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[[Datei:Urnfield cultures.JPG|mini|hochkant=1.25|Vereinfachte Karte der europäischen Kulturen um [[1200 v. Chr.]] (Bezeichnungen in englischer Sprache) {{Farblegende|#FF1493|[[Lausitzer Kultur]]}}{{Farblegende|#8080FF|[[Knovízer Kultur]]}}{{Farblegende|#FF0000|zentrale Urnenfelderkultur}}{{Farblegende|#FF7F00|Nordische Urnenfelderkultur}}{{Farblegende|#826644|[[Danubische Kultur]]}}{{Farblegende|#318CE7|[[Terramare-Kultur]]}} {{Farblegende|#0BDA51|Kulturen der Westeuropäischen Bronzezeit}}{{Farblegende|#ff0|Kulturen der [[Nordische Bronzezeit|Nordischen Bronzezeit]]}}]]
   
{{Infobox Archäologische Kultur
 
{{Infobox Archäologische Kultur
 
  | name      = Urnenfelderkultur
 
  | name      = Urnenfelderkultur
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== Verbreitung der Urnenfelderkultur ==
 
== Verbreitung der Urnenfelderkultur ==
[[Datei:GNM - Helm Urnenfelderzeit.jpg|mini|Bronzehelm der Urnenfelderkultur aus Thonberg in [[Oberfranken]], einer der ältesten Helme nördlich der Alpen]]
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[[Datei:Urnenfelder panoply.png|mini|Waffen der Urnenfelderkultur]]
   
Die Urnenfelderkultur war über weite Teile des westlichen Mitteleuropa verbreitet. Sie reichte vom [[Pariser Becken]] im Westen, im Osten bis nach [[Niederösterreich]], reichte in erweiterter Definition im Südwesten vom [[Spanien|spanischen]] [[Katalonien]] bis [[Norditalien]]. Die Grenzen zwischen ihrem Verbreitungsgebiet im engeren Sinne und Regionen, die lediglich unter mehr oder weniger starkem Einfluss der Urnenfelderkultur standen, sind dabei nicht immer deutlich zu ziehen, zumal sie sich im Verlauf der Spätbronzezeit mehrfach verschieben.
 
Die Urnenfelderkultur war über weite Teile des westlichen Mitteleuropa verbreitet. Sie reichte vom [[Pariser Becken]] im Westen, im Osten bis nach [[Niederösterreich]], reichte in erweiterter Definition im Südwesten vom [[Spanien|spanischen]] [[Katalonien]] bis [[Norditalien]]. Die Grenzen zwischen ihrem Verbreitungsgebiet im engeren Sinne und Regionen, die lediglich unter mehr oder weniger starkem Einfluss der Urnenfelderkultur standen, sind dabei nicht immer deutlich zu ziehen, zumal sie sich im Verlauf der Spätbronzezeit mehrfach verschieben.
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== Bestattungsritus ==
 
== Bestattungsritus ==
[[Datei:Lahnberge Hügelgrab 03.jpg|mini|ausgegrabenes spätbronzezeitliches Urnengrab im Botanischen Garten Marburg]]
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[[Datei:Urnfield culture 001.jpg|mini|Urnen, Fundort: Lahnberge (Botanischer Garten Marburg)]]
   
Die Toten wurden auf Scheiterhaufen verbrannt, die Knochenreste und die Asche wurden anschließend in Grabgruben, in Behältnissen aus Stoff oder Holz sowie in tönernen Urnen auf Urnenfeldern beigesetzt. Dabei können schlichte Brandgräber und aus Steinen errichtete Grabkammern unterschieden werden. Im Einzelnen ist der Bestattungsritus in den verschiedenen Regionen unterschiedlich ausgeprägt und war im Verlauf der Spätbronzezeit gewissen Änderungen unterworfen. Bei den Bestattungssitten und den Grabformen kommen entsprechend viele Varianten vor; es gab Brandgruben-, Brandschüttungs-, Urnen- und sogenannte Glockengräber, aber auch Gräber mit Steinschutz.
 
Die Toten wurden auf Scheiterhaufen verbrannt, die Knochenreste und die Asche wurden anschließend in Grabgruben, in Behältnissen aus Stoff oder Holz sowie in tönernen Urnen auf Urnenfeldern beigesetzt. Dabei können schlichte Brandgräber und aus Steinen errichtete Grabkammern unterschieden werden. Im Einzelnen ist der Bestattungsritus in den verschiedenen Regionen unterschiedlich ausgeprägt und war im Verlauf der Spätbronzezeit gewissen Änderungen unterworfen. Bei den Bestattungssitten und den Grabformen kommen entsprechend viele Varianten vor; es gab Brandgruben-, Brandschüttungs-, Urnen- und sogenannte Glockengräber, aber auch Gräber mit Steinschutz.
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== Keramik ==
 
== Keramik ==
[[Datei:Urnengraf 141 van Donk - Het Groot Veld, 1000 tot 800 VC, vindplaats- Donk, Het Groot Veld, 1978, graf 141, collectie Gallo-Romeins Museum Tongeren, Donk.Graf.141.jpg|mini|Urne aus Urnengrab, 1000-800 B.C., Donk (B) [[Gallo-Römisches Museum Tongeren|Gallo-Römisches Museum, Tongeren (B)]]]]
   
Die typische [[Keramik]] der Urnenfelderkultur variiert von Großgefäßen wie henkellosen Zylinder-, Trichter- und Kegelhalsgefäßen, Amphoren sowie doppelkonischen Gefäßen bis hin zu Kleingefäßen, wie Bechern, Krügen, Knickwandschalen, konischen Schalen, tellerartigen flachen Schälchen und Näpfen.
 
Die typische [[Keramik]] der Urnenfelderkultur variiert von Großgefäßen wie henkellosen Zylinder-, Trichter- und Kegelhalsgefäßen, Amphoren sowie doppelkonischen Gefäßen bis hin zu Kleingefäßen, wie Bechern, Krügen, Knickwandschalen, konischen Schalen, tellerartigen flachen Schälchen und Näpfen.
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== Bronzeerzeugnisse ==
 
== Bronzeerzeugnisse ==
[[Datei:Kesselwagen von Acholshausen — Exponat in der Archäologischen Staatssammlung München.JPG|mini|links|Bronzekultwagen, aus [[Acholshausen]]]]
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[[Datei:Speyer-2009-historisches-museum-142.jpg|mini|„Bronzeräder von Haßloch“]]
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[[Datei:Speyer-2009-historisches-museum-143.jpg|mini|Erläuterungen]]
   
Die Metallbearbeitung erreichte in der Urnenfelderkultur einen hohen technischen Stand. Bronzeerzeugnisse wurden zum größten Teil in Gussformen aus Stein und gelegentlich aus [[Bronze]] gegossen, seltener hingegen wird wohl der arbeits- und zeitaufwendige Guss in [[Verlorene Form|verlorener Tonform]] gewesen sein ([[Doppelschneidiges Rasiermesser|Doppelschneidige Rasiermesser]]). Auf Bronzegießerwerkstätten in Siedlungen der Urnenfelderkultur weisen bei Ausgrabungen gefundene Schmelztröpfchen hin.
 
Die Metallbearbeitung erreichte in der Urnenfelderkultur einen hohen technischen Stand. Bronzeerzeugnisse wurden zum größten Teil in Gussformen aus Stein und gelegentlich aus [[Bronze]] gegossen, seltener hingegen wird wohl der arbeits- und zeitaufwendige Guss in [[Verlorene Form|verlorener Tonform]] gewesen sein ([[Doppelschneidiges Rasiermesser|Doppelschneidige Rasiermesser]]). Auf Bronzegießerwerkstätten in Siedlungen der Urnenfelderkultur weisen bei Ausgrabungen gefundene Schmelztröpfchen hin.
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Wolfgang Kimmig bestritt 1964, dass die verschiedenen Urnenfeldergruppen einem Volk angehörten, aber wie auch Pittioni ging er von Wanderungen aus, die neben Kulturkontakten sowie einem damit einhergehenden Kulturaustausch mit vielen verschiedenen Beeinflussungen für die Entstehung und Ausbreitung der Urnenfelderkultur verantwortlich gewesen sei. So führten nach Kimmig diese Wanderungen der Urnenfelderleute über Griechenland, die ägäischen Inseln bis nach Syrien, Palästina und Ägypten. Die Vielfalt der einzelnen Gruppen legte demnach den Schluss nahe, dass in der Urnenfelderkultur kein ethnisch einheitlicher Komplex vorliegt, sondern vielmehr vom Vorhandensein verschiedener Stämme ausgegangen werden muss, die später an der Herausbildung der verschiedenen eisenzeitlichen Volksgruppen beteiligt waren ([[Illyrer]], [[Italiker]], [[Iberer]], [[Ligurer]], [[Kelten]]). Eine geographische Zuordnung einzelner Regionalgruppen der Urnenfelderkultur zu erst Jahrhunderte später namentlich überlieferten Stämmen und Völkern ist anhand der archäologischen Funde jedoch nicht möglich. Als bindende Gemeinsamkeit der Träger der Urnenfelderkultur darf die Annahme neuer religiöser Vorstellungen zu Beginn der [[Bronzezeit (Mitteleuropa)#Späte Bronzezeit / Jüngere Bronzezeit|Spätbronzezeit]] vermutet werden, was in weiten Teilen Europas zu einem Wandel der Bestattungssitten führte.
 
Wolfgang Kimmig bestritt 1964, dass die verschiedenen Urnenfeldergruppen einem Volk angehörten, aber wie auch Pittioni ging er von Wanderungen aus, die neben Kulturkontakten sowie einem damit einhergehenden Kulturaustausch mit vielen verschiedenen Beeinflussungen für die Entstehung und Ausbreitung der Urnenfelderkultur verantwortlich gewesen sei. So führten nach Kimmig diese Wanderungen der Urnenfelderleute über Griechenland, die ägäischen Inseln bis nach Syrien, Palästina und Ägypten. Die Vielfalt der einzelnen Gruppen legte demnach den Schluss nahe, dass in der Urnenfelderkultur kein ethnisch einheitlicher Komplex vorliegt, sondern vielmehr vom Vorhandensein verschiedener Stämme ausgegangen werden muss, die später an der Herausbildung der verschiedenen eisenzeitlichen Volksgruppen beteiligt waren ([[Illyrer]], [[Italiker]], [[Iberer]], [[Ligurer]], [[Kelten]]). Eine geographische Zuordnung einzelner Regionalgruppen der Urnenfelderkultur zu erst Jahrhunderte später namentlich überlieferten Stämmen und Völkern ist anhand der archäologischen Funde jedoch nicht möglich. Als bindende Gemeinsamkeit der Träger der Urnenfelderkultur darf die Annahme neuer religiöser Vorstellungen zu Beginn der [[Bronzezeit (Mitteleuropa)#Späte Bronzezeit / Jüngere Bronzezeit|Spätbronzezeit]] vermutet werden, was in weiten Teilen Europas zu einem Wandel der Bestattungssitten führte.
[[Datei:1000BC Migrations Europe.png|mini|400px|Die Differenzierung der Urnenfeldergruppen in die verschiedenen eisenzeitlichen Ethnien, nach [[10. Jahrhundert v. Chr.|1000 v. Chr.]]<ref>Angus Konstam: ''Historical Atlas of the Celtic World.'' ISBN 1-904668-01-1</ref><ref>John Wilkes: ''The Illyrians (The Peoples of Europe).'' 1996, ISBN 0-631-19807-5.</ref><ref>Blank Map, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Europe_topography_map.png</ref> ]]
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== Nachfolgende Kulturen ==
 
== Nachfolgende Kulturen ==
 
Im Herzen der Urnenfelderkultur, weiträumig „nördlich der Alpen“, bildete sich ab etwa 800 v. Chr. die eisenzeitliche [[Hallstattkultur]] heraus. Der Übergang zur Hallstattkultur erfolgte dabei ohne Brüche, also fließend. Geschirr, Waffen und Schmuckstücke blieben in weiten Bereichen gleich, auch die urnenfelderzeitlichen Siedlungen blieben bestehen, etliche Gräberfelder wurden weiterhin benutzt.<ref name="Urban" /> Zumindest dies lässt auf ethnische Kontinuität schließen.
 
Im Herzen der Urnenfelderkultur, weiträumig „nördlich der Alpen“, bildete sich ab etwa 800 v. Chr. die eisenzeitliche [[Hallstattkultur]] heraus. Der Übergang zur Hallstattkultur erfolgte dabei ohne Brüche, also fließend. Geschirr, Waffen und Schmuckstücke blieben in weiten Bereichen gleich, auch die urnenfelderzeitlichen Siedlungen blieben bestehen, etliche Gräberfelder wurden weiterhin benutzt.<ref name="Urban" /> Zumindest dies lässt auf ethnische Kontinuität schließen.
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{{Lesenswert|24. Dezember 2007|40392782}}
 
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[[Kategorie:Urnenfelderkultur|!]]
 
[[Kategorie:Urnenfelderkultur|!]]

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