschicht und [[Bims]]stein bedeckt und dadurch ''natürlich konserviert''. Trotz Zerstörungen durch ein Erdbeben im Jahr 62 n. Chr. zeigen sich die ausgegrabenen Paläste, mit [[Relief]]s verzierte [[Tempel]], Theater, [[Thermen]] und ganze Wohnviertel mit ihren gepflasterten Straßenzügen vergleichsweise gut erhalten, da sich die Städte damals im Wiederaufbau befanden. Die Ausstattung der freigelegten Häuser deutet auf teilweise großen Wohlstand der Einwohner hin. Die [[Werkstatt|Werkstätten]] des [[Pompeji#Handwerk und Kunsthandwerk|Pompejianischen Kunsthandwerks]] waren hoch entwickelt. Im Inneren der Gebäude fanden die Forscher zahlreiche, zum Teil auch erotische Motive [[Römische Wandmalerei|römischer Wandmalerei]] ([[Fresko]]) und [[Mosaik]]en, die einen hohen künstlerischen Stand aufzeigen und das Leben eines pulsierenden und – aus heutiger Sicht unverkrampft – sinnesfreudigen sozialen Gefüges widerspiegeln.
 
Eine umfassende Vorstellung zu Kunst, Kultur und des sozialen Zusammenlebens zur ''hohen'' [[Römische Kaiserzeit|römischen Kaiserzeit]] bieten heute die [[Ausgrabung]]en in [[Herculaneum]] und der damals bedeutenden [[Römische Stadt|römischen Stadt]] [[Pompeji]] in [[Kampanien]]. Durch die Katastrophe des plötzlichen [[Vulkan]]ausbruchs durch den [[Vesuv]] im Jahr [[79]] n. Chr. wurden sie mit einer etwa 20 Meter hohen Ascheschicht und [[Bims]]stein bedeckt und dadurch ''natürlich konserviert''. Trotz Zerstörungen durch ein Erdbeben im Jahr 62 n. Chr. zeigen sich die ausgegrabenen Paläste, mit [[Relief]]s verzierte [[Tempel]], Theater, [[Thermen]] und ganze Wohnviertel mit ihren gepflasterten Straßenzügen vergleichsweise gut erhalten, da sich die Städte damals im Wiederaufbau befanden. Die Ausstattung der freigelegten Häuser deutet auf teilweise großen Wohlstand der Einwohner hin. Die [[Werkstatt|Werkstätten]] des [[Pompeji#Handwerk und Kunsthandwerk|Pompejianischen Kunsthandwerks]] waren hoch entwickelt. Im Inneren der Gebäude fanden die Forscher zahlreiche, zum Teil auch erotische Motive [[Römische Wandmalerei|römischer Wandmalerei]] ([[Fresko]]) und [[Mosaik]]en, die einen hohen künstlerischen Stand aufzeigen und das Leben eines pulsierenden und – aus heutiger Sicht unverkrampft – sinnesfreudigen sozialen Gefüges widerspiegeln.
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== Weblinks ==
 
== Weblinks ==
{{Wikibooks|Geschichte des römischen Weltreiches}}
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{{Commonscat|Ancient Rome|Römisches Reich}}
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{{Wikiquote|Römer}}
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{{Wikiquote|Rom}}
   
* [http://www.roman-emperors.org/impindex.htm Link] zu [[De Imperatoribus Romanis]]
 
* [http://www.roman-emperors.org/impindex.htm Link] zu [[De Imperatoribus Romanis]]
 
* [http://penelope.uchicago.edu/Thayer/E/Roman/home.html Umfangreiche Informationen über das antike Rom] bei [[LacusCurtius]]
 
* [http://penelope.uchicago.edu/Thayer/E/Roman/home.html Umfangreiche Informationen über das antike Rom] bei [[LacusCurtius]]
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== Anmerkungen ==
 
== Anmerkungen ==
 
<references />
 
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{{SORTIERUNG:Romisches Reich}}
 
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