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[[Datei:Tartessos.svg|mini|Die phönizische Metropole Gadir oder Tartessos]]

Der '''Schatzfund von Gaio''' wurde [[1966]]<ref>{{Webarchiv|url=http://www.sines.pt/PT/Concelho/historia/celtasepunicos/Paginas/default.aspx |wayback=20110122233234 |text=Celtas e Púnicos |archiv-bot=2019-05-12 09:55:19 InternetArchiveBot }}, pt., auf sines.pt, abgerufen am 26. Januar 2011</ref> 13&nbsp;Kilometer südöstlich von [[Sines]] im [[Portugal|portugiesischen]] [[Distrikt Setúbal]] bei Feldarbeiten gemacht.

Die Bucht von Sines war im Altertum einer der wenigen sicheren Häfen an der Felsküste Portugals zwischen dem [[Cabo de São Vicente]] im Süden und den für den Handel wichtigen Mündungstrichtern der Flüsse [[Sado (Fluss)|Sado]] und [[Tajo|Tejo]] im Norden. Der Schatz gehörte zur Ausstattung einer Bestattung aus dem [[5. Jahrhundert v. Chr.]] in einer aus Platten konstruierten [[Steinkiste]], über die sich der Grabhügel wölbte. Die gesamte Anlage wurde durch den Pflug zerstört. Erst zwei Monate später wurde der Fundplatz untersucht. Beim Durchsieben der Erde gelang es, die Beigabenausstattung um einige kleinere Stücke zu ergänzen.

== Beschreibung ==
Im Grabinventar fallen ein [[Ohrring]]paar und ein Halsreif auf. Der Ohrschmuck, der einen Durchmesser von acht cm aufweist, besteht aus einem mondsichelartigen Element im Zentrum, an dem auf 14 kleinen menschlichen Köpfen zwölf übergroße Blütenkelche sitzen. Die beinahe vollständigen Kelche werden durch runde Plättchen verschlossen, deren stilisiertes Dekor wie ein strahlender Stern wirkt.

Vom [[Collier (Schmuck)|Collier]] sind 16 etwa 3,6&nbsp;cm hohe Plättchen erhalten, die zu einem 31&nbsp;cm langen Collier zusammengesetzt werden konnten. Sie bestehen aus einem doppelten, gefalteten Blech und hängen an einer durch die Faltösen gezogenen Schnur. Die Illustration auf den Plättchen wiederholt sich, da sie über demselben Stempel aus dem [[Gold]]blech getrieben wurden. Sie setzt sich zusammen aus einer geöffneten Blüte am inneren Rand, einem schreitenden Greif mit kleinen sichelartigen Flügeln und einem Schnabel, der an ein Pferdemaul erinnert, in der Mitte und aus zwei [[Palmette]]n und einer dazwischen geschobenen [[Rosette (Ornamentik)|Rosette]] am äußeren Rand.

Die übrigen Schmuckstücke sind ein kleiner Anhänger in Form einer Blüte, zwei konische Glieder einer Kette mit Granulatverzierung, die einen [[Türkis (Mineral)|Türkis]] einfassen, [[Künstliche Perle|Perlen]] verschiedener Größe aus [[Achat]], [[Bernstein]], farbigem Glasfuß und Gold, die zusammen mit den Anhängern zu drei Ketten zusammengestellt wurden, und farbige Salbfläschchen aus Glas.

== Fundzusammenhang ==
Sicher gehörte die Bestattete zu den Vornehmen der einheimischen Gesellschaft. Die Grabbeigabe bezeugt, in welchem Maße man in der Lage war, die Verstorbene durch „[[Verschwendung]]“ zu ehren und ihr damit im Jenseits eine ähnliche Stellung wie im Leben zu sichern.

Die Funde bieten recht präzise Informationen zur Herkunft der Stücke aus unterschiedlichen Gegenden mit anders gearteten motiv- und handwerklichen Traditionen. So führen die Ohrgehänge und das Collier in die technische und die Einzelmotive in die [[Ikonografie|ikonographische]] Tradition des [[Naher Osten|Nahen Ostens]]. Die Komposition und die Ausgestaltung der Motive finden ihre nächsten Vergleiche in [[Andalusien]], der [[Extremadura]] und der [[Hispanien|Hispania]]. Diese Gebiete liefern die Parallelen für den [[Greif]]en und die Köpfchen. Die Ohrgehänge sind vergleichbar mit denen aus dem [[Schatz von Aliseda]] ([[Provinz Cáceres]]). Im Gegensatz zum extremenischen Paar fehlt dem von Gaio das die Treibarbeit nachzeichnende und überhöhende [[Granulare Materie|Granulat]]. Seine Blütenstände wirken im Vergleich zu dem eleganten Gitterwerk aus Blüten, Palmetten und Vögeln grobschlächtig. Ihrer Form nach bleiben sich die Ohrgehänge jedoch gleich. Der künstlerische Abstand zwischen den Ohrgehängen spiegelt die Arbeit zweier Werkstätten wider, die sich nur unscharf lokalisieren lassen. Die Exemplare aus Aliseda, die jedem Vergleich mit den besten überlieferten Preziosen dieser Zeit standhalten, muss in [[Cádiz|Gadir]], (heute Cádiz) dem Mittelpunkt der Region, gesucht werden. Das Paar aus Gaio entstammt dagegen dem Wirkbereich der Metropole. Der weniger virtuos arbeitende Meister beschränkt sich auf ein minderes handwerkliches und ikonographisches Repertoire aus einer der orientalisierenden [[Tartessos|tartessischen]] Werkstätten.

Die Indizien deuten auf ein polymorphes Bild kultureller und kommerzieller Beziehungen zwischen der westphönizischen Metropole Gadir und ihrem Hinterland an. Gadir war nicht nur Produktionsort, sondern auch Umschlagplatz fremder Ware. Die gläsernen Salbgefäße entstammen einer ostmediterranen, wahrscheinlich [[Rhodos|rhodischen]] Werkstatt. Der in der Nähe des Schatzes gefundene [[Skarabäus]] kam aus [[Ägypten]], während die Heimat des Bernsteins im [[Bernsteinküste|Norden]] gesucht werden muss.

Für die Datierung des Schatzfundes liegen nur Indizien vor. Einzelstücke können über Generationen in einer Familie vererbt worden sein, um mit später erworbenem Schmuck ins Grab zu gelangen. So entstand das Ohrgehänge aus Gaio später als das Paar aus Aliseda, das vermutlich in der 2. Hälfte des [[7. Jahrhundert v. Chr.|7. Jahrhunderts v. Chr.]] geschaffen wurde. Die Glasgefäße können nicht vor dem Ende des [[6. Jahrhundert v. Chr.|6. Jahrhunderts]] hergestellt worden sein und repräsentieren den jüngsten Teil des Fundes. Damit liefern sie ein Schlussdatum, nach dem die Bestattung erst im Laufe des 5. Jahrhunderts v. Chr. erfolgen konnte.

== Literatur ==
* Michael Blech: ''Händler und Handwerker Frühe Beziehungen Portugals zur Welt des Mittelmeeres'' In: Hermanfrid Schubart et al. (Hrsg.) Funde in Portugal. Göttingen/Zürich, Muster-Schmidt 1993. ISBN 3-7881-1512-2

== Einzelnachweise ==
<references />

{{SORTIERUNG:Gaio Schatzfund Von}}
[[Kategorie:Archäologischer Fund (Portugal)]]
[[Kategorie:Kunst der Ur- und Frühgeschichte]]

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