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{{Dieser Artikel|behandelt die historische Epoche. Zur wissenschaftlichen Zeitschrift siehe [[Das Mittelalter]].}}
   
'''Mittelalter''' bezeichnet in der [[Geschichte Europas|europäischen Geschichte]] die [[Zeitalter|Epoche]] zwischen dem [[Ende der Antike]] und dem Beginn der [[Neuzeit]], also etwa die Zeit zwischen dem 6. und 15. Jahrhundert. Sowohl der Beginn als auch das Ende des Mittelalters sind Gegenstand der wissenschaftlichen Diskussion und werden recht unterschiedlich angesetzt.
 
'''Mittelalter''' bezeichnet in der [[Geschichte Europas|europäischen Geschichte]] die [[Zeitalter|Epoche]] zwischen dem [[Ende der Antike]] und dem Beginn der [[Neuzeit]], also etwa die Zeit zwischen dem 6. und 15. Jahrhundert. Sowohl der Beginn als auch das Ende des Mittelalters sind Gegenstand der wissenschaftlichen Diskussion und werden recht unterschiedlich angesetzt.
    
Im Übergang von der [[Spätantike]] ins [[Frühmittelalter]] zerbrach die politische und kulturelle Einheit des durch die griechisch-römische [[Antike]] geprägten Mittelmeerraums. Während das [[Byzantinisches Reich|Byzantinische Reich]] im Osten intakt blieb, ging das [[Weströmisches Reich|Westreich]] 476 unter. Es bildeten sich neue Reiche innerhalb (wie das [[Fränkisches Reich|Frankenreich]], das [[Westgotenreich]] auf der Iberischen Halbinsel und die Reiche der [[Angelsachsen]] in Britannien) und außerhalb (wie die Herrschaften der [[Slawen]] in Ost- und Südosteuropa und die neuen Reichsbildungen in [[Skandinavien]]) des ehemaligen weströmischen Reichs. Bevölkert waren diese Reiche von der ansässigen romanisierten Bevölkerung und in der [[Völkerwanderung]]szeit eingewanderten Gruppen ([[Germanen|germanische Stämme]] und Slawen).
 
Im Übergang von der [[Spätantike]] ins [[Frühmittelalter]] zerbrach die politische und kulturelle Einheit des durch die griechisch-römische [[Antike]] geprägten Mittelmeerraums. Während das [[Byzantinisches Reich|Byzantinische Reich]] im Osten intakt blieb, ging das [[Weströmisches Reich|Westreich]] 476 unter. Es bildeten sich neue Reiche innerhalb (wie das [[Fränkisches Reich|Frankenreich]], das [[Westgotenreich]] auf der Iberischen Halbinsel und die Reiche der [[Angelsachsen]] in Britannien) und außerhalb (wie die Herrschaften der [[Slawen]] in Ost- und Südosteuropa und die neuen Reichsbildungen in [[Skandinavien]]) des ehemaligen weströmischen Reichs. Bevölkert waren diese Reiche von der ansässigen romanisierten Bevölkerung und in der [[Völkerwanderung]]szeit eingewanderten Gruppen ([[Germanen|germanische Stämme]] und Slawen).
 
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Während der antike Kernraum bereits [[Christentum|christlich]] geprägt war, wurden im Mittelalter die übrigen, paganen ([[Heidentum|heidnischen]]) Gebiete Europas [[Christianisierung|christianisiert]]. Im Frühmittelalter bildete sich im Wesentlichen die politische Grundordnung späterer Zeiten heraus. Das anschließende [[Hochmittelalter]] war gekennzeichnet durch den Aufschwung von Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur. Im [[Spätmittelalter]] erfolgte der langsame Übergang in die [[Frühe Neuzeit]].
 
Während der antike Kernraum bereits [[Christentum|christlich]] geprägt war, wurden im Mittelalter die übrigen, paganen ([[Heidentum|heidnischen]]) Gebiete Europas [[Christianisierung|christianisiert]]. Im Frühmittelalter bildete sich im Wesentlichen die politische Grundordnung späterer Zeiten heraus. Das anschließende [[Hochmittelalter]] war gekennzeichnet durch den Aufschwung von Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur. Im [[Spätmittelalter]] erfolgte der langsame Übergang in die [[Frühe Neuzeit]].
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Die [[Völkerwanderung]] wird von der Forschung als Bindeglied zwischen [[Spätantike]] und frühem Mittelalter angesehen. Mit dem Ende der Völkerwanderung, das traditionell mit dem Einfall der [[Langobarden]] in Italien im Jahr 568 verbunden wird (allerdings wird in der neueren Forschung auch teils die Zeit danach in die Betrachtung zumindest als Ausblick eingeschlossen),<ref>Zu dieser Zeit und den damit verbundenen Forschungsproblemen siehe nun vor allem [[Mischa Meier]]: ''Geschichte der Völkerwanderung. Europa, Asien und Afrika vom 3. bis zum 8. Jahrhundert.'' München 2019.</ref> begann zumindest in West- und Mitteleuropa endgültig das Frühmittelalter. Der Übergang ist somit im 6. Jahrhundert fließend. In [[Byzantinisches Reich|Ostrom bzw. Byzanz]] hingegen hielten sich antike Verwaltungsstrukturen noch einige Jahrzehnte länger; antike Kulturelemente wurden in Byzanz auch später noch gepflegt.
 
Die [[Völkerwanderung]] wird von der Forschung als Bindeglied zwischen [[Spätantike]] und frühem Mittelalter angesehen. Mit dem Ende der Völkerwanderung, das traditionell mit dem Einfall der [[Langobarden]] in Italien im Jahr 568 verbunden wird (allerdings wird in der neueren Forschung auch teils die Zeit danach in die Betrachtung zumindest als Ausblick eingeschlossen),<ref>Zu dieser Zeit und den damit verbundenen Forschungsproblemen siehe nun vor allem [[Mischa Meier]]: ''Geschichte der Völkerwanderung. Europa, Asien und Afrika vom 3. bis zum 8. Jahrhundert.'' München 2019.</ref> begann zumindest in West- und Mitteleuropa endgültig das Frühmittelalter. Der Übergang ist somit im 6. Jahrhundert fließend. In [[Byzantinisches Reich|Ostrom bzw. Byzanz]] hingegen hielten sich antike Verwaltungsstrukturen noch einige Jahrzehnte länger; antike Kulturelemente wurden in Byzanz auch später noch gepflegt.
 
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Im Frühmittelalter fanden viele einschneidende Entwicklungen statt, die Auswirkungen bis in die Moderne haben. Es vollzog sich eine Umformung des antiken römischen Erbes, doch trotz zahlreicher Brüche sind ebenso viele Kontinuitätslinien zu erkennen. Entgegen der älteren Deutung als „dunkle“ oder „rückständige“ Epoche wird das Frühmittelalter in der modernen Forschung wesentlich differenzierter betrachtet. Es ist sowohl von Kontinuitäten als auch vom Wandel im politischen, kulturellen und gesellschaftlichen Bereich gekennzeichnet. Es vollzog sich die Teilung Europas und des Mittelmeerraums in einen christlichen und einen islamischen Teil sowie des christlichen Teils in einen lateinischen und einen orthodoxen, der den Kulturkreis von Byzanz umfasste. Mehrere der im Frühmittelalter entstandenen Reiche bildeten die Grundlage für heute noch existierende Staaten.
 
Im Frühmittelalter fanden viele einschneidende Entwicklungen statt, die Auswirkungen bis in die Moderne haben. Es vollzog sich eine Umformung des antiken römischen Erbes, doch trotz zahlreicher Brüche sind ebenso viele Kontinuitätslinien zu erkennen. Entgegen der älteren Deutung als „dunkle“ oder „rückständige“ Epoche wird das Frühmittelalter in der modernen Forschung wesentlich differenzierter betrachtet. Es ist sowohl von Kontinuitäten als auch vom Wandel im politischen, kulturellen und gesellschaftlichen Bereich gekennzeichnet. Es vollzog sich die Teilung Europas und des Mittelmeerraums in einen christlichen und einen islamischen Teil sowie des christlichen Teils in einen lateinischen und einen orthodoxen, der den Kulturkreis von Byzanz umfasste. Mehrere der im Frühmittelalter entstandenen Reiche bildeten die Grundlage für heute noch existierende Staaten.
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Nach dem [[Synode von Clermont|Kreuzzugsaufruf Papst Urban II.]] auf der Synode von Clermont (1095) begannen die [[Kreuzzug|Kreuzzüge]] in den [[Orient]]. Erklärtes Ziel der Kreuzfahrer war die Befreiung der heiligen Stadt [[Jerusalem]] von den [[Sarazenen]].<ref name="Thorau_Kreuzzuege">Peter Thorau: ''Die Kreuzzüge.'' 4. Auflage. München 2012, ISBN 978-3-406-50838-7, S. 43.</ref> Neben religiösen und sozialen Motiven veranlassten aber teilweise auch Beute- und Landgier die Kreuzfahrer zur Teilnahme an den Kreuzzügen.<ref name="Thorau_Kreuzzuege" /> Den Kreuzfahrern gelang 1099 die [[Belagerung von Jerusalem (1099)|Eroberung der Stadt Jerusalem]] und die Errichtung von vier sogenannten [[Kreuzfahrerstaaten]], die aber bis 1291 nach und nach verlorengingen. Nach 1099 traten die religiösen Ziele bei den späteren Kreuzzügen in den Hintergrund, oftmals zugunsten von Machtpolitik und wirtschaftlichen Interessen. So wurden auch Kreuzzüge gegen Christen geführt (etwa 1204 gegen Byzanz und im Spätmittelalter in Italien gegen politische Gegner des Papsttums).
 
Nach dem [[Synode von Clermont|Kreuzzugsaufruf Papst Urban II.]] auf der Synode von Clermont (1095) begannen die [[Kreuzzug|Kreuzzüge]] in den [[Orient]]. Erklärtes Ziel der Kreuzfahrer war die Befreiung der heiligen Stadt [[Jerusalem]] von den [[Sarazenen]].<ref name="Thorau_Kreuzzuege">Peter Thorau: ''Die Kreuzzüge.'' 4. Auflage. München 2012, ISBN 978-3-406-50838-7, S. 43.</ref> Neben religiösen und sozialen Motiven veranlassten aber teilweise auch Beute- und Landgier die Kreuzfahrer zur Teilnahme an den Kreuzzügen.<ref name="Thorau_Kreuzzuege" /> Den Kreuzfahrern gelang 1099 die [[Belagerung von Jerusalem (1099)|Eroberung der Stadt Jerusalem]] und die Errichtung von vier sogenannten [[Kreuzfahrerstaaten]], die aber bis 1291 nach und nach verlorengingen. Nach 1099 traten die religiösen Ziele bei den späteren Kreuzzügen in den Hintergrund, oftmals zugunsten von Machtpolitik und wirtschaftlichen Interessen. So wurden auch Kreuzzüge gegen Christen geführt (etwa 1204 gegen Byzanz und im Spätmittelalter in Italien gegen politische Gegner des Papsttums).
 
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Im Laufe der Kreuzzüge entwickelte sich wieder der [[Fernhandel]] mit der [[Levante]], von dem insbesondere die [[italien]]ischen [[Stadtstaat]]en profitieren konnten, vor allem die [[Republik Venedig]]. Mit dem Handel gewann die [[Naturalwirtschaft|Geldwirtschaft]] an Bedeutung. Ebenso gelangten neue bzw. wiederentdeckte Ideen nach Europa; so wurde zum Beispiel [[Aristoteles]], dessen Schriften ins Lateinische übersetzt wurden, zur wichtigsten nicht-christlichen Autorität in der [[Scholastik]]. In Italien und später in Frankreich entstanden die ersten [[Universität]]en. Vor allem in Mitteleuropa entstand das [[Zunft]]wesen, das die sozialen und wirtschaftlichen Vorgänge in den Städten stark prägte.
 
Im Laufe der Kreuzzüge entwickelte sich wieder der [[Fernhandel]] mit der [[Levante]], von dem insbesondere die [[italien]]ischen [[Stadtstaat]]en profitieren konnten, vor allem die [[Republik Venedig]]. Mit dem Handel gewann die [[Naturalwirtschaft|Geldwirtschaft]] an Bedeutung. Ebenso gelangten neue bzw. wiederentdeckte Ideen nach Europa; so wurde zum Beispiel [[Aristoteles]], dessen Schriften ins Lateinische übersetzt wurden, zur wichtigsten nicht-christlichen Autorität in der [[Scholastik]]. In Italien und später in Frankreich entstanden die ersten [[Universität]]en. Vor allem in Mitteleuropa entstand das [[Zunft]]wesen, das die sozialen und wirtschaftlichen Vorgänge in den Städten stark prägte.
  

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