Brandgrab

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Ein Brandgrab ist ein Grabtypus zur Beisetzung verbrannter Überreste von Toten als Brandschüttung oder in Gefäßen (aus Ton, Stein, Metall) bzw. eigens dazu hergestellten Urnen. In Europa kommt er im frühen Neolithikum auf (z. B. Linienbandkeramik). Der Wechsel von Brand- zu Körperbestattungen in der Spätantike wurde oft mit dem in Europa aufkommenden Christentum in Verbindung gebracht, was sich in der neueren Forschung allerdings nicht halten lässt.

Vorgeschichtliche Zeit

Der Leichenbrand wurde bereits im frühen mitteleuropäischen Neolithikum aufgesammelt und ggf. mit Beigaben im Brandgrab (Leichenbrandlager, -schüttung) deponiert. Von den Trägern der Schönfelder Kultur wurde er erstmals in oft besonders gestalteten Urnen (Gesichtsurnen) auf regelrechten Grabfeldern (Urnenfeldern) in die Erde verbracht. In Mitteleuropa ist das Urnengrab eine Erscheinung der späten Bronzezeit, die sich mit der Urnenfelder-Kultur zwischen 1250 und 750 v. Chr. verbreitet. In der Jungbronzezeit schützen mitunter kleine Steinkisten die Urnen, wie Funde in Dohren im Landkreis Harburg belegen. Urnengräber sind auch noch in der Eisenzeit gebräuchlich und werden wie beim Urnenfeld im Ruser Steinbusch mitunter durch Steinsetzungen markiert.

Geschichtliche Zeit

Brandgräber wurden an vielen Stellen des ehemaligen römischen Reiches gefunden, zum Beispiel in Deutschland, Frankreich, Italien, Österreich. Bei den Römern wurde der Tote, sollte er verbrannt werden, wie bei anderen Bestattungsarten nach feierlicher Vorbereitung gewaschen, gesalbt und festlich bekleidet im Haus aufgebahrt. Auf einem öffentlichen, mehrfach verwendeten Verbrennungsplatz (lat. ustrina = Brandstätte von ustus = verbrannt) nahe der Begräbnisstätte (Friedhof, Gräberfeld) wurde der Tote samt Bahre auf einen vorbereiteten Scheiterhaufen gesetzt und verbrannt. Die zum Bau des Scheiterhaufens verwendeten Hölzer unterlagen einer strengen Selektion, wie durch naturwissenschaftliche Untersuchungen festgestellt werden konnte. Je nach Region wurde vorwiegend Buche, Eiche oder Hainbuche genutzt. Nach dem Löschen der Glut mit Wein oder Wasser wurden die Leichenreste aus der Asche geborgen und in einem Gefäß (meist Tongefäß oder Tontopf mit Deckel), je nach Stand auch in einem reich verzierten Urnengefäß, beigesetzt, aber auch nicht selten die gesamte Asche mit unverbrennbaren Teilen von Kleidung (Fibeln), Grabbeigaben und Teilen der Bahre. Das Aschengefäß und zum Teil auch die unverbrannten Grabbeigaben wurden dann in das eigentliche Grab am Begräbnisplatz gestellt und mit Erde wieder zugedeckt.

Variationen waren die Rostbrandgrube (lat. bustum = Leichenbrandstätte, Grabhügel), bei der der Tote auf einem Rost direkt über dem eigentlichen Grab oder auf dem Boden der Grabgrube verbrannt wurde oder die einfache Brandgrube, in die man den Leichenbrand mit Beigaben ohne eigenes Gefäß schüttete.

Literatur

  • Tilmann Bechert: Zur Terminologie provinzialrömischer Brandgräber. Archäologisches Korrespondenzblatt, 10/1980, Verlag des Römisch-Germanischen Zentralmuseums, Mainz 1980, Vorlage:ISSN
  • Robert Bernhart: Römische Brandgräber in Schörfling. In: Heimathausbote. Nachrichtenblatt des Vereines Heimathaus Vöcklabruck Folge 9, Vöcklabruck 1961
  • Heinz Cüppers, Helmut Bernhard, Walburg Boppert: Die Römer in Rheinland-Pfalz. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1990; ISBN 3-933203-60-0
  • Eugen Funck: Römische Brandgräber in Remagen, Bonner Jahrbücher 122, Bonn 1912.
  • Andreas G. Heiss, Ursula Thanheiser, Peter Scherrer & Ronald Risy: Bau und Brand – Aspekte der Holznutzung im römischen Aelium Cetium (St. Pölten). In: Römisches Österreich 31 (2009): 11–32
  • Angela Kreuz: Functional and conceptual archaeobotanical data from Roman cremations. In: J. Pearce, Martin Millet and M. Struck (Hrsg.) Burial, society and context in the Roman world [Roman Burial Archaeology Conference, Durham]. Oxbow Books, Oxford 2000, pp 45–51
  • Herbert Jandaurek: Römische Brandgräber in Schörfling am Attersee. In: Pro Austria Romana. Nachrichtenblatt für die Forschungsarbeit über die Römerzeit Österreichs Jahrgang 11, 1961.

Weblinks

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