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=== Luftkrieg ===
 
=== Luftkrieg ===
{{Hauptartikel|Luftkrieg im Zweiten Weltkrieg}}
      
Beim [[Überfall auf Polen]] hatte die Luftwaffe die [[Luftüberlegenheit|Luftherrschaft]], da die [[Polnische Luftstreitkräfte|polnischen Luftstreitkräfte]] mit ihren größtenteils veralteten Flugzeugen nur wenig Widerstand leisten konnten. Die [[Schlacht um Warschau (1939)|Luftangriffe auf Warschau]] im September 1939 erfolgten vor allem auf zivile Ziele. Nach dem [[Überfall auf die Niederlande, Belgien und Luxemburg]] zerstörte die Luftwaffe am 14. Mai 1940 bei der [[Bombardierung von Rotterdam 1940|Bombardierung von Rotterdam]] die Altstadt vollständig.
 
Beim [[Überfall auf Polen]] hatte die Luftwaffe die [[Luftüberlegenheit|Luftherrschaft]], da die [[Polnische Luftstreitkräfte|polnischen Luftstreitkräfte]] mit ihren größtenteils veralteten Flugzeugen nur wenig Widerstand leisten konnten. Die [[Schlacht um Warschau (1939)|Luftangriffe auf Warschau]] im September 1939 erfolgten vor allem auf zivile Ziele. Nach dem [[Überfall auf die Niederlande, Belgien und Luxemburg]] zerstörte die Luftwaffe am 14. Mai 1940 bei der [[Bombardierung von Rotterdam 1940|Bombardierung von Rotterdam]] die Altstadt vollständig.
    
In den ersten Monaten der [[Luftschlacht um England]] richteten sich die deutschen Angriffe noch ausschließlich gegen militärische Ziele wie Fliegerhorste, Marinestützpunkte und die Anlagen der [[Chain Home|Chain-Home]]-Radarkette. Die Einheiten des britischen [[RAF Fighter Command|Fighter Command]] konnten jedoch die [[Luftüberlegenheit]] gegenüber den Angreifern behaupten. Die Luftschlacht wurde radikaler, als die Luftwaffe am 24.&nbsp;August 1940 einen ersten Angriff auf London flog und Churchill zur Vergeltung die [[Luftangriffe der Alliierten auf Berlin|Bombardierung Berlins]] befahl. Bis Ende des Jahres starben in London rund 14.000 Menschen.<ref name="Jörg Friedrich 1945">Jörg Friedrich: ''Der Brand. Deutschland im Bombenkrieg 1940–1945.'' Propyläen, München 2002, S. 73.</ref>
 
In den ersten Monaten der [[Luftschlacht um England]] richteten sich die deutschen Angriffe noch ausschließlich gegen militärische Ziele wie Fliegerhorste, Marinestützpunkte und die Anlagen der [[Chain Home|Chain-Home]]-Radarkette. Die Einheiten des britischen [[RAF Fighter Command|Fighter Command]] konnten jedoch die [[Luftüberlegenheit]] gegenüber den Angreifern behaupten. Die Luftschlacht wurde radikaler, als die Luftwaffe am 24.&nbsp;August 1940 einen ersten Angriff auf London flog und Churchill zur Vergeltung die [[Luftangriffe der Alliierten auf Berlin|Bombardierung Berlins]] befahl. Bis Ende des Jahres starben in London rund 14.000 Menschen.<ref name="Jörg Friedrich 1945">Jörg Friedrich: ''Der Brand. Deutschland im Bombenkrieg 1940–1945.'' Propyläen, München 2002, S. 73.</ref>
[[Datei:Coventry bomb damage H5600.jpg|mini|Stadtzentrum von [[Coventry]] nach dem deutschen [[Luftangriffe auf Coventry|Luftangriff vom 14.&nbsp;November 1940]]]]
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Am 14.&nbsp;November 1940 flog die Luftwaffe einen schweren [[Luftangriffe auf Coventry|Luftangriff auf Coventry]]. Dabei kamen mindestens 568 Menschen ums Leben. Neben Fahrzeug- und Motorenwerken wurden Tausende von Wohnhäusern getroffen und die mittelalterliche [[Coventry Cathedral|St.-Michaels-Kathedrale]] zerstört. Die nationalsozialistische Propaganda erfand den Begriff des „[[Coventrieren]]s“ für das [[Flächenbombardement]]. Die Royal Air Force griff ab Mai 1940 nadelstichartig deutsche Städte (z.&nbsp;B. [[Mönchengladbach|München Gladbach]]) und Industrieanlagen wie die [[Deurag-Nerag]]-Raffinerie (→&nbsp;[[Luftangriffe auf Hannover]]) an. Nachdem die Luftwaffe Anfang 1941 die Luftschlacht um England abgebrochen und einen Großteil ihrer Bomber und Jagdflugzeuge wegen des geplanten [[Deutsch-Sowjetischer Krieg|Angriffs auf die Sowjetunion]] nach Osten verlegt hatte, flog die RAF mehr Nachtangriffe auf deutsche Großstädte.
 
Am 14.&nbsp;November 1940 flog die Luftwaffe einen schweren [[Luftangriffe auf Coventry|Luftangriff auf Coventry]]. Dabei kamen mindestens 568 Menschen ums Leben. Neben Fahrzeug- und Motorenwerken wurden Tausende von Wohnhäusern getroffen und die mittelalterliche [[Coventry Cathedral|St.-Michaels-Kathedrale]] zerstört. Die nationalsozialistische Propaganda erfand den Begriff des „[[Coventrieren]]s“ für das [[Flächenbombardement]]. Die Royal Air Force griff ab Mai 1940 nadelstichartig deutsche Städte (z.&nbsp;B. [[Mönchengladbach|München Gladbach]]) und Industrieanlagen wie die [[Deurag-Nerag]]-Raffinerie (→&nbsp;[[Luftangriffe auf Hannover]]) an. Nachdem die Luftwaffe Anfang 1941 die Luftschlacht um England abgebrochen und einen Großteil ihrer Bomber und Jagdflugzeuge wegen des geplanten [[Deutsch-Sowjetischer Krieg|Angriffs auf die Sowjetunion]] nach Osten verlegt hatte, flog die RAF mehr Nachtangriffe auf deutsche Großstädte.
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Die Umsetzung dieser Ziele begann 1942 mit den Luftangriffen auf [[Luftangriff auf Lübeck am 29. März 1942|Lübeck Ende März]] und [[Luftangriffe auf Rostock|Rostock Ende April]]. Der erste „[[Tausend-Bomber-Angriff]]“ richtete sich Ende Mai gegen Köln ([[Operation Millennium]]), gefolgt von zahlreichen [[Luftangriffe auf das Ruhrgebiet|Angriffen auf Städte des Ruhrgebiets]]. Im Januar 1943 flog das Bomber Command den ersten großen Angriff auf Berlin. Hier warfen zum ersten Mal ''[[Pathfinder Force|Pfadfinder-Flugzeuge]]'' Zielmarkierungsbomben<ref>Auch [[Fliegerbombe#Leuchtbombe|Leuchtbomben]]/''Christbäume''/''Tannenbäume'' genannt.</ref> ab. Ende desselben Monats griffen auch die ''USAAF'' erstmals U-Boot-Werften in [[Wilhelmshaven]] an.<ref name="Beevor_515">Antony Beevor: ''Der Zweite Weltkrieg.'' München 2014, S. 515&nbsp;f.</ref> Im März 1943 wurde das deutsche Rüstungszentrum [[Essen#Zweiter Weltkrieg|Essen]] von der RAF angegriffen und die [[Krupp-Gussstahlfabrik]] schwer getroffen, wodurch sich die Produktion der Panzer ''[[Panzerkampfwagen VI Tiger|Tiger]]'' und ''[[Panzerkampfwagen V Panther|Panther]]'' verzögerte, was zu einer Verschiebung des [[Unternehmen Zitadelle|Unternehmens Zitadelle]] bei Kursk führte.<ref name="Beevor_515" /> Göring zog immer mehr Jägerstaffeln von der Ostfront für den Schutz deutscher Städte ab. Die negativen Auswirkungen für den Kriegsverlauf im Osten dürften wesentlich größer gewesen sein als die Abschüsse, die die Jäger den alliierten Bombern zufügen konnten.<ref name="Beevor_515" /> In diesem Frühjahr 1943 wurden die Verluste der alliierten Bomberflotten besorgniserregend. Nicht einmal ein Fünftel der Besatzungen der RAF überlebte einen Zyklus von 30 Einsätzen. Die 8.&nbsp;US-Luftflotte verlor durch Abschüsse so viele Flugzeuge, dass sie in diesem Jahr nicht mehr in der Lage war, die für den Erfolg einer Invasion in Westeuropa nötige Luftüberlegenheit herzustellen.<ref name="Beevor_515" /> Im August 1943 wurde Hamburg bei der [[Operation Gomorrha]] zerstört, in der schätzungsweise 34.000&nbsp;Menschen ihr Leben im [[Feuersturm]] verloren. Die USAAF konzentrierten sich bei ihren Tagesangriffen vorwiegend auf Industrieziele, während Bomber der RAF bei Nacht die Städte bombardierten. Die US-amerikanischen Bomberverbände hatten zunächst beträchtliche Verluste, beispielsweise bei den Angriffen gegen [[Operation Double Strike|Schweinfurt]] und Essen. Als ab Frühjahr&nbsp;1944 verstärkt Langstreckenjäger ([[Lockheed P-38|P-38]], [[Republic P-47|P-47]] und [[North American P-51|P-51]]) die Bomber der USAAF begleiteten, gingen die Verlustzahlen deutlich zurück. Mit den massiven Luftangriffen hofften die Alliierten auch, verstärkt [[Widerstand gegen den Nationalsozialismus|Widerstand gegen das NS-Regime]] hervorzurufen und damit den Krieg verkürzen zu können.
 
Die Umsetzung dieser Ziele begann 1942 mit den Luftangriffen auf [[Luftangriff auf Lübeck am 29. März 1942|Lübeck Ende März]] und [[Luftangriffe auf Rostock|Rostock Ende April]]. Der erste „[[Tausend-Bomber-Angriff]]“ richtete sich Ende Mai gegen Köln ([[Operation Millennium]]), gefolgt von zahlreichen [[Luftangriffe auf das Ruhrgebiet|Angriffen auf Städte des Ruhrgebiets]]. Im Januar 1943 flog das Bomber Command den ersten großen Angriff auf Berlin. Hier warfen zum ersten Mal ''[[Pathfinder Force|Pfadfinder-Flugzeuge]]'' Zielmarkierungsbomben<ref>Auch [[Fliegerbombe#Leuchtbombe|Leuchtbomben]]/''Christbäume''/''Tannenbäume'' genannt.</ref> ab. Ende desselben Monats griffen auch die ''USAAF'' erstmals U-Boot-Werften in [[Wilhelmshaven]] an.<ref name="Beevor_515">Antony Beevor: ''Der Zweite Weltkrieg.'' München 2014, S. 515&nbsp;f.</ref> Im März 1943 wurde das deutsche Rüstungszentrum [[Essen#Zweiter Weltkrieg|Essen]] von der RAF angegriffen und die [[Krupp-Gussstahlfabrik]] schwer getroffen, wodurch sich die Produktion der Panzer ''[[Panzerkampfwagen VI Tiger|Tiger]]'' und ''[[Panzerkampfwagen V Panther|Panther]]'' verzögerte, was zu einer Verschiebung des [[Unternehmen Zitadelle|Unternehmens Zitadelle]] bei Kursk führte.<ref name="Beevor_515" /> Göring zog immer mehr Jägerstaffeln von der Ostfront für den Schutz deutscher Städte ab. Die negativen Auswirkungen für den Kriegsverlauf im Osten dürften wesentlich größer gewesen sein als die Abschüsse, die die Jäger den alliierten Bombern zufügen konnten.<ref name="Beevor_515" /> In diesem Frühjahr 1943 wurden die Verluste der alliierten Bomberflotten besorgniserregend. Nicht einmal ein Fünftel der Besatzungen der RAF überlebte einen Zyklus von 30 Einsätzen. Die 8.&nbsp;US-Luftflotte verlor durch Abschüsse so viele Flugzeuge, dass sie in diesem Jahr nicht mehr in der Lage war, die für den Erfolg einer Invasion in Westeuropa nötige Luftüberlegenheit herzustellen.<ref name="Beevor_515" /> Im August 1943 wurde Hamburg bei der [[Operation Gomorrha]] zerstört, in der schätzungsweise 34.000&nbsp;Menschen ihr Leben im [[Feuersturm]] verloren. Die USAAF konzentrierten sich bei ihren Tagesangriffen vorwiegend auf Industrieziele, während Bomber der RAF bei Nacht die Städte bombardierten. Die US-amerikanischen Bomberverbände hatten zunächst beträchtliche Verluste, beispielsweise bei den Angriffen gegen [[Operation Double Strike|Schweinfurt]] und Essen. Als ab Frühjahr&nbsp;1944 verstärkt Langstreckenjäger ([[Lockheed P-38|P-38]], [[Republic P-47|P-47]] und [[North American P-51|P-51]]) die Bomber der USAAF begleiteten, gingen die Verlustzahlen deutlich zurück. Mit den massiven Luftangriffen hofften die Alliierten auch, verstärkt [[Widerstand gegen den Nationalsozialismus|Widerstand gegen das NS-Regime]] hervorzurufen und damit den Krieg verkürzen zu können.
[[Datei:B-17 Flying Fortress.jpg|mini|[[B-17 Flying Fortress]] am Nachthimmel über Europa]]
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Im Verlauf des Jahres 1944 erhöhte sich die alliierte Luftüberlegenheit derart, dass beinahe täglich Bomber in das Reichsgebiet einflogen. In der ''[[Big Week]]'' wurden im Februar 1944 ausgewählte Ziele der deutschen Rüstungsindustrie mit 6.000 Bombern von RAF und USAAF angegriffen. Als ab Mai 1944 die kriegswichtigen Raffinerien und [[Deutsches synthetisches Benzin|Hydrieranlagen]], unter anderen die [[Leunawerke#Zweiter Weltkrieg|Leunawerke]], [[Luftangriffe auf die Leunawerke|verstärkt bombardiert]] wurden, wurde die Treibstoffversorgung des Heeres und insbesondere der Luftwaffe erheblich beeinträchtigt. Mit dem darauf folgenden Ausfall von 90 % der deutschen Benzinproduktion war der Krieg laut Rüstungsminister [[Albert Speer]] für das Deutsche Reich auch „produktionstechnisch verloren“.<ref>[[Adelbert Reif]]: ''Albert Speer. Kontroversen um ein deutsches Phänomen.'' Bernard & Graefe, München 1978, S. 73.<br />
 
Im Verlauf des Jahres 1944 erhöhte sich die alliierte Luftüberlegenheit derart, dass beinahe täglich Bomber in das Reichsgebiet einflogen. In der ''[[Big Week]]'' wurden im Februar 1944 ausgewählte Ziele der deutschen Rüstungsindustrie mit 6.000 Bombern von RAF und USAAF angegriffen. Als ab Mai 1944 die kriegswichtigen Raffinerien und [[Deutsches synthetisches Benzin|Hydrieranlagen]], unter anderen die [[Leunawerke#Zweiter Weltkrieg|Leunawerke]], [[Luftangriffe auf die Leunawerke|verstärkt bombardiert]] wurden, wurde die Treibstoffversorgung des Heeres und insbesondere der Luftwaffe erheblich beeinträchtigt. Mit dem darauf folgenden Ausfall von 90 % der deutschen Benzinproduktion war der Krieg laut Rüstungsminister [[Albert Speer]] für das Deutsche Reich auch „produktionstechnisch verloren“.<ref>[[Adelbert Reif]]: ''Albert Speer. Kontroversen um ein deutsches Phänomen.'' Bernard & Graefe, München 1978, S. 73.<br />
 
[[Percy Ernst Schramm]]: ''Hitler als militärischer Führer. Erkenntnisse und Erfahrungen aus dem Kriegstagebuch des Oberkommandos der Wehrmacht.'' Athenäum, Frankfurt am Main 1965, S. 36.<br />''[https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-46173390.html Schlacht um Sprit]'', [[Der Spiegel]] 14/1964 vom 1. April 1964, S. 61.</ref> Der [[Luftangriffe auf Ploiești|Luftangriff auf Ploiești]] am 19.&nbsp;August 1944 zerstörte eine weitere wichtige Quelle für Treibstoff.
 
[[Percy Ernst Schramm]]: ''Hitler als militärischer Führer. Erkenntnisse und Erfahrungen aus dem Kriegstagebuch des Oberkommandos der Wehrmacht.'' Athenäum, Frankfurt am Main 1965, S. 36.<br />''[https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-46173390.html Schlacht um Sprit]'', [[Der Spiegel]] 14/1964 vom 1. April 1964, S. 61.</ref> Der [[Luftangriffe auf Ploiești|Luftangriff auf Ploiești]] am 19.&nbsp;August 1944 zerstörte eine weitere wichtige Quelle für Treibstoff.

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