Änderungen

Zur Navigation springen Zur Suche springen
257 Bytes hinzugefügt ,  21:10, 12. Mär. 2021
K
Zeile 12: Zeile 12:  
Im mittelalterlichen England wurde das [[Schatzregal]] besonders streng ausgelegt: Alle gefundenen Wertgegenstände fielen automatisch in das Eigentum der Krone; Finder und Grundeigentümer gingen leer aus. Aus diesem Grund ließ König [[Johann Ohneland]], der notorisch unter Geldmangel litt, 1201 als Erster römische Ruinen nach Schätzen durchsuchen, allerdings weitgehend erfolglos.<ref>Charles Relly Beard: ''The Romance of Treasure Trove.'' London 1933, S. 101, 109.</ref> [[Heinrich III. (England)|Heinrich III.]] befahl, einen Schatz beschlagnahmen zu lassen, der angeblich auf der Isle of Wight gefunden worden war, und ließ in der Umgebung nach weiteren Schätzen suchen. Im Spätmittelalter und in der Frühen Neuzeit ließen auch andere europäische Landesherren gelegentlich nach Schätzen graben, meist in Überresten aus der Römerzeit, in Deutschland und Skandinavien auch in Grabhügeln. Die dabei zu Tage geförderten Artefakte erregten das antiquarische Interesse [[Humanismus|humanistischer]] Gelehrter, selbst wenn es sich nicht um Gold und Silber handelte. Wohlhabende Bürger und Adelige begannen [[Antiquität]]en für ihre Sammlungen zu kaufen, und die Landesherren gaben systematische Bestandsaufnahmen der vorhandenen Baudenkmäler in Auftrag. Hierin, und in dem Bemühen Raubgräber von den Fundstellen fernzuhalten, darf man die ersten Anfänge der professionellen [[Archäologie]] und des [[Denkmalschutz]]es sehen.<ref>Martin Ott: ''Die Entdeckung des Altertums. Der Umgang mit der römischen Vergangenheit Süddeutschlands im 16. Jahrhundert.'' Laßleben, Kallmünz 2002, [[index.php?title=Special:BookSources/3784730175|ISBN 3-7847-3017-5]], S. 39–49, 67–70.</ref>
 
Im mittelalterlichen England wurde das [[Schatzregal]] besonders streng ausgelegt: Alle gefundenen Wertgegenstände fielen automatisch in das Eigentum der Krone; Finder und Grundeigentümer gingen leer aus. Aus diesem Grund ließ König [[Johann Ohneland]], der notorisch unter Geldmangel litt, 1201 als Erster römische Ruinen nach Schätzen durchsuchen, allerdings weitgehend erfolglos.<ref>Charles Relly Beard: ''The Romance of Treasure Trove.'' London 1933, S. 101, 109.</ref> [[Heinrich III. (England)|Heinrich III.]] befahl, einen Schatz beschlagnahmen zu lassen, der angeblich auf der Isle of Wight gefunden worden war, und ließ in der Umgebung nach weiteren Schätzen suchen. Im Spätmittelalter und in der Frühen Neuzeit ließen auch andere europäische Landesherren gelegentlich nach Schätzen graben, meist in Überresten aus der Römerzeit, in Deutschland und Skandinavien auch in Grabhügeln. Die dabei zu Tage geförderten Artefakte erregten das antiquarische Interesse [[Humanismus|humanistischer]] Gelehrter, selbst wenn es sich nicht um Gold und Silber handelte. Wohlhabende Bürger und Adelige begannen [[Antiquität]]en für ihre Sammlungen zu kaufen, und die Landesherren gaben systematische Bestandsaufnahmen der vorhandenen Baudenkmäler in Auftrag. Hierin, und in dem Bemühen Raubgräber von den Fundstellen fernzuhalten, darf man die ersten Anfänge der professionellen [[Archäologie]] und des [[Denkmalschutz]]es sehen.<ref>Martin Ott: ''Die Entdeckung des Altertums. Der Umgang mit der römischen Vergangenheit Süddeutschlands im 16. Jahrhundert.'' Laßleben, Kallmünz 2002, [[index.php?title=Special:BookSources/3784730175|ISBN 3-7847-3017-5]], S. 39–49, 67–70.</ref>
    +
[[Datei:Heilig-Blut-Tafel Weingarten 1489 img15.jpg|mini|In Gegenwart hoher Geistlicher wird die [[Heilig-Blut-Reliquie]] von Mantua ausgegraben, deren Lage zuvor dem blinden Adilbero offenbart worden war. Heilig-Blut-Tafel der [[Abtei Weingarten]], 1489]]
 
Die Kirche stand der Schatzsucherei grundsätzlich ablehnend gegenüber. Das Horten und Verstecken eines Schatzes galt als Ausdruck von [[Habgier]] und [[Geiz]], die Suche danach ebenso, und ''Avaritia'' war die zweite der sieben [[Todsünde]]n. Außerdem standen Schatzsucher stets unter dem Verdacht magische Praktiken auszuüben, theoretisch ein todeswürdiges Vergehen.<ref>Gerhard Jaritz: ''Das schlechte Gebet zu den Schätzen der Welt.'' In: Elisabeth Vavra (Hrsg.): ''Vom Umgang mit Schätzen.'' Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2007, [[index.php?title=Special:BookSources/9783700137214|ISBN 978-3-7001-3721-4]], S. 81–98.</ref> Andererseits wies die Suche nach Reliquien, die für die Weihe einer Kirche benötigt wurden, starke Ähnlichkeit mit einer Schatzsuche auf. Obwohl die Reliquien selbst materiell meist wertlos waren (Knochen, Haare etc.) war der Besitz von Reliquien berühmter Heiliger enorm prestigeträchtig und stellte dann, wegen der Einnahmen durch das [[Wallfahrt]]swesen, den eigentlichen [[Kirchenschatz (materielle Güter)|Kirchenschatz]] dar. Die ursprünglichen Ruhestätten der Märtyrer und Heiligen waren aber oft nicht sicher bekannt und es bedurfte langwieriger Nachforschungen (oder eines Wunders) um sie ausfindig zu machen. Da das Misslingen solcher Suchaktionen sowohl dem Ruf des Initiators, als auch dem des gesuchten Heiligen geschadet hätte, wurden sie meist nachts und heimlich durchgeführt, und nur im Erfolgsfall publik gemacht. Einige Elemente der [[Legende|legendären]] Berichte über die [[Reliquientranslation|Überführung von Reliquien]] haben in säkularisierter Form Eingang in die Schatzsagen der frühen Neuzeit gefunden.
 
Die Kirche stand der Schatzsucherei grundsätzlich ablehnend gegenüber. Das Horten und Verstecken eines Schatzes galt als Ausdruck von [[Habgier]] und [[Geiz]], die Suche danach ebenso, und ''Avaritia'' war die zweite der sieben [[Todsünde]]n. Außerdem standen Schatzsucher stets unter dem Verdacht magische Praktiken auszuüben, theoretisch ein todeswürdiges Vergehen.<ref>Gerhard Jaritz: ''Das schlechte Gebet zu den Schätzen der Welt.'' In: Elisabeth Vavra (Hrsg.): ''Vom Umgang mit Schätzen.'' Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2007, [[index.php?title=Special:BookSources/9783700137214|ISBN 978-3-7001-3721-4]], S. 81–98.</ref> Andererseits wies die Suche nach Reliquien, die für die Weihe einer Kirche benötigt wurden, starke Ähnlichkeit mit einer Schatzsuche auf. Obwohl die Reliquien selbst materiell meist wertlos waren (Knochen, Haare etc.) war der Besitz von Reliquien berühmter Heiliger enorm prestigeträchtig und stellte dann, wegen der Einnahmen durch das [[Wallfahrt]]swesen, den eigentlichen [[Kirchenschatz (materielle Güter)|Kirchenschatz]] dar. Die ursprünglichen Ruhestätten der Märtyrer und Heiligen waren aber oft nicht sicher bekannt und es bedurfte langwieriger Nachforschungen (oder eines Wunders) um sie ausfindig zu machen. Da das Misslingen solcher Suchaktionen sowohl dem Ruf des Initiators, als auch dem des gesuchten Heiligen geschadet hätte, wurden sie meist nachts und heimlich durchgeführt, und nur im Erfolgsfall publik gemacht. Einige Elemente der [[Legende|legendären]] Berichte über die [[Reliquientranslation|Überführung von Reliquien]] haben in säkularisierter Form Eingang in die Schatzsagen der frühen Neuzeit gefunden.
  

Navigationsmenü