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== Wandel der Schatzsuche in der Neuen Welt==
 
== Wandel der Schatzsuche in der Neuen Welt==
Nord- und mitteleuropäische Siedler nahmen ihren Schatzglauben mit nach Amerika. So arbeitete [[Joseph Smith]], der Begründer der [[Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage]], wie seine Eltern vor ihm, schon als Kind gelegentlich als Schatzsucher. Hierbei bediente er sich zweier „Peepstones“ („Gucksteine“) in seinem Hut. Sobald er hineinschaute, behauptete er, verborgene Schätze sehen zu können.<ref>D. Michael Quinn: ''Early Mormonism and the Magic World View.'' 2. Auflage. Signature Books, Salt Lake City 1998, [[index.php?title=Special:BookSources/1560850892|ISBN 1-56085-089-2]], S. 43–44, 136.</ref> Die von Smith beschriebene Auffindung und Entzifferung des [[Buch Mormon|Buches Mormon]] weist ebenfalls deutliche Anklänge an alte Schatzsuchergeschichten auf: Das Buch ist auf massiven goldenen Tafeln geschrieben, stellt also einen großen materiellen Wert dar. Seine Lage wird ihm von einem Geistwesen namens Moroni offenbart, wie in den Reliquien- und Schatzsagen, entweder ein Engel oder ein Totengeist. Die ''Peepstones'' benutzt er in diesem Zusammenhang aber nicht mehr als mantisches Hilfsmittel, um das Buch zu lokalisieren, sondern um den Text zu übersetzen. Der eigentliche Schatz ist also nicht mehr das Gold (das Moroni auch Stück für Stück wieder an sich nimmt), sondern die neue Lehre. Smiths Zeitgenossen standen dieser Darstellung größtenteils sehr skeptisch gegenüber und frühe Missionare der neuen Kirche bemühten sich deshalb, Smith eher wie einen Archäologen und Sprachforscher erscheinen zu lassen, statt wie einen Schatzmagier.
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[[Datei:Fotothek df tg 0005349 Radiästhesie ^ Wünschelrute.jpg|mini|[[Titelkupfer]] einer Polemik gegen Schatzzauber, 1700 (Im Hintergrund Rutengänger, die von Teufeln geleitet in den Schlund der Hölle wandern).]]Nord- und mitteleuropäische Siedler nahmen ihren Schatzglauben mit nach Amerika. So arbeitete [[Joseph Smith]], der Begründer der [[Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage]], wie seine Eltern vor ihm, schon als Kind gelegentlich als Schatzsucher. Hierbei bediente er sich zweier „Peepstones“ („Gucksteine“) in seinem Hut. Sobald er hineinschaute, behauptete er, verborgene Schätze sehen zu können.<ref>D. Michael Quinn: ''Early Mormonism and the Magic World View.'' 2. Auflage. Signature Books, Salt Lake City 1998, [[index.php?title=Special:BookSources/1560850892|ISBN 1-56085-089-2]], S. 43–44, 136.</ref> Die von Smith beschriebene Auffindung und Entzifferung des [[Buch Mormon|Buches Mormon]] weist ebenfalls deutliche Anklänge an alte Schatzsuchergeschichten auf: Das Buch ist auf massiven goldenen Tafeln geschrieben, stellt also einen großen materiellen Wert dar. Seine Lage wird ihm von einem Geistwesen namens Moroni offenbart, wie in den Reliquien- und Schatzsagen, entweder ein Engel oder ein Totengeist. Die ''Peepstones'' benutzt er in diesem Zusammenhang aber nicht mehr als mantisches Hilfsmittel, um das Buch zu lokalisieren, sondern um den Text zu übersetzen. Der eigentliche Schatz ist also nicht mehr das Gold (das Moroni auch Stück für Stück wieder an sich nimmt), sondern die neue Lehre. Smiths Zeitgenossen standen dieser Darstellung größtenteils sehr skeptisch gegenüber und frühe Missionare der neuen Kirche bemühten sich deshalb, Smith eher wie einen Archäologen und Sprachforscher erscheinen zu lassen, statt wie einen Schatzmagier.
    
Besonders in den ehemaligen spanischen Kolonialgebieten vermuteten die europäischen Siedler reiche Schätze, nicht nur in den verlassenen Forts und Missionsstationen, sondern auch in vergessenen Gold- und Silberminen. Damit näherten sich diese Schatzsucher den klassischen Westmännern und Prospektoren an, den [[Goldsucher]]n, die allein, oder in kleinen Gruppen, oft als erste Weiße in neue Territorien vordrangen. Bei den Experten, die über die Lage der verlorenen Schätze Auskunft geben konnten, handelte es sich nun nicht mehr um Zauberer, sondern um einheimische Mexikaner und Indianer. Diese kannten noch alte Stammesgeschichten über Wegmarken und Ritzzeichnungen, die zum Schatz führten und seine Lage markierten, oder verfügten über alte Lagepläne. Ein bekanntes Beispiel hierfür sind die Sagen um [[James Bowie]]s „verlorene Mine“ ''Los Almagres''. In den ältesten Versionen der Geschichte war wohl noch von spanischen Silberbarren, statt einem Bergwerk, die Rede. Die Nachforschungen über den Verbleib des Schatzes fanden nun nicht mehr mit magischen Hilfsmitteln statt, sondern mit der Recherche und Deutung quasi-archäologischer Funde und pseudo-historischer Quellen.
 
Besonders in den ehemaligen spanischen Kolonialgebieten vermuteten die europäischen Siedler reiche Schätze, nicht nur in den verlassenen Forts und Missionsstationen, sondern auch in vergessenen Gold- und Silberminen. Damit näherten sich diese Schatzsucher den klassischen Westmännern und Prospektoren an, den [[Goldsucher]]n, die allein, oder in kleinen Gruppen, oft als erste Weiße in neue Territorien vordrangen. Bei den Experten, die über die Lage der verlorenen Schätze Auskunft geben konnten, handelte es sich nun nicht mehr um Zauberer, sondern um einheimische Mexikaner und Indianer. Diese kannten noch alte Stammesgeschichten über Wegmarken und Ritzzeichnungen, die zum Schatz führten und seine Lage markierten, oder verfügten über alte Lagepläne. Ein bekanntes Beispiel hierfür sind die Sagen um [[James Bowie]]s „verlorene Mine“ ''Los Almagres''. In den ältesten Versionen der Geschichte war wohl noch von spanischen Silberbarren, statt einem Bergwerk, die Rede. Die Nachforschungen über den Verbleib des Schatzes fanden nun nicht mehr mit magischen Hilfsmitteln statt, sondern mit der Recherche und Deutung quasi-archäologischer Funde und pseudo-historischer Quellen.

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