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Von großer Bedeutung für das „christliche“ Europa waren die [[Juden]]. Auf Grund des [[Zinsverbot]]s der katholischen Kirche waren den Christen Geldgeschäfte verboten, nicht aber den andersgläubigen Juden. Sie waren [[Judenregal|Schutzbefohlene]] der [[Landesherr]]en und wurden als [[Minderheit]] nur widerwillig geduldet. Aufgrund des [[Antijudaismus#Mittelalter|Antijudaismus im Mittelalter]] waren sie Opfer von [[Judenpogrom]]en und [[Vertreibung]]en.
 
Von großer Bedeutung für das „christliche“ Europa waren die [[Juden]]. Auf Grund des [[Zinsverbot]]s der katholischen Kirche waren den Christen Geldgeschäfte verboten, nicht aber den andersgläubigen Juden. Sie waren [[Judenregal|Schutzbefohlene]] der [[Landesherr]]en und wurden als [[Minderheit]] nur widerwillig geduldet. Aufgrund des [[Antijudaismus#Mittelalter|Antijudaismus im Mittelalter]] waren sie Opfer von [[Judenpogrom]]en und [[Vertreibung]]en.
[[Datei:St Michaels Church Hildesheim.jpg|miniatur|[[Romanik|Romanische]] Kirche [[St. Michael (Hildesheim)|St. Michael]] in [[Hildesheim]]]]
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[[Datei:Cité de Carcassonne, woman on wall.jpg|mini|[[Cité von Carcassonne]]]]
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== Der Begriff „Mittelalter“ ==
 
== Der Begriff „Mittelalter“ ==
 
=== Mittelalterlicher Eigenbegriff ===
 
=== Mittelalterlicher Eigenbegriff ===
[[Datei:Kogge stralsund.jpg|miniatur|[[Kogge]] (ma. Darstellung auf [[Stralsund]]er Siegel)]]
   
Das christliche Mittelalter sah sich selbst noch nicht als ein „Mittelalter“, sondern verstand sich heilsgeschichtlich als eine im Glauben allen anderen Zeitaltern überlegene ''{{lang|la|aetas christiana}}'' („christliches Zeitalter“), die mit der Geburt Christi begann und erst mit dem [[Jüngstes Gericht|Jüngsten Tag]] enden sollte. Während die vorausgegangenen [[Weltalter]] der [[Heilsgeschichte]] gemäß der Lehre von den drei, vier oder sechs Weltaltern ''({{lang|la|aetates mundi}})'' noch weiter unterteilt wurden, gab es für die interne Periodisierung der ''{{lang|la|aetas christiana}}'' kein fest etabliertes Epochenschema, sondern lediglich Ansätze, wie die Lehre von den sieben Perioden der Kirche (abgeleitet aus der [[Johannesapokalypse]]) oder die von [[Joachim von Fiore]] begründete Einteilung in eine Zeit des „Sohnes“ (von der Geburt Christi bis etwa 1260) und eine darauf folgende Zeit des „Geistes“.
 
Das christliche Mittelalter sah sich selbst noch nicht als ein „Mittelalter“, sondern verstand sich heilsgeschichtlich als eine im Glauben allen anderen Zeitaltern überlegene ''{{lang|la|aetas christiana}}'' („christliches Zeitalter“), die mit der Geburt Christi begann und erst mit dem [[Jüngstes Gericht|Jüngsten Tag]] enden sollte. Während die vorausgegangenen [[Weltalter]] der [[Heilsgeschichte]] gemäß der Lehre von den drei, vier oder sechs Weltaltern ''({{lang|la|aetates mundi}})'' noch weiter unterteilt wurden, gab es für die interne Periodisierung der ''{{lang|la|aetas christiana}}'' kein fest etabliertes Epochenschema, sondern lediglich Ansätze, wie die Lehre von den sieben Perioden der Kirche (abgeleitet aus der [[Johannesapokalypse]]) oder die von [[Joachim von Fiore]] begründete Einteilung in eine Zeit des „Sohnes“ (von der Geburt Christi bis etwa 1260) und eine darauf folgende Zeit des „Geistes“.
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== Zeitliche Einordnung ==
 
== Zeitliche Einordnung ==
[[Datei:K0429475 Burg Nuernberg Luftaufnahme.JPG|miniatur|[[Nürnberger Burg]] als Beispiel für eine [[Burg]] im Mittelalter]]
   
Die Bezeichnung „Mittelalter“ bezieht sich in erster Linie auf die Geschichte des christlichen [[Abendland]]s vor der [[Reformation]], denn der Begriff wird nur selten im Zusammenhang mit außereuropäischen Kulturen verwendet (siehe unten zum Begriff im Rahmen der Geschichte Indiens, Chinas und Japans). Er bezieht sich also hauptsächlich auf den europäischen Kontinent und die [[Britische Inseln|Britischen Inseln]]. Im Groben ordnet man das Mittelalter in die Zeit von 500 bzw. 600 n. Chr. bis etwa 1500 ein. Wesentlich konkreter sind folgende Bezugsdaten:
 
Die Bezeichnung „Mittelalter“ bezieht sich in erster Linie auf die Geschichte des christlichen [[Abendland]]s vor der [[Reformation]], denn der Begriff wird nur selten im Zusammenhang mit außereuropäischen Kulturen verwendet (siehe unten zum Begriff im Rahmen der Geschichte Indiens, Chinas und Japans). Er bezieht sich also hauptsächlich auf den europäischen Kontinent und die [[Britische Inseln|Britischen Inseln]]. Im Groben ordnet man das Mittelalter in die Zeit von 500 bzw. 600 n. Chr. bis etwa 1500 ein. Wesentlich konkreter sind folgende Bezugsdaten:
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== Untergliederung des Mittelalters ==
 
== Untergliederung des Mittelalters ==
[[Datei:Otto I Manuscriptum Mediolanense c 1200.jpg|mini| [[Otto I. (HRR)|Otto I.]] empfängt nach dem Sieg über [[Berengar II.]] dessen Schwert als Zeichen der Unterwerfung (aus einer Handschrift um 1200)]]
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Im deutschsprachigen Raum hat seit dem 19. Jahrhundert die von der Nationalidee beeinflusste, an der fränkischen und deutschen Herrschergeschichte orientierte Geschichtsschreibung das europäische Mittelalter bzw. die [[Deutschland im Mittelalter|Geschichte Deutschlands im Mittelalter]] vornehmlich in drei Hauptphasen gegliedert:
 
Im deutschsprachigen Raum hat seit dem 19. Jahrhundert die von der Nationalidee beeinflusste, an der fränkischen und deutschen Herrschergeschichte orientierte Geschichtsschreibung das europäische Mittelalter bzw. die [[Deutschland im Mittelalter|Geschichte Deutschlands im Mittelalter]] vornehmlich in drei Hauptphasen gegliedert:
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Die [[Völkerwanderung]] wird von der Forschung als Bindeglied zwischen [[Spätantike]] und frühem Mittelalter angesehen. Mit dem Ende der Völkerwanderung, das traditionell mit dem Einfall der [[Langobarden]] in Italien im Jahr 568 verbunden wird (allerdings wird in der neueren Forschung auch teils die Zeit danach in die Betrachtung zumindest als Ausblick eingeschlossen),<ref>Zu dieser Zeit und den damit verbundenen Forschungsproblemen siehe nun vor allem [[Mischa Meier]]: ''Geschichte der Völkerwanderung. Europa, Asien und Afrika vom 3. bis zum 8. Jahrhundert.'' München 2019.</ref> begann zumindest in West- und Mitteleuropa endgültig das Frühmittelalter. Der Übergang ist somit im 6. Jahrhundert fließend. In [[Byzantinisches Reich|Ostrom bzw. Byzanz]] hingegen hielten sich antike Verwaltungsstrukturen noch einige Jahrzehnte länger; antike Kulturelemente wurden in Byzanz auch später noch gepflegt.
 
Die [[Völkerwanderung]] wird von der Forschung als Bindeglied zwischen [[Spätantike]] und frühem Mittelalter angesehen. Mit dem Ende der Völkerwanderung, das traditionell mit dem Einfall der [[Langobarden]] in Italien im Jahr 568 verbunden wird (allerdings wird in der neueren Forschung auch teils die Zeit danach in die Betrachtung zumindest als Ausblick eingeschlossen),<ref>Zu dieser Zeit und den damit verbundenen Forschungsproblemen siehe nun vor allem [[Mischa Meier]]: ''Geschichte der Völkerwanderung. Europa, Asien und Afrika vom 3. bis zum 8. Jahrhundert.'' München 2019.</ref> begann zumindest in West- und Mitteleuropa endgültig das Frühmittelalter. Der Übergang ist somit im 6. Jahrhundert fließend. In [[Byzantinisches Reich|Ostrom bzw. Byzanz]] hingegen hielten sich antike Verwaltungsstrukturen noch einige Jahrzehnte länger; antike Kulturelemente wurden in Byzanz auch später noch gepflegt.
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[[Datei:Frankish arms.JPG|miniatur|Frühmittelalterliche Bewaffnung: <br />[[Spatha (Schwert)|Spatha]], [[Sax (Waffe)|Sax]], [[Franziska (Waffe)|Franziska]], [[Spangenhelm]] und [[Schildbuckel]] ([[Germanisches Nationalmuseum]], Nürnberg)]]
      
Im Frühmittelalter fanden viele einschneidende Entwicklungen statt, die Auswirkungen bis in die Moderne haben. Es vollzog sich eine Umformung des antiken römischen Erbes, doch trotz zahlreicher Brüche sind ebenso viele Kontinuitätslinien zu erkennen. Entgegen der älteren Deutung als „dunkle“ oder „rückständige“ Epoche wird das Frühmittelalter in der modernen Forschung wesentlich differenzierter betrachtet. Es ist sowohl von Kontinuitäten als auch vom Wandel im politischen, kulturellen und gesellschaftlichen Bereich gekennzeichnet. Es vollzog sich die Teilung Europas und des Mittelmeerraums in einen christlichen und einen islamischen Teil sowie des christlichen Teils in einen lateinischen und einen orthodoxen, der den Kulturkreis von Byzanz umfasste. Mehrere der im Frühmittelalter entstandenen Reiche bildeten die Grundlage für heute noch existierende Staaten.
 
Im Frühmittelalter fanden viele einschneidende Entwicklungen statt, die Auswirkungen bis in die Moderne haben. Es vollzog sich eine Umformung des antiken römischen Erbes, doch trotz zahlreicher Brüche sind ebenso viele Kontinuitätslinien zu erkennen. Entgegen der älteren Deutung als „dunkle“ oder „rückständige“ Epoche wird das Frühmittelalter in der modernen Forschung wesentlich differenzierter betrachtet. Es ist sowohl von Kontinuitäten als auch vom Wandel im politischen, kulturellen und gesellschaftlichen Bereich gekennzeichnet. Es vollzog sich die Teilung Europas und des Mittelmeerraums in einen christlichen und einen islamischen Teil sowie des christlichen Teils in einen lateinischen und einen orthodoxen, der den Kulturkreis von Byzanz umfasste. Mehrere der im Frühmittelalter entstandenen Reiche bildeten die Grundlage für heute noch existierende Staaten.
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=== Hochmittelalter ===
 
=== Hochmittelalter ===
 
{{Hauptartikel|Hochmittelalter}}
 
{{Hauptartikel|Hochmittelalter}}
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[[Datei:Codex Manesse Hartmann von Aue.jpg|miniatur|hochkant|Ritterdarstellung im [[Codex Manesse]], 14. Jahrhundert]]
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[[Datei:Rein3.jpg|miniatur|Original-Doppelseite aus dem [[Reiner Musterbuch]] (Anfang 13. Jahrhundert)]]
      
Das Hochmittelalter war die Blütezeit des [[Ritter]]tums, des [[Lehnswesen]]s und des [[Minne]]sangs. Die Bevölkerung begann zu wachsen (begünstigt unter anderem durch landwirtschaftliche Fortschritte und die [[mittelalterliche Warmzeit]]), Handel und Gewerbe nahmen zu und zahlreiche Städte prosperierten. Es kam zu einer neuen kulturellen und wissenschaftlichen Entfaltung, wobei Bildung nun nicht länger ausschließlich dem [[Klerus]] vorbehalten war. Allerdings verlief die Entwicklung in den einzelnen Reichen recht unterschiedlich.
 
Das Hochmittelalter war die Blütezeit des [[Ritter]]tums, des [[Lehnswesen]]s und des [[Minne]]sangs. Die Bevölkerung begann zu wachsen (begünstigt unter anderem durch landwirtschaftliche Fortschritte und die [[mittelalterliche Warmzeit]]), Handel und Gewerbe nahmen zu und zahlreiche Städte prosperierten. Es kam zu einer neuen kulturellen und wissenschaftlichen Entfaltung, wobei Bildung nun nicht länger ausschließlich dem [[Klerus]] vorbehalten war. Allerdings verlief die Entwicklung in den einzelnen Reichen recht unterschiedlich.
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In Nord- und Osteuropa bildeten sich im Zuge der [[Christianisierung]] (beginnend bereits im Frühmittelalter) neue Königreiche wie [[England]] (das 1066 von den [[Normannen]] erobert wurde, die auch in Unteritalien aktiv waren), [[Norwegen]], [[Dänemark]], [[Polen]], [[Ungarn]] und [[Böhmen]]. Ebenso entstanden noch weiter im Osten unter dem Einfluss der [[Wikinger]] und orthodoxer Missionare aus dem [[Byzantinisches Reich|Byzantinischen Reich]], das um 1000 seinen Höhepunkt erreichte, weitere Reiche wie das [[Kiewer Reich]]. Während Byzanz durch den [[Vierter Kreuzzug|Vierten Kreuzzug]] im Jahre 1204 eine entscheidende Schwächung seiner Macht erfuhr, wurde das Reich der Kiewer Rus im Zuge des [[Mongolensturm]]s zerstört; weitere osteuropäische Reiche (vor allem Polen und Ungarn) entgingen nur knapp dem Untergang.
 
In Nord- und Osteuropa bildeten sich im Zuge der [[Christianisierung]] (beginnend bereits im Frühmittelalter) neue Königreiche wie [[England]] (das 1066 von den [[Normannen]] erobert wurde, die auch in Unteritalien aktiv waren), [[Norwegen]], [[Dänemark]], [[Polen]], [[Ungarn]] und [[Böhmen]]. Ebenso entstanden noch weiter im Osten unter dem Einfluss der [[Wikinger]] und orthodoxer Missionare aus dem [[Byzantinisches Reich|Byzantinischen Reich]], das um 1000 seinen Höhepunkt erreichte, weitere Reiche wie das [[Kiewer Reich]]. Während Byzanz durch den [[Vierter Kreuzzug|Vierten Kreuzzug]] im Jahre 1204 eine entscheidende Schwächung seiner Macht erfuhr, wurde das Reich der Kiewer Rus im Zuge des [[Mongolensturm]]s zerstört; weitere osteuropäische Reiche (vor allem Polen und Ungarn) entgingen nur knapp dem Untergang.
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[[Datei:Spain Andalusia Cordoba BW 2015-10-27 13-54-14.jpg|miniatur|[[Mezquita-Catedral de Córdoba|Kathedralmoschee]] in [[Córdoba (Spanien)|Córdoba]]]]
   
Die Rückeroberung der von den [[Mauren]] eroberten Gebiete auf der [[Iberische Halbinsel|Iberischen Halbinsel]] durch die benachbarten christlichen Königreiche wurde im Hochmittelalter weiter vorangetrieben. Auf Sizilien wurden die Araber von Normannen zurückgedrängt und das Königreich Sizilien gegründet, das neben der Insel auch Unteritalien umfasste. Im lateinischen Europa gewannen Frankreich und England zunehmend an politischem Einfluss. Das englische [[Haus Plantagenet]] verfügte über große Besitzungen in Frankreich, so dass die englischen Könige seit der Zeit [[Heinrich II. (England)|Heinrichs II.]] für diese Territorien in Lehnsbindung zum französischen Königtum standen, was aber wiederholt zu Kampfhandlungen mit den französischen Königen führte. Die Macht des englischen Königtums war seit der [[Magna Carta]] von 1215 durch weitere Einbeziehung der Großen eingeschränkt, denen nun grundlegende Rechte zugestanden wurde. Das französische Königtum wiederum konsolidierte im 12./13. Jahrhundert seine Stellung, drängte unter [[Philipp II. (Frankreich)|Philipp II.]] den Einfluss der Plantagenets im 13. Jahrhundert zurück und festigte in der Zeit [[Ludwig IX. (Frankreich)|Ludwigs IX.]] die politische Stellung Frankreichs im lateinischen Europa. England und Frankreich verfügten über vergleichsweise effektive königliche Verwaltungssysteme und entwickelten sich langsam in „nationale Königreiche“, ohne aber bereits Nationalstaaten zu sein.
 
Die Rückeroberung der von den [[Mauren]] eroberten Gebiete auf der [[Iberische Halbinsel|Iberischen Halbinsel]] durch die benachbarten christlichen Königreiche wurde im Hochmittelalter weiter vorangetrieben. Auf Sizilien wurden die Araber von Normannen zurückgedrängt und das Königreich Sizilien gegründet, das neben der Insel auch Unteritalien umfasste. Im lateinischen Europa gewannen Frankreich und England zunehmend an politischem Einfluss. Das englische [[Haus Plantagenet]] verfügte über große Besitzungen in Frankreich, so dass die englischen Könige seit der Zeit [[Heinrich II. (England)|Heinrichs II.]] für diese Territorien in Lehnsbindung zum französischen Königtum standen, was aber wiederholt zu Kampfhandlungen mit den französischen Königen führte. Die Macht des englischen Königtums war seit der [[Magna Carta]] von 1215 durch weitere Einbeziehung der Großen eingeschränkt, denen nun grundlegende Rechte zugestanden wurde. Das französische Königtum wiederum konsolidierte im 12./13. Jahrhundert seine Stellung, drängte unter [[Philipp II. (Frankreich)|Philipp II.]] den Einfluss der Plantagenets im 13. Jahrhundert zurück und festigte in der Zeit [[Ludwig IX. (Frankreich)|Ludwigs IX.]] die politische Stellung Frankreichs im lateinischen Europa. England und Frankreich verfügten über vergleichsweise effektive königliche Verwaltungssysteme und entwickelten sich langsam in „nationale Königreiche“, ohne aber bereits Nationalstaaten zu sein.
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[[Datei:Philip Augustus arriving in Palestine - British Library Royal MS 16 G vi f350vr (detail).jpg|miniatur|links|Ankunft [[Philipp II. (Frankreich)|König Philipp II. von Frankreich]] in [[Akkon]] (1191)]]
   
Nach dem [[Synode von Clermont|Kreuzzugsaufruf Papst Urban II.]] auf der Synode von Clermont (1095) begannen die [[Kreuzzug|Kreuzzüge]] in den [[Orient]]. Erklärtes Ziel der Kreuzfahrer war die Befreiung der heiligen Stadt [[Jerusalem]] von den [[Sarazenen]].<ref name="Thorau_Kreuzzuege">Peter Thorau: ''Die Kreuzzüge.'' 4. Auflage. München 2012, ISBN 978-3-406-50838-7, S. 43.</ref> Neben religiösen und sozialen Motiven veranlassten aber teilweise auch Beute- und Landgier die Kreuzfahrer zur Teilnahme an den Kreuzzügen.<ref name="Thorau_Kreuzzuege" /> Den Kreuzfahrern gelang 1099 die [[Belagerung von Jerusalem (1099)|Eroberung der Stadt Jerusalem]] und die Errichtung von vier sogenannten [[Kreuzfahrerstaaten]], die aber bis 1291 nach und nach verlorengingen. Nach 1099 traten die religiösen Ziele bei den späteren Kreuzzügen in den Hintergrund, oftmals zugunsten von Machtpolitik und wirtschaftlichen Interessen. So wurden auch Kreuzzüge gegen Christen geführt (etwa 1204 gegen Byzanz und im Spätmittelalter in Italien gegen politische Gegner des Papsttums).
 
Nach dem [[Synode von Clermont|Kreuzzugsaufruf Papst Urban II.]] auf der Synode von Clermont (1095) begannen die [[Kreuzzug|Kreuzzüge]] in den [[Orient]]. Erklärtes Ziel der Kreuzfahrer war die Befreiung der heiligen Stadt [[Jerusalem]] von den [[Sarazenen]].<ref name="Thorau_Kreuzzuege">Peter Thorau: ''Die Kreuzzüge.'' 4. Auflage. München 2012, ISBN 978-3-406-50838-7, S. 43.</ref> Neben religiösen und sozialen Motiven veranlassten aber teilweise auch Beute- und Landgier die Kreuzfahrer zur Teilnahme an den Kreuzzügen.<ref name="Thorau_Kreuzzuege" /> Den Kreuzfahrern gelang 1099 die [[Belagerung von Jerusalem (1099)|Eroberung der Stadt Jerusalem]] und die Errichtung von vier sogenannten [[Kreuzfahrerstaaten]], die aber bis 1291 nach und nach verlorengingen. Nach 1099 traten die religiösen Ziele bei den späteren Kreuzzügen in den Hintergrund, oftmals zugunsten von Machtpolitik und wirtschaftlichen Interessen. So wurden auch Kreuzzüge gegen Christen geführt (etwa 1204 gegen Byzanz und im Spätmittelalter in Italien gegen politische Gegner des Papsttums).
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=== Spätmittelalter ===
 
=== Spätmittelalter ===
 
{{Hauptartikel|Spätmittelalter}}
 
{{Hauptartikel|Spätmittelalter}}
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[[Datei:Catedral de Winchester - nau.JPG|miniatur|[[Gotik|Gotische]] [[Gewölbe]]architektur in der [[Kathedrale von Winchester]]]]
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[[Datei:MZK 003 Nr 01 Fig 27 - Holzwohnhaus Halberstadt Aufbau.jpg|mini|hochkant|Städtisches Wohnhaus, [[Halberstadt]]]]
      
Europa erlebte nach Ansicht der älteren Forschung ab ca. 1300 eine gewisse Krisenzeit. Objektiv feststellbar sind etwa Klimaveränderungen, die sich nachteilig auswirkten, doch dominierte in Deutschland lange Zeit auch die Ansicht, dass es zu einer politischen Krisenzeit gekommen sei. Diese Forschungsdebatte betraf allerdings stärker die deutsche [[Mediävistik]], weil dort die Abfolge des Mittelalters in drei Stufen prägend war. In Italien oder Frankreich wurde keine derartig scharfe Trennung vorgenommen. In der neueren deutschsprachigen Forschung wird wesentlich differenzierter geurteilt und unter anderem die Übergänge in die beginnende Neuzeit betont; hinzu kommen neue Forschungsansätze und neue Quellenbefunde. Insofern hat ein Paradigmenwechsel in der Spätmittelalterforschung stattgefunden.<ref>Siehe einführend Ulf Dirlmeier, Gerhard Fouquet, Bernd Fuhrmann: ''Europa im Spätmittelalter 1215–1378''. München 2003, S. 153ff. Vgl. auch Bernd Schneidmüller: ''Konsens – Territorialisierung – Eigennutz. Vom Umgang mit spätmittelalterlicher Geschichte.'' In: ''[[Frühmittelalterliche Studien]]'' 39, 2005, S. 225–246.</ref>
 
Europa erlebte nach Ansicht der älteren Forschung ab ca. 1300 eine gewisse Krisenzeit. Objektiv feststellbar sind etwa Klimaveränderungen, die sich nachteilig auswirkten, doch dominierte in Deutschland lange Zeit auch die Ansicht, dass es zu einer politischen Krisenzeit gekommen sei. Diese Forschungsdebatte betraf allerdings stärker die deutsche [[Mediävistik]], weil dort die Abfolge des Mittelalters in drei Stufen prägend war. In Italien oder Frankreich wurde keine derartig scharfe Trennung vorgenommen. In der neueren deutschsprachigen Forschung wird wesentlich differenzierter geurteilt und unter anderem die Übergänge in die beginnende Neuzeit betont; hinzu kommen neue Forschungsansätze und neue Quellenbefunde. Insofern hat ein Paradigmenwechsel in der Spätmittelalterforschung stattgefunden.<ref>Siehe einführend Ulf Dirlmeier, Gerhard Fouquet, Bernd Fuhrmann: ''Europa im Spätmittelalter 1215–1378''. München 2003, S. 153ff. Vgl. auch Bernd Schneidmüller: ''Konsens – Territorialisierung – Eigennutz. Vom Umgang mit spätmittelalterlicher Geschichte.'' In: ''[[Frühmittelalterliche Studien]]'' 39, 2005, S. 225–246.</ref>
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=== Ende des Mittelalters ===
 
=== Ende des Mittelalters ===
[[Datei:Siege constantinople bnf fr2691.jpg|miniatur|Der Fall [[Konstantinopel]]s in einer Darstellung aus dem 15. Jahrhundert]]
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Wie hinsichtlich des Übergangs von der Antike ins Mittelalter, so sind auch für das Ende des Mittelalters verschiedene Forschungsansätze möglich. Es handelt sich letztlich um fließende Übergänge und nicht um einen zeitlich exakt datierbaren Bruch. Als wesentlich für den Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit betrachtet man im Allgemeinen die Zeit der [[Renaissance]] (je nach Land spätes 14. Jahrhundert bis 16. Jahrhundert), die Erfindung des modernen [[Buchdruck]]s mit beweglichen Lettern um 1450 und die damit beschleunigte Verschriftlichung des Wissens, die [[Entdeckung Amerikas 1492|Entdeckung insbesondere der ''Neuen Welt'']] durch [[Christoph Kolumbus]] 1492, oder auch den Verlust des Einflusses der institutionalisierten katholischen Kirche und den Beginn der [[Reformation]]. Diese Ereignisse sind alle zwischen der Mitte des 15. und der Schwelle zum 16. Jahrhundert anzusiedeln. Im selben Zeitraum kann man das Ende des Mittelalters in Deutschland auch mit der [[Reichsreform (HRR)|Reichsreform]] als dem verfassungsrechtlichen Ende des klassischen [[Feudalismus]] lokalisieren.
 
Wie hinsichtlich des Übergangs von der Antike ins Mittelalter, so sind auch für das Ende des Mittelalters verschiedene Forschungsansätze möglich. Es handelt sich letztlich um fließende Übergänge und nicht um einen zeitlich exakt datierbaren Bruch. Als wesentlich für den Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit betrachtet man im Allgemeinen die Zeit der [[Renaissance]] (je nach Land spätes 14. Jahrhundert bis 16. Jahrhundert), die Erfindung des modernen [[Buchdruck]]s mit beweglichen Lettern um 1450 und die damit beschleunigte Verschriftlichung des Wissens, die [[Entdeckung Amerikas 1492|Entdeckung insbesondere der ''Neuen Welt'']] durch [[Christoph Kolumbus]] 1492, oder auch den Verlust des Einflusses der institutionalisierten katholischen Kirche und den Beginn der [[Reformation]]. Diese Ereignisse sind alle zwischen der Mitte des 15. und der Schwelle zum 16. Jahrhundert anzusiedeln. Im selben Zeitraum kann man das Ende des Mittelalters in Deutschland auch mit der [[Reichsreform (HRR)|Reichsreform]] als dem verfassungsrechtlichen Ende des klassischen [[Feudalismus]] lokalisieren.
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== Juden im mittelalterlichen Europa ==
 
== Juden im mittelalterlichen Europa ==
 
{{Hauptartikel|Geschichte der Juden (Mittelalter)}}
 
{{Hauptartikel|Geschichte der Juden (Mittelalter)}}
[[Datei:Alte Synagoge Erfurt.JPG|miniatur|[[Alte Synagoge (Erfurt)|Alte Synagoge]] in [[Erfurt]], 2009]]
      
Die [[Juden]] waren im mittelalterlichen Europa eine [[Minderheit]] mit eigenen Traditionen, eigener Kultur, Sprache und Religion. Zunächst im [[Ostfrankenreich]], dann im [[Heiliges Römisches Reich|Heiligen Römischen Reich]] unterstanden sie in besonderer Weise dem König bzw. dem [[Römisch-Deutscher Kaiser|römisch-deutschen Kaiser]], waren aber auch [[Schutzjuden|Schutzbefohlene]] anderer Herren. In Mitteleuropa [[Interaktion|interagierten]] sie mit einer ihnen feindlichen durch das [[Christentum]] geprägten [[Gesellschaft (Soziologie)|Gesellschaft]], auf der [[Iberische Halbinsel|Iberischen Halbinsel]] bis zur [[Reconquista]] mit einer durch den [[Islam]] geprägten, die ihre Fähigkeiten zu nutzen wusste. Die im Mittelalter auf der Iberischen Halbinsel ansässigen Juden werden als [[Sefardim]], die im übrigen Europa ansässigen als [[Aschkenasim]] bezeichnet.<ref name="Trepp_Juden_66">[[Leo Trepp]]: ''Die Juden. Volk, Geschichte, Religion.'' Hamburg 1998, ISBN 3-499-60618-6, S.&nbsp;66 ff.</ref>
 
Die [[Juden]] waren im mittelalterlichen Europa eine [[Minderheit]] mit eigenen Traditionen, eigener Kultur, Sprache und Religion. Zunächst im [[Ostfrankenreich]], dann im [[Heiliges Römisches Reich|Heiligen Römischen Reich]] unterstanden sie in besonderer Weise dem König bzw. dem [[Römisch-Deutscher Kaiser|römisch-deutschen Kaiser]], waren aber auch [[Schutzjuden|Schutzbefohlene]] anderer Herren. In Mitteleuropa [[Interaktion|interagierten]] sie mit einer ihnen feindlichen durch das [[Christentum]] geprägten [[Gesellschaft (Soziologie)|Gesellschaft]], auf der [[Iberische Halbinsel|Iberischen Halbinsel]] bis zur [[Reconquista]] mit einer durch den [[Islam]] geprägten, die ihre Fähigkeiten zu nutzen wusste. Die im Mittelalter auf der Iberischen Halbinsel ansässigen Juden werden als [[Sefardim]], die im übrigen Europa ansässigen als [[Aschkenasim]] bezeichnet.<ref name="Trepp_Juden_66">[[Leo Trepp]]: ''Die Juden. Volk, Geschichte, Religion.'' Hamburg 1998, ISBN 3-499-60618-6, S.&nbsp;66 ff.</ref>
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== Anmerkungen ==
 
== Anmerkungen ==
 
<references />
 
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{{Normdaten|TYP=s|GND=4129108-6}}
      
[[Kategorie:Mittelalter| ]]
 
[[Kategorie:Mittelalter| ]]
 
[[Kategorie:Historisches Zeitalter]]
 
[[Kategorie:Historisches Zeitalter]]

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