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[[Datei:Römisches Marschlager Wilkenburg Spitzgraben cropped.jpg|mini|hochkant=1.1|[[Römischer Spitzgraben|Spitzgraben]] des Römischen Marschlagers von Wilkenburg mit Reinigungsgraben (unten), darüber [[Oberboden]] der Ackerfläche.<small><br/>(Spitzgraben durch Fotobearbeitung eingefärbt)</small>]]
[[Datei:Römisches Marschlager von Wilkenburg Grabungsfläche Oktober 2015.jpg|mini|hochkant=2.3|Hauptausgrabungsfläche im südwestlichen Torbereich des römischen Marschlagers von Wilkenburg, Oktober&nbsp;2015]]

Das '''römische Marschlager von Wilkenburg''' aus der Zeit um [[Jahr null|Christi Geburt]] bot auf einer Fläche von rund 30&nbsp;[[Hektar]] Platz für etwa 20.000 [[Römische Legion|römische Soldaten]] und lag beim heutigen [[Wilkenburg]] in der [[Region Hannover]]. Die im Erdreich vorhandenen Spuren des charakteristischen römischen [[Römischer Spitzgraben|Spitzgrabens]] wurden bereits Anfang der 1990er Jahre bei [[Luftbildarchäologie|luftbildarchäologischen]] Überflügen gesichtet, was zur vorläufigen Einschätzung als ''Römerkastell'' führte. Der [[Archäologie|archäologische]] Nachweis als [[Römisches Reich|römisches]] [[Römisches Militärlager#Marschlager|Marschlager]] gelang erst im Jahr 2015 auf der Grundlage von Recherchen eines ehrenamtlichen Luftbildarchäologen. Seither finden auf dem Gelände archäologische Untersuchungen statt. Die Anlage ist das erste in [[Niedersachsen]]<ref name="osnabrueck">[https://www.uni-osnabrueck.de/kommunikation/kommunikation_und_marketing_angebot_und_aufgaben/pressestelle/archiv_pressemeldungen/monatsarchiv/pressemeldung/artikel/roemisches-marschlager-bei-hannover-entdeckt.html ''Römisches Marschlager bei Hannover entdeckt.''] Pressemitteilung der Universität Osnabrück vom 15.&nbsp;Oktober 2015.</ref> entdeckte Marschlager und das am weitesten nordöstlich im rechtsrheinischen [[Germanen|Germanien]] ([[Germania magna]]) gelegene. Seit 2014 gibt es Bestrebungen, auf dem Fundgelände großflächig [[Kiestagebau|Kies]] abzubauen, was die archäologischen Hinterlassenschaften zerstören würde.<ref name="ndr">Nina Reckemeyer: [https://web.archive.org/web/20161127085629/https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/hannover_weser-leinegebiet/Wilkenburger-Roemerlager-von-Kiesgrube-bedroht,wilkenburg100.html ''Wilkenburger Römerlager von Kiesgrube bedroht''] bei NDR.de vom 20.&nbsp;September 2016</ref>

== Lage ==
[[Datei:Römisches Marschlager Wilkenburg Lageskizze.jpg|mini|Lageskizze mit [[Bewuchsmerkmal]]en (rot eingefärbt) des römischen Spitzgrabens, grün der bewaldete Niederungsstreifen ''Dicke Riede'']]
[[Datei:Wilkenburg Bach Dicke Riede.jpg|mini|Der [[Bach]] ''Dicke Riede'' im bewaldeten Niederungsstreifen innerhalb des Marschlagers]]
Das römische Marschlager befand sich etwa acht Kilometer südlich des heutigen Stadtzentrums von [[Hannover]]. Die Fundstelle liegt zwischen den [[Hemmingen (Niedersachsen)|Hemminger]] Ortsteilen Wilkenburg und [[Arnum]] im [[Landschaftsschutzgebiet Obere Leine]]. Westlich davon verläuft die [[Landesstraße]] 389 und im Osten befindet sich das Waldstück ''Im Häge''. Der westliche Lagerteil befindet sich im [[Flurstück]] Eulenkamp und der östliche Lagerbereich im Flurstück Müggenwinkel. Die Fundstelle ist etwa 2&nbsp;km von der östlich verlaufenden [[Leine (Aller)|Leine]] und etwa 1,2&nbsp;km vom östlich liegenden [[Altwasser (Fluss)|Altarm]] [[Alte Leine]] entfernt. Das Marschlager lag zwischen Hannover und [[Sarstedt]] an der engsten Stelle der Leineniederung, die sich zur Querung eignete. Es wurde auf einer trockenen Sandkuppe der [[Niederterrasse]] am östlichen Rande der Flussniederung angelegt, wo eine trockene Rast möglich war. Es wird angenommen, dass es sich damals um eine freie Fläche handelte, die nicht bewaldet war.

Der Lagerbereich wird vom [[Niederung]]sstreifen ''Dicke Riede'' mit einem gleichnamigen [[Bach]] fast mittig durchschnitten. Der licht bewaldete Niederungsbereich ist etwa 100&nbsp;Meter breit und mehrere hundert Meter lang. [[Geomorphologie|Geomorphologisch]] ist er als Altarm der Leine anzusprechen und dürfte den Römern der Frischwasserversorgung gedient haben. Erkenntnissen aus dem Jahr 2017 zufolge war der Wasserlauf schiffbar und hatte eine Anbindung an die Leine, so dass das Lager von römischen Transportbooten versorgt werden konnte.<ref>Andrea Weber: [http://www.haz.de/Hannover/Aus-der-Region/Hemmingen/Nachrichten/Das-Roemerlager-bei-Wilkenburg-wurde-ueber-Binnen-und-Flussschifffahrt-versorgt ''Römerlager wurde über Schiffe versorgt''] in Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 11. Oktober 2017.</ref>

Großräumig gesehen befand sich das Lager am Rande der fruchtbaren [[Calenberger Lößbörde]] in einer Gegend, die in der Zeit um Christi Geburt eine dicht besiedelte [[Germanen|germanische]] [[Altsiedellandschaft|Siedlungskammer]] war. Unweit im Bereich des heutigen Hannovers kreuzten sich wichtige Nord-Süd-Wege mit nördlich der [[Mittelgebirgsschwelle]] verlaufenden Ost-West-Verbindungen.

Heute ist der frühere Lagerbereich im weiteren Umfeld im Süden, Osten und zum Teil im Norden von [[Teich]]en umgeben,<ref name="ndr" /> die in jüngerer Zeit durch [[Kiestagebau|Kiesabbau]] in der Leineniederung entstanden sind. Auf dem Fundgelände selbst sind keine Spuren des Marschlagers mehr sichtbar; es unterliegt heute einer [[landwirtschaft]]lichen Nutzung.

== Beschreibung ==
Das Lager war eine fast quadratische Anlage von etwa 500 bis 600&nbsp;Meter Seitenlänge mit einer Fläche von rund 30&nbsp;Hektar. Es war von einem [[Römischer Spitzgraben|Spitzgraben]] der üblichen römischen Bauweise umgeben. Die Ausgrabungen im Jahr 2015 ergaben, dass der sich in den [[Anstehendes Gestein|anstehenden]] Sand eintiefende Lagergraben heute noch eine Tiefe von 0,9 bis 1,3&nbsp;Meter und eine Breite von 1,2&nbsp;Meter hat. Zur zeitlichen Einordnung des Grabens trugen etwa 2000 Jahre alte germanische Keramikscherben bei, die sich in der Grabenverfüllung fanden. Von den ehemals vier geometrisch exakt gerundeten Ecken der Anlage (wie Spielkartenecken), haben sich drei im Boden erhalten. Die vierte, nordwestlich gelegene Ecke ist in jüngerer Zeit mit Wohnhäusern überbaut worden. Das Marschlager verfügte vermutlich an jeder der vier Seiten über einen [[Tor (Architektur)|Torbereich]] unbekannter Bauart, von denen das südwestliche Tor identifiziert wurde.<ref>[http://www.bild.de/regional/hannover/archaeologie/entdecken-roemerlager-bei-hannover-43023306.bild.html ''Riesiges Römerlager entdeckt!''] In: ''[[Bild (Zeitung)|Bild.de]]'' vom 15.&nbsp;Oktober 2015.</ref> Es befand sich an der höchsten Stelle des Lagers, was typisch für römische Marschlager ist und den überlieferten Vorgaben aus dem Werk ''De munitionibus castrorum'' eines Pseudo-Hygin genannten Autors zum Bau derartiger Anlagen entspricht. Der etwa 20 Meter breite Tordurchlass zeigte sich als Unterbrechung des Spitzgrabens.

Während die Archäologen kurz nach der Entdeckung von einem sehr kurzen Aufenthalt der Legionäre zwischen ein bis drei Nächten ausgingen,<ref>[http://www.haz.de/Hannover/Aus-der-Stadt/Uebersicht/Experten-bestaetigen-Roemerlager ''Im Römerlager Wilkenburg lebten 20.000 Soldaten.''] In: ''Hannoversche Allgemeine Zeitung'' vom 15.&nbsp;Oktober 2015</ref> vermuten sie heute (2017) aufgrund der hohen Zahl an gefundenen Münzen (ca. 50) eine längere Nutzungsdauer<ref>[http://www.neuepresse.de/Hannover/Meine-Stadt/Hannover-Roemerlagerstreit-geht-weiter ''Hannover: Römerlagerstreit geht weiter''] in: [[Neue Presse (Hannover)|Neue Presse]] vom 6. Januar 2017</ref> von bis zu mehreren Wochen. Sie halten die Anlage für einphasig, also nur ein Mal genutzt.

{|
|+ '''Gelände des früheren Marschlagers'''
|-
|[[Datei:Römisches Marschlager Wilkenburg Westbereich.jpg|mini|hochkant=2.4|Ackerfläche im Westbereich des Marschlagers mit Skizze zum Aufnahmeblickwinkel]]
|[[Datei:Römisches Marschlager Wilkenburg Ostbereich.jpg|mini|hochkant=1.5|Acker im Ostbereich des Marschlagers]]
|}

== Entdeckung und Bekanntgabe ==
[[Datei:Heinz Dieter Freese Vortrag Römerlager Wilkenburg.jpg|mini|hochkant|Der Luftbildarchäologe [[Heinz-Dieter Freese]] bei einem Vortrag zum Marschlager, 2016]]
[[Datei:Römisches Marschlager Wilkenburg Pressekonferenz.jpg|mini|Bekanntgabe der Entdeckung bei einer Pressekonferenz im [[Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege|Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege]], Oktober&nbsp;2015]]
Der [[Luftbildarchäologie|Luftbildarchäologe]] [[Otto Braasch]] erkannte bei systematischen [[Prospektion (Archäologie)|Flugprospektionen]], die er im Auftrag des damaligen [[Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege|Instituts für Denkmalpflege]] durchführte, im Sommer 1991 an drei Stellen [[Bewuchsmerkmal#Positives Bewuchsmerkmal|positive Bewuchsmerkmale]] in einem Getreidefeld bei Wilkenburg. Dies deutete auf einstige Grabenstrukturen unter der landwirtschaftlichen Anbaufläche. Da Gräben in der Regel mit [[humus]]reichem [[Mutterboden|Oberboden]] verfüllt werden, weisen sie eine höhere [[Bodenertrag|Ertragsfähigkeit]] auf. Dadurch wachsen Pflanzen über ehemaligen Gräben höher und haben, vor allem bei Getreide, im Grabenbereich eine kräftigere Grünfärbung gegenüber der Umgebung sowie eine spätere [[Fruchtreife|Reifung]].

In den folgenden Jahren dokumentierte Otto Braasch die auffälligen Bewuchsmerkmale durch weitere Luftbilder. Mit seinen Erfahrungen, die unter anderem 1985 zur Entdeckung des [[Römerlager Marktbreit|Römerlagers Marktbreit]] führten, schätzte Braasch das Wilkenburger Objekt als mögliches „[[Römisches Militärlager|Römerkastell]]“ ein. Beide Lager gehören zu den wenigen aus der Luft identifizierten römischen Lagern. Die von Otto Braasch in Wilkenburg gesichteten Bodenstrukturen ließen sich zunächst auch als Reste von [[Jungsteinzeit|neolithischen]] [[Erdwerk]]en, [[Landwehr]]en, Feldumhegungen, [[Bienenzaun|Bienenzäunen]], Feldlagern aus der [[Franzosenzeit]] oder als moderne [[Aufgrabung|Leitungsgräben]] interpretieren. Da es 1992 für die Fläche einen Antrag auf Kiesabbau gab, untersuchten es der Archäologe [[Friedrich-Wilhelm Wulf]] und der Numismatiker [[Frank Berger (Numismatiker)|Frank Berger]] zeitnah mit [[Survey (Archäologie)|Begehungen]]. Sie fanden einzelne Keramikscherben aus der [[Eisenzeit]], die auf eine frühere Siedlung in diesem Bereich hindeuteten, aber keine Reste einer Befestigungsanlage oder Spuren aus der Römerzeit. 1993 erfolgte eine [[Sondage]]grabung mit fünf Grabungsschnitten im Verlauf des möglichen Grabens, der im Boden nicht erkannt werden konnte. Der Bereich wurde als archäologische Fundstelle unbekannter Zeitstellung eingestuft. Weitere Untersuchungen in den folgenden 20 Jahren unterblieben, da das Kiesabbauverfahren nicht weiter betrieben wurde und das Bodendenkmal daher nicht von Zerstörung bedroht war.

Die Identifizierung des römischen Ursprungs der Anlage gelang erst Ende des Jahres 2014<ref>[https://noa.gwlb.de/receive/mir_mods_00001013 ''Deutscher Preis für Denkmalschutz. „Silberne Halbkugel“ an F.A.N.-Mitglied Heinz-Dieter Freese.''] In: [[Freundeskreis für Archäologie in Niedersachsen]] (Hrsg.): ''FAN-Post'' 2015, S.&nbsp;5 (PDF).</ref> durch Recherchen des ehrenamtlichen Luftbildarchäologen [[Heinz-Dieter Freese]].<ref>Oliver Gressieker: [https://web.archive.org/web/20161221042115/https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/oldenburg_ostfriesland/Pastor-erforscht-Land-aus-der-Luft,luftbilder108.html ''Pastor erforscht das Land aus der Luft''] bei NDR.de vom 2. Mai 2016</ref> Anlass war die Erneuerung des Abbauantrages für Kies im selben Jahr. Freese glich seine Luftbilder, die er als Angehöriger der ''Luftbild&nbsp;AG'' des [[Freundeskreis für Archäologie in Niedersachsen|Freundeskreises für Archäologie in Niedersachsen]] aufgenommen hatte, mit denen möglicher römischer Fundstellen aus dem Bestand des Landesamtes für Denkmalpflege ab. Die etwa 200 von Wilkenburg vorhandenen Luftbilder wurden im Landesamt entzerrt und überlagert, so dass sich auf dem Boden eine größere viereckige Anlage erkennen ließ. Entscheidend für das Erkennen des römischen Ursprungs waren die abgerundeten Ecken der Anlage, die in keiner anderen [[Kultur (Archäologie)|archäologischen Kultur]] so gleichmäßig ausfallen.<ref>[http://www.kreiszeitung.de/lokales/diepholz/bruchhausen-vilsen-ort52437/heinz-dieter-freese-roemerlager-suedlich-hannover-entdeckt-5752338.html ''Mit Martfelds Pastor haben die Legionäre nicht gerechnet''] in: [[kreiszeitung]].de vom 4.&nbsp;November 2015.</ref> Diese Feststellungen waren im April 2015 Anlass für erste archäologische Untersuchungen vor Ort.

Von der Entdeckung erfuhr die Öffentlichkeit im Oktober 2015 durch Medienberichte einige Tage vor der offiziellen Bekanntgabe. Darin war die Rede von Funden in einem Römerlager südlich von Hannover<ref>[[Simon Benne]]: [http://www.haz.de/Hannover/Aus-der-Stadt/Uebersicht/Spuren-der-Roemer-fuehren-nach-Hannover ''Spuren der Römer führen nach Hannover''] in: Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 13.&nbsp;Oktober 2015.</ref>, dessen Lage die Experten des Niedersächsischen Landesamtes für Denkmalpflege noch geheim hielten.<ref>Andreas Zimmer: [https://web.archive.org/web/20151105111131/http://www.haz.de/Hannover/Aus-der-Region/Hemmingen/Nachrichten/In-Wilkenburg-wurde-ein-Roemerlager-entdeckt ''Römerlager auf Wilkenburger Feld entdeckt''] in: Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 14.&nbsp;Oktober 2015.</ref> Am 15.&nbsp;Oktober 2015 teilten das Niedersächsische Landesamt für Denkmalpflege und die [[Universität Osnabrück]] die Entdeckung des römischen Marschlagers bei einer [[Pressekonferenz]] in Hannover mit.<ref name="presse-landesarch">[http://www.landesarchaeologen.de/fileadmin/Dokumente/News/NI_Roemerlager_Wilkenburg_Presseinfo_15102015.pdf ''Das neu entdeckte römische Marschlager von Wilkenburg, Stadt Hemmingen, Region Hannover.''] Pressemitteilung des Niedersächsischen Landesamtes für Denkmalpflege und der Universität Osnabrück vom 15.&nbsp;Oktober 2015 (PDF).</ref> Die Bekanntgabe fand ein breites überregionales Medienecho.<ref>Andreas Zimmer: [http://www.haz.de/Hannover/Aus-der-Region/Hemmingen/Nachrichten/Das-Medienecho-auf-das-Roemerlager-in-Wilkenburg-ist-gross ''Großes Medienecho auf Römerlager in Wilkenburg''] in: Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 30.&nbsp;Oktober 2015.</ref>

== Prospektionen und Ausgrabungen ==
[[Datei:Römisches Marschlager Wilkenburg Grabenprofil markiert.jpg|mini|Grabungsschnitt durch den Spitzgraben mit angezeichnetem Profil, im Vordergrund das „ausgelöffelte“ Profil des Spitzgrabens, 2015]]
[[Datei:Römerlager Wilkenburg Grabungsschnitt Länge 2017.jpg|mini|Probegrabung zum Auffinden des Spitzgrabens, 2017]]
[[Datei:Römerlager Wilkenburg Geomagnetik seitlich.jpg|mini|Geophysikalische Untersuchung des Untergrundes mit einem [[Fluxgate-Magnetometer]], 2019]]
Auf Grundlage der neuen Luftbildbefunde von Ende 2014 führte das Niedersächsische Landesamt für Denkmalpflege nach der Sondagegrabung von 1993 im April 2015 eine erneute Ausgrabung mit zwei Sondageschnitten durch, die der für den Fundort zuständige Bezirksarchäologe Friedrich-Wilhelm Wulf leitete. Parallel dazu unternahmen beteiligte Einrichtungen [[geophysik]]alische und systematische [[Prospektion (Archäologie)|Flächenprospektionen]] im Bereich des vermuteten Lagers, unter anderem mittels [[Metalldetektor|Metallsuchgeräten]]. Die Archäologen vermuteten im Gelände weitere römische Hinterlassenschaften, wie [[Abfallgrube]]n und [[Toilette|Latrinen]]. Ebenso rechneten sie mit Resten von [[Backofen|Backöfen]], da die Römer üblicherweise in ihren Marschlagern Brot gebacken haben.<ref name="INF" /> So fanden sich in den mehrfach genutzten [[Römerlager Holsterhausen|Römerlagern Holsterhausen]] etwa 270 Backöfen.

[[Prospektion (Archäologie)#Geophysikalische Verfahren|Geophysikalische]] Messungen der Geomagnetik und des Bodenwiderstands bestätigten den auf Luftbildaufnahmen erkannten Spitzgraben sowie die auf den Bildern erkennbaren Abfallgruben. Bei den beiden Grabungsschnitten im April 2015 zeichneten sich in den [[Bodenprofil]]en V-förmige Spitzgräben römischer Bauweise ab. Ab September 2015 kam es zu einer flächenmäßig größeren Grabung durch das Landesamt in Zusammenarbeit mit dem ''Seminar für [[Alte Geschichte]], [[Provinzialrömische Archäologie|Archäologie der römischen Provinzen]]'' der Universität Osnabrück. Dabei wurden durch zwei Grabungsschnitte der südwestliche Torbereich und der Umfassungsgraben des Marschlagers untersucht.<ref>[http://www.geschichte.uni-osnabrueck.de/abteilungen/archaeologie_der_roemischen_provinzen/forschungprojekte/marschlager_wilkenburg.html ''Ein neuentdecktes römisches Marschlager bei Wilkenburg, Gde. Hemmingen, Region Hannover''] bei Universität Osnabrück, Historisches Seminar.</ref> Der Graben ist im Sohlbereich rechteckig, gut 20&nbsp;cm tief und mit 30&nbsp;cm etwa schaufelbreit. Dieser Abschluss wird als „Reinigungsgraben“ angesehen, der bei römischen Wehrgräben üblich war und durch Forschungsarbeiten bekannt ist.

Die Untersuchungen im Jahr 2015 erfolgten nur kleinräumig und punktuell. Das Niedersächsische Landesamt für Denkmalpflege (NLD) und die [[Ludwig-Maximilians-Universität München]] begannen 2016 ein gemeinsames Forschungsprojekt mit interdisziplinären Partnern und kündigten weitere Forschungen mit verschiedenen Partnern an.<ref>[http://www.neuepresse.de/Hannover/Meine-Stadt/Illegale-Schatzsucher-im-Roemerlager ''Illegale Schatzsucher im Römerlager''] in: Neue Presse vom 28.&nbsp;Dezember 2015.</ref>

Laut Medienberichten wurden nach Bekanntgabe der Entdeckung Ende 2015 in einem Fall illegale [[Sondengänger]] des Areals des Römerlagers verwiesen, und in einem anderen Fall kam es vermutlich zu Aktivitäten von [[Raubgrabung|Raubgräbern]]. Die Archäologen machten darauf aufmerksam, dass dort keine Fundstücke von finanziellem Wert zu erwarten sind, die Stücke in ihrem Fundzusammenhang aber für die Forschung von großer Bedeutung sind.<ref>Simon Benne: [http://www.haz.de/Hannover/Aus-der-Region/Hemmingen/Nachrichten/Sondengaenger-im-Roemerlager-in-Hemmingen-Wilkenburg ''Sondengänger im Römerlager''] in: Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 29. Dezember 2015.</ref>

Anfang 2017 erfolgten Untersuchungen im Niederungsgebiet ''Dicke Riede'' mit vermuteten [[anmoor]]igen Böden, das sich durch den ehemaligen Lagerbereich zieht.<ref name="TIB">[http://www.haz.de/Hannover/Aus-der-Region/Hemmingen/Nachrichten/Archaeologen-wollen-im-Herbst-erneut-Probegrabungen-am-Roemerlager-in-Wilkenburg-durchfuehren ''War Kaiser Tiberius in Wilkenburg?''] in ''Hannoversche Allgemeine Zeitung'' vom 21. August 2016.</ref> Dabei nahm das NLD Bohrungen mittels eines [[Pürckhauer]]-Bohrstabes vor, um mittels [[Paläobotanik|paläobotanischer]] Untersuchungen Erkenntnisse zum Zustand des Feuchtgebietes während der Anwesenheit der Römer zu erlangen. Jedoch ließen sich keine Torfschichten mit untersuchungsfähigem [[Pollen]]material finden. Bei weiteren geophysikalischen Untersuchungen im Jahr 2017 wurde im nordöstlichen Lagerbereich ein neues Stück des Grabenverlaufs erkannt, so dass das Lager bis zu 40 Hektar Größe gehabt haben könnte.

Im August und September 2017 führte das Niedersächsische Landesamt für Denkmalpflege eine weitere Sondagegrabung von 20 Meter Länge und zwei Meter Breite durch<ref>[http://www.haz.de/Hannover/Aus-der-Region/Hemmingen/Fotostrecken/Streit-ums-Roemerlager-Wer-meint-was#n25470350-p3 Foto der Ausgrabungsfläche mit einer Grabungstechnikerin vom Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege] in ''Hannoversche Allgemeine Zeitung'' vom 6. September 2017.</ref>, um den Spitzgraben nachzuweisen. Dabei wurde zum Erkennen von Kleinfunden, wie Münzen, das Bodenmaterial manuell [[Abschlämmen|geschlämmt]] und [[Siebmaschine|gesiebt]]. Der römische Lagergraben konnte nicht nachgewiesen werden. Stattdessen fanden sich wie bei der Ausgrabung von 2015 Reste eines [[Brandgrab|Brandgräberfriedhofs]], was auf eine bronzezeitliche Vornutzung des Marschlagerareals hindeutet. Eine Bestattungsurne ließ sich mittels der [[Radiokarbonmethode|C-14 Methode]] auf das 12. Jahrhundert v. Chr. in die [[Späte Bronzezeit|jüngere Bronzezeit]] datieren.<ref>Friedrich-Wilhelm Wulf: ''Graben gesucht'' in: [[Archäologie in Deutschland]] 06 | 2018</ref>

Im Jahr 2018 wurden bei Ausgrabungen in [[Rethen (Leine)|Rethen]] fünf Kilometer östlich des römischen Marschlagers Reste einer [[Germanen|germanischen]] Siedlung sowie ein dazugehöriges [[Gräberfeld]] mit 380 [[Brandgrab|Brandgräbern]] freigelegt. Die Siedlung bestand in den zwei Jahrhunderten vor und nach Christi Geburt. Die Auswertung der Funde erfolgt insbesondere im Hinblick auf einen Zusammenhang der Siedlung mit dem römischen Marschlager in Wilkenburg. Laut den Archäologen ist es möglich, dass die germanischen Bewohner zu den Römern Kontakt hatten.<ref>Johannes Dorndorf: [http://www.haz.de/Umland/Laatzen/Rethen-Archaeologen-entdecken-Siedlungsspuren-auf-Logistikflaeche ''Archäologen entdecken Siedlung aus der Bronzezeit''] in: Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 8. Dezember 2018.</ref>

Bis 2019 sind etwa ein Prozent des Areals des Marschlagers mittels Bodeneingriffen archäologisch untersucht worden.<ref name="FIN"/> Der Chemiker [[Franz Renz (Chemiker)|Franz Renz]] vom ''Institut für Anorganische Chemie'' der [[Leibniz-Universität Hannover]] schlug 2019 vor, die [[Mößbauerspektroskopie]] als zerstörungsfreie Methode bei der Suche nach römischen Hinterlassenschaften auf dem Lagergelände zu nutzen. Er setzt die Technologie seit Jahren bei Bodenanalysen auf dem [[Mars (Planet)|Mars]] im Auftrag der [[NASA]] ein.<ref>[https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/hallo_niedersachsen/Mit-Weltraumtechnik-das-Roemerlager-erforschen,hallonds51664.html ''Mit Weltraumtechnik das Römerlager erforschen ''] bei ndr.de vom 21. Mai 2019</ref>

== Funde ==
[[Datei:Römisches Marschlager von Wilkenburg Markierungen Grabenverlauf.jpg|mini|Ausgrabungsstelle und markierter Verlauf des früheren Spitzgrabens, 2015]]
Parallel zu den Untersuchungen in Wilkenburg erfolgt die Auswertung der bisherigen Funde und deren Restaurierung im Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege. Ebenso findet eine [[Numismatik|numismatische]] Begutachtung der gefundenen [[Münze]]n statt. Die [[Archäometrie|archäometrischen]] Untersuchungen nimmt der [[Archäometallurgie|Archäometallurg]] [[Robert Lehmann (Chemiker)|Robert Lehmann]] vom ''Arbeitskreis Archäometrie '' an der [[Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover|Leibniz Universität Hannover]] vor.

Die Suche auf dem Fundgelände führte bisher (2018) zu etwa 2500 Fundstücken aus [[Buntmetall]] aus allen historischen Epochen bis ins 20. Jahrhundert. Sie fanden sich alle im [[Pflughorizont]]. Eine archäometrische Untersuchung ist bei rund 220 Stücken vorgenommen worden.<ref>[http://www.haz.de/Hannover/Aus-der-Region/Hemmingen/Nachrichten/Landesarchaeologe-berichtet-auf-Neujahrsempfang-ueber-Roemerlager ''Römerlager oder Kiessee? So geht es weiter''] in Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 9.&nbsp;Januar 2016</ref> Von den untersuchten Fundstücken haben bisher (2017) etwa 200 nachweislich eine römische Herkunft.<ref name="Bunt"/> Dazu gehören [[Caliga|Schuhnägel]], eine versilberte Pinzette aus Messing, verzierte Messingknöpfe und das Fragment einer [[Schließe]]. Ein besonderes Fundstück ist eine halbmondförmige [[Lunula (Archäologie)|Lunula]] als Schmuck eines Pferdegeschirrs, die eine Reparaturstelle aus [[Zinn]] aufweist. Ein weiterer besonderer Fund ist ein kleiner vollplastischer Wolfskopf aus Bleibronze, der vermutlich zu einem offenen Armring gehörte. Ein vergleichbares Stück wurde 2015 im Tal des [[Kymijoki]] in Finnland gefunden, was auf Handelsbeziehungen zwischen Süd-, Mittel- und Nordeuropa hindeutet.<ref name="FIN">[http://www.haz.de/Umland/Hemmingen/Hemmingen-Beim-Roemerlager-in-Wilkenburg-gefundener-Wolfskopf-aus-Bleibronze-sorgt-fuer-Aufsehen-in-Finnland ''Römerlager: Von Wilkenburg bis Finnland?''] in Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 9. April 2019</ref>

Außerdem fanden sich bisher (2018) rund 70 Münzen<ref name="Bunt"/> oder Teile davon, darunter Bronze- und [[Silbermünze]]n sowie Kupfermünzen als [[Sold]]atengeld der Römer. Nahezu alle gefundenen Münzen sind stark [[Korrosion|korrodiert]], so dass sie anhand ihrer Münzbilder nur schwer zu identifizieren sind. Mehrere der gefundenen Kupfermünzen sind halbiert, was um Christi Geburt im Norden üblich war, da sie dort eine doppelte Kaufkraft gegenüber Italien besaßen. Eine der Kupfermünzen, ein [[As (Einheit)|As]] aus [[Nîmes|Nemausus]] mit einem Krokodilkopf, wurde während des 2. und 1.&nbsp;Jahrzehnts v.&nbsp;Chr. geprägt. Diese Münzen waren in der Zeit der römischen [[Okkupation]] Germaniens üblich; sie fanden sich auch im [[Römerlager Hedemünden|Nachschublager Hedemünden]] und im [[Römerlager Oberaden]]. Zu den Funden zählt ferner ein [[Münzmeister#Antike|Münzmeister]]-As, das nach einer ersten Bestimmung durch den Numismatiker [[Frank Berger (Numismatiker)|Frank Berger]] vom [[Historisches Museum Frankfurt|Historischen Museum Frankfurt]] unter [[Liste der römischen Münzmeister|C. Plotius Rufus]] 15&nbsp;v.&nbsp;Chr. geprägt wurde. Es fanden sich weiterhin ein [[Römische Republik|republikanischer]] [[Denarius|Denar]] und [[Keltisches Münzwesen|keltische Münzen]], die auch als ''Kleinerze'' bezeichnet werden und die typisches Soldatengeld waren. Die älteste Münze ist ein Denar aus dem Jahr 113&nbsp;v.&nbsp;Chr. Ein Gaius-Lucius-Denar, der nach Untersuchungen des Numismatikers Ulrich Werz von 2 v.&nbsp;Chr. bis 1 v.&nbsp;Chr. geprägt wurde, gilt derzeit (2018) als [[Schlussmünze]].<ref>Ulrich Werz: [https://www.academia.edu/38269821/Die_Kleingeldversorgung_augusteischer_Zeit_in_Gallien_und_Germanien_-_%C3%9Cberlegungen_zu_den_Kleinerzen_aus_dem_r%C3%B6mischen_Marschlager_von_Wilkenburg ''Die Kleingeldversorgung augusteischer Zeit in Gallien und Germanien - Überlegungen zu den Kleinerzen aus dem römischen Marschlager von Wilkenburg''] in: [[Nachrichten aus Niedersachsens Urgeschichte]] 87, 2018, S. 167–182. (pdf)</ref> Das Münzspektrum unterscheidet sich deutlich von den im [[drusus]]zeitlichen [[Römerlager Hedemünden]] sowie von den im [[Publius Quinctilius Varus|varuszeitlichen]] [[Fundregion Kalkriese|Fundgebiet Kalkriese]] festgestellten Münzen. Die Münzfunde in Wilkenburg sind laut dem [[Landesarchäologe (Niedersachsen)|niedersächsischen Landesarchäologe]] [[Henning Haßmann]] ein sicherer Nachweis, dass sich römische Soldaten im zentralen Niedersachsen aufgehalten haben.<ref name="NDR">{{Webarchiv | url=http://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/hannover_weser-leinegebiet/Graeben-und-Muenzen-als-Beweis-Die-Roemer-waren-hier,roemerlager178.html | wayback=20151016200027 | text=''Gräben und Münzen als Beweis: Die Römer waren hier!''}} In: ''[[Norddeutscher Rundfunk|NDR]].de'' vom 15. Oktober 2015.</ref>

<gallery perrow="4" heights="150" widths="150" mode="nolines" caption="Münzfunde">
Römisches Marschlager Wilkenburg röm Denar 82 v Chr.jpg|[[Denarius|Denar]], 82&nbsp;v.&nbsp;Chr.
Römisches Marschlager Wilkenburg röm As 15 v Chr.jpg|Römischer [[As (Einheit)|As]], 15&nbsp;v.&nbsp;Chr.
Römisches Marschlager Wilkenburg röm Münze halbiert Nemausus.jpg|Römischer [[Nîmes|Nemausus]]-As
Römisches Marschlager von Wilkenburg Silberdenar Gaius Lucius.jpg|Silberdenar Gaius Lucius, von 2 v. Chr. bis 1 v. Chr. als [[Schlussmünze]]
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<gallery perrow="4" heights="150" widths="150" mode="nolines" caption="Metallfunde">
Römisches Marschlager von Wilkenburg Fundstück Riemenbeschlag.jpg|Riemenbeschlag
Römisches Marschlager von Wilkenburg Fundstück Pferdegeschirranhänger Lunula.jpg|Pferdegeschirr&shy;anhänger in [[Lunula (Archäologie)|Lunula]]-Form
Römisches Marschlager von Wilkenburg Fundstück Pferdegeschirranhänger.jpg|Pferdegeschirr&shy;anhänger
Römisches Marschlager Wilkenburg röm Pinzette Messing.jpg|Pinzette aus Messing, römische Herkunft
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== Bedeutung ==
=== Historische Deutung ===
Die archäologische Wissenschaft vermutete schon länger römische Marschlager in [[Norddeutschland]]. Ihr Nachweis fällt extrem schwer, da sich durch die sehr kurzzeitige Nutzung kaum Spuren hinterlassen haben.<ref>[http://www.hannover.de/Service/Presse-Medien/hannover.de/Aktuelles/Wirtschaft-Wissenschaft-2015/Wilkenburg-R%C3%B6misches-Marschlager-best%C3%A4tigt ''Wilkenburg: Römisches Marschlager bestätigt.''] In: ''Hannover.de'' vom 16.&nbsp;Oktober 2015</ref> Das Marschlager von Wilkenburg ist neben den Schlachtfeldern von [[Fundregion Kalkriese|Kalkriese]] und am [[Harzhornereignis|Harzhorn]], dem [[Römerlager Hedemünden]] sowie dem [[Fundplatz Bentumersiel]] einer der wenigen Fundorte mit römischen [[Befund (Archäologie)|Befunden]] in Niedersachsen. Während sich römische Bezüge bisher nur in niedersächsischer Randlage fanden, liegt Wilkenburg in zentraler Lage und ist das am weitesten nordöstlich gelegene Marschlager in der [[Norddeutsches Tiefland|norddeutschen Tiefebene]]. Die besondere Bedeutung des Marschlagers von Wilkenburg wird darin gesehen, dass es die bisherigen Erkenntnisse zu römischen Feldzügen revidiert und auf neue Marschwege zur Eroberung des rechtsrheinischen Germaniens ([[Germania magna]]) hinweist.<ref>[https://web.archive.org/web/20160315161914/http://www.leine-on.de/hemmingen/news/marschlager-die-roemer-im-norden/archiv/2016/february/10.html ''Marschlager: Die Römer im Norden''] bei Leinetal Online News vom 10. Februar 2016</ref>

Laut dem [[Provinzialrömische Archäologie|provinzialrömischen Archäologen]] [[Salvatore Ortisi]], der die Arbeiten in der Fundregion Kalkriese wissenschaftlich leitete, ließen die Ausmaße des Lagers eine Unterbringung von etwa 20.000&nbsp;Soldaten zu<ref>[http://www.haz.de/Hannover/Aus-der-Stadt/Uebersicht/Experten-bestaetigen-Roemerlager ''Im Römerlager Wilkenburg lebten 20.000 Soldaten.''] In: ''Hannoversche Allgemeine Zeitung'' vom 18.&nbsp;Oktober 2015</ref>, was drei [[Römische Legion|Legionen]] einschließlich [[Auxiliartruppen|Hilfstruppen]] samt [[Tross]] entspricht. Damit gehört es zu den größten bisher entdeckten römischen Lagern dieser Art rechts des [[Rhein]]s.<ref name="osnabrueck" /> Die nächsten Parallelen sind das [[Römerlager Haltern|Feldlager Haltern]] und eines der [[Römerlager Holsterhausen|Marschlager von Holsterhausen]].

Bei einer ersten Einschätzung wurde das Lager grob in die Zeit zwischen 12&nbsp;v.&nbsp;Chr. und 9&nbsp;n.&nbsp;Chr. eingeordnet,<ref name="presse-landesarch" />
als die Römer [[Geschichte der Römer in Germanien#Expansion unter Augustus|mehrere Versuche]] einer militärischen Besetzung der Germania magna unternahmen.<ref>Eine kurze Literaturübersicht dazu bei [[Klaus Bringmann]], [[Thomas Schäfer (Archäologe)|Thomas Schäfer]]: ''Augustus und die Begründung des römischen Kaisertums.'' Akademie, Berlin 2002, ISBN 3-05-003054-2, [https://books.google.de/books?id=eV3yCQAAQBAJ&pg=PA292 S. 292, Fn. 87].</ref>

Anhand des Münzspektrums mit dem von 2 v. Chr. bis 1 v. Chr. geprägten Gaius-Lucius-Denar als Schlussmünze ist es am wahrscheinlichsten, dass das Marschlager zwischen den Jahren 1 und 6&nbsp;n.&nbsp;Chr. entstanden ist.<ref>Siehe Literatur: Friedrich-Wilhelm Wulf: ''17 Kilometer nordöstlich von Springe'', S. 16</ref> Für diesen Zeitraum überlieferte der römische Historiker [[Velleius Paterculus]] weitere Militäraktionen der Römer in Germanien, die er als ''[[Immensum bellum]]'' („gewaltiger Krieg“)<ref>Velleius Paterculus, ''Historia Romana'' 2,104,2. Übersetzung nach Hans-Werner Goetz, Karl-Wilhelm Welwei: ''Altes Germanien. Auszüge aus den antiken Quellen über die Germanen und ihre Beziehungen zum römischen Reich.'' Teil 2. Darmstadt 1995, S.&nbsp;39.</ref> bezeichnete. Die Kriegszüge dienten der Unterwerfung germanischer Stämme, die sich gegen die römische Machtausübung rechts des Rheins erhoben hatten. Zu diesen Stämmen zählten auch die [[Cherusker]] im Leine-Weser-Harzgebiet und die [[Langobarden]] an der Elbe.<ref>''Rom an der Leine. Das römische Truppenlager bei Wilkenburg.'', 2016, Hrsg.: Römer Arbeitsgemeinschaft Leine (RAGL), Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege, Stadt Hemmingen</ref> Velleius Paterculus erlebte als Offizier unter dem Oberkommando des [[Tiberius]] die Militäroperationen als Zeitzeuge mit. Nach eigener Aussage diente er ab dem Jahr 4&nbsp;n.&nbsp;Chr. unter dem Kommando des Tiberius, zunächst als Reiterpräfekt<ref>(Velleius Paterculus, ''Historia Romana'' 2,104,3).</ref>.

Die Archäologen haben zwei historische Szenarien zur Einordnung des Lagers entworfen. So könnte das Marschlager während eines Feldzuges in der Germania magna entstanden sein, mit dem die [[Geschichte der Römer in Germanien|Römer in Germanien]], ausgehend von ihrem großen Standlager in [[Mogontiacum|Mainz]], ihre Machtsphäre nach Osten auszuweiten versuchten. Die römischen Expeditionen bewegten sich, um den Nachschub effektiv transportieren zu können, auch entlang von Flüssen, an deren Ufern sich [[Militärbasis|Militärbasen]] reihten, wie zum Beispiel die [[Lippe (Fluss)#Römische Legionslager an der Lippe|römischen Lager entlang der Lippe]]. Die Provinzialrömische Archäologin [[Bettina Tremmel]] von der [[LWL-Archäologie für Westfalen]] hält es für möglich, dass die Römer aus dem [[Römerlager Porta Westfalica|Lager Barkhausen]] nach Wilkenburg kamen und dass auf der Strecke noch zwei bis drei weitere Marschlager vorhanden waren.<ref name="Bunt"> [http://www.haz.de/Hannover/Aus-der-Region/Hemmingen/Nachrichten/60-Gaeste-informieren-sich-im-Rathaus-Hemmingen-ueber-das-Roemerlager-in-Wilkenburg ''Römerlager: Wo sind die Schuhnägel?''] in Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 2.&nbsp;April 2017.</ref> Das Lager Barkhausen war wiederum zwei Tagesmärsche vom 2017 entdeckten [[Römerlager Bielefeld-Sennestadt]] entfernt. Das nächste niedersächsische Marschlager vermutet der niedersächsische Landesarchäologe Henning Haßmann in einem Umkreis von 20 Kilometern um Wilkenburg.<ref>[https://web.archive.org/web/20151222151126/https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/hannover_weser-leinegebiet/20000-Roemer-lagerten-bei-Hannover,roemerlager150.html ''20.000 Römer lagerten bei Hannover.''] In: ''[[Norddeutscher Rundfunk|NDR]].de'' vom 16.&nbsp;Oktober 2015</ref> Laut dem Archämetallurgen Robert Lehmann weist die hohe Qualität der Fundstücke aus Metall darauf hin, dass sie zu besonderen Truppen gehörten, wie [[Garde]]n und Paradetruppen.<ref name="Spitz"/>

Im Fall von Wilkenburg wird das Marschlager zusammen mit dem Römerlager Hedemünden als Teil der römischen Strategie gesehen, den [[Leinegraben]] und darüber hinaus den Unterlauf der Leine als Aufmarschlinie zu nutzen. Die Wissenschaftler hoffen im Abstand von je 20 Kilometern ab Wilkenburg weitere Anlagen dieser Art zu finden, da diese Entfernung einem Tagesmarsch der Römer entspricht.<ref>[https://www.numismatische-gesellschaft.de/index.php/kurznachrichten#roemerlager-und-roemermuenzen-bei-hannover-entdeckt ''Römerlager und Römermünzen bei Hannover entdeckt''] bei: Deutsche Numismatische Gesellschaft</ref>

Dem anderen Szenario zufolge könnte das Marschlager von Wilkenburg durch den 7&nbsp;n.&nbsp;Chr. eingesetzten römischen Heerführer [[Publius Quinctilius Varus|Varus]] angelegt worden sein.<ref>Berthold Seewald: [https://www.welt.de/geschichte/article147694710/Varus-kam-bis-Hannover-Dann-musste-er-sterben.html ''Varus kam bis Hannover. Dann musste er sterben.''] In: ''Die Welt'' vom 17.&nbsp;Oktober 2015.</ref> Dagegen spricht derzeit (2018) das Fehlen von Münzen aus dieser Zeit, zum Beispiel mit [[Gegenstempel]]n des Varus aus den
Jahren 7 bis 9&nbsp;n.&nbsp;Chr.

=== Archäologische Bedeutung ===
Das Marschlager von Wilkenburg gehört zu den größten römischen Lagern rechts des Rheins<ref>[http://mobil.nwzonline.de/kultur/faellt-dieses-roemerlager-kiesbaggern-zum-opfer_a_31,2,740962205.html ''Fällt dieses Römerlager Kiesbaggern zum Opfer?''] in: [[Nordwest-Zeitung|NWZ]] vom 7. Januar 2017</ref> und ist das größte römische [[Bodendenkmal]] in Niedersachsen.<ref>[http://www.neuepresse.de/Nachrichten/Niedersachsen/Uebersicht/Archaeologen-werben-fuer-Erhalt-von-Roemerlager-Wilkenburg ''Archäologen werben für Erhalt von Römerlager Wilkenburg''] in: Neue Presse vom 6. Januar 2017</ref><ref> Torsten Lippel: [http://www.haz.de/Hannover/Aus-der-Region/Hemmingen/Nachrichten/Roemer-AG-Leine-wirbt-verstaerkt-fuer-Erhalt-des-Roemerlagers-bei-Wilkenburg ''AG wirbt für Erhalt des Römerlagers''] in: Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 9. Juli 2017</ref> Es gehört zu den wenigen römischen Marschlagern nördlich des [[Obergermanisch-Raetischer Limes|Limes]], die weitestgehend nicht überbaut worden sind. Außerdem ist es das nordöstlichste bisher gefundene Lager und stellt den ersten archäologischen Nachweis der schriftlichen Überlieferung des ''[[Immensum bellum]]'' („gewaltiger Krieg“) durch den römischen Geschichtsschreiber [[Velleius Paterculus]] dar.

Zur Entdeckung sagte die damalige [[Niedersächsisches Ministerium für Wissenschaft und Kultur|Niedersächsische Ministerin für Wissenschaft und Kultur]] [[Gabriele Heinen-Kljajić]] ([[Bündnis 90/Die Grünen]]) im Oktober 2015:<ref name="presse-landesarch" />

::„Die Entdeckung des römischen Marschlagers bei Wilkenburg ist ein herausragender Erfolg der niedersächsischen Archäologie. Er beruht auf dem Einsatz moderner Prospektionstechniken sowie der engen Kooperation mit der Universität Osnabrück.“

Vor dem Hintergrund der Bedrohung des Bodendenkmals durch Kiesabbau (''siehe unten: [[#Bedrohung durch Kiesabbau|Bedrohung durch Kiesabbau]]'') sieht das Niedersächsische Landesamt für Denkmalpflege (NLD) im Konsens mit der deutschen und internationalen Fachwelt ein herausragendes wissenschaftliches und öffentliches Interesse an seinem Erhalt. Die Bedeutung der Fundstelle bestehe darin, dass der Lagerbereich nicht überbaut worden ist.

Nach dem [[Niedersächsisches Denkmalschutzgesetz|Niedersächsischen Denkmalschutzgesetz]] besteht ein grundsätzliches Erhaltungsgebot für Denkmale, von dem nur in Ausnahmefällen abgewichen wird. Wenn wichtige öffentliche Belange überwiegen, sind die Befunde vor ihrer Zerstörung durch eine Rettungsgrabung zu dokumentieren. Im Fall von Wilkenburg fordern Archäologen darüber hinaus ein [[Abschlämmen|Schlämmen]] und [[Siebmaschine|Sieben]] des [[Oberboden]]s als fundführende Erdschicht, da die kleinteiligen und fragmentierten römischen Hinterlassenschaften nicht durch herkömmliche Ausgrabungen gefunden werden können. Laut dem NLD verbiete sich eine Rettungsgrabung bei dem römischen Marschlager von Wilkenburg aus fachlicher Sicht. Archäologen möchten die Fundstelle als Forschungsreserve bewahren, da in Zukunft mit weiteren verbesserten Untersuchungsmethoden zu rechnen sei.<ref name="TUM"/> Der für die Fundstelle zuständige Bezirksarchäologe des NLD Friedrich-Wilhelm Wulf äußerte sich zur Bedeutung des Fundortes folgendermaßen:

::„Wir haben jede Menge Kiesgruben, aber nur dieses eine römische Marschlager“.<ref>[https://www.welt.de/print/die_welt/hamburg/article160956346/Archaeologen-sehen-Roemerlager-Wilkenburg-bedroht.html ''Archäologen sehen Römerlager Wilkenburg bedroht''] in: [[Die Welt]] vom 7. Januar 2017</ref>

Nach Ansicht des NLD habe der öffentliche Belang des Erhalts eines Bodendenkmals von europäischer Bedeutung vor öffentlichen und privatwirtschaftlichen Interessen zur Rohstoffgewinnung zu stehen.<ref>Siehe Literatur: ''Römer vor Hannover. Das augusteische Marschlager von Wilkenburg.'' in: Berichte zur Denkmalpflege in Niedersachsen, 4/2016, S. 190–193</ref> Im krassen Gegensatz dazu stand die erste denkmalrechtliche Bewertung der Region Hannover als Untere Denkmalschutzbehörde vom Dezember 2016. Sie maß dem Bodendenkmal keine „herausragende Bedeutung“ bei, da vergleichbare Marschlager römischer Truppen bereits zu hunderten in Europa gefunden worden seien.<ref name="HUN"/> Nach damaliger Einschätzung der zuständigen Kommunalarchäologin [[Ute Bartelt]] habe das Bodendenkmal keine „europäische Bedeutung“, da es die Kriterien für das [[Europäisches Kulturerbe-Siegel|Europäische Kulturerbe-Siegel]] nicht erfülle.<ref>[http://www.hannover.de/Leben-in-der-Region-Hannover/Verwaltungen-Kommunen/Die-Verwaltung-der-Region-Hannover/Region-Hannover/%E2%80%9ER%C3%B6misches-Marschlager%E2%80%9C-in-Hemmingen ''„Römisches Marschlager“ in Hemmingen''] bei hannover.de vom 13. Dezember 2016</ref>

== Präsentation ==
Seit der Bekanntgabe der Entdeckung des römischen Marschlagers von Wilkenburg am 15.&nbsp;Oktober 2015 wird die Öffentlichkeit regelmäßig über den historischen Hintergrund der früheren Anlage von staatlicher Seite durch die für die Fundstelle zuständige Stadt [[Hemmingen (Niedersachsen)|Hemmingen]] und das Niedersächsische Landesamt für Denkmalpflege (NLD) informiert.
{{Galerie
|Name=Führungen
|Größe=
|align=right
|Datei:Römerlager Wilkenburg Führung Archäologe.jpg|Führung auf dem Areal des Marschlagers, 2016
|Datei:Römerlager Wilkenburg Führung Römer.jpg|Geländeführung, rechts ein [[Römische Legion|Legionär]] in römischer Militärausrüstung, 2016
|Datei:Karola Hagemann Wilkenburg.jpg|Lesung eines historischen lateinischen Textes durch [[Karola Hagemann]]
}}
Am [[Tag des offenen Denkmals]] 2016 bot das NLD auf dem Fundgelände öffentliche Führungen an, an denen rund 400 Personen teilnahmen. Dabei wurde im südwestlichen Lagerbereich, nahe einem einstigen Torbereich, eine erste Informationstafel<ref name="INF">Tobias Lehmann: [http://www.haz.de/Hannover/Aus-der-Region/Hemmingen/Nachrichten/Landesamt-fuer-Denkmalpflege-erlaeutert-am-Tag-des-offenen-Denkmals-Forschungserkenntnisse-zum-Roemerlager-in-Wilkenburg ''Infotafel Römerlager steht – Symposium folgt''] in Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 11. September 2016.</ref> unter Beteiligung des [[Freundeskreis für Archäologie in Niedersachsen|Freundeskreises für Archäologie in Niedersachsen]] enthüllt.<ref>Mirjam Briel: ''Veranstaltungen des Landesamtes für Denkmalpflege zum Tag des offenen Denkmals. Reger Andrang am ehemaligen Legionärslager von Wilkenburg bei Hemmingen'' in: ''Berichte zur Denkmalpflege in Niedersachsen'' 4/2015, S. 221–222.</ref> Anfang 2017 wurde von der ''Römer AG Leine'' (RAGL) (''siehe unten: [[#Römer AG Leine|Römer AG Leine]]''), der ''Bürgerinitiative gegen Kiesabbau in Wilkenburg''<ref>[http://buergerinitiative-gegen-kiesabbau-in-hemmingen.de/40984.html ''Bürgerinitiative gegen Kiesabbau in Arnum, Harkenbleck, Wilkenburg'']</ref> und der [[Numismatische Gesellschaft zu Hannover|Numismatischen Gesellschaft zu Hannover]] eine zweite Informationstafel aufgestellt.<ref>[http://www.haz.de/Hannover/Aus-der-Region/Hemmingen/Nachrichten/Historiker-kritisieren-bei-Infotafel-Aufstellung-ablehnende-Regionshaltung-fuer-Schutz-des-Wilkenburger-Roemerlagers ''Quo vadis, Römerlager?''] in: Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 8. Januar 2017. </ref> Sie steht im nordöstlichen Lagerbereich am Ortsrand von Wilkenburg.<ref>[http://www.noz.de/deutschland-welt/niedersachsen/artikel/831323/archaeologen-fuerchten-um-marschlager-wilkenburg#gallery&0&0&831323 ''Archäologen fürchten um Marschlager Wilkenburg ''] in: [[Neue Osnabrücker Zeitung]] vom 6. Januar 2017.</ref> Im Sommer 2017 stellte die RAGL eine dritte Infotafel im südöstlichen Lagerbereich auf.<ref>Achim von Lüderitz: [http://www.haz.de/Hannover/Aus-der-Region/Hemmingen/Nachrichten/Ein-drittes-Schild-informiert-ueber-das-Roemerlager-bei-Wilkenburg ''Ein drittes Schild informiert über das Römerlager''] in Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 7. August 2017</ref> Am Tag des offenen Denkmals 2017 gruben Archäologen des NLD zu Demonstrationszwecken ein kurzes Stück eines römischen Spitzgrabens in den Ackerboden.<ref name="Spitz"> Andrea Weber: [http://www.haz.de/Hannover/Aus-der-Region/Hemmingen/Nachrichten/Besucher-informieren-sich-am-Tag-des-offenen-Denkmals-ueber-das-Roemerlager-Wilkenburg ''Mit dem Spitzgraben die Feinde abgewehrt''] in: Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 11.&nbsp;September 2017.</ref>

Im Jahr 2017 wurden Planungen zur musealen und touristischen Nutzung des Fundgeländes bekannt. Zum Jahresanfang stellte ein [[Lehrbeauftragter]] der ''Fakultät für Architektur und Landschaft'' an der [[Universität Hannover]] einen Entwurf für ein&nbsp;[[Besucherzentrum]] mit [[Lehrpfad]] am Römerlager vor. Dieses würde aus einem 15&nbsp;Meter hohen [[Aussichtsturm]] bestehen. Die Kosten belaufen sich auf etwa 350.000&nbsp;Euro.<ref>[http://www.haz.de/Hannover/Aus-der-Region/Hemmingen/Nachrichten/Soll-am-Roemerlager-in-Wilkenburg-ein-Besucherzentrum-entstehen ''Besucherzentrum am Römerlager?''] in: Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 9.&nbsp;Februar 2017.</ref> Ende 2017 wurden Pläne der ''Römer AG Leine'' bekannt, am Rande des Fundgeländes in einer Kleingartenanlage für 18.000&nbsp;Euro eine Infohütte als Informationszentrum mit einem römischen Holzturm als Aussichtsturm einzurichten.<ref>Andreas Zimmer: [http://www.haz.de/Hannover/Aus-der-Region/Hemmingen/Nachrichten/Informationszentrum-fuer-Roemerlager-Wilkenburg-geplant ''AG plant Besucherzentrum für Römerlager''] in Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 2.&nbsp;November 2017.</ref> Eine finanzielle Beteiligung am Informationszentrum als [[außerschulischer Lernort]] und Touristenattraktion ist seitens der Region Hannover und des Landes Niedersachsen nicht vorgesehen; laut der ''Römer AG Leine'' könnte es durch Stiftungen gefördert werden.<ref>C. Bohnenkamp: ''Römerlager: Kein Kies für ein Museum?'' in Neue Presse vom 3. November 2017</ref> Außerdem entwickeln Studenten der [[Hochschule Ostwestfalen-Lippe]] mit dem Projekt „Wilkenburg: Archäologischer Ausstellungsraum und Besucherzentrum“ Konzepte zur musealen Nutzung des Fundgeländes<ref>[https://www.leine-on.de/nachricht/8257-studentischer-architekturwettbewerb-im-roemerlager.html ''Studentischer Architekturwettbewerb im Römerlager''] bei leine-online.de vom 1.&nbsp;November 2017.</ref><ref>Tobias Lehmann: [http://www.haz.de/Hannover/Aus-der-Region/Hemmingen/Nachrichten/Studenten-besichtigen-das-Roemerlager-in-Wilkenburg ''Römerlager: Ideensuche auf matschigem Boden''] in Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 2.&nbsp;November 2017.</ref>, in die auch das nahe gelegene [[Mausoleum Graf Carl von Alten]] einbezogen werden könnte.<ref>[https://www.leine-on.de/hemmingen/nachricht/8362-studentischer-architekturwettbewerb-im-roemerlager.html ''Studentischer Architekturwettbewerb im Römerlager''] bei leine-online.de vom 4. November 2017. </ref>

<gallery widths="170" heights="130" perrow="3">
File:Römisches Marschlager von Wilkenburg Enthüllung Infotafel.jpg|Enthüllung der ersten Informationstafel am [[Tag des offenen Denkmals]] 2016 durch den niedersächsischen Landesarchäologen [[Henning Haßmann]] (Mitte)
File:Römisches Marschlager Wilkenburg Infotafel enthüllt 2017.jpg|Aufstellung der zweiten Tafel durch [[Robert Lehmann (Chemiker)|Robert Lehmann]] und [[Karola Hagemann]] von der ''Römer AG Leine'' (RAGL), 2017
File:Römerlager Wilkenburg Erklärung Infotafel 3.jpg|Erläuterungen durch Robert Lehmann bei der Aufstellung der dritten Tafel, 2017
</gallery>

=== Römer AG Leine ===
[[Datei:Römisches Marschlager von Wilkenburg InfocenterFührung Wein.jpg|mini|Infohütte der ''Römer AG Leine'' am Rande des Marschlagers, Vortrag „Wein im alten Rom“, 2018]]
[[Datei:Römisches Marschlager Wilkenburg Informationscenter Bachelor.jpg|mini|[[Disputation]] einer [[Bachelorarbeit]] zu Metallfunden des Römerlagers an der Infohütte, 2018]]
Kurz nach dem Bekanntwerden des Marschlagers gründeten fünf Personen 2015 im Sinne von [[Citizen Science]] die ''Römer AG Leine'' (RAGL) als [[Interdisziplinarität|interdisziplinäre]] [[Arbeitsgemeinschaft]]. Ihr gehören Experten aus unterschiedlichen Bereichen, wie [[Bodenkunde]], Chemie, Graphik und Luftbildarchäologie an<ref>[https://www.roemerlager-wilkenburg.org/hauptseite/ragl/ Die Römer AG Leine (RAGL)].</ref>, darunter der Numismatiker [[Ulrich Werz]], die Autorin [[Karola Hagemann]] und der Archäometallurg [[Robert Lehmann (Chemiker)|Robert Lehmann]]. Die Arbeitsgemeinschaft führt in Abstimmung mit der Denkmalpflege Öffentlichkeitsarbeit zum Marschlager durch. Dies geschieht in Kooperation mit der Stadt Hemmingen, der [[Leibniz Universität Hannover]], der [[Numismatische Gesellschaft zu Hannover|Numismatischen Gesellschaft zu Hannover]], dem [[Freundeskreis für Archäologie in Niedersachsen]] und dem [[Landesverband der Jüdischen Gemeinden von Niedersachsen]]. Seit Anfang 2016 organisiert die RAGL regelmäßig Führungen an der Fundstelle, auch unter Begleitung eines [[Römische Legion|Legionärs]].<ref>{{Webarchiv | url=http://www.leine-on.de/hemmingen/news/zeitreise-ins-wilkenburger-marschlager/archiv/2016/february/14.html | wayback=20160913234931 | text=''Zeitreise ins Wilkenburger Marschlager''}} in Leinetal Online News vom 14.&nbsp;Februar 2016.</ref><ref>[http://www.haz.de/Hannover/Aus-der-Region/Hemmingen/Nachrichten/Erstmals-gibt-es-eine-Fuehrung-zum-Roemerlager-bei-Wilkenburg ''Auf den Spuren des "Roms an der Leine"''] in: Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 14.&nbsp;Februar 2016.</ref> Sie erfolgen zu verschiedenen Themenstellungen aus der Zeit der Römer, wie Leben des römischen Legionärs, Tiberius, Händler im römischen Heer, Wein im alten Rom<ref>[https://www.roemerlager-wilkenburg.org/hauptseite/aktuelles-f%C3%BChrungen/ ''Führungen und Aktivitäten''] bei RAGL</ref> und finden im Winterhalbjahr monatlich statt.<ref>[http://www.sn-online.de/Aus-der-Region/Region-Hannover/Hemmingen/Wilkenburg-Roemerlager-bietet-ab-Dezember-Themenfuehrungen-an ''Themenführung: Werdegänge berühmter Römer''] in Schaumburger Zeitung vom 30. November 2018</ref> Im Jahr 2016 wurden fast 1000 Interessierte über das Gelände geführt.<ref name="LAG">[http://www.haz.de/Hannover/Aus-der-Region/Hemmingen/Nachrichten/Roemer-AG-fordert-in-Offenem-Brief-das-Roemerlager-in-Wilkenburg-zu-erhalten ''Offener Brief der Römer-AG: Lager erhalten''] in: Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 27.&nbsp;Januar 2017.</ref>

Im Sommer 2017 begann die RAGL ein Projekt unter der Bezeichnung ''Hannover, Aleppo, Rom – verbunden durch die Römer'' ins Leben, bei dem sich Menschen verschiedener Nationen für den Erhalt des Römerlagers einsetzen.<ref>[http://www.haz.de/Hannover/Aus-der-Region/Hemmingen/Nachrichten/Arbeitsgemeinschaft-plant-neues-Projekt-am-Roemerlager-in-Wilkenburg ''Neues Projekt am Römerlager''] in Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 7. Juli 2017</ref> Schirmherr des Projektes ist der Vorsitzende des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden von Niedersachsen Michael Fürst.<ref>[https://www.leineblitz.de/aktuelles/datum/2017/07/05/arbeitsgemeinschaft-setzt-sich-fuer-erhalt-des-roemerlagers-in-wilkenburg-ein/ ''Arbeitsgemeinschaft setzt sich für Erhalt des Römerlagers in Wilkenburg ein''] in Leineblitz vom 5. Juli 2017</ref>

2018 richtete die RAGL am Rande der Fundstelle eine Infohütte als kleines Informationszentrum zum Marschlager ein. Es befindet sich auf einer Gartenparzelle eines Kleingartengeländes und besteht aus einem Gartenhaus, das in den traditionellen römischen Farben rot und weiß gestrichen ist.<ref>Ingo Rodriguez: [http://www.haz.de/Umland/Hemmingen/Wilkenburg-Friedlicher-Feldzug-fuer-Erhalt-des-Lagers ''Friedlicher Feldzug für Erhalt des Lagers ''] in: Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 10.&nbsp;Oktober 2018.</ref> Auf dem Gelände werden die Teilnehmer von Führungen empfangen und Informationen zum Römerlager angeboten.<ref>Tobias Lehmann: [http://www.haz.de/Umland/Hemmingen/Roemerlager-in-Wilkenburg-Infopoint-wird-gestaltet ''Römer AG gestaltet den Infopoint''] in: Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 1. August 2018.</ref> Erstmals unter freiem Himmel fand auf dem Gelände im August 2018 die [[Disputation]] einer [[Bachelorarbeit]] an der [[Leibniz Universität Hannover]] statt, die die chemische Analyse von Metallfunden aus dem Römerlager zum Inhalt hat.<ref>Achim von Lüderitz: [http://www.haz.de/Umland/Hemmingen/Wilkenburg-Chemiestudent-untersucht-Funde-des-Roemerlagers ''Chemiestudent untersucht Funde des Römerlagers''] in: Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 19.&nbsp;August 2017.</ref>

=== Symposien und Informationsveranstaltungen ===
Im September 2016 veranstalteten die [[Universität Hannover]], die ''Römer AG Leine'', das Niedersächsische Landesamt für Denkmalpflege (NLD) und der [[Heimatbund Niedersachsen]] im Hemmingener Rathaus ein [[Tagung|Symposium]] zum Thema ''Römerlager Wilkenburg''.<ref>{{Webarchiv | url=http://www.leine-on.de/uploads/media/16.09._Programm_Wilkenburg-Symposium_17_September_2016.pdf | wayback=20161226183839 | text=''Programm Symposium „Römerlager Wilkenburg“ 17. September 2016 11-15 Uhr''}} bei leinetal-online.news (pdf)</ref> Vor rund 90 Besuchern informierte der Bezirksarchäologe [[Friedrich-Wilhelm Wulf]] vom Landesamt für Denkmalpflege über den aktuellen Forschungsstand. Der [[Alte Geschichte|Althistoriker]] [[Horst Callies]] vom Historischen Seminar der Universität Hannover referierte zum römischen Vordringen nach Germanien im Zusammenhang mit der Politik der römischen Kaiser [[Tiberius]] und [[Augustus]].<ref name="KIES">[http://www.haz.de/Hannover/Aus-der-Region/Hemmingen/Nachrichten/Besucher-des-Symposiums-zum-Roemerlager-bei-Wilkenburg-kritisieren-Verhalten-von-Region-und-Land ''Was denn nun: Kulturgut oder Kiesabbau?''] in Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 18.&nbsp;September 2016.</ref>

Ein zweites Symposium zum Thema ''Römerlager Wilkenburg'' fand im April 2017 im Hemmingener Rathaus statt.<ref>[https://www.leineblitz.de/aktuelles/datum/2017/03/30/2-symposium-roemerlager-wilkenburg-im-hemminger-rathaus/ 2. Symposium „Römerlager Wilkenburg“ im Hemminger Rathaus] in: LeineBlitz vom 30. März 2017</ref> Veranstalter waren die [[Universität Hannover]], die ''Römer AG Leine'', das Niedersächsische Landesamt für Denkmalpflege (NLD) und die [[Numismatische Gesellschaft zu Hannover]]. Vor rund 60 Besuchern verglich die [[Provinzialrömische Archäologie|Provinzialrömische Archäologin]] [[Bettina Tremmel]] von der [[LWL-Archäologie für Westfalen]] das Wilkenburger Lager mit den in Nordrhein-Westfalen entdeckten [[Lippe (Fluss)#Römische Legionslager an der Lippe|römischen Lagern entlang der Lippe]].<ref name="Bunt"/>

<gallery widths="235" heights="120" perrow="3">
Römisches Marschlager von Wilkenburg Kolloquium Saal.jpg|Erstes Symposium ''Römerlager Wilkenburg'' im Rathaus der Stadt Hemmingen, 2016
Horst Callies Vortrag.jpg|Althistoriker [[Horst Callies]] beim ersten Symposium, 2016
Römisches Marschlager Wilkenburg Vortrag NLD Wulf.jpg|Vortrag des Bezirksarchäologen [[Friedrich-Wilhelm Wulf]] im Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege, 2017
File:Römisches Marschlager Wilkenburg 2. Symposium.jpg|Zweites Symposium ''Römerlager Wilkenburg'', 2017
File:Bettina Tremmel Archäologin.jpg|Archäologin [[Bettina Tremmel]] von der [[LWL-Archäologie für Westfalen]] beim zweiten Symposium, 2017
Peter Kracht Vortrag Hemmingen.jpg|Vortrag des Althistorikers [[Peter Kracht]] im Rathaus der Stadt Hemmingen, 2019
</gallery>

== Bedrohung durch Kiesabbau ==

Das Fundgelände ist aufgrund eines Abbauantrages des Baustoffherstellers [[LafargeHolcim|Holcim]] aus dem Jahr 2014 von einer Zerstörung durch [[Kiestagebau|Kiesabbau]] bedroht. Laut den im Sommer 2015 öffentlich ausgelegten Planunterlagen<ref>[https://web.archive.org/web/20160916104918/https://www.stadthemmingen.de/portal/meldungen/planfeststellungsverfahren-kiesabbau-mueggenwinkel-907000348-22500.html?rubrik=907000001 ''Planfeststellungsverfahren zur Neuaufnahme eines Bodenabbaus in der Stadt Hemmingen – OT Wilkenburg.''] In: ''StadtHemmingen.de'', 19.&nbsp;August 2015. [http://web.archive.org/web/20151120121350/https://www.stadthemmingen.de/portal/bekanntmachungen/planfeststellungsverfahren-zur-neuaufnahme-eines-bodenabbaus-in-der-stadt-hemmingen-ot-wilkenburg-907000349-22500.html?rubrik=907000001''Amtlicher Bekanntmachungstext''] vom 14. August 2014</ref> sind auf über 30&nbsp;[[Hektar]] im [[Landschaftsschutzgebiet Obere Leine]] in einem Zeitraum von etwa 10 Jahren an zwei Stellen (17 und 16 Hektar) Auskiesungen vorgesehen, durch die zwei [[Baggersee]]n entstehen sollen.<ref>Andreas Zimmer: [http://www.haz.de/Hannover/Aus-der-Region/Hemmingen/Nachrichten/Zehn-Jahre-wird-zwischen-Wilkenburg-Arnum-und-Harkenbleck-Kies-abgebaut ''Zehn Jahre wird Kies abgebaut''] In: ''[[Hannoversche Allgemeine Zeitung]]'' vom 21.&nbsp;August 2015.</ref> Laut dem ''Regionalen [[Raumordnung]]sprogramm Region Hannover'' (RROP) ist die Rohstoffgewinnung durch Kiesabbau grundsätzlich nicht mit den Belangen des Landschaftsschutzes vereinbar. Gleichwohl ist die geplante Abbaufläche im Landes-Raumordnungsprogramm (LROP) als „[[Vorranggebiet]] Rohstoffgewinnung“ und „Lagerstätte 1. Ordnung“ ausgewiesen, in der Belange des Landschaftsschutzes gegenüber Belangen zur Sicherung der Rohstoffversorgung zurückstehen.<ref>[http://www.hannover.de/content/download/555205/12634690/file/Anhang+zu+3.2.3.pdf ''Regionales Raumordnungsprogramm Region Hannover 2016''] mit Stand vom 30. August 2016, Anhang (Entwurf), S.&nbsp;37–40 (pdf, 5,2 MB).</ref> Die insgesamt 40 Hektar vom Kiesabbau betroffene Fläche macht rund 0,25 Prozent von etwa 16.000 Hektar aus<ref name="PET"/>, die im Landes-Raumordnungsprogramm als Sicherungsflächen dem Abbau von Kies und Sand in Niedersachsen vorbehalten sind.<ref>[http://www.lbeg.niedersachsen.de/karten_daten_publikationen/publikationen/einzelveroeffentlichungen/branchenverzeichnis_rohstoffwirtschaft/branchenverzeichnis-rohstoffwirtschaft-in-niedersachsen-634.html ''Firmenverzeichnis Steine, Erden und Industrieminerale für Niedersachsen 2016''] beim [[Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie]]</ref>

Gegen den geplanten Kiesabbau sprach sich der Hemminger [[Stadtrat]] im Herbst 2015 aus,<ref>Tobias Lehmann: [http://www.haz.de/Hannover/Aus-der-Region/Hemmingen/Nachrichten/Der-Rat-der-Stadt-Hemmingen-lehnt-den-Kiesabbau-in-Wilkenburg-ab ''Hemmingen: Einstimmiges Votum gegen Kiesabbau.''] In: ''Hannoversche Allgemeine Zeitung'' vom 16.&nbsp;Oktober 2015.</ref> ebenso die St.-Vitus-Kirchengemeinde Wilkenburg-Harkenbleck als Grundeigentümerin einer 30.000&nbsp;m² großen Fläche.<ref>Andreas Zimmer: [http://www.haz.de/Hannover/Aus-der-Region/Hemmingen/Nachrichten/Die-Kirchengemeinde-lehnt-den-Landverkauf-fuer-den-Kiesabbau-in-Wilkenburg-ab ''Wilkenburg/Arnum/Harkenbleck: Kirche sagt Nein zu Landverkauf für Kiesabbau.''] In: ''Hannoversche Allgemeine Zeitung'' vom 15.&nbsp;Oktober 2015.</ref> 2017 erklärte der [[Christlich Demokratische Union Deutschlands|CDU]]-Regionsvorsitzende Bernward Schlossarek, dass die Region Hannover durch das Römerlager kulturell aufgewertet werden könne.<ref>Tobias Lehmann: [http://www.haz.de/Hannover/Aus-der-Region/Hemmingen/Nachrichten/CDU-Regionsfraktion-besucht-Roemerlager-in-Wilkenburg ''Römerlager: Entscheidung soll bald fallen''] in: Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 28. September 2017.</ref> Ebenfalls 2017 gab die Fraktion von [[Bündnis 90/Die Grünen]] im Rat der Region Hannover bekannt, dass sie die Bestrebungen zum Erhalt des Marschlagers unterstützt.<ref>[https://regionsfraktion-gruene-hannover.de/meldungen/romerlager-statt-kies ''Römerlager statt Kies''] bei Ratsfraktion Hannover von ''Bündnis 90/Die Grünen'' vom 15. Februar 2017 </ref> Dem schloss sich 2019 die Fraktion dieser Partei im [[Niedersächsischer Landtag|Niedersächsischen Landtag]] an<ref>Simon Benne: [http://www.haz.de/Hannover/Aus-der-Stadt/Hannover-Gruene-wollen-Kiesabbau-auf-Roemerlager-bei-Wilkenburg-stoppen ''Grüne wollen Kiesabbau stoppen''] In: ''Hannoversche Allgemeine Zeitung'' vom 19.&nbsp;März 2019.</ref> und richtete eine [[Kleine Anfrage (Deutschland)|Kleine Anfrage]] mit dem Titel „Kiesabbau oder Römerlager?“ an die [[Niedersächsische Landesregierung]], ob eine Änderung des Landes-Raumordnungsprogramms beabsichtigt sei.<ref>[https://www.landtag-niedersachsen.de/Drucksachen/Drucksachen%5F18%5F05000/03001-03500/18-03416.pdf Kleine Anfrage zur kurzfristigen schriftlichen Beantwortung mit Antwort 03.04.2019 Drucksache 18/3416] (pdf)</ref> Die Landesregierung verneinte dies, da trotz einer Änderung Kiesabbau nicht ausgeschlossen werden kann.<ref>[http://www.haz.de/Umland/Hemmingen/Hemmingen-Beim-Roemerlager-in-Wilkenburg-gefundener-Wolfskopf-aus-Bleibronze-sorgt-fuer-Aufsehen-in-Finnland ''Römerlager bleibt Vorranggebiet für Kiesabbau''] in Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 9. April 2019</ref>

=== Planfeststellungsverfahren ===
Seit dem Jahr 2015 läuft bei der [[Region Hannover]] das [[Planfeststellung]]sverfahren für den Kiesabbau, das sich wegen der Entdeckung des römischen Marschlagers Ende 2015 verzögerte.<ref>[http://www.haz.de/Hannover/Aus-der-Region/Hemmingen/Nachrichten/Gruene-stellen-Anfrage-zum-Kiesabbau-in-Wilkenburg ''Grüne stellen Anfrage zum Kiesabbau ''] in ''Hannoversche Allgemeine Zeitung'' von 7. August 2016.</ref> Einbezogen in das Verfahren sind als Denkmalschutzbehörden das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur, das Niedersächsische Landesamt für Denkmalpflege und die Region Hannover als Untere Denkmalschutzbehörde.<ref>[http://gruene-hemmingen.de/meldungen/kiesabbau-und-romerlager-stand-der-dinge ''Antwort auf Anfrage der Grünen: Kiesabbau und Römerlager - Stand der Dinge''] beim Ortsverband Hemmingen von Bündnis 90/Die Grünen vom 20. September 2016</ref> Mit Stand vom September 2016 gab es in dem Verfahren 28 Stellungnahmen von Kommunen, Verbänden und [[Träger öffentlicher Belange|Trägern öffentlicher Belange]] sowie etwa 250 Einwendungen von Privatpersonen.<ref>[http://gruene-hemmingen.de/sites/gruene-hannover.de/files/antwort_region_hannover_kiesabbau_august2016.pdf Antwort der Region Hannover vom 16. August 2016] zur Anfrage der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Rat der Stadt Hemmingen zum Planfeststellungsverfahren für den geplanten Kiesabbau im Bereich Müggenwinkel/Wilkenburg (pdf)</ref> Darin geht es neben dem [[Denkmalschutz]] für das Römerlager um die Belange von [[Naturschutz|Natur-]], [[Artenschutz|Arten-]], [[Lärmschutz|Lärm-]] und [[Hochwasserschutz]] unter Berücksichtigung eines [[Jahrhunderthochwasser]]s.<ref name="LEIN"/> 2016 wurde bekannt, dass es sich ebenso um ein Genehmigungsverfahren nach dem [[Bundes-Immissionsschutzgesetz]] handelt.<ref>[https://web.archive.org/web/20170209111700/https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/hannover_weser-leinegebiet/Wilkenburger-Roemerlager-von-Kiesgrube-bedroht,wilkenburg100.html ''Wilkenburger Römerlager von Kiesgrube bedroht''] bei NDR.de vom 20.&nbsp;September 2016</ref> Im Sommer 2017 gab das Unternehmen Holcim sein weiterhin bestehendes Interesse am Kiesabbau bekannt. Eine Realisierung machte das Unternehmen von den [[Auflage (Verwaltungsrecht)|Auflagen]] der [[Denkmalschutzbehörde]] zu den archäologischen Arbeiten abhängig.<ref>[http://www.haz.de/Hannover/Aus-der-Region/Hemmingen/Nachrichten/Holcim-zeigt-sich-trotz-Roemerlager-Diskussion-weiter-am-Kiesabbau-in-Wilkenburg-interessiert ''Holcim ist weiter am Kiesabbau interessiert''] in: Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 21. August 2017.</ref>

Eine Entscheidung im Planfeststellungsverfahren nach der Durchführung eines [[Erörterungstermin]]s war durch die Region Hannover ursprünglich für das Jahr 2017 vorgesehen.<ref>''Nun mischt sich die Ministerin ein'' in: ''Hallo Wochenende'' vom 11. Februar 2017, S. 17</ref> 2018 verkündete die Region Hannover, dass sie seit 2017 auf eine Stellungnahme des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur zu den Auflagen warte<ref>Andreas Zimmer: [http://www.haz.de/Hannover/Aus-der-Region/Hemmingen/Nachrichten/Das-Regionale-Raumordnungsprogramm-ist-in-Kraft-getreten ''Schon bald neue Anträge für Windräder?''] in: Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 11. August 2017.</ref>, die den Umfang einer Rettungsgrabung vorgeben.<ref>Tobias Lehmann, Daniel Junker: [http://www.sn-online.de/Aus-der-Region/Region-Hannover/Hemmingen/Roemerlager-Wilkenburg-Bisher-aeltestes-Artefakt-entdeckt ''Römerlager: Bisher ältestes Artefakt entdeckt ''] in [[Schaumburger Nachrichten]] vom 11. Mai 2018</ref> Ebenso wartete die Region Hannover 2018 auf eine Initiative des Niedersächsischen Landesamtes für Denkmalschutz, das fast 40 Hektar umfassende Areal unter besonderen Schutz zu stellen.<ref>Marius Klingemann: [http://www.haz.de/Umland/Hemmingen/Kiesabbau-im-Roemerlager-Wilkenburg-weiter-unklar-Roemer-AG-Leine-laedt-zu-Veranstaltung-zum-Thema-Priester-und-Goetter-ein ''Erhalt des Römerlagers weiter unklar''] in: Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 8. November 2018.</ref>

Trotz Ankündigung der Region Hannover erfolgte 2019 keine Entscheidung im Planfeststellungsverfahren.<ref>Andreas Zimmer: [http://www.haz.de/Umland/Hemmingen/Hemmingen-Region-will-im-Sommer-ueber-Auskiesung-oder-Roemerlager-in-Wilkenburg-entscheiden-Buergermeister-Schacht-aeussert-Kritik ''Römerlager: Region will im Sommer entscheiden''] in: Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 18. April 2019.</ref> 2020 ließ das Unternehmen Holcim geomagnetische Vermessungen in dem geplante Abbaugebiet vornehmen, um die Wirtschaftlichkeit des Kiesabbaus zu kalkulieren.<ref>Andreas Zimmer: [https://www.haz.de/Umland/Hemmingen/Hemmingen-Kiesabbau-auf-Roemerlager-in-Wilkenburg-Holcim-kuendigt-Untersuchungen-an-Entscheidung-fuer-Sommer-geplant ''Kiesabbau in Wilkenburg: Spezialfirma untersucht Römerlager-Gelände''] in: Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 7. Februar 2020.</ref>

=== Denkmalrechtliche Stellungnahme ===
Im Dezember 2016 gab die Untere Denkmalschutzbehörde der Region Hannover im Planfeststellungsverfahren ihre fachliche Stellungnahme zum Fundort bekannt.<ref>[https://web.archive.org/web/20161213220939/http://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/hannover_weser-leinegebiet/Region-findet-Kiesabbau-wichtiger-als-Roemerlager,wilkenburg102.html ''Region findet Kiesabbau wichtiger als Römerlager''] bei NDR.de vom 13.&nbsp;Dezember 2016.</ref> Darin stimmt die Denkmalpflege des Kommunalverbandes dem Kiesabbau auf dem Gelände des römischen Marschlagers unter Auflagen zu.<ref name="HUN">Mathias Klein: [http://www.haz.de/Hannover/Aus-der-Stadt/Uebersicht/Region-Hannover-erlaubt-den-Kiesabbau-im-Roemerlager-in-Hemmingen-Wilkenburg ''Region erlaubt den Kiesabbau im Römerlager''] In: ''Hannoversche Allgemeine Zeitung'' vom 13.&nbsp;Dezember 2016.</ref> Laut dem zuständigen Umweltdezernenten der Region Hannover [[Axel Priebs]] habe das Unternehmen grundsätzlich ein Abbaurecht, wenn dem keine höher zu bewertenden öffentlichen Interessen entgegenstehen. Bei einer Entscheidung für den Kiesabbau wäre dieser unter der Auflage der Region Hannover möglich, die Fundstelle zuvor fachgerecht archäologisch untersuchen zu lassen.<ref name="HUN"/> Die Kosten dafür, deren Summe sich auf mehrere Millionen Euro belaufen könnte<ref>Reimar Paul: [https://www.taz.de/Streit-um-Ausgrabungsstelle/!5374521/ ''Kiesabbau im Römerlager''] in: [[Die Tageszeitung]] vom 17. Januar 2017</ref>, obliegen nach dem im [[Niedersächsisches Denkmalschutzgesetz|niedersächsischen Denkmalschutzgesetz]] verankerten [[Verursacherprinzip]] dem abbauenden Unternehmen.<ref name="NDR" /> Sollte wegen zu hoher Kosten kein Kiesabbau stattfinden, kündigte die Region Hannover an, keine weiteren archäologischen Erkundungen zu unternehmen.<ref name="HUN"/>

Zur fachlichen Stellungnahme der Unteren Denkmalschutzbehörde gab die Stadt Hemmingen im Dezember 2016 bekannt, dass es sich bei den Belangen des Denkmalschutzes nur um einen Teilaspekt des noch nicht entschiedenen Planfeststellungsverfahrens handelt.<ref name="LEIN"> [https://www.leineblitz.de/aktuelles/datum/2016/12/14/stadt-hemmingen-bezieht-stellung-zum-kiesabbau-im-roemerlager/ ''Stadt Hemmingen bezieht Stellung zum Kiesabbau im Römerlager''] in LeineBlitz vom 14. Dezember 2016 </ref>

=== Kritik an der denkmalrechtlichen Stellungnahme ===
[[Datei:Römerlager Wilkenburg Presse Infotafel Hassmann Schacht Gaida.jpg|mini|Information der Öffentlichkeit durch einen Pressetermin an der Fundstelle durch die Archäologen [[Friedrich-Wilhelm Wulf]] und [[Henning Haßmann]] (Mitte) sowie den Hemminger Bürgermeister [[Claus-Dieter Schacht-Gaida]], 2017]]

Anfang 2017 kam zu der denkmalrechtlichen Stellungnahme der Region Hannover Kritik auf. Die ''Römer AG Leine'' (RAGL) forderte in einem „[[Offener Brief|Offenen Brief]]“ von dem zuständigen Umweltdezernenten der Region Hannover [[Axel Priebs]] eine Neubewertung der Fakten zu dem Bodendenkmal.<ref name="LAG"/> Das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur sah zunächst keinen Anlass, in den Expertenstreit einzugreifen<ref>[http://www.neuepresse.de/Nachrichten/Niedersachsen/Uebersicht/Info-Tafel-soll-auf-Bedeutung-von-Roemerlager-hinweisen ''Info-Tafel soll auf Bedeutung von Römerlager hinweisen''] in: Neue Presse vom 7. Januar 2017</ref>, da die Region Hannover für den [[Exekutive|Gesetzesvollzug]] zuständig sei. Daraufhin forderte die RAGL in einem „Offenen Brief“ die Niedersächsische Ministerin für Wissenschaft und Kultur [[Gabriele Heinen-Kljajić]] auf, zu intervenieren. In dem Brief kritisiert die Vereinigung das denkmalfachliche Gutachten der Region Hannover und sieht darin wissenschaftliches Fehlverhalten.<ref name="TUM">[https://web.archive.org/web/20170203001541/http://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/hannover_weser-leinegebiet/Roemerlager-Region-will-Kiesabbau-genehmigen,wilkenburg118.html ''Römerlager: Region will Kiesabbau genehmigen''] bei ndr.de vom 2. Februar 2017</ref> Kritik übte auch das Niedersächsische Landesamt für Denkmalpflege. In einem Schreiben an die Region Hannover habe das Landesamt das Gutachten der Region „Punkt für Punkt“ widerlegt und wirft der Region vor, im Fall einer Rettungsgrabung für das Kiesabbauunternehmen zu lasche Auflagen vorgesehen zu haben.<ref>''Scharfe Töne im Streit um das Römerlager'' in: Neue Presse vom 1. Februar 2017</ref>

Anfang 2017 informierten der Hemminger Bürgermeister [[Claus-Dieter Schacht-Gaida]] ([[Sozialdemokratische Partei Deutschlands|SPD]]) und der [[Landesarchäologe (Niedersachsen)|niedersächsische Landesarchäologe]] [[Henning Haßmann]] bei einem Ortstermin an der Fundstelle die Öffentlichkeit über das Römerlager und den drohenden Kiesabbau.<ref>[https://www.leineblitz.de/aktuelles/datum/2017/02/02/marschlager/ ''Diskussionen um den Erhalt des Römerlagers dauern an''] bei leineblitz vom 2. Februar 2017.</ref> 2017 verabschiedete der Stadtrat Hemmingen eine von allen vier Ratsfraktionen getragene [[Erklärung|Resolution]]<ref>Andreas Zimmer: [http://www.haz.de/Hannover/Aus-der-Region/Hemmingen/Nachrichten/Rat-verabschiedet-Resolution-zum-Roemerlager ''Rat verabschiedet Resolution zum Römerlager''] in: Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 10. März 2017.</ref>, die sich an die Verantwortlichen der Region Hannover und des Landes Niedersachsen richtet. Darin werden sie aufgefordert, die Planungen für den Kiesabbau zu beenden und das Römerlager zu erhalten.<ref>Andreas Zimmer: [http://www.haz.de/Hannover/Aus-der-Region/Hemmingen/Nachrichten/Rat-in-Hemingen-soll-Resolution-zu-Roemerlager-und-gegen-Kiesabbau-beschliessen ''Rat soll Resolution zu Römerlager beschließen''] in: Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 8. Februar 2017.</ref> Im Falle einer Genehmigung des Kiesabbaus kündigte die Stadt Hemmingen die Prüfung rechtlicher Schritte gegen eine solche Entscheidung an.<ref>Tobias Lehmann: [http://www.haz.de/Hannover/Aus-der-Region/Hemmingen/Nachrichten/Emotionale-Diskussion-um-das-Roemerlager-in-Wilkenburg ''Weiter Kontroverse um Römerlager''] in: Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 2. Februar 2017.</ref>

=== Runder Tisch ===

2017 schaltete sich das [[Niedersächsisches Ministerium für Wissenschaft und Kultur|Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur]] in den Streit um den Erhalt des Römerlagers ein.<ref>Simon Benne, Andreas Zimmer:[http://www.haz.de/Hannover/Aus-der-Region/Hemmingen/Nachrichten/Ministerin-will-Dialog-ueber-Roemerlager-in-Wilkenburg ''Ministerin will Dialog über Römerlager''] in: Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 7. Februar 2017.</ref> Es formulierte [[Auflage (Verwaltungsrecht)|Auflagen]], die wissenschaftliche Untersuchungen und Ausgrabungen betreffen und die das Abbauunternehmen im Falle einer Auskiesung zu erfüllen hätte.<ref>[http://www.mwk.niedersachsen.de/startsteite/service/presseinformationen/dialog-zu-roemischen-marschlager-hemmingen-wilkenburg-150888.html ''Dialog zu römischen Marschlager Hemmingen-Wilkenburg''] Presseinformation des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur vom 7. Februar 2017.</ref>
Auch holte das Ministerium die beteiligten Denkmalbehörden, wie das Niedersächsische Landesamt für Denkmalpflege, die Untere Denkmalschutzbehörde der Region Hannover und weitere Experten im Februar 2017 zu einem Fachgespräch an einen Tisch, um im Dialog über das weitere Vorgehen zu beraten.<ref>[http://www.neuepresse.de/Hannover/Meine-Stadt/Kulturministerin-will-Roemerlager-in-Hemmingen-sichern ''Kulturministerin will Römerlager in Hemmingen sichern''] in: Neue Presse vom 7. Februar 2017.</ref> Unter anderem nahm der [[Provinzialrömische Archäologie|provinzialrömische Archäologe]] [[Salvatore Ortisi]] teil, der die Ausgrabungen im Jahr 2015 in Wilkenburg leitete. Im Ergebnis sagte die Region Hannover zu, ihre denkmalrechtliche Stellungnahme zu aktualisieren. Dies erfolgt auf Grundlage umfangreicher neuer Unterlagen, die der Archäologe Ortisi zur Verfügung gestellt hatte.<ref>Andreas Zimmer: [http://www.haz.de/Hannover/Aus-der-Region/Hemmingen/Nachrichten/Die-Region-wird-zum-Roemerlager-in-Wilkenburg-eine-neue-Stellungnahme-erstellen ''Römerlager: Neue Stellungnahme kommt''] in: Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 2. März 2017.</ref>

=== Petition ===
[[Datei:Römische Marschlager Wilkenburg Gelände Petition Initiatoren.jpg|mini|Die Initiatoren der Petition am Gelände des Römischen Marschlagers Wilkenburg]]
[[Datei:Römisches Marschlager Wilkenburg Infocenter Petitionsvorstellung.jpg|mini|Präsentation der Petition durch die ''Initiative Kultur bergen, statt Kies schürfen'' vor der Infohütte am Römerlager, 2019]]

Anfang 2019 reichte die ''Initiative Kultur bergen, statt Kies schürfen'' eine [[Online-Petition]] beim [[Niedersächsischer Landtag|Niedersächsischen Landtag]] ein. In der Eingabe wurde die [[Niedersächsische Landesregierung]] um Erhaltung und Erforschung des römischen Marschlagers gebeten.<ref>[https://www.navo.niedersachsen.de/navo2/portal/nipetition/0/publicviewpetition?id=13# Öffentliche Petition zur Mitzeichnung - ''Erhalt des Römerlagers Wilkenburg''] vom 1. Februar 2019 beim Niedersächsischen Landtag.</ref><ref>Tobias Lehmann: [http://www.haz.de/Umland/Hemmingen/Roemerlager-in-Wilkenburg-Buerger-reichen-Petition-zum-dauerhaften-Erhalt-beim-niedersaechsischen-Landtag-ein ''Petition: Römerlager soll erhalten bleiben''] in: Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 2. Februar 2019.</ref> Laut der Petition sollte das Wissenschaftsministerium das Areal als schützenswertes Kulturerbe erhalten und das Landwirtschaftsministerium das Gelände im Raumordnungsprogramm von der Rohstoffförderung ausklammern.<ref>[[Simon Benne]]: [http://www.haz.de/Hannover/Aus-der-Stadt/Hannover-Petition-will-Roemerlager-bei-Wilkenburg-erhalten ''Petition soll Kiesabbau am Römerlager in Wilkenburg stoppen ''] in: Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 28. Februar 2019.</ref> Die Initiatoren der Petition sahen unter anderem Landwirtschaftsministerin [[Barbara Otte-Kinast]] (CDU), Wissenschaftsminister [[Björn Thümler]] (CDU) und Ministerpräsident [[Stephan Weil]] (SPD) in der Pflicht, sich „für den Erhalt von Kulturgütern“ einzusetzen und den Kiesabbau zu verhindern.<ref>Christian Bohnenkamp: [http://www.neuepresse.de/Hannover/Meine-Stadt/Hemmingen-Petition-soll-Roemerlager-retten ''Hemmingen: Petition soll Römerlager retten''] in: Neue Presse vom 31. Januar 2019.</ref> Die Petition wurde von etwa 6000 Bürgern unterzeichnet<ref>Klaus Wieschemeyer: [https://www.noz.de/deutschland-welt/niedersachsen/artikel/1747657/roemerlager-freunde-werben-im-landtag-fuer-erhalt ''Römerlager-Freunde werben im Landtag für Erhalt''] in Neue Osnabrücker Zeitung vom 21. Mai 2019</ref>, worauf eine Anhörung vor dem [[Petitionsausschuss]] des Landtages in öffentlicher Sitzung folgte.<ref>Simon Benne: [https://www.haz.de/Hannover/Aus-der-Stadt/Hannover-Landtag-befasst-sich-mit-Wilkenburger-Roemerlager ''Feldzug gegen den Kiesabbau: Bürger kämpfen für Römerlager''] in: Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 24. Mai 2019. </ref> Die Petenten hatten als Sachverständige den [[Provinzialrömische Archäologie|provinzialrömischen Archäologen]] Michael Erdrich und den Chemiker [[Franz Renz (Chemiker)|Franz Renz]] vom ''Institut für Anorganische Chemie'' der [[Leibniz-Universität Hannover]] beigezogen.<ref name="PET">Christian Bohnenkamp: [https://www.neuepresse.de/Hannover/Meine-Stadt/Roemerlager-Hemmingen-Es-geht-um-Erhalt-oder-Vernichtung ''Römerlager: „Es geht um Erhalt oder Vernichtung“''] in Neue Presse vom 21. Mai 2019</ref> Unterstützt wurde die Petition von der Landtagsfraktion der Partei Bündnis 90/Die Grünen namens ihres Sprechers [[Christian Meyer (Politiker)|Christian Meyer]].<ref>[https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/hannover_weser-leinegebiet/Roemerlager-Wilkenburg-Loesung-in-Sicht,roemerlager228.html ''Römerlager Wilkenburg: Lösung in Sicht?''] bei ndr.de vom 21. Mai 2019</ref> Ende 2019 entschied der Niedersächsische Landtag nach einer [[Debatte#Parlamentsdebatte|Parlamentsdebatte]], die Petition nicht an die Niedersächsische Landesregierung zur Berücksichtigung zu überweisen, sondern sie an die Region Hannover zu verweisen. Begründet wurde die Entscheidung damit, dass die Region Hannover für die Genehmigung des Kiesabbaus und gegebenenfalls eine Ausgrabung des Marschlagers zuständig sei.<ref>[https://www.haz.de/Hannover/Aus-der-Stadt/Archaeologie-Landtag-streitet-ueber-Rettung-des-Roemerlagers ''Landtag streitet über Rettung des Römerlagers''] in: Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 18. Dezember 2019.</ref> Gleichwohl würdigten die Landtagsabgeordneten fraktionsübergreifend die herausragende Bedeutung des römischen Marschlagers von Wilkenburg. Es sei ein schützenswertes Kulturdenkmal und eine forschungsgeschichtliche Neuheit, weil es sich um das erste in Niedersachsen nachgewiesene Marschlager aus augusteischer Zeit handele.<ref>[https://www.con-nect.de/nachricht/28756-roemerlager-wilkenburg-jetzt-ist-die-region-hannover-am-zug.html ''Römerlager Wilkenburg - jetzt ist die Region Hannover am Zug''] bei Calenberger Online News vom 20. Dezember 2019</ref>

== Literatur ==
* [[Henning Haßmann]], [[Friedrich-Wilhelm Wulf]]: ''Großes römisches Heerlager in der Region Hannover entdeckt'' In: ''Heimatland'' des [[Heimatbund Niedersachsen]], Heft 4/Dezember 2015, S. 140–143 ([http://heimatbund-niedersachsen.de/wp-content/uploads/2016/08/HL4_2015_internet.pdf Online])
* Henning Haßmann, [[Salvatore Ortisi]], Friedrich-Wilhelm Wulf: ''Römisches Marschlager bei Hannover entdeckt.'' In: ''[[Archäologie in Deutschland]]'', Nr.&nbsp;6/2015&nbsp;({{Webarchiv | url=http://www.aid-magazin.de/Roemisches-Marschlager-bei-Hannover-entd.5785.0.html | wayback=20160304114511 | text=Anfang online frei zugänglich)}}
* ''Rom an der Leine. Das römische Truppenlager bei Wilkenburg.'', Flyer, 2016, Hrsg.: Römer AG Leine (RAGL), Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege, Stadt Hemmingen ([https://www.roemerlager-wilkenburg.org/hauptseite/flyer/ Online])
* Henning Haßmann, Salvatore Ortisi, Friedrich-Wilhelm Wulf: ''Römer vor Hannover. Das augusteische Marschlager von Wilkenburg.'' in: [[Berichte zur Denkmalpflege in Niedersachsen]], 4/2016, S. 190–193 ([https://www.roemerlager-wilkenburg.org/hauptseite/links-zu-weiteren-infos/ Online])
* Henning Haßmann, Salvatore Ortisi, Friedrich-Wilhelm Wulf: ''Luftbild mit Überraschung. Ein römisches Marschlager bei Hannover-Wilkenburg'' in: [[Varus-Kurier]] 18, Dezember 2016, S. 21–23 ([https://www.roemerlager-wilkenburg.org/hauptseite/links-zu-weiteren-infos/ Online])
* Friedrich-Wilhelm Wulf: ''Im Luftbild erkannt. Das Römische Marschlager von Wilkenburg'' in: [[Archäologie in Niedersachsen]], 2018, S. 102–105
* [[Robert Lehmann (Chemiker)|Robert Lehmann]], [[Karola Hagemann]], Henning Haßmann (Hrsg.): ''Von Drusus bis Maximinus Thrax – Römer in Norddeutschland'', Hannover, 2018 ([https://www.leine-on.de/fileadmin/Redaktion/__Hemmingen/ARCHIV/2018/01/Inhalt_Buch_Roemer_in_Norddeutschland_2018.pdf Inhaltsverzeichnis], pdf) mit Beiträgen:
** Friedrich-Wilhelm Wulf: ''Zu den Münzfunden aus dem augusteischen römischen Marschlager von Wilkenburg, Stadt Hemmingen, Region Hannover'', S.&nbsp;126–129
** Robert Lehmann, Richard Barz: ''Erste archäometallurgische Analysen im Römerlager Wilkenburg – eine erste vollständige Materialvorlage der römischen Buntmetallfunde'', S.&nbsp;130–169 ([https://www.academia.edu/35976740/R%C3%B6merlager_Wilkenburg_Metallanalysen_und_metallurgische_Vergleiche_zu_Haltern_und_Kalkriese?email_work_card=title Online])
** Thilo Kuhfuß: ''Die Standorteigenschaften des Römerlagers bei Wilkenburg aus bodenkundlicher und hydrogeologischer Sicht'', S.&nbsp;170–173
** Robert Lehmann, Karola Hagemann, Benedikt Knoche, Werner Pollak: ''Interdisziplinäre Öffentlichkeitsarbeit am Beispiel des Römerlagers Wilkenburg – Die Römer AG Leine (RAGL)'', S.&nbsp;320–337
* Friedrich-Wilhelm Wulf: ''17 Kilometer nordöstlich von Springe – Das römische Marschlager von Wilkenburg'' in: ''Springer Jahrbuch für die Stadt und den Altkreis Springe'', Springe, 2018, S. 11–20
* [[Ulrich Werz]]: ''Die Kleingeldversorgung augusteischer Zeit in Gallien und Germanien – Überlegungen zu den Kleinerzen aus dem römischen Marschlager von Wilkenburg'' in: [[Nachrichten aus Niedersachsens Urgeschichte]] 87, 2018, S. 167–182.([https://www.academia.edu/38269821/Die_Kleingeldversorgung_augusteischer_Zeit_in_Gallien_und_Germanien_-_%C3%9Cberlegungen_zu_den_Kleinerzen_aus_dem_r%C3%B6mischen_Marschlager_von_Wilkenburg Online], pdf)
* Robert Lehmann, Karola Hagemann (Hrsg.): ''Schatzfunde – Fundmünzen'', Hannover, 2019 ([https://www.roemerlager-wilkenburg.org/hauptseite/links-zu-weiteren-infos/ Inhaltsverzeichnis]) mit Beiträgen:
** Friedrich-Wilhelm Wulf: ''Zu den Münzfunden aus dem augusteischen römischen Marschlager von Wilkenburg, Stadt Hemmingen, Region Hannover'', S.&nbsp;177–181
** Robert Lehmann, Harald Nagel, Elvira Nagel: ''Einige Highlights aus dem Römerlager Wilkenburg im Blick archäometrischer Analysen 2015-2016'', S.&nbsp;183–195
** Jouni Jäppingen: ''The Animal Heas of Huruksela (Finland) an Wilkenburg (Germany)'', S.&nbsp;197–201
** Robert Lehmann, Jens Kummerfeld: ''100 römische Funde aus der Römerlager Wilkenburg – eine naturwissenschaftliche Einordnung'', S.&nbsp;203–225
** Robert Lehmann: ''Kritische Relexion der bisherigen Einschätzung von Wilkenburg'', S.&nbsp;226–227
** Robert Lehmann: ''Ein römerzeitlicher Denar aus Laatzen als Hinweis auf ein Römerlager'', S.&nbsp;371–373
** Robert Lehmann, Karola Hagemann, Benedikt Knoche: ''Citizen Science am Beispiel des Römerlagers Wilkenburg – Die Römer AG Leine (RAGL)'', S.&nbsp;447–461
** Robert Lehmann, Karola Hagemann, Benedikt Knoche: ''Citizen Science am Beispiel des Römerlagers Wilkenburg – Die Augustus Gesellschaft (AVG)'', S.&nbsp;463–465
** Bettina Georg: ''Spurensuche – Entwurf eines archäologischen Ausstellungsraums und Besucherzentrums für das Römerlager Wilkenburg'', S.&nbsp;467–469

== Weblinks ==
{{Commonscat|Römisches Marschlager Wilkenburg}}
* Friedrich-Wilhelm Wulf: [https://denkmalatlas.niedersachsen.de/viewer/themen/Wilkenburg/ ''Das römisch-augusteische Marschlager von Wilkenburg''] im [[Denkmalatlas Niedersachsen]]
* [https://www.roemerlager-wilkenburg.org/ Website der ''Römer AG Leine''] zum „Römerlager Wilkenburg“
* [http://www.landesarchaeologen.de/fileadmin/Dokumente/News/NI_Roemerlager_Wilkenburg_Presseinfo_15102015.pdf ''Das neu entdeckte römische Marschlager von Wilkenburg, Stadt Hemmingen, Region Hannover.''] Pressemitteilung des Niedersächsischen Landesamtes für Denkmalpflege und der Universität Osnabrück vom 15.&nbsp;Oktober 2015 (PDF)
* Berthold Seewald: [https://www.welt.de/geschichte/article147656438/Riesiges-Legionslager-bei-Hannover-weist-auf-Varus.html ''Riesiges Legionslager bei Hannover weist auf Varus.''] In: [[Die Welt]] vom 15.&nbsp;Oktober 2015
* Andreas Zimmer: [http://www.haz.de/Hannover/Aus-der-Region/Hemmingen/Nachrichten/Das-sind-die-unterschiedlichen-Meinungen-zum-Roemerlager-in-Wilkenburg ''Streit ums Römerlager: Wer meint was?''] In: [[Hannoversche Allgemeine Zeitung]] vom 9.&nbsp;September 2017
* Sabine Guckel-Seitz: [https://www.ardaudiothek.de/unser-thema/kies-oder-roemer/45431484 ''Kies oder Römer?''] als Audiobeitrag (45:31 Minuten) bei [[NDR 1 Niedersachsen]] vom 24. August 2017 ([https://www.roemerlager-wilkenburg.org/pressemeldungen/radioberichte/ Textniederschrift])
* [https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/hallo_niedersachsen/Hemmingen-Buerger-wollen-Roemerlager-retten,hallonds49574.html ''Hemmingen: Bürger wollen Römerlager retten''] bei ndr.de vom 2. Februar 2019 (Video, 03:32 Minuten)
* Matthias Hennies: [https://www.ndr.de/info/Neue-Erkenntnisse-ueber-Roemer-Lager-in-Norddeutschland,audio478876.html ''Neue Erkenntnisse über Römerlager in Norddeutschland''] in: ''Logo – Das Wissenschaftsmagazin'' bei [[NDR Info]] vom 25. Januar 2019, Audio (05.44 Minuten)
* Klaus Wieschemeyer: [https://www.noz.de/deutschland-welt/niedersachsen/artikel/1717407/buerger-kaempfen-fuer-erhalt-von-roemerlager-bei-hannover ''Bagger bedrohen bedeutendes Römerlager bei Hannover''] in [[Neue Osnabrücker Zeitung]] vom 25. April 2019
* [https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/niedersachsen_1800/Schlechte-Aussichten-fuer-Roemerlager-Wilkenburg,ndsmag34530.html ''Schlechte Aussichten für Römerlager Wilkenburg''] bei ndr.de vom 18. Dezember 2019 (Video, 01:00 Minute)
* Friedrich-Wilhelm Wulf: [https://denkmalatlas.niedersachsen.de/viewer/objekte/silberdenar_aus_dem_marschlager/ ''Ein Silberdenar aus dem Marschlager von Wilkenburg''] im Denkmalatlas Niedersachsen

== Einzelnachweise ==
<references responsive />

{{Navigationsleiste Römische Kastelle in der Germania Magna}}

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[[Kategorie:Archäologischer Fundplatz in Niedersachsen|Wilkenburg, Romerlager]]
[[Kategorie:Römische Befestigungsanlage (Germania magna)|Wilkenburg, Romerlager]]
[[Kategorie:Geographie (Hemmingen, Niedersachsen)|Romerlager]]
[[Kategorie:Geschichte (Region Hannover)|Romerlager]]
[[Kategorie:Niedersächsische Militärgeschichte]]

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