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Bei der '''Schatzsuche''' handelt es sich im Gegensatz zum [[Schatz]]fund, der in aller Regel zufällig und unbeabsichtigt geschieht, um die gezielte Suche nach verlorenen oder versteckten Wertgegenständen. Ebenso ist sie von der [[Prospektion (Geologie)|Suche nach Bodenschätzen]] zu unterscheiden, da es sich bei einem Schatz, im engeren Sinn, um [[Artefakt (Archäologie)|Artefakte]] handelt, nicht um natürlich vorkommende [[Rohstoff]]e.
 
Bei der '''Schatzsuche''' handelt es sich im Gegensatz zum [[Schatz]]fund, der in aller Regel zufällig und unbeabsichtigt geschieht, um die gezielte Suche nach verlorenen oder versteckten Wertgegenständen. Ebenso ist sie von der [[Prospektion (Geologie)|Suche nach Bodenschätzen]] zu unterscheiden, da es sich bei einem Schatz, im engeren Sinn, um [[Artefakt (Archäologie)|Artefakte]] handelt, nicht um natürlich vorkommende [[Rohstoff]]e.
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== Antike und Mittelalter==
 
== Antike und Mittelalter==
Schon aus der Antike und dem Mittelalter sind zufällige Schatzfunde bekannt und die Besitzrechte, zwischen Finder, Grundeigentümer und Landesherr waren (auf unterschiedlichste Weise) gesetzlich geregelt. Dass gezielt nach Schätzen gesucht wurde, ist jedoch kaum überliefert. [[Gaius Iulius Caesar|Caesar]] ließ das Grab [[Alexander der Große|Alexanders des Großen]] suchen, [[Augustus]] ließ es öffnen und [[Caligula]] nahm die Rüstung Alexanders an sich. Hierbei ging es aber nicht vorrangig um die Inbesitznahme von Reichtümern, sondern um die Inszenierung von Herrschaft.
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[[Datei:Oldenburger Sachsenspiegel fol 22v Schatzregal.jpg|mini|Abbildung im [[Sachsenspiegel]] über das Schatzregal: Alles was tiefer liegt, als eine Pflugschar reicht (hier ein Topf voll Münzen), gehört dem König.]]Schon aus der Antike und dem Mittelalter sind zufällige Schatzfunde bekannt und die Besitzrechte, zwischen Finder, Grundeigentümer und Landesherr waren (auf unterschiedlichste Weise) gesetzlich geregelt. Dass gezielt nach Schätzen gesucht wurde, ist jedoch kaum überliefert. [[Gaius Iulius Caesar|Caesar]] ließ das Grab [[Alexander der Große|Alexanders des Großen]] suchen, [[Augustus]] ließ es öffnen und [[Caligula]] nahm die Rüstung Alexanders an sich. Hierbei ging es aber nicht vorrangig um die Inbesitznahme von Reichtümern, sondern um die Inszenierung von Herrschaft.
    
Im mittelalterlichen England wurde das [[Schatzregal]] besonders streng ausgelegt: Alle gefundenen Wertgegenstände fielen automatisch in das Eigentum der Krone; Finder und Grundeigentümer gingen leer aus. Aus diesem Grund ließ König [[Johann Ohneland]], der notorisch unter Geldmangel litt, 1201 als Erster römische Ruinen nach Schätzen durchsuchen, allerdings weitgehend erfolglos.<ref>Charles Relly Beard: ''The Romance of Treasure Trove.'' London 1933, S. 101, 109.</ref> [[Heinrich III. (England)|Heinrich III.]] befahl, einen Schatz beschlagnahmen zu lassen, der angeblich auf der Isle of Wight gefunden worden war, und ließ in der Umgebung nach weiteren Schätzen suchen. Im Spätmittelalter und in der Frühen Neuzeit ließen auch andere europäische Landesherren gelegentlich nach Schätzen graben, meist in Überresten aus der Römerzeit, in Deutschland und Skandinavien auch in Grabhügeln. Die dabei zu Tage geförderten Artefakte erregten das antiquarische Interesse [[Humanismus|humanistischer]] Gelehrter, selbst wenn es sich nicht um Gold und Silber handelte. Wohlhabende Bürger und Adelige begannen [[Antiquität]]en für ihre Sammlungen zu kaufen, und die Landesherren gaben systematische Bestandsaufnahmen der vorhandenen Baudenkmäler in Auftrag. Hierin, und in dem Bemühen Raubgräber von den Fundstellen fernzuhalten, darf man die ersten Anfänge der professionellen [[Archäologie]] und des [[Denkmalschutz]]es sehen.<ref>Martin Ott: ''Die Entdeckung des Altertums. Der Umgang mit der römischen Vergangenheit Süddeutschlands im 16. Jahrhundert.'' Laßleben, Kallmünz 2002, [[index.php?title=Special:BookSources/3784730175|ISBN 3-7847-3017-5]], S. 39–49, 67–70.</ref>
 
Im mittelalterlichen England wurde das [[Schatzregal]] besonders streng ausgelegt: Alle gefundenen Wertgegenstände fielen automatisch in das Eigentum der Krone; Finder und Grundeigentümer gingen leer aus. Aus diesem Grund ließ König [[Johann Ohneland]], der notorisch unter Geldmangel litt, 1201 als Erster römische Ruinen nach Schätzen durchsuchen, allerdings weitgehend erfolglos.<ref>Charles Relly Beard: ''The Romance of Treasure Trove.'' London 1933, S. 101, 109.</ref> [[Heinrich III. (England)|Heinrich III.]] befahl, einen Schatz beschlagnahmen zu lassen, der angeblich auf der Isle of Wight gefunden worden war, und ließ in der Umgebung nach weiteren Schätzen suchen. Im Spätmittelalter und in der Frühen Neuzeit ließen auch andere europäische Landesherren gelegentlich nach Schätzen graben, meist in Überresten aus der Römerzeit, in Deutschland und Skandinavien auch in Grabhügeln. Die dabei zu Tage geförderten Artefakte erregten das antiquarische Interesse [[Humanismus|humanistischer]] Gelehrter, selbst wenn es sich nicht um Gold und Silber handelte. Wohlhabende Bürger und Adelige begannen [[Antiquität]]en für ihre Sammlungen zu kaufen, und die Landesherren gaben systematische Bestandsaufnahmen der vorhandenen Baudenkmäler in Auftrag. Hierin, und in dem Bemühen Raubgräber von den Fundstellen fernzuhalten, darf man die ersten Anfänge der professionellen [[Archäologie]] und des [[Denkmalschutz]]es sehen.<ref>Martin Ott: ''Die Entdeckung des Altertums. Der Umgang mit der römischen Vergangenheit Süddeutschlands im 16. Jahrhundert.'' Laßleben, Kallmünz 2002, [[index.php?title=Special:BookSources/3784730175|ISBN 3-7847-3017-5]], S. 39–49, 67–70.</ref>
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[[Datei:Heilig-Blut-Tafel Weingarten 1489 img15.jpg|mini|In Gegenwart hoher Geistlicher wird die [[Heilig-Blut-Reliquie]] von Mantua ausgegraben, deren Lage zuvor dem blinden Adilbero offenbart worden war. Heilig-Blut-Tafel der [[Abtei Weingarten]], 1489]]
 
Die Kirche stand der Schatzsucherei grundsätzlich ablehnend gegenüber. Das Horten und Verstecken eines Schatzes galt als Ausdruck von [[Habgier]] und [[Geiz]], die Suche danach ebenso, und ''Avaritia'' war die zweite der sieben [[Todsünde]]n. Außerdem standen Schatzsucher stets unter dem Verdacht magische Praktiken auszuüben, theoretisch ein todeswürdiges Vergehen.<ref>Gerhard Jaritz: ''Das schlechte Gebet zu den Schätzen der Welt.'' In: Elisabeth Vavra (Hrsg.): ''Vom Umgang mit Schätzen.'' Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2007, [[index.php?title=Special:BookSources/9783700137214|ISBN 978-3-7001-3721-4]], S. 81–98.</ref> Andererseits wies die Suche nach Reliquien, die für die Weihe einer Kirche benötigt wurden, starke Ähnlichkeit mit einer Schatzsuche auf. Obwohl die Reliquien selbst materiell meist wertlos waren (Knochen, Haare etc.) war der Besitz von Reliquien berühmter Heiliger enorm prestigeträchtig und stellte dann, wegen der Einnahmen durch das [[Wallfahrt]]swesen, den eigentlichen [[Kirchenschatz (materielle Güter)|Kirchenschatz]] dar. Die ursprünglichen Ruhestätten der Märtyrer und Heiligen waren aber oft nicht sicher bekannt und es bedurfte langwieriger Nachforschungen (oder eines Wunders) um sie ausfindig zu machen. Da das Misslingen solcher Suchaktionen sowohl dem Ruf des Initiators, als auch dem des gesuchten Heiligen geschadet hätte, wurden sie meist nachts und heimlich durchgeführt, und nur im Erfolgsfall publik gemacht. Einige Elemente der [[Legende|legendären]] Berichte über die [[Reliquientranslation|Überführung von Reliquien]] haben in säkularisierter Form Eingang in die Schatzsagen der frühen Neuzeit gefunden.
 
Die Kirche stand der Schatzsucherei grundsätzlich ablehnend gegenüber. Das Horten und Verstecken eines Schatzes galt als Ausdruck von [[Habgier]] und [[Geiz]], die Suche danach ebenso, und ''Avaritia'' war die zweite der sieben [[Todsünde]]n. Außerdem standen Schatzsucher stets unter dem Verdacht magische Praktiken auszuüben, theoretisch ein todeswürdiges Vergehen.<ref>Gerhard Jaritz: ''Das schlechte Gebet zu den Schätzen der Welt.'' In: Elisabeth Vavra (Hrsg.): ''Vom Umgang mit Schätzen.'' Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2007, [[index.php?title=Special:BookSources/9783700137214|ISBN 978-3-7001-3721-4]], S. 81–98.</ref> Andererseits wies die Suche nach Reliquien, die für die Weihe einer Kirche benötigt wurden, starke Ähnlichkeit mit einer Schatzsuche auf. Obwohl die Reliquien selbst materiell meist wertlos waren (Knochen, Haare etc.) war der Besitz von Reliquien berühmter Heiliger enorm prestigeträchtig und stellte dann, wegen der Einnahmen durch das [[Wallfahrt]]swesen, den eigentlichen [[Kirchenschatz (materielle Güter)|Kirchenschatz]] dar. Die ursprünglichen Ruhestätten der Märtyrer und Heiligen waren aber oft nicht sicher bekannt und es bedurfte langwieriger Nachforschungen (oder eines Wunders) um sie ausfindig zu machen. Da das Misslingen solcher Suchaktionen sowohl dem Ruf des Initiators, als auch dem des gesuchten Heiligen geschadet hätte, wurden sie meist nachts und heimlich durchgeführt, und nur im Erfolgsfall publik gemacht. Einige Elemente der [[Legende|legendären]] Berichte über die [[Reliquientranslation|Überführung von Reliquien]] haben in säkularisierter Form Eingang in die Schatzsagen der frühen Neuzeit gefunden.
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== Schatzsuche in Deutschland ==
 
== Schatzsuche in Deutschland ==
 
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[[Datei:SucherKarte Deutschland.png|mini|Suchgebiete in Deutschland.]]
 
Das Suchen nach Schätzen und Wertgegenständen, das Ausgraben von Schätzen und Wertgegenständen sowie das Heben von Schätzen und Wertgegenständen bedarf in Deutschland generell <u>keiner</u> amtlichen Genehmigung.
 
Das Suchen nach Schätzen und Wertgegenständen, das Ausgraben von Schätzen und Wertgegenständen sowie das Heben von Schätzen und Wertgegenständen bedarf in Deutschland generell <u>keiner</u> amtlichen Genehmigung.
*[[Schatzsuche im Saarland]]
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*[[Schatzsuche in Baden-Württemberg]]
 
*[[Schatzsuche in Bayern]]
 
*[[Schatzsuche in Bayern]]
*[[Schatzsuche in Baden-Württemberg]]
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*[[Schatzsuche in Berlin]]
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*[[Schatzsuche in Brandenburg]]
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*[[Schatzsuche in Bremen]]
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*[[Schatzsuche in Hamburg]]
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*[[Schatzsuche in Hessen]]
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*[[Schatzsuche in Mecklenburg-Vorpommern]]
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*[[Schatzsuche in Niedersachsen]]
 
*[[Schatzsuche in Nordrhein-Westfalen]]
 
*[[Schatzsuche in Nordrhein-Westfalen]]
*[[Schatzsuche in Mecklenburg-Vorpommern]]
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*[[Schatzsuche in Rheinland-Pfalz]]
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*[[Schatzsuche im Saarland]]
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*[[Schatzsuche in Sachsen]]
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*[[Schatzsuche in Sachsen-Anhalt]]
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*[[Schatzsuche in Schleswig-Holstein]]
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*[[Schatzsuche in Thüringen]]
    
==Schatzzauber und Schatzsagen==
 
==Schatzzauber und Schatzsagen==
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== Schatzgräberprozesse==
 
== Schatzgräberprozesse==
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[[Datei:Prozessbild.jpg|mini|Foto des [[Barbarenschatzprozess|Barbarenschatzfinders]], Benjamin Czerny, vor Gericht in [[Barbarenschatzprozess|Frankenthal]]]]
 
Anders als [[Hexe]]rei war die Schatzsucherei kein völlig imaginäres Phänomen. Während niemals eine Frau wirklich auf einem Besen zum Hexensabbat geritten ist, hat es durchaus Menschen gegeben, die zur Erlangung von Schätzen vermeintlich magische Praktiken angewandt haben. Während sich mit vorgeblichen Hexen aber ganze Zweige der Theologie und Jurisprudenz befassten, interessierten sich die Gelehrten der Frühen Neuzeit nur wenig für Schatzsucher. Wenn ein Fall von unlizenzierter Schatzsucherei zur Anklage kam, gab es für die Behörden drei mögliche Vorgehensweisen:
 
Anders als [[Hexe]]rei war die Schatzsucherei kein völlig imaginäres Phänomen. Während niemals eine Frau wirklich auf einem Besen zum Hexensabbat geritten ist, hat es durchaus Menschen gegeben, die zur Erlangung von Schätzen vermeintlich magische Praktiken angewandt haben. Während sich mit vorgeblichen Hexen aber ganze Zweige der Theologie und Jurisprudenz befassten, interessierten sich die Gelehrten der Frühen Neuzeit nur wenig für Schatzsucher. Wenn ein Fall von unlizenzierter Schatzsucherei zur Anklage kam, gab es für die Behörden drei mögliche Vorgehensweisen:
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== Wandel der Schatzsuche in der Neuen Welt==
 
== Wandel der Schatzsuche in der Neuen Welt==
Nord- und mitteleuropäische Siedler nahmen ihren Schatzglauben mit nach Amerika. So arbeitete [[Joseph Smith]], der Begründer der [[Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage]], wie seine Eltern vor ihm, schon als Kind gelegentlich als Schatzsucher. Hierbei bediente er sich zweier „Peepstones“ („Gucksteine“) in seinem Hut. Sobald er hineinschaute, behauptete er, verborgene Schätze sehen zu können.<ref>D. Michael Quinn: ''Early Mormonism and the Magic World View.'' 2. Auflage. Signature Books, Salt Lake City 1998, [[index.php?title=Special:BookSources/1560850892|ISBN 1-56085-089-2]], S. 43–44, 136.</ref> Die von Smith beschriebene Auffindung und Entzifferung des [[Buch Mormon|Buches Mormon]] weist ebenfalls deutliche Anklänge an alte Schatzsuchergeschichten auf: Das Buch ist auf massiven goldenen Tafeln geschrieben, stellt also einen großen materiellen Wert dar. Seine Lage wird ihm von einem Geistwesen namens Moroni offenbart, wie in den Reliquien- und Schatzsagen, entweder ein Engel oder ein Totengeist. Die ''Peepstones'' benutzt er in diesem Zusammenhang aber nicht mehr als mantisches Hilfsmittel, um das Buch zu lokalisieren, sondern um den Text zu übersetzen. Der eigentliche Schatz ist also nicht mehr das Gold (das Moroni auch Stück für Stück wieder an sich nimmt), sondern die neue Lehre. Smiths Zeitgenossen standen dieser Darstellung größtenteils sehr skeptisch gegenüber und frühe Missionare der neuen Kirche bemühten sich deshalb, Smith eher wie einen Archäologen und Sprachforscher erscheinen zu lassen, statt wie einen Schatzmagier.
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[[Datei:Fotothek df tg 0005349 Radiästhesie ^ Wünschelrute.jpg|mini|[[Titelkupfer]] einer Polemik gegen Schatzzauber, 1700 (Im Hintergrund Rutengänger, die von Teufeln geleitet in den Schlund der Hölle wandern).]]Nord- und mitteleuropäische Siedler nahmen ihren Schatzglauben mit nach Amerika. So arbeitete [[Joseph Smith]], der Begründer der [[Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage]], wie seine Eltern vor ihm, schon als Kind gelegentlich als Schatzsucher. Hierbei bediente er sich zweier „Peepstones“ („Gucksteine“) in seinem Hut. Sobald er hineinschaute, behauptete er, verborgene Schätze sehen zu können.<ref>D. Michael Quinn: ''Early Mormonism and the Magic World View.'' 2. Auflage. Signature Books, Salt Lake City 1998, [[index.php?title=Special:BookSources/1560850892|ISBN 1-56085-089-2]], S. 43–44, 136.</ref> Die von Smith beschriebene Auffindung und Entzifferung des [[Buch Mormon|Buches Mormon]] weist ebenfalls deutliche Anklänge an alte Schatzsuchergeschichten auf: Das Buch ist auf massiven goldenen Tafeln geschrieben, stellt also einen großen materiellen Wert dar. Seine Lage wird ihm von einem Geistwesen namens Moroni offenbart, wie in den Reliquien- und Schatzsagen, entweder ein Engel oder ein Totengeist. Die ''Peepstones'' benutzt er in diesem Zusammenhang aber nicht mehr als mantisches Hilfsmittel, um das Buch zu lokalisieren, sondern um den Text zu übersetzen. Der eigentliche Schatz ist also nicht mehr das Gold (das Moroni auch Stück für Stück wieder an sich nimmt), sondern die neue Lehre. Smiths Zeitgenossen standen dieser Darstellung größtenteils sehr skeptisch gegenüber und frühe Missionare der neuen Kirche bemühten sich deshalb, Smith eher wie einen Archäologen und Sprachforscher erscheinen zu lassen, statt wie einen Schatzmagier.
    
Besonders in den ehemaligen spanischen Kolonialgebieten vermuteten die europäischen Siedler reiche Schätze, nicht nur in den verlassenen Forts und Missionsstationen, sondern auch in vergessenen Gold- und Silberminen. Damit näherten sich diese Schatzsucher den klassischen Westmännern und Prospektoren an, den [[Goldsucher]]n, die allein, oder in kleinen Gruppen, oft als erste Weiße in neue Territorien vordrangen. Bei den Experten, die über die Lage der verlorenen Schätze Auskunft geben konnten, handelte es sich nun nicht mehr um Zauberer, sondern um einheimische Mexikaner und Indianer. Diese kannten noch alte Stammesgeschichten über Wegmarken und Ritzzeichnungen, die zum Schatz führten und seine Lage markierten, oder verfügten über alte Lagepläne. Ein bekanntes Beispiel hierfür sind die Sagen um [[James Bowie]]s „verlorene Mine“ ''Los Almagres''. In den ältesten Versionen der Geschichte war wohl noch von spanischen Silberbarren, statt einem Bergwerk, die Rede. Die Nachforschungen über den Verbleib des Schatzes fanden nun nicht mehr mit magischen Hilfsmitteln statt, sondern mit der Recherche und Deutung quasi-archäologischer Funde und pseudo-historischer Quellen.
 
Besonders in den ehemaligen spanischen Kolonialgebieten vermuteten die europäischen Siedler reiche Schätze, nicht nur in den verlassenen Forts und Missionsstationen, sondern auch in vergessenen Gold- und Silberminen. Damit näherten sich diese Schatzsucher den klassischen Westmännern und Prospektoren an, den [[Goldsucher]]n, die allein, oder in kleinen Gruppen, oft als erste Weiße in neue Territorien vordrangen. Bei den Experten, die über die Lage der verlorenen Schätze Auskunft geben konnten, handelte es sich nun nicht mehr um Zauberer, sondern um einheimische Mexikaner und Indianer. Diese kannten noch alte Stammesgeschichten über Wegmarken und Ritzzeichnungen, die zum Schatz führten und seine Lage markierten, oder verfügten über alte Lagepläne. Ein bekanntes Beispiel hierfür sind die Sagen um [[James Bowie]]s „verlorene Mine“ ''Los Almagres''. In den ältesten Versionen der Geschichte war wohl noch von spanischen Silberbarren, statt einem Bergwerk, die Rede. Die Nachforschungen über den Verbleib des Schatzes fanden nun nicht mehr mit magischen Hilfsmitteln statt, sondern mit der Recherche und Deutung quasi-archäologischer Funde und pseudo-historischer Quellen.
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==Sondengänger==
 
==Sondengänger==
{{Hauptartikel|Sondengänger}}
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[[Datei:Schatzsucher02.jpg|mini|Sondengänger Treffen]]
 
   
Sondengänger suchen mit einem [[Metalldetektor]] gezielt nach metallischen Gegenständen im [[Boden (Bodenkunde)|Boden]], im militärischen Bereich nach Minen und Munition, im zivilen Bereich nach verlorenen Wertsachen, wie [[Antiquität]]en.<ref name="DO">DIGS-Online: [http://www.digs-online.de/ Deutsche Interessengemeinschaft der Sondengänger]</ref> Sie können sowohl auf eigene Rechnung, als auch im Auftrag von Behörden oder Privatleuten arbeiten. Zu ihren Tätigkeiten gehört neben der Schatzsuche (auch unter Wasser) die Bergung von gefallenen Soldaten (anhand der Erkennungsmarke) und [[Militaria]], die Suche nach [[Nugget (Metallurgie)|Nuggets]] in [[Seife (Geologie)|Seifenlagerstätten]] oder nach [[Meteorit]]en oder von [[Strandgut]].
 
Sondengänger suchen mit einem [[Metalldetektor]] gezielt nach metallischen Gegenständen im [[Boden (Bodenkunde)|Boden]], im militärischen Bereich nach Minen und Munition, im zivilen Bereich nach verlorenen Wertsachen, wie [[Antiquität]]en.<ref name="DO">DIGS-Online: [http://www.digs-online.de/ Deutsche Interessengemeinschaft der Sondengänger]</ref> Sie können sowohl auf eigene Rechnung, als auch im Auftrag von Behörden oder Privatleuten arbeiten. Zu ihren Tätigkeiten gehört neben der Schatzsuche (auch unter Wasser) die Bergung von gefallenen Soldaten (anhand der Erkennungsmarke) und [[Militaria]], die Suche nach [[Nugget (Metallurgie)|Nuggets]] in [[Seife (Geologie)|Seifenlagerstätten]] oder nach [[Meteorit]]en oder von [[Strandgut]].
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==Schatzsuche als Freizeitbeschäftigung==
 
==Schatzsuche als Freizeitbeschäftigung==
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[[Datei:Schatzsucher01.jpg|mini|Sondengänger bei seinem Hobby]]
 
Auch wenn gelegentlich noch größere archäologische Funde von Sondengängern gemacht werden, wie 2009 der [[Schatz von Staffordshire]],<ref>[http://www.dailymail.co.uk/sciencetech/article-1215723/Staffordshire-hoard-Amateur-treasure-hunter-finds-Britains-biggest-haul-Anglo-Saxon-gold.html ''The field of gold: How jobless treasure hunter unearthed greatest ever haul of Saxon artefacts with £2.50 metal detector''] [[Daily Mail]] vom 27. September 2009.</ref> so betreiben die meisten von ihnen die „Schatzsuche“ nicht aus Gewinnstreben, sondern als gleichermaßen spannenden, wie entspannenden [[Natursport]].
 
Auch wenn gelegentlich noch größere archäologische Funde von Sondengängern gemacht werden, wie 2009 der [[Schatz von Staffordshire]],<ref>[http://www.dailymail.co.uk/sciencetech/article-1215723/Staffordshire-hoard-Amateur-treasure-hunter-finds-Britains-biggest-haul-Anglo-Saxon-gold.html ''The field of gold: How jobless treasure hunter unearthed greatest ever haul of Saxon artefacts with £2.50 metal detector''] [[Daily Mail]] vom 27. September 2009.</ref> so betreiben die meisten von ihnen die „Schatzsuche“ nicht aus Gewinnstreben, sondern als gleichermaßen spannenden, wie entspannenden [[Natursport]].
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==Schatzsuche in der Literatur==
 
==Schatzsuche in der Literatur==
Die Suche nach Schätzen fand immer wieder Eingang in die [[Literatur]], besonders in die [[Abenteuerliteratur]]. In orientalischen Abenteuermärchen ist das Motiv der Schatzsuche häufig zu finden, so in den Erzählungen über [[Aladin]], [[Ali Baba]] und [[Sindbad]]. [[Johann Wolfgang von Goethe]] griff das Thema in seiner Ballade ''[[Der Schatzgräber (Goethe)|Der Schatzgräber]]'' (1797) auf. In zahlreichen [[Schauerroman]]en wie ''Der Mönch'' von [[Matthew Gregory Lewis]] (1796) und ''[[Melmoth der Wanderer]]'' (1820) von [[Charles Robert Maturin]] werden unterirdische Schatzgewölbe durchquert. In seiner Novelle ''Die Höhle von Steenfoll'' berichtet [[Wilhelm Hauff]] nach einer schottischen Erzählung von der Schatzsuche in einer Höhle an der Atlantikküste. In [[Achim von Arnim]]s Roman ''[[Die Kronenwächter]]'' (1817) ist die alte deutsche Kaiserkrone der gesuchte Schatz. In [[Eduard Mörike]]s Novelle ''Der Schatz'' (1835) liegt der Fluch des Bösen auf einer Goldkette. In ''[[Der Graf von Monte Christo]]'' (1844–1846) von [[Alexandre Dumas der Ältere|Alexandre Dumas]] nutzt der Held einen riesigen Schatz, um seine Rachepläne auszuführen. In [[John Retcliffe]]s ''Puebla'' (1865–67) geht es um einen Indianerschatz.
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[[Datei:Treasure-Island-map.jpg|mini|Schatzkarte]]Die Suche nach Schätzen fand immer wieder Eingang in die [[Literatur]], besonders in die [[Abenteuerliteratur]]. In orientalischen Abenteuermärchen ist das Motiv der Schatzsuche häufig zu finden, so in den Erzählungen über [[Aladin]], [[Ali Baba]] und [[Sindbad]]. [[Johann Wolfgang von Goethe]] griff das Thema in seiner Ballade ''[[Der Schatzgräber (Goethe)|Der Schatzgräber]]'' (1797) auf. In zahlreichen [[Schauerroman]]en wie ''Der Mönch'' von [[Matthew Gregory Lewis]] (1796) und ''[[Melmoth der Wanderer]]'' (1820) von [[Charles Robert Maturin]] werden unterirdische Schatzgewölbe durchquert. In seiner Novelle ''Die Höhle von Steenfoll'' berichtet [[Wilhelm Hauff]] nach einer schottischen Erzählung von der Schatzsuche in einer Höhle an der Atlantikküste. In [[Achim von Arnim]]s Roman ''[[Die Kronenwächter]]'' (1817) ist die alte deutsche Kaiserkrone der gesuchte Schatz. In [[Eduard Mörike]]s Novelle ''Der Schatz'' (1835) liegt der Fluch des Bösen auf einer Goldkette. In ''[[Der Graf von Monte Christo]]'' (1844–1846) von [[Alexandre Dumas der Ältere|Alexandre Dumas]] nutzt der Held einen riesigen Schatz, um seine Rachepläne auszuführen. In [[John Retcliffe]]s ''Puebla'' (1865–67) geht es um einen Indianerschatz.
    
In ''[[Die Abenteuer des Tom Sawyer]]'' (1876) von [[Mark Twain]] entdeckt der junge Held eine Schatztruhe in einer Höhle. Der Roman ''[[Die Schatzinsel]]'' (1881/1882) von [[Robert Louis Stevenson]] wurde zum Vorbild für zahlreiche ähnliche Werke. [[Karl May]] erzählt in ''[[Der Schatz im Silbersee]]'' (1890/1891) von der Suche nach einem Indianerschatz, in ''Das Vermächtnis des Inka'' von einem Schatz der Inka. [[H. Rider Haggard]] berichtet in ''Montezumas Tochter'' (1893) vom verschollenen Schatz [[Moctezuma II.|Montezumas]], in ''Volk des Nebels'' (1894) sucht ein junger Engländer einen Schatz bei einem geheimnisvollen afrikanischen Volk. ''Der Schatz im Morgenbrotstal'' von [[Paul Ernst]] verbindet die Handlung mit einer Beschreibung der Verhältnisse gegen Ende des Dreißigjährigen Krieges. Die Suche nach den Schätzen des [[Templerorden]]s erscheint bereits in [[Walter Scott]]s Roman ''[[Ivanhoe]]'' (1820), ebenso in L. Hesekiels ''Templer und Johanniter'' (1931) und E. Sommers ''Die Templer'' (1950).
 
In ''[[Die Abenteuer des Tom Sawyer]]'' (1876) von [[Mark Twain]] entdeckt der junge Held eine Schatztruhe in einer Höhle. Der Roman ''[[Die Schatzinsel]]'' (1881/1882) von [[Robert Louis Stevenson]] wurde zum Vorbild für zahlreiche ähnliche Werke. [[Karl May]] erzählt in ''[[Der Schatz im Silbersee]]'' (1890/1891) von der Suche nach einem Indianerschatz, in ''Das Vermächtnis des Inka'' von einem Schatz der Inka. [[H. Rider Haggard]] berichtet in ''Montezumas Tochter'' (1893) vom verschollenen Schatz [[Moctezuma II.|Montezumas]], in ''Volk des Nebels'' (1894) sucht ein junger Engländer einen Schatz bei einem geheimnisvollen afrikanischen Volk. ''Der Schatz im Morgenbrotstal'' von [[Paul Ernst]] verbindet die Handlung mit einer Beschreibung der Verhältnisse gegen Ende des Dreißigjährigen Krieges. Die Suche nach den Schätzen des [[Templerorden]]s erscheint bereits in [[Walter Scott]]s Roman ''[[Ivanhoe]]'' (1820), ebenso in L. Hesekiels ''Templer und Johanniter'' (1931) und E. Sommers ''Die Templer'' (1950).
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==Weblinks==
 
==Weblinks==
 
[https://www.academia.edu/keypass/aW1hby90b0FjMFpFYzdvdUhrMGZtenMzRkhsNXJwb0o4bzZXamx0eGdEZz0tLXhGTVk2TGkzb3c2bk1pT09veklBVUE9PQ==--edd0cdd5c57bc1eae93fd60579d22793f92071b2/t/cx6Ff-PpGyWnk-S1Z4y/resource/work/35270246/_Grabungsgenehmigung_Braucht_man_nicht_Zwei_ma%C3%9Fgebliche_Erkenntnisse_%C3%B6sterreichischer_Gerichte_aus_dem_Jahr_2017_zur_arch%C3%A4ologischen_Denkmalpflege_und_ihre_Konsequenzen_Arch%C3%A4ologische_Denkmalpflege_2018_02_11_52_67?auto=download&email_work_card=download-paper "Grabungsgenehmigung"? Braucht man nicht! Zwei maßgebliche Erkenntnisse österreichischer Gerichte aus dem Jahr 2017 zur archäologischen Denkmalpflege und ihre Konsequenzen. Archäologische Denkmalpflege 2018/02/11, 52-67.]
 
[https://www.academia.edu/keypass/aW1hby90b0FjMFpFYzdvdUhrMGZtenMzRkhsNXJwb0o4bzZXamx0eGdEZz0tLXhGTVk2TGkzb3c2bk1pT09veklBVUE9PQ==--edd0cdd5c57bc1eae93fd60579d22793f92071b2/t/cx6Ff-PpGyWnk-S1Z4y/resource/work/35270246/_Grabungsgenehmigung_Braucht_man_nicht_Zwei_ma%C3%9Fgebliche_Erkenntnisse_%C3%B6sterreichischer_Gerichte_aus_dem_Jahr_2017_zur_arch%C3%A4ologischen_Denkmalpflege_und_ihre_Konsequenzen_Arch%C3%A4ologische_Denkmalpflege_2018_02_11_52_67?auto=download&email_work_card=download-paper "Grabungsgenehmigung"? Braucht man nicht! Zwei maßgebliche Erkenntnisse österreichischer Gerichte aus dem Jahr 2017 zur archäologischen Denkmalpflege und ihre Konsequenzen. Archäologische Denkmalpflege 2018/02/11, 52-67.]
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[https://www.juris.de/jportal/portal/t/14sb/page/homerl.psml?nid=jnachr-JUNA210100364&cmsuri=%2Fjuris%2Fde%2Fnachrichten%2Fzeigenachricht.jsp&fbclid=IwAR1BoZHZ21mL3Pn_61yqDUZ8B4GEZkCyoMXpuSfv6WxpF3nPOClil74JDRA "Dinklager Goldschatz": Finder hat keinen Anspruch auf Herausgabe oder Finderlohn]
    
==Einzelnachweise==
 
==Einzelnachweise==

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