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=== Massenmorde im deutschen Machtbereich ===
 
=== Massenmorde im deutschen Machtbereich ===
{{Siehe auch|Holocaust|Konzentrationslager}}
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[[Datei:Bundesarchiv Bild 101I-380-0069-33, Polen, Verhaftung von Juden, Transport.jpg|mini|Verhaftung von Juden in Polen, September 1939]]
      
Die Entrechtung und Verfolgung der jüdischen Minderheit war ein immanenter Bestandteil der nationalsozialistischen Politik. In zeitlicher Übereinstimmung mit der Ausweitung des Krieges durch den Überfall auf die Sowjetunion radikalisierte sich die Haltung gegenüber der Minderheit zur Vernichtungspolitik. In von der [[Wehrmacht]] besetzten Gebieten in Osteuropa ermordeten [[Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei und des SD]], [[Ordnungspolizei#Beteiligung an Kriegsverbrechen|Polizeireserveeinheiten]] und [[Verbrechen der Wehrmacht|Wehrmachteinheiten]] unter dem Vorwand der [[Partisanenbekämpfung]] Tausende von Juden. Am 18.&nbsp;Dezember 1941 notierte Himmler in seinem Dienstkalender, Hitler habe auf sein Nachfragen das bisherige Vorgehen der Einsatzgruppen bestätigt und befohlen: „Judenfrage / als Partisanen auszurotten“.<ref>Peter Witte und andere (Hrsg.): ''Der Dienstkalender Heinrich Himmlers 1941/42.'' Hans Christians Verlag, Hamburg 1999, S. 3. Zum Folgenden siehe z.&nbsp;B. Hannes Heer/Klaus Naumann (Hrsg.): ''Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944.'' Frankfurt am Main 1997; [[Walter Manoschek]] (Hrsg.): ''Die Wehrmacht im Rassenkrieg. Der Vernichtungskrieg hinter der Front.'' Wien 1996.</ref>
 
Die Entrechtung und Verfolgung der jüdischen Minderheit war ein immanenter Bestandteil der nationalsozialistischen Politik. In zeitlicher Übereinstimmung mit der Ausweitung des Krieges durch den Überfall auf die Sowjetunion radikalisierte sich die Haltung gegenüber der Minderheit zur Vernichtungspolitik. In von der [[Wehrmacht]] besetzten Gebieten in Osteuropa ermordeten [[Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei und des SD]], [[Ordnungspolizei#Beteiligung an Kriegsverbrechen|Polizeireserveeinheiten]] und [[Verbrechen der Wehrmacht|Wehrmachteinheiten]] unter dem Vorwand der [[Partisanenbekämpfung]] Tausende von Juden. Am 18.&nbsp;Dezember 1941 notierte Himmler in seinem Dienstkalender, Hitler habe auf sein Nachfragen das bisherige Vorgehen der Einsatzgruppen bestätigt und befohlen: „Judenfrage / als Partisanen auszurotten“.<ref>Peter Witte und andere (Hrsg.): ''Der Dienstkalender Heinrich Himmlers 1941/42.'' Hans Christians Verlag, Hamburg 1999, S. 3. Zum Folgenden siehe z.&nbsp;B. Hannes Heer/Klaus Naumann (Hrsg.): ''Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944.'' Frankfurt am Main 1997; [[Walter Manoschek]] (Hrsg.): ''Die Wehrmacht im Rassenkrieg. Der Vernichtungskrieg hinter der Front.'' Wien 1996.</ref>
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Der „[[Kommissarbefehl]]“ vom 6.&nbsp;Juni 1941 veranlasste Wehrmachteinheiten und Einsatzgruppen zur Tötung von etwa 5000 kriegsgefangenen Rotarmisten mit tatsächlicher oder angenommener politischer Funktion. In einem Befehl [[Reinhard Heydrich|Heydrichs]] an die Einsatzgruppen (17.&nbsp;Juli 1941) wurden Juden automatisch mit Politkommissaren gleichgesetzt. Bis Dezember 1941 wurden von Einsatzgruppen und Soldaten der Wehrmacht gemäß Partisanen- und Kommissarbefehl ungefähr eine halbe Million Menschen ermordet,<ref>H. A. Winkler: ''Geschichte des Westens.'' München 2011, S. 960.</ref> fast 99&nbsp;Prozent davon waren Juden. An vielen Orten unterstützten Wehrmachteinheiten logistisch die Einsatzgruppen. Schon vor Beginn des Feldzuges im Osten gab es Anweisungen, in denen „rücksichtsloses und energisches Durchgreifen besonders gegen bolschewistische Hetzer, Freischärler, Saboteure und Juden“ gefordert wurde.<ref>Alexander Ý: ''Der Zweite Weltkrieg.'' Bath (UK) 2007, S. 117.</ref> Die Wirklichkeit des Krieges ging noch darüber hinaus, als in den [[Befehlshaber des Rückwärtigen Heeresgebietes|rückwärtigen Heeresgebieten]] oft ganze Dörfer niedergebrannt und alle Einwohner rücksichtslos erschossen wurden, wenn sie bloß im Verdacht standen, Partisanen Unterschlupf und Essen gewährt zu haben, während die Partisanen selbst rechtzeitig wieder in Wäldern verschwunden waren.<ref>Jörn Hasenclever: ''Wehrmacht und Besatzungspolitik in der Sowjetunion. Die Befehlshaber der rückwärtigen Heeresgebiete 1941–1943.'' Schöningh, Paderborn 2010, S. 364, 384.</ref>
 
Der „[[Kommissarbefehl]]“ vom 6.&nbsp;Juni 1941 veranlasste Wehrmachteinheiten und Einsatzgruppen zur Tötung von etwa 5000 kriegsgefangenen Rotarmisten mit tatsächlicher oder angenommener politischer Funktion. In einem Befehl [[Reinhard Heydrich|Heydrichs]] an die Einsatzgruppen (17.&nbsp;Juli 1941) wurden Juden automatisch mit Politkommissaren gleichgesetzt. Bis Dezember 1941 wurden von Einsatzgruppen und Soldaten der Wehrmacht gemäß Partisanen- und Kommissarbefehl ungefähr eine halbe Million Menschen ermordet,<ref>H. A. Winkler: ''Geschichte des Westens.'' München 2011, S. 960.</ref> fast 99&nbsp;Prozent davon waren Juden. An vielen Orten unterstützten Wehrmachteinheiten logistisch die Einsatzgruppen. Schon vor Beginn des Feldzuges im Osten gab es Anweisungen, in denen „rücksichtsloses und energisches Durchgreifen besonders gegen bolschewistische Hetzer, Freischärler, Saboteure und Juden“ gefordert wurde.<ref>Alexander Ý: ''Der Zweite Weltkrieg.'' Bath (UK) 2007, S. 117.</ref> Die Wirklichkeit des Krieges ging noch darüber hinaus, als in den [[Befehlshaber des Rückwärtigen Heeresgebietes|rückwärtigen Heeresgebieten]] oft ganze Dörfer niedergebrannt und alle Einwohner rücksichtslos erschossen wurden, wenn sie bloß im Verdacht standen, Partisanen Unterschlupf und Essen gewährt zu haben, während die Partisanen selbst rechtzeitig wieder in Wäldern verschwunden waren.<ref>Jörn Hasenclever: ''Wehrmacht und Besatzungspolitik in der Sowjetunion. Die Befehlshaber der rückwärtigen Heeresgebiete 1941–1943.'' Schöningh, Paderborn 2010, S. 364, 384.</ref>
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[[Datei:Brillen.JPG|mini|Brillen von ermordeten Juden in Auschwitz ([[Staatliches Museum Auschwitz-Birkenau]]).&nbsp;Foto aus dem Jahr&nbsp;2012]][[Datei:Bundesarchiv Bild 183-35011-0004, KZ Buchenwald, Leichen von Häftlingen.jpg|mini|Ermordete Häftlinge im [[Konzentrationslager Buchenwald|KZ Buchenwald]], aufgenommen nach dessen Befreiung, April 1945]]
   
Ende 1941/Anfang 1942 entstanden sechs [[Vernichtungslager]] im besetzten Polen ([[KZ Auschwitz-Birkenau|Auschwitz-Birkenau]], [[Konzentrations- und Vernichtungslager Lublin-Majdanek|Majdanek]], [[Vernichtungslager Kulmhof|Kulmhof]] und für die „[[Aktion Reinhardt]]“ [[Vernichtungslager Belzec|Belzec]], [[Vernichtungslager Sobibor|Sobibor]] und [[Vernichtungslager Treblinka|Treblinka]]).<ref>Friedrich Battenberg: ''Das Europäische Zeitalter der Juden.'' WBG, Darmstadt 1990, S. 299.</ref> In Birkenau (Auschwitz II) wurde ein neues Tötungsmittel verwendet, das von den Ärzten im Euthanasieprogramm bereits im kleineren Umfang erprobt worden war: kristallisierte [[Blausäure]] ([[Zyklon B]]).<ref>Battenberg: ''Zeitalter.'' 1990, S. 300.</ref> Ende 1942 lebten von 2,3 Millionen Juden im [[Generalgouvernement]] keine 300.000 mehr.<ref>Alexander Brakel: ''Der Holocaust.'' S. 108.</ref> In einigen Ländern (beispielsweise in Dänemark, wo es zur [[Rettung der dänischen Juden]] kam), widersetzten sich die Regierung und/oder die Bevölkerung der Deportation und Ermordung ihrer jüdischen Mitbürger.
 
Ende 1941/Anfang 1942 entstanden sechs [[Vernichtungslager]] im besetzten Polen ([[KZ Auschwitz-Birkenau|Auschwitz-Birkenau]], [[Konzentrations- und Vernichtungslager Lublin-Majdanek|Majdanek]], [[Vernichtungslager Kulmhof|Kulmhof]] und für die „[[Aktion Reinhardt]]“ [[Vernichtungslager Belzec|Belzec]], [[Vernichtungslager Sobibor|Sobibor]] und [[Vernichtungslager Treblinka|Treblinka]]).<ref>Friedrich Battenberg: ''Das Europäische Zeitalter der Juden.'' WBG, Darmstadt 1990, S. 299.</ref> In Birkenau (Auschwitz II) wurde ein neues Tötungsmittel verwendet, das von den Ärzten im Euthanasieprogramm bereits im kleineren Umfang erprobt worden war: kristallisierte [[Blausäure]] ([[Zyklon B]]).<ref>Battenberg: ''Zeitalter.'' 1990, S. 300.</ref> Ende 1942 lebten von 2,3 Millionen Juden im [[Generalgouvernement]] keine 300.000 mehr.<ref>Alexander Brakel: ''Der Holocaust.'' S. 108.</ref> In einigen Ländern (beispielsweise in Dänemark, wo es zur [[Rettung der dänischen Juden]] kam), widersetzten sich die Regierung und/oder die Bevölkerung der Deportation und Ermordung ihrer jüdischen Mitbürger.
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Ian Kershaw schrieb 2015 in „''To Hell and Back''“, dass ungefähr 5½ Millionen Jüdinnen und Juden im Verlauf der antisemitischen Vernichtungspolitik der NSDAP umgekommen seien, nachdem die Fluchtwege in die USA oder nach Palästina infolge des Weltkrieges versperrt waren.<ref>S.a. Ian Kershaw: ''Höllensturz. Europa 1914 bis 1949.'' DVA, München 2016, S.&nbsp;562.</ref>
 
Ian Kershaw schrieb 2015 in „''To Hell and Back''“, dass ungefähr 5½ Millionen Jüdinnen und Juden im Verlauf der antisemitischen Vernichtungspolitik der NSDAP umgekommen seien, nachdem die Fluchtwege in die USA oder nach Palästina infolge des Weltkrieges versperrt waren.<ref>S.a. Ian Kershaw: ''Höllensturz. Europa 1914 bis 1949.'' DVA, München 2016, S.&nbsp;562.</ref>
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{{Siehe auch|Todesmärsche von KZ-Häftlingen|Endphaseverbrechen}}
      
=== Zivilbevölkerung ===
 
=== Zivilbevölkerung ===

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