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Zunächst wandte er sich der Mittelmeeroption zu. Spaniens Diktator Franco war im Juni 1940 noch bereit gewesen, an deutscher Seite in den Krieg einzutreten. Er forderte dafür [[Gibraltar]], [[Französisch-Marokko]], [[Oran (Provinz)|Oran]] und Vergrößerung der Kolonien [[Spanisch-Sahara]] und [[Spanisch-Guinea]] sowie vorherige umfangreiche Lieferungen von Waffen, Rohstoffen und Nahrungsmitteln. Hitler hielt Spaniens Unterstützung damals nicht für nötig und ließ ausweichend antworten. Als er sich am 23. Oktober in [[Hendaye]] mit Franco traf, zeigte Hitler aber ein viel größeres Interesse am Kriegseintritt Spaniens, den er für Januar 1941 vorschlug. Spanische und deutsche Truppen könnten [[Unternehmen Felix|Gibraltar]] erobern und so das Mittelmeer nach Westen absperren. Außenminister Ribbentrop ging sogar gedanklich einen Schritt weiter und ventilierte die Vorstellung eines antibritischen [[Kontinentalblock]]s von Spanien bis Japan.<ref>Vgl. Peter Longerich: ''Hitler. Biographie.'' München 2015, S.&nbsp;741. Longerich bezieht sich auf W. Michalka: ''Ribbentrop und die deutsche Weltpolitik 1933–1940.'' München 1980, S.&nbsp;286ff.</ref> Franco und [[Ramón Serrano Súñer|Súñer]], dessen Schwiegersohn und späterer Außenminister, waren jedoch nicht mehr von der baldigen Niederlage Großbritanniens überzeugt. Sie ließen sich nicht zu unbedachten Schritten verleiten und wiederholten absichtlich überzogene Forderungen nach der Lieferung von Waffen. Hitler wiederum musste hinsichtlich der spanischen Kolonialwünsche in Nordafrika Rücksicht auf ''Vichy-Frankreich'' nehmen. Franco war daher lediglich mit der Unterzeichnung eines Protokolls einverstanden, in dem Spanien seine Bereitschaft erklärte, Mitglied des ''Dreimächtepakts'' zu werden und in den Krieg einzutreten – unter dem Vorbehalt, dass der Zeitpunkt noch gemeinsam vereinbart werden sollte. Damit war die Abmachung für Hitler praktisch wertlos.<ref>Lothar Gruchmann: ''Der Zweite Weltkrieg. Kriegführung und Politik.'' 8. Aufl., dtv, München 1985 (1967), S. 96–99.</ref> Im internen Kreis „wütete“ er später über das „[[Jesuiten]]schwein“ und den „falsche[n] Stolz des Spaniers“.<ref>Ian Kershaw: ''Hitler. 1936–1945.'' Stuttgart 2000, S. 444 und A. Beevor: ''Der Zweite Weltkrieg.'' München 2012, S. 173. Kershaw und Beevor beziehen sich auf Halders ''Kriegstagebuch''. Kohlhammer, Stuttgart 1962–1964, Bd. 2, S. 158. Halder hielt Bemerkungen fest, die von Hitlers Heeresadjutanten [[Gerhard Engel (General)|Gerhard Engel]] weitergegeben wurden. (Hinweis bei Kershaw).</ref>
 
Zunächst wandte er sich der Mittelmeeroption zu. Spaniens Diktator Franco war im Juni 1940 noch bereit gewesen, an deutscher Seite in den Krieg einzutreten. Er forderte dafür [[Gibraltar]], [[Französisch-Marokko]], [[Oran (Provinz)|Oran]] und Vergrößerung der Kolonien [[Spanisch-Sahara]] und [[Spanisch-Guinea]] sowie vorherige umfangreiche Lieferungen von Waffen, Rohstoffen und Nahrungsmitteln. Hitler hielt Spaniens Unterstützung damals nicht für nötig und ließ ausweichend antworten. Als er sich am 23. Oktober in [[Hendaye]] mit Franco traf, zeigte Hitler aber ein viel größeres Interesse am Kriegseintritt Spaniens, den er für Januar 1941 vorschlug. Spanische und deutsche Truppen könnten [[Unternehmen Felix|Gibraltar]] erobern und so das Mittelmeer nach Westen absperren. Außenminister Ribbentrop ging sogar gedanklich einen Schritt weiter und ventilierte die Vorstellung eines antibritischen [[Kontinentalblock]]s von Spanien bis Japan.<ref>Vgl. Peter Longerich: ''Hitler. Biographie.'' München 2015, S.&nbsp;741. Longerich bezieht sich auf W. Michalka: ''Ribbentrop und die deutsche Weltpolitik 1933–1940.'' München 1980, S.&nbsp;286ff.</ref> Franco und [[Ramón Serrano Súñer|Súñer]], dessen Schwiegersohn und späterer Außenminister, waren jedoch nicht mehr von der baldigen Niederlage Großbritanniens überzeugt. Sie ließen sich nicht zu unbedachten Schritten verleiten und wiederholten absichtlich überzogene Forderungen nach der Lieferung von Waffen. Hitler wiederum musste hinsichtlich der spanischen Kolonialwünsche in Nordafrika Rücksicht auf ''Vichy-Frankreich'' nehmen. Franco war daher lediglich mit der Unterzeichnung eines Protokolls einverstanden, in dem Spanien seine Bereitschaft erklärte, Mitglied des ''Dreimächtepakts'' zu werden und in den Krieg einzutreten – unter dem Vorbehalt, dass der Zeitpunkt noch gemeinsam vereinbart werden sollte. Damit war die Abmachung für Hitler praktisch wertlos.<ref>Lothar Gruchmann: ''Der Zweite Weltkrieg. Kriegführung und Politik.'' 8. Aufl., dtv, München 1985 (1967), S. 96–99.</ref> Im internen Kreis „wütete“ er später über das „[[Jesuiten]]schwein“ und den „falsche[n] Stolz des Spaniers“.<ref>Ian Kershaw: ''Hitler. 1936–1945.'' Stuttgart 2000, S. 444 und A. Beevor: ''Der Zweite Weltkrieg.'' München 2012, S. 173. Kershaw und Beevor beziehen sich auf Halders ''Kriegstagebuch''. Kohlhammer, Stuttgart 1962–1964, Bd. 2, S. 158. Halder hielt Bemerkungen fest, die von Hitlers Heeresadjutanten [[Gerhard Engel (General)|Gerhard Engel]] weitergegeben wurden. (Hinweis bei Kershaw).</ref>
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[[Datei:Bundesarchiv Bild 183-H25217, Henry Philippe Petain und Adolf Hitler.jpg|mini|[[Philippe Pétain]] und Adolf Hitler am 24. Oktober 1940 in Montoire-sur-le-Loir (→ Le Loir ist ein linker Nebenfluss der Loire)]]
      
Wie in Hendaye hinsichtlich Spaniens, so blieb auch in [[Montoire-sur-le-Loir]] bei zwei Treffen mit Pétain und [[Pierre Laval|Laval]] am 22.&nbsp;und&nbsp;24.&nbsp;Oktober 1940 offen, ob es zu einer konkreten Zusammenarbeit mit Frankreich kommen werde. Hitler wollte, wenn schon nicht eine Kriegserklärung an England, so wenigstens die Verteidigung der französischen Kolonien in Nordafrika und [[Völkerbundmandat für Syrien und Libanon|Nahost]] gegen Angriffe der [[Forces françaises libres|FFL]] und der Briten erreichen sowie die Überlassung von Stützpunkten an der afrikanischen Mittelmeer- und Atlantikküste für den Seekrieg gegen Großbritannien. Marschall Pétain stimmte im Prinzip einer Zusammenarbeit mit Deutschland zu, lehnte aber indirekt einen Kriegseintritt Frankreichs ab, indem er darauf hinweisen ließ, dass eine Kriegserklärung nur durch Parlamentsbeschluss ausgesprochen werden könne. Ein solcher Beschluss sei fraglich.<ref>Lothar Gruchmann: ''Der Zweite Weltkrieg. Kriegführung und Politik.'' 8. Aufl., dtv, München 1985 (1967), S. 99–101.</ref> Das Ergebnis des Treffens war daher für den Krieg gegen Großbritannien bedeutungslos.<ref>Ian Kershaw: ''Hitler. 1936–1945.'' DVA, Stuttgart 2000, S. 445.</ref> Dennoch gab Pétain ein paar Tage später in einer Radiorede zu verstehen, er werde den Pfad der Zusammenarbeit ''(collaboration)'' mit Deutschland einschlagen.
 
Wie in Hendaye hinsichtlich Spaniens, so blieb auch in [[Montoire-sur-le-Loir]] bei zwei Treffen mit Pétain und [[Pierre Laval|Laval]] am 22.&nbsp;und&nbsp;24.&nbsp;Oktober 1940 offen, ob es zu einer konkreten Zusammenarbeit mit Frankreich kommen werde. Hitler wollte, wenn schon nicht eine Kriegserklärung an England, so wenigstens die Verteidigung der französischen Kolonien in Nordafrika und [[Völkerbundmandat für Syrien und Libanon|Nahost]] gegen Angriffe der [[Forces françaises libres|FFL]] und der Briten erreichen sowie die Überlassung von Stützpunkten an der afrikanischen Mittelmeer- und Atlantikküste für den Seekrieg gegen Großbritannien. Marschall Pétain stimmte im Prinzip einer Zusammenarbeit mit Deutschland zu, lehnte aber indirekt einen Kriegseintritt Frankreichs ab, indem er darauf hinweisen ließ, dass eine Kriegserklärung nur durch Parlamentsbeschluss ausgesprochen werden könne. Ein solcher Beschluss sei fraglich.<ref>Lothar Gruchmann: ''Der Zweite Weltkrieg. Kriegführung und Politik.'' 8. Aufl., dtv, München 1985 (1967), S. 99–101.</ref> Das Ergebnis des Treffens war daher für den Krieg gegen Großbritannien bedeutungslos.<ref>Ian Kershaw: ''Hitler. 1936–1945.'' DVA, Stuttgart 2000, S. 445.</ref> Dennoch gab Pétain ein paar Tage später in einer Radiorede zu verstehen, er werde den Pfad der Zusammenarbeit ''(collaboration)'' mit Deutschland einschlagen.

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