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Metallurgisch wird der Begriff heute nur zusammen mit dem vorangestellten Hauptlegierungszusatz verwendet; man spricht dann korrekt etwa von einer [[Antimonbronze|Antimon-]] und [[Fahlerz|Arsenbronze]], [[Aluminiumbronze]], [[Bleibronze]] oder [[Manganbronze]]. In historischen Kontexten, etwa zu [[Bronzezeit]]<ref>Ernst Pernicka: „Die Ausbreitung der Zinnbronze im 3.&nbsp;Jahrtausend.“ In: [[Bernhard Hänsel]] (Hrsg.): „Mensch und Umwelt in der Bronzezeit Europas.“ Oetker Voges Verlag, Kiel 1998, ISBN 978-3-98043-222-1, S.&nbsp;135–147 ([http://archiv.ub.uni-heidelberg.de/propylaeumdok/4193/1/Pernicka_die_Ausbreitung_der_Zinnbronze_1998.pdf] auf archiv.ub.uni-heidelberg.de)</ref> und [[Bronzebildwerk]]en, wird „Bronze“ (in Österreich teilweise ohne endendes -e gesprochen)<ref name="DudenBronze" /> alleinstehend und meist für eine '''Zinnbronze'''<!--Weierleitung hierher fett, gemäß [[WP:WL]]--> verwendet. Auch bei der [[Phosphorbronze]] handelt es sich um eine Zinnbronze, der Phosphoranteil im Metall ist gering.<ref>{{Internetquelle |url= http://asset.conrad.com/media10/add/160267/c1/-/de/000220657DS01/datenblatt-220657-phosphor-bronze-blech-l-x-b-200-mm-x-150-mm-02-mm-1-st.pdf |titel= Datenblatt einer Phosphorbronze |abruf=2020-12-24}}</ref>

== Etymologie ==
Die heutige Bezeichnung für die Legierung wurde im 17.&nbsp;Jahrhundert zuerst aus dem italienischen ''bronzo'', später auch über das französische ''bronze'' erneut entlehnt. Die Vorgeschichte ist etymologisch unklar.<ref name="GrosseDuden7" /><ref name="WörterbuchBaskisch" /> Das Wort wurde aber zuerst im 14.&nbsp;Jahrhundert aus dem Orient ins Italienische übernommen. Nicht auszuschließen ist ein Zusammenhang mit dem persischen Wort ''birindsch'' (''pirinğ'' bzw. ''birinğ'') für Kupfer, woraus mittellateinisch ''bronzium'' und italienisch ''bronzo'' ableitbar wären.<ref name="KlugeGötze" /><ref name="Lokotsch" />

== Mineralische Grundlagen ==
Zu den in Mitteleuropa frühzeitlich entdeckten Kupfererzvorkommen gehören die [[Fahlerz]]e: [[Tetraedrit]] ''(Antimonfahlerz)'', [[Tennantit]] ''(Arsenfahlerz)'', [[Freibergit]], [[Germanit]], [[Colusit]], [[Schwazit]] ''(Quecksilberfahlerz)'', [[Hermesit]], [[Annivit]]; oder [[Wolfsbergit]] ''(Kupferantimonglanz)'' – bei denen das enthaltene Kupfer von [[Antimon]], [[Arsen]], [[Schwefel]], [[Blei]] und [[Eisen]] begleitet wird, Elemente, deren saubere Abtrennung grundlegende [[Metallurgie|metallurgische]] Fähigkeiten voraussetzt. Zinnerze wurden insbesondere als [[Kassiterit]] ''(Zinnstein)'' und als [[Stannit]] ''(Zinnkies)'' gefunden.

== Zusammensetzung/Eigenschaften ==
=== Zinnbronzen ===

Im Bronzebereich des Systems Kupfer-[[Zinn]] bilden sich aus der Schmelze bei unterschiedlicher Zusammensetzung drei verschiedene Mischkristalle: Der α-Mischkristall entspricht dem des Reinkupfers, das ein [[kubisch flächenzentriert]]es Gitter ausbildet. Der Schmelzpunkt des Reinkupfers ist 1083&nbsp;°C. Bei etwa 24 % Zinn liegt der β-Mischkristall vor, der ein [[kubisch raumzentriert]]es Gitter besitzt, bei circa 30 % Zinn und darüber der ebenfalls kubisch raumzentrierte γ-Mischkristall. Zwischen den Mischkristallen α und β und zwischen β und γ bildet sich je ein [[Peritektikum|peritektisches]] Teilsystem. Das technisch relevante Peritektikum α/β liegt bei 22 % Zinn und 798&nbsp;°C. Bei 586&nbsp;°C findet ein [[eutektoid]]er Zerfall der β-Mischkristalle in α- und γ-Mischkristalle statt. Aus den γ-Mischkristallen können sich je nach Legierungszusammensetzung bei Abkühlung zwei intermetallische Verbindungen bilden: Die δ-Phase entspricht Cu<sub>31</sub>Sn<sub>8</sub> und damit circa 32,5 % Zinn. Sie bildet eine enorm große kubisch flächenzentrierte Elementarzelle mit 416 Atomen und weist eine sehr große Härte auf. Die [[orthorhombisch]]e ε-Phase entspricht Cu<sub>3</sub>Sn und liegt damit bei circa 38,4 % Zinn vor. Im technisch relevanten Bereich entsteht die δ-Phase bei 520&nbsp;°C beim Zerfall der γ-Mischkristalle in ein eutektoides Gefüge aus α- und δ-Mischkristallen mit 27 % Zinn. Ein weiterer eutektoider Zerfall der δ-Mischkristalle in α- und ε-Mischkristalle bei circa 350&nbsp;°C findet unter realen technischen Verhältnissen nicht mehr statt, da die Diffusion zu stark behindert ist. Zur Herstellung des Gleichgewichts wären hier Kaltumformung und ein mehrmonatiges Glühen erforderlich.

Die tatsächlich entstehenden Gefüge sind vor allem bestimmt durch die große Diffusionsträgheit des Zinns, die bereits bei der Kristallisation aus der Schmelze die Einstellung des Gleichgewichts verhindert. Damit liegt in Zinnbronze nur bei Zinngehalten unter 5–6 % ein Gefüge ausschließlich aus α-Mischkristallen vor, bei höheren Gehalten besteht es aus weichen α-Mischkristallen und dem harten α/δ-Eutektoid.

Durch den Zinnzusatz nimmt die Festigkeit der Legierung zu und erreicht zwischen 10 und 15 % Zinn ein Maximum. Die [[Dehngrenze]] nimmt annähernd linear zu, wobei sie sich gegenüber dem Reinkupfer vervielfacht, und erreicht bei etwa 20&nbsp;Prozent ein Maximum. Die [[Bruchdehnung]] beginnt, ausgehend von den hohen Werten des Kupfers, jenseits von 5 % Zinn rapide abzunehmen und nähert sich annähernd exponentiell der Nulllinie, die zwischen 20 und 25 % praktisch erreicht ist. Die [[Härte]] nimmt stetig zu, was sich bei höherem Zinngehalt nochmals verstärkt. Die [[Dichte]] nimmt pro 6 % Zinnzusatz um 0,1&nbsp;g/cm³ ab. Sie liegt bei 8 % Zinn bei 8,79&nbsp;g/cm³.

=== Legierungen und Legierungszusätze ===

Zinnbronzen sind als Kupfer-Zinn-Legierungen genormt und werden aufgrund der grundsätzlich unterschiedlichen Anforderungen und Eigenschaften in [[Knetlegierung]]en (max. 9 % Zinn), die für die umformende Verarbeitung geeignet sind, und [[Gusslegierung]]en (9 % bis 13 % Zinn) gegliedert.<ref name="DIN-CEN-TS13388" /> Darüber hinaus kommen noch sogenannte Glockenbronzen mit etwa 20 %, max. jedoch 22 % Zinn zur Anwendung.
* Phosphor [[Reduktion (Chemie)|reduziert]] Kupferoxid und verflüssigt damit auch die Schmelze. Zinnoxid wird zwar nicht reduziert, kann aber in der desoxidierten Schmelze leichter in die Schlacke aufsteigen. Bei Zugabe von Phosphor als Desoxidationsmittel, in aller Regel als vorlegiertes Phosphorkupfer mit 10 oder 15 % Phosphorgehalt, ist so zu dosieren, dass nach der Desoxidation noch mindestens 0,01 % Phosphorüberschuss in der Schmelze verbleibt. Gießstrahloxidation wird so vermieden, Gießbarkeit und physikalische Eigenschaften im Guss verbessert. Negativ wirkt sich Phosphor lediglich auf die elektrische Leitfähigkeit aus. Bei Gehalten von mehr als 0,1 % tritt Cu<sub>3</sub>P im Gefüge auf. Bei Lagerwerkstoffen kann dies erwünscht sein, bei Leitkupfer ist Phosphor als Desoxidationsmittel durch Mangankupfer oder eine andere phosphorfreie Vorlegierung zu ersetzen.
* Nickel, das die Entstehung eines zusätzlichen ϑ-Mischkristalls im Bereich um 9 % Zinn bewirkt, erhöht die Zähigkeit und verringert den Wandstärkeneinfluss auf die Festigkeit. Es kommt daher nur bei Gusslegierungen mit einem Anteil bis zu 2,5 % zum Einsatz.
* Blei bildet eine eigene Phase und liegt im Gefüge fein verteilt vor. Es verbessert Spanbarkeit und Gleiteigenschaften, erhöht jedoch die Warmbrüchigkeit. Es kommt daher mit 2 % bei Gusslegierungen für Lagerwerkstoffe zum Einsatz, bei Knetlegierungen mit 4 % nur im Sonderfall des Strang-, Band- und Drahtgusses, wo keine anschließende Warmumformung mehr erforderlich ist und das Produkt zerspanbar sein soll.
* Zink kann unter Umständen die halbe Menge Zinn ersetzen; es kommt aus wirtschaftlichen Gründen zum Einsatz. Es wirkt desoxidierend, so dass hier der Phosphorzusatz entfallen kann. Dies wird u.&nbsp;a. bei Legierungen für Kontaktwerkstoffe genutzt.

Eigener Normierung unterliegen die [[Schweißen|Schweißzusätze]] und [[Hartlot]]e auf Kupfer-Zinn-Basis.

=== Weitere Bronzen ===
Enthalten Legierungen nur wenig oder kein Zinn, werden sie häufig „Sonderbronzen“ genannt. Ihre Bezeichnungen werden vom Legierungszusatz abgeleitet: Aluminiumbronze, Manganbronze, Nickelbronze etc. (siehe Übersichtstabelle unten). [[Berylliumbronze]] ist ein spezieller Kupferwerkstoff für funkenfreie Werkzeuge, der lediglich 2–3 % Beryllium und eine geringe Menge [[Cobalt]] enthält.

Bleibronze (auch Kupfer-Zinn-Blei-Bronze) ist eine Lagerlegierung mit 5–22 % Blei.

[[Rotguss]] zählt nicht zu den Zinnbronzen, ist damit auch nicht „Bronze“ im engeren Sinne, obwohl gelegentlich als „Maschinenbronze“, „Kanonenbronze“ und ähnlich bezeichnet. Es ist eine Legierung auf Kupferbasis, deren Eigenschaften weniger vom Zusatz an Zinn als von [[Zink]], Blei und [[Nickel]] bestimmt werden.
{{Absatz}}

=== Tabellenübersicht der Bronzelegierungen ===
{| class="wikitable toptextcells zebra"
! Name der Legierung !! Komponenten zu Kupfer
! Eigenschaften !! Verwendung
|-
| Guss-Zinnbronze || bis 22 % Zinn, vorwiegend 10–12 % Zinn, Dichte etwa 8,8024&nbsp;kg/dm³ || elastisch, zäh, [[Korrosion|korrosionsbeständig]] || überwiegend als Formguss, bis 6 % Zinn kalt walzbar zu Blechen und Prägevormaterial (Medaillen, Münzen), Drahtziehen bis 10 % Zinn. Glockenguss (''Glockenbronze'': etwa 20–24 % Zinn), historisch ist Kanonenbronze, ebenso Klanginstrumente. Statuenbronze für Kunstguss (Kleinbronzen, Denkmale)
|-
| [[Aluminiumbronze]] || 5–10 % [[Aluminium]] || seewasserbeständig, verschleißfest, elastisch, leicht magnetisch, goldfarben || Federblech, Waagebalken, [[Propeller|Schiffspropeller]], chemische Industrie
|-
| Bleibronze || bis zu 26 % Blei || korrosionsbeständig, gute Gleiteigenschaften || Lagermetall, Verbund- und Formgusswerkstoffe, antike Münzbronze enthielt häufig Blei, dem nicht alles Silber abgetrieben wurde
|-
| Manganbronze || 12 % [[Mangan]] || korrosionsbeständig, hitzebeständig || elektrische Widerstände<br/>(in den USA trotz des in manchen Legierungen enthaltenen Zinkanteils von 20–40 % als ''manganese bronze'' bezeichnet, zum Beispiel bei einigen von Ampco hergestellten Werkstoffen)
|-
| Siliciumbronze || 1–2 % [[Silicium]] || mechanisch und chemisch hoch beanspruchbar, hohe Leitfähigkeit || Oberleitungen, Schleifkontakte, Chemische Industrie
|-
| [[Berylliumkupfer]] (Berylliumbronze) || 2 % [[Beryllium]] || hart, elastisch, giftig || Federn, Uhren, funkenfreie Werkzeuge
|-
| Phosphorbronze || 7 % Zinn, 0,5 % [[Phosphor]] || hohe Dichte und Festigkeit || zähfeste Maschinenteile, Achsenlager, [[Gitarrensaite]]n
|-
| Leitbronze || [[Magnesium]], [[Cadmium]], Zink (gesamt 3 %) || elektrische Eigenschaften ähnlich Kupfer, jedoch zugfester || [[Freileitung]]en, Starkstromanlagen
|-
| [[Rotguss]] || Zinn, Zink, Blei (gesamt 10–20 %) || korrosionsbeständig, gute Gleiteigenschaften und Gießbarkeit || Gleitlager, Armaturen, Schneckenräder, Kunst
|-
| [[Korinthisches Erz]] (corinthium aes) || 1–3 % [[Gold]], 1–3 % [[Silber]],<br />manchmal wenige Prozent Arsen, Zinn oder Eisen || durch [[Patina#Patinieren|Patinieren]] schwarz färbbar || historischer Werkstoff für Statuen und Luxusartikel (Antike)
|-
| Potin || || || französische Bezeichnung für Legierungen auf Kupferbasis. ''Potin gris'' ist als Bronzelegierung zu bezeichnen. ''Potin jaune'' ist aus Altmessing hergestelltes Gussmessing.<br />Bezeichnung auch für keltische Münzbronze
|}

=== Statuenbronze ===
Der Meyers von 1905 benannte für die Legierung einer der Witterung widerstehenden Bronze 89 % Kupfer, 8,2 % Zinn und 1,5 % Blei.<ref name="Meyers-1905" />

Als Zusammensetzung moderner Statuenbronze wurden 1905 genannt:<ref name="Meyers-1905" />

{| class="wikitable zebra" style=text-align:center
|-
! width=200px | Statue !! Kupfer
! Zink !! Zinn !! Blei
|-
| style=text-align:left | [[Reiterstandbild Friedrich Wilhelms IV. (Köln)|Friedrich Wilhelm IV., Köln]]
| 89,55
| 7,46
| 2,99
| –
|-
| style=text-align:left | [[Löwenkämpfer|Löwenkämpfer, Berlin]]
| 88,88
| 9,72
| 1,40
| –
|-
| style=text-align:left | [[Amazone zu Pferde (Tuaillon)|Amazone, Berlin]]
| 90,00
| 6,00
| 4,00
| 1,00
|-
| style=text-align:left | [[Blücherdenkmal (Berlin)|Blücher, Berlin]]
| 90,10
| 5,30
| 4,60
| –
|-
| style=text-align:left | [[Reiterstandbild Friedrichs des Großen|Friedrich II., Berlin]]
| 88,30
| 9,50
| 1,40
| 0,07
|-
| style=text-align:left rowspan=2 | [[Reiterstandbild des Großen Kurfürsten|Großer Kurfürst, Berlin]]
| 89,09
| 1,64
| 5,82
| 2,26
|-
| 87,91
| 1,38
| 7,45
| 2,65
|}

Schöne grüne [[Patina]] besaßen laut Meyers 1905:<ref name="Meyers-1905" />

{| class="wikitable zebra" style=text-align:center
|-
! width=200px | Statue !! Kupfer
! Zink !! Zinn !! Blei !! Eisen !! Nickel
|-
| style=text-align:left | Schäfer am Teich, Potsdam
| 89,20
| {{0}}1,12
| 8,86
| 0,51
| 0,18
| –
|-
| style=text-align:left | Bronze aus dem 16. Jahrhundert
| 89,40
| –
| 8,17
| 1,05
| 0,34
| 0,19
|-
| style=text-align:left | Diana, München
| 77,30
| 19,12
| 0,91
| 2,29
| 0,12
| 0,43
|-
| style=text-align:left | Mars und Venus, München 1575
| 94,12
| {{0}}0,30
| 4,77
| 0,67
| –
| 0,48
|}

== Geschichte ==

Zinnbronze ist ab der Mitte des 4.&nbsp;Jahrtausends v.&nbsp;Chr. sowohl zwischen mittlerer Donau und Kaspischem Meer belegt, z.&nbsp;B. ab dem 3.&nbsp;Jahrtausend v.&nbsp;Chr. auf dem Balkan, als auch für die [[Kura-Araxes-Kultur]] (Transkaukasien).

Der bereits im griechischen bekannte Begriff wird auch mit ''Brundisium'' in Verbindung gebracht, dem [[latein]]ischen Namen des heutigen süditalienischen [[Brindisi]], das in der [[Antike]], zu Neugriechenland gehörend, eine Art Zentrum der Bronzeverarbeitung und des Bronzehandels war.

Die gewerbsmäßige Herstellung von Bronze dürfte zwischen 2500 und 2000 v.&nbsp;Chr. in [[Vorderasien]] begonnen haben; in [[Mohenjo-Daro]] wurde die kleine Figur eines Mädchens (Tänzerin) gefunden. In [[China]] ist ebenfalls die Verwendung im 3.&nbsp;Jahrtausend v.&nbsp;Chr., spätestens während der [[Xia-Dynastie|Xia-Zeit]] dokumentiert.

Bronze gilt als eine der ersten von Menschen hergestellten und genutzten Legierungen. Sie ist [[härte]]r als reines Kupfer. Reines Kupfer schmilzt bei 1084,62 °C; Bronze mit 20 Masseprozent Zinn schon bei 900 °C (Diagramm [[Bronze#Zinnbronzen|hier]]). Die Zusammensetzung der frühesten Bronzen war oft noch von den eingesetzten Erzen abhängig; es entstanden Legierungen mit Arsen, dessen negativer Einfluss auf die mechanischen Eigenschaften heute bekannt ist.<ref name="Kienlin" /> Auch bleihaltige Bronzen und –&nbsp;durch das verarbeitete Erz bedingt&nbsp;– solche mit Antimon entstanden und wurden verarbeitet.

Die [[Bronzezeit]], als Nachfolgerin der [[Kupferzeit]], die ihrerseits die [[Jungsteinzeit]] ablöste, brachte Bronze[[waffe]]n, Gerätschaften und Schmuck (Bronzefibeln) in der [[Aunjetitzer Kultur]] und der alpinen Bronzezeit. Abgelöst wurde sie allmählich von der frühen [[Eisenzeit]] ([[Urnenfelderkultur]], [[Lausitzer Kultur]]), und schließlich wird mit der [[Hallstatt-Kultur]] die Antike eingeleitet. Bronze und Eisen wurden je nach Aufgabenstellung noch nebeneinander verwendet. Durch Versuch und Irrtum gelangte man zu kohlenstoffarmem [[Schmiedeeisen]]. Damit verlor die Bronze zunehmend an Bedeutung für die Herstellung von Handwaffen. Mit den Griechen und Römern erlebte die Waffentechnik eine bis dato nie gesehene Güte und entwickelte sich im Bauwesen. Auch Denkmäler aus Bronze belegen die großen Erfahrungen in der Antike. Das frühe Mittelalter verlieh neuen Auftrieb; [[Metall- und Glockengießer|Glockengießer]] und Stückgießer unterstützten die kirchliche und weltliche Herrschaft für einige Jahrhunderte, bis die [[Eisenverhüttung]] und der [[Eisenguss]] die Bronze ablösten.

== Nutzung ==
=== Die traditionellen Anwendungsbereiche von Bronzen ===

* [[Glocke]]n und vergleichbare Klanginstrumente nichtchristlicher Religionen, Statuen von Lebensgröße bis zur Überdimensionierung und seit Erfindung des Schießpulvers Geschütze. Im Zweiten Weltkrieg wurden zahlreiche Glocken abgehängt, um Kupfer und Zinn für die Rüstung zu verwenden. Ein „[[Glockenfriedhof]]“ in Hamburg diente als Zwischenlager vor dem Schmelzofen. Bei Kriegsende befanden sich dort noch zahlreiche Glocken, die ihren Gemeinden zurückgegeben werden konnten.
* [[Kunst]]gegenstände ([[Kunstguss]]). Bekannt sind historische Bronzetüren, wie die [[Bernwardstür]] im [[Hildesheimer Dom]]
* Kleinbronzen, Gedenktafeln und gegossene oder geprägte [[Medaille]]n (Bronzemedaille bei sportlichen Wettkämpfen).
* klangstarke Musikinstrumente wie [[Becken (Musikinstrument)|Schlagzeugbecken]] und [[Hi-Hat]]
* Formdüsen für die Nudelherstellung
* antike bis neuzeitliche Münzen, beispielsweise [[As (Einheit)|As]].

=== Bronzen und Bronzelegierungen als Teil moderner Techniken ===
Kupfer-Zinn-Legierungen für unterschiedliche Techniken werden auch mit ebenso unterschiedlichen Legierungselementen den gestellten Forderungen angepasst. Der Zusatz von [[Nickel]] erhöht bei Gusslegierungen die Zähigkeit, bei Knetlegierungen die Festigkeit, Blei ist unverzichtbarer Bestandteil aller Lagerlegierungen, im Gefüge als metallisches Blei ausgeschieden, stützt es die für [[Lager (Maschinenelement)|Lager]] wichtige [[Notlaufeigenschaft]].<ref name="DKI-DIN-EN" />

Ein weites Einsatzgebiet für Kupfer-Zinn-Legierungen ist der Maschinen- und Werkzeugbau, aber auch für Feder- und Kontaktelemente in der Elektrotechnik und Elektronik, z.&nbsp;B. in Schaltkreisfassungen mit vergoldeter Federbronze. Chemische und Nahrungsmittelindustrie nutzen die Korrosions- und Verschleißfestigkeit.

Zur Herstellung von Propellern für Seeschiffe sind klassische Zinnbronzen nicht geeignet, man setzt an ihrer Stelle Aluminium-Mehrstoffbronzen ein, die sich im Kontakt mit Seewasser [[kavitation]]s- und korrosionsbeständig zeigen.

Ebenso, wie aus anderen Metallen und Legierungen Fein- und Feinstgranulate hergestellt werden – verbreitet als „Metallpulver“ bezeichnet (Kupferpulver, Aluminiumpulver) – so auch aus Bronze. Pyrophore Eigenschaften machen alle Metallpulver zum Bestandteil von Feuerwerkskörpern, wichtiger ist aber, dass sie die Technik des [[Pulverflammspritzen]]s zur Herstellung dreidimensionaler Gegenstände ermöglichen. Durch zusätzliches heißisostatisches Verpressen ([[Sintern]]) werden hierbei Eigenschaften eines Metallmodells erzielt und damit bei der Fertigung von Prototypen und Kleinserien Zeit und Kosten eingespart.

=== Bronzeimitat ===
Durch Vermischen von Bronzepulver mit flüssigem Kunstharz wie bei der [[Kaltgussbronze]] werden billige Bronzeimitate hergestellt.

== Restaurierung ==
<youtube>PmgtrQiF5zc</youtube>

== Literatur ==
* ''Lexikon der Metalltechnik. Handbuch für alle Gewerbetreibenden und Künstler auf metallurgischem Gebiet.'' Redigiert von J. Bersch. A. Hartlebens Verlag, Wien/Pest/Leipzig, ohne Jahrgang.
* ''Bronze – unverzichtbarer Werkstoff der Moderne.'' Deutsches Kupferinstitut (DKI), Düsseldorf 2003.
* {{Literatur |Autor= Tobias L. Kienlin |Titel= Frühes Metall im nordalpinen Raum: Eine Untersuchung zu technologischen und kognitiven Aspekten früher Metallurgie anhand der Gefüge frühbronzezeitlicher Beile |Sammelwerk= [[Archäologische Informationen]] |Band=27 |Datum=2004 |Seiten=187–194 |DOI= 10.11588/ai.2004.1.16825 |Online= [https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/arch-inf/article/view/16825/14327 journals.ub.uni-heidelberg.de] |Format=PDF |KBytes=5895 |Abruf=2020-03-24}}
* Informationsdrucke i15 und i25 des Deutschen Kupferinstituts (DKI), Düsseldorf 2004.
* ''Guss aus Kupferlegierungen.'' Aus dem amerikanischen von Ernst Brunhuber, Schiele&Schön, Berlin 1986, ISBN 3-7949-0444-3.

== Weblinks ==
{{Commonscat}}
{{Wiktionary}}

<!-- ====Technisch==== -->
[https://www.kupferinstitut.de/ Deutsches Kupferinstitut (DKI)]:
* Informationsdrucke:
** [https://www.kupferinstitut.de/fileadmin/user_upload/kupferinstitut.de/de/Documents/Shop/Verlag/Downloads/Werkstoffe/brosch20.pdf BRONZE – unverzichtbarer Werkstoff der Moderne] (PDF; 596&nbsp;kB)
** [https://www.kupferinstitut.de/fileadmin/user_upload/kupferinstitut.de/de/Documents/Shop/Verlag/Downloads/Werkstoffe/i015.pdf Kupfer-Zinn-Knetlegierungen (Zinnbronzen)] (PDF; 998&nbsp;kB)
** [https://www.kupferinstitut.de/fileadmin/user_upload/kupferinstitut.de/de/Documents/Shop/Verlag/Downloads/Werkstoffe/i025.pdf Kupfer-Zinn- und Kupfer-Zinn-Zink-Gusslegierungen (Zinnbronzen)] (PDF; 1,8&nbsp;MB)
* Webseiten:
** [http://www.kupfer-institut.de/front_frame/frameset.php3?client=1&lang=1&idcat=347&parent=13 Bronze im Allgemeinen]
** [http://www.kupfer-institut.de/bronze/ Sonderpublikation Microsite 'Bronze Spezial']
** [http://copperkey.org/ Vergleichstool des DKI zur Werkstoffzusammensetzung anhand internationaler Normen]

== Einzelnachweise ==
<references>
<ref name="DIN-CEN-TS13388">
{{Internetquelle |url= https://www.din.de/de/mitwirken/normenausschuesse/fnne/din-spec/wdc-beuth:din21:216751920 |titel=DIN CEN/TS 13388; DIN SPEC 9700:2015-08 – Kupfer und Kupferlegierungen – Übersicht über Zusammensetzungen und Produkte |werk=din.de |hrsg=DIN |abruf=2020-03-24}}
</ref>
<ref name="DKI-DIN-EN">
{{Internetquelle |url= http://www.kupferinstitut.de/wp-content/uploads/2019/09/Infodruck-i.-25.pdf |titel= Kupfer-Zinn- und Kupfer-Zinn-Zink-Gusslegierungen (Zinnbronzen) |werk= kupferinstitut.de |hrsg= Deutsches Kupfer Institut |datum=2004-12 |abruf=2020-03-24 |format=PDF 1930&nbsp;kB}}
</ref>
<ref name="DudenBronze">
{{Internetquelle |url= http://www.duden.de/rechtschreibung/Bronze |titel= Rechtschreibung und Aussprache des Wortes Bronze |werk=duden.de |hrsg=[[Duden]] |abruf=2020-03-24}}
</ref>
<ref name="GrosseDuden7">
{{Literatur |Titel= Etymologie |Sammelwerk=Der Grosse Duden |Band=7 |Verlag= Bibliografische Institut AG |Ort=Mannheim |Datum=1963}}
</ref>
<ref name="Kienlin">
{{Literatur |Autor= Tobias L. Kienlin, E. Bischoff, H. Opielka |Titel= Copper and Bronze During the Eneolithic and Early Bronze Age: a Metallographic Examination of Axes from the Northalpine Region |Sammelwerk= [[Archaeometry]] |Band=48 |Nummer=3 | Datum=2006 |Sprache=en |Seiten=453–468 |DOI=10.1111/j.1475-4754.2006.00266.x |Kommentar= Analysen früher Bronzen}}
</ref>
<ref name="KlugeGötze">
{{Literatur |Autor=[[Friedrich Kluge]], [[Alfred Götze (Philologe)|Alfred Götze]] |Hrsg= [[Walther Mitzka]] |Titel= [[Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache]] |Auflage=20. |Verlag=De Gruyter |Ort=Berlin, New York |Datum=1967 |ISBN=3-11-005709-3 |Seiten=102 |Kommentar=Neudruck („21. unveränderte Auflage“) ebenda 1975}}
</ref>
<ref name="Lokotsch">
{{Literatur |Autor=[[Karl Lokotsch]] |Titel=Etymologisches Wörterbuch der europäischen (germanischen, romanischen und slavischen) Wörter orientalischen Ursprungs |Verlag=Winter |Ort=Heidelberg |Datum=1927 |Reihe= Indogermanische Bibliothek. Abteilung&nbsp;1: ''Sammlung indogermanischer Lehr- und Handbücher.'' Reihe&nbsp;2: ''Wörterbücher.'' |BandReihe=3 |Seiten=132&nbsp;f. |ZDB= 843768-3}}
</ref>
<ref name="Meyers-1905">
{{Zeno-Seite|20006372260|454|''Bronze.'' bei Zeno.org, S. 454&nbsp;ff.}}
</ref>
<ref name="WörterbuchBaskisch">
{{Literatur |Autor= Martin Löpelmann |Titel= Etymologisches Wörterbuch der baskischen Sprache |Band=1 |Verlag= Walter de Gruyter |Ort=Berlin |Datum=1968 |Seiten=231 |Online= {{Google Buch |BuchID= y5Gyi2_k_LQC |Seite=231 |Hervorhebung= Bronze}}}}
</ref>
</references>
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