Änderungen

Zur Navigation springen Zur Suche springen
K
Zeile 558: Zeile 558:     
==== Ostfront, 1944/45 ====
 
==== Ostfront, 1944/45 ====
[[Datei:194407 abandoned german vehicles belarus (revised).jpg|mini|Aufgegebenes Kriegsmaterial der deutschen [[9. Armee (Wehrmacht)|9. Armee]] nahe [[Babrujsk]] (Weißrussland), Ende Juni 1944]]
      
In zeitlicher Abstimmung mit der Invasion im Westen gelang der Sowjetunion im Juni, Juli und August 1944 mit der [[Operation Bagration]] die vollständige Zerschlagung der Heeresgruppe Mitte. Sie gilt mit einem Verlust von 28 Divisionen der Wehrmacht als verlustreichste Niederlage in der deutschen Militärgeschichte. Die Rote Armee konnte von [[Weißrussland]] bis kurz vor Warschau und zur Grenze Ostpreußens vorstoßen. Am 3. Juli eroberten sowjetische Truppen [[Minsk]] zurück, weiter südlich drang ab dem 13. Juli in [[Galizien]] eine weitere sowjetische Offensive bis [[Lemberg]] und an die [[Weichsel]] vor. Ab diesem Zeitpunkt war die Wehrmacht nur noch zu hinhaltendem Widerstand gegen die Rote Armee fähig.
 
In zeitlicher Abstimmung mit der Invasion im Westen gelang der Sowjetunion im Juni, Juli und August 1944 mit der [[Operation Bagration]] die vollständige Zerschlagung der Heeresgruppe Mitte. Sie gilt mit einem Verlust von 28 Divisionen der Wehrmacht als verlustreichste Niederlage in der deutschen Militärgeschichte. Die Rote Armee konnte von [[Weißrussland]] bis kurz vor Warschau und zur Grenze Ostpreußens vorstoßen. Am 3. Juli eroberten sowjetische Truppen [[Minsk]] zurück, weiter südlich drang ab dem 13. Juli in [[Galizien]] eine weitere sowjetische Offensive bis [[Lemberg]] und an die [[Weichsel]] vor. Ab diesem Zeitpunkt war die Wehrmacht nur noch zu hinhaltendem Widerstand gegen die Rote Armee fähig.
   −
[[Datei:Warsaw 1944.jpg|mini|links|[[Warschauer Aufstand]], August – Oktober 1944: brennendes Haus in der Altstadt ([[Agfacolor]]-Foto). Fotografin: Ewa Faryaszewska (1920–1944)<ref>S. a. [https://www.auswaertiges-amt.de/de/newsroom/maas-gedenken-warschauer-aufstand/2236706 die Rede] des Außenministers [[Heiko Maas]] am 1. August 2019 mit Bezug auf Ewa Faryaszewska und deren Fotografien aus dem Warschauer Aufstand.</ref> ]]
   
Am 1. August begann der [[Warschauer Aufstand]] der [[Polnische Heimatarmee|Polnischen Heimatarmee]]. Am 20. August marschierte die Rote Armee in [[Operation Jassy-Kischinew|Rumänien]] ein, woraufhin am 23.&nbsp;August König Michael durch einen [[Königlicher Staatsstreich in Rumänien 1944|Staatsstreich]] den Diktator [[Ion Antonescu]] stürzte und am 24. August die rumänische Armee den Kampf an Deutschlands Seite einstellte. Als die Wehrmacht am 29. August aufgrund zunehmender Partisanenaktivitäten mit der militärischen Besetzung der Slowakei begann, brach dort der [[Slowakischer Nationalaufstand|Slowakische Nationalaufstand]] aus, der von Teilen der slowakischen Armee getragen wurde. Die Erfolge der Sowjetunion zwangen die Wehrmacht zum Rückzug aus Griechenland; am 13. Oktober rückten britische Einheiten in Athen ein. Am 5.&nbsp;September nahm die Rote Armee Bulgarien ein; der Unterstützung durch die Sowjetunion sicher, führten die [[Bulgarische Kommunistische Partei|bulgarischen Kommunisten]] am 9.&nbsp;September eine gewaltsame Änderung der [[Staatsform]] herbei und übernahmen die Führung im Land.
 
Am 1. August begann der [[Warschauer Aufstand]] der [[Polnische Heimatarmee|Polnischen Heimatarmee]]. Am 20. August marschierte die Rote Armee in [[Operation Jassy-Kischinew|Rumänien]] ein, woraufhin am 23.&nbsp;August König Michael durch einen [[Königlicher Staatsstreich in Rumänien 1944|Staatsstreich]] den Diktator [[Ion Antonescu]] stürzte und am 24. August die rumänische Armee den Kampf an Deutschlands Seite einstellte. Als die Wehrmacht am 29. August aufgrund zunehmender Partisanenaktivitäten mit der militärischen Besetzung der Slowakei begann, brach dort der [[Slowakischer Nationalaufstand|Slowakische Nationalaufstand]] aus, der von Teilen der slowakischen Armee getragen wurde. Die Erfolge der Sowjetunion zwangen die Wehrmacht zum Rückzug aus Griechenland; am 13. Oktober rückten britische Einheiten in Athen ein. Am 5.&nbsp;September nahm die Rote Armee Bulgarien ein; der Unterstützung durch die Sowjetunion sicher, führten die [[Bulgarische Kommunistische Partei|bulgarischen Kommunisten]] am 9.&nbsp;September eine gewaltsame Änderung der [[Staatsform]] herbei und übernahmen die Führung im Land.
    
Die finnische Regierung schloss am 19.&nbsp;September einen Waffenstillstand mit der Sowjetunion. Am 20.&nbsp;Oktober eroberten sowjetische Einheiten und [[jugoslawische Partisanen]] unter Tito die Hauptstadt [[Belgrader Operation|Belgrad]]. Im [[Baltikum]] zog sich die [[Heeresgruppe Nord]] am 13. Oktober aus [[Riga]] nach [[Kurland]] zurück. In [[Ostpreußen]] kam die Offensive der Sowjetunion im Oktober nach anfänglichen Erfolgen zum Erliegen.
 
Die finnische Regierung schloss am 19.&nbsp;September einen Waffenstillstand mit der Sowjetunion. Am 20.&nbsp;Oktober eroberten sowjetische Einheiten und [[jugoslawische Partisanen]] unter Tito die Hauptstadt [[Belgrader Operation|Belgrad]]. Im [[Baltikum]] zog sich die [[Heeresgruppe Nord]] am 13. Oktober aus [[Riga]] nach [[Kurland]] zurück. In [[Ostpreußen]] kam die Offensive der Sowjetunion im Oktober nach anfänglichen Erfolgen zum Erliegen.
   −
[[Datei:Bundesarchiv Bild 146-1986-064-15, Ungarn, Straßenkämpfe, ungarische Pak.jpg|mini|Ungarische Soldaten mit PAK bei Kämpfen in einem Budapester Vorort. Der Kriegsberichterstatter der SS-[[Propagandakompanie]] kommentierte im Nazi-Jargon: „November 1944, Kampfraum Ungarn. Erst gestern brach der Feind hier ein, wurde aber im Gegenstoß sofort zurückgeschlagen. [...] Ungarische Pak sichert die Ausfall-Strassen vor erneuten bolschewistischen Überfällen.“]]
   
In der [[Schlacht um Budapest]] wurde die ungarische Hauptstadt belagert und konnte erst im Februar 1945 von der Roten Armee eingenommen werden.
 
In der [[Schlacht um Budapest]] wurde die ungarische Hauptstadt belagert und konnte erst im Februar 1945 von der Roten Armee eingenommen werden.
 
Die Rote Armee stieß Anfang 1945 von Warschau (Befreiung am 17.&nbsp;Januar) aus nach Norden vor und schnitt damit Ostpreußen vom Deutschen Reich ab. Zehntausende Deutsche flohen während der [[Schlacht um Ostpreußen]] über das zugefrorene [[Frisches Haff|Frische Haff]] nach Westen.
 
Die Rote Armee stieß Anfang 1945 von Warschau (Befreiung am 17.&nbsp;Januar) aus nach Norden vor und schnitt damit Ostpreußen vom Deutschen Reich ab. Zehntausende Deutsche flohen während der [[Schlacht um Ostpreußen]] über das zugefrorene [[Frisches Haff|Frische Haff]] nach Westen.
   −
[[Datei:Bundesarchiv Bild 146-1972-093-65, Flüchtlinge auf Schiff.jpg|mini|links|[[Unternehmen Hannibal]], Januar 1945: [[Verwundeten- und Flüchtlingstransporte über die Ostsee 1945|Flüchtlinge]] aus [[Königsberg (Preußen)|Königsberg]] auf dem [[Flugsicherungsschiff|Flug&shy;sicherungsschiff]] [[Hans Albrecht Wedel (Schiff, 1940)|Hans Albrecht Wedel]]]]
   
Bei den [[Verwundeten- und Flüchtlingstransporte über die Ostsee 1945|Verwundeten- und Flüchtlingstransporten über die Ostsee]] gelangten mehrere Hunderttausend Menschen nach Westen. Im Zuge dieser Rettungsaktion ''([[Unternehmen Hannibal]])'' wurde am 30. Januar das ehemalige KdF-Schiff „[[Wilhelm Gustloff (Schiff)|Wilhelm Gustloff]]“ mit Tausenden von Menschen an Bord von dem U-Boot [[S-13]] der [[Baltische Flotte|Baltischen Flotte]] [[Torpedo|torpediert]] und ging auf Höhe von [[Ustka|Stolpmünde]] unter, wo 11&nbsp;Tage später die ''[[Steuben (Schiff)|Steuben]]'' ebenfalls ein Opfer von S-13 wurde. Die Versenkungen der ''Gustloff'', ''Steuben'', ''[[Goya (Schiff, 1940)|Goya]]'' (16.&nbsp;April 1945) und ''[[Cap Arcona (Schiff, 1927)|Cap Arcona]]'' (3.&nbsp;Mai 1945) mit zusammen mehr als 20.000 Opfern gelten als die größten [[Liste der schwersten Katastrophen der Schifffahrt|Katastrophen der Schifffahrt]].
 
Bei den [[Verwundeten- und Flüchtlingstransporte über die Ostsee 1945|Verwundeten- und Flüchtlingstransporten über die Ostsee]] gelangten mehrere Hunderttausend Menschen nach Westen. Im Zuge dieser Rettungsaktion ''([[Unternehmen Hannibal]])'' wurde am 30. Januar das ehemalige KdF-Schiff „[[Wilhelm Gustloff (Schiff)|Wilhelm Gustloff]]“ mit Tausenden von Menschen an Bord von dem U-Boot [[S-13]] der [[Baltische Flotte|Baltischen Flotte]] [[Torpedo|torpediert]] und ging auf Höhe von [[Ustka|Stolpmünde]] unter, wo 11&nbsp;Tage später die ''[[Steuben (Schiff)|Steuben]]'' ebenfalls ein Opfer von S-13 wurde. Die Versenkungen der ''Gustloff'', ''Steuben'', ''[[Goya (Schiff, 1940)|Goya]]'' (16.&nbsp;April 1945) und ''[[Cap Arcona (Schiff, 1927)|Cap Arcona]]'' (3.&nbsp;Mai 1945) mit zusammen mehr als 20.000 Opfern gelten als die größten [[Liste der schwersten Katastrophen der Schifffahrt|Katastrophen der Schifffahrt]].
   Zeile 578: Zeile 574:  
Am selben Tag erreichten erste sowjetische Einheiten [[Küstrin]] und damit die [[Oder]]. In der [[Schlacht um Königsberg]] besetzten die sowjetischen Angreifer am 9.&nbsp;April endgültig die Stadt.
 
Am selben Tag erreichten erste sowjetische Einheiten [[Küstrin]] und damit die [[Oder]]. In der [[Schlacht um Königsberg]] besetzten die sowjetischen Angreifer am 9.&nbsp;April endgültig die Stadt.
   −
[[Datei:Bundesarchiv Bild 183-E0406-0022-012, Sowjetische Artillerie vor Berlin.jpg|mini|Sowjetische Artillerie ([[76-mm-Divisionskanone M1942 (SiS-3)|SiS-3]]), 60&nbsp;km östlich vor Berlin, April 1945]]
      
Die Rote Armee stand nach der [[Weichsel-Oder-Operation]] Ende Januar 1945 entlang der Oder und Neiße von [[Stettin]] bis [[Görlitz]] knapp 80&nbsp;Kilometer vor Berlin. Vom 16. bis 19.&nbsp;April wurde bei den [[Schlacht um die Seelower Höhen|Seelower Höhen]] eine der größten Schlachten des Zweiten Weltkrieges geschlagen. Einer Million deutschen Soldaten, viele davon junge, kaum kampferfahrene Rekruten, mit 1500 Panzern, 10.400 Geschützen und 3300 Kampfflugzeugen, von denen viele mangels Treibstoff am Boden bleiben mussten, standen 1&nbsp;Million sowjetische Soldaten mit 3155 Panzern und 20.130&nbsp;Geschützen gegenüber. Es war der gewaltigste Feuerschlag des gesamten Krieges: Am ersten Tag wurden 1,2&nbsp;Millionen Granaten abgefeuert, deren Erschütterungen noch im 60&nbsp;km entfernten Osten Berlins die Wände beben ließen.<ref>Antony Beevor: ''Der Zweite Weltkrieg.'' München 2014, S. 839.</ref> Weiter nördlich, in Pommern, hatte [[Rokossowski]]s „Zweite weißrussische Front“ 1,4&nbsp;Millionen Soldaten, über 4000 Panzer und 23.000 schwere Geschütze. Im Süden, an der Neiße, verfügte [[Iwan Stepanowitsch Konew|Konjews]] ''Erste Ukrainische Front'' über weitere 1,1&nbsp;Millionen Soldaten und 2150 Panzer. Aus der Luft wurden alle ''[[Front (Großverband)|Fronten]]'' von zusammen 7500 Kampfflugzeugen unterstützt.<ref>Ian Kershaw: ''Das Ende. Kampf bis in den Untergang. NS-Deutschland 1944/45.'' DVA, München 2011, S. 418 f.</ref> Unterdessen wurde im Süden der sowjetische Belagerungsring um [[Breslau]] am 15.&nbsp;Februar geschlossen, das erst am 6.&nbsp;Mai in die Hände der Roten Armee fiel.
 
Die Rote Armee stand nach der [[Weichsel-Oder-Operation]] Ende Januar 1945 entlang der Oder und Neiße von [[Stettin]] bis [[Görlitz]] knapp 80&nbsp;Kilometer vor Berlin. Vom 16. bis 19.&nbsp;April wurde bei den [[Schlacht um die Seelower Höhen|Seelower Höhen]] eine der größten Schlachten des Zweiten Weltkrieges geschlagen. Einer Million deutschen Soldaten, viele davon junge, kaum kampferfahrene Rekruten, mit 1500 Panzern, 10.400 Geschützen und 3300 Kampfflugzeugen, von denen viele mangels Treibstoff am Boden bleiben mussten, standen 1&nbsp;Million sowjetische Soldaten mit 3155 Panzern und 20.130&nbsp;Geschützen gegenüber. Es war der gewaltigste Feuerschlag des gesamten Krieges: Am ersten Tag wurden 1,2&nbsp;Millionen Granaten abgefeuert, deren Erschütterungen noch im 60&nbsp;km entfernten Osten Berlins die Wände beben ließen.<ref>Antony Beevor: ''Der Zweite Weltkrieg.'' München 2014, S. 839.</ref> Weiter nördlich, in Pommern, hatte [[Rokossowski]]s „Zweite weißrussische Front“ 1,4&nbsp;Millionen Soldaten, über 4000 Panzer und 23.000 schwere Geschütze. Im Süden, an der Neiße, verfügte [[Iwan Stepanowitsch Konew|Konjews]] ''Erste Ukrainische Front'' über weitere 1,1&nbsp;Millionen Soldaten und 2150 Panzer. Aus der Luft wurden alle ''[[Front (Großverband)|Fronten]]'' von zusammen 7500 Kampfflugzeugen unterstützt.<ref>Ian Kershaw: ''Das Ende. Kampf bis in den Untergang. NS-Deutschland 1944/45.'' DVA, München 2011, S. 418 f.</ref> Unterdessen wurde im Süden der sowjetische Belagerungsring um [[Breslau]] am 15.&nbsp;Februar geschlossen, das erst am 6.&nbsp;Mai in die Hände der Roten Armee fiel.

Navigationsmenü